Roger Daltrey

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Roger Daltrey – Daltrey (p) 1973

Im Oktober 1971 bekam ich von einem Klassenkameraden die Single „Won’t Get Fooled Again“ von The Who geschenkt, noch heute ein Wahnsinns-Song. Damit hatte mein erster Kontakt mit dieser Ausnahmeband und ihrem charismatischen Sänger Roger Daltrey stattgefunden. Dann fand ich irgendwann im damaligen Oldie-Record Shop in Hamburg eine LP mit dem schlichten Namen „Daltrey“ und auf dem goldfarbenen Cover blickte einem Roger Daltrey wie ein einer russichen Ikone entsprungener Jesus entgegen (das Bild fand 1975 übrigens Wiederverwendung in der Verfilmung von „Tommy“…).

Also die acht Mark (8.-!) auf den Tisch, die LP unter den Arm und ab nach Hause. Dort wartete dann eine richtige Überraschung auf mich. Kaum hatte der Dual-Plattenspieler seine Nadel abgesetzt, klang aus den Boxen ein Sound, der aber auch gar nichts mit „My Generation“, „Magic Bus“ oder „Won’t Get Fooled Again“ zu tun hatte.

Unter der Regie von Adam Faith und unter Mitwirkung von Dave Courtney (piano), Russ Ballard (guitar, keyboards), Bob Henrit (drums), B.J. Cole (steel guitar), Dave Arbus (violin), Dave Wintour (bass guitar) sowie einem bis dahin unbekannten Leo Sayer entstand eine Platte mit ruhigen und gefühlvollen Stücken, die eine völlig neuen Facette von Roger Daltrey zeigten.

Das wohl bekannteste Stück „One Man Band“ wurde von Roger Daltrey nicht als Single ausgekoppelt, es wurde stattdessen in der Version von Leo Sayer ein Hit. Roger entschied sich für das ruhige „Giving It All Away“ (und landete damal sogar auf Platz 5 in England). „Giving It All Away“ zeigt die schiere emotionale Dynamik Daltreys und gibt mit diesem Song die Essenz des gesamten Albums wieder.

Das mit Streichern unterlegte „When The Music Stops“ erscheint wie ein offener Brief an die Bandkollegen, dessen Fazit am Ende in „One Man Band (reprise)“ mündet.
Es scheint, als ob Daltrey damals der musikalischen Dominanz Pete Townshends entfliehen wollte. Zumindest mit dieser LP ist ihm das eindrucksvoll gelungen.

Mein persönlicher Anspieltipp? „It’s A Hard Life“, ein leiser, besinnlicher Anfang, der in einem Aufschrei gegen das Schicksal endet um schließlich nahtlos in das tröstende „Giving It All Away“ überzugehen. Und der Quasi-Reggae „The Story So Far“ mit seinem Kneipen-Piano und den geilen Bläsern muß für Hardcore-Fans von The Who damals sicherlich eine Qual gewesen sein, für alle anderen jedoch eine echt positive Überraschung.

Was wäre noch erwähnenswert? Ach ja, auf der CD befindet sich mit „There Is Love“ die B-Seite der zweiten (erfolglosen) Single-Auskopplung „Thinkin“ und wer genau hinhört, der erkennt vielleicht Jimmy Page von Led Zeppelin an der Gitarre.

Roger Daltrey Daltrey (p) 1973