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Deep Purple – Infinite (Large Box-Set) (p) 2017

Unendlich?? Unendlich gut!!
Also: ich werde hier nicht auf die Songs eingehen, ich werde nicht über das Fehlen von Ritchie „Strumpfhosen“ Blackmore jammern… ich will nur ganz kurz(?) das Feeling wiedergeben, mit dem ich heute das inFinite-Large Box Set ausgepackt und aufgelegt habe. Kurzer Sprung zurück: vor knapp 45 Jahren hielt ich „In Rock“ in den Händen und war nach den ersten Takten(?) von Speed King elektrisiert. Und dann das Cover… in Stein gemeißelte Götter (okay, ich war erst 13 Jahre alt!) des harten, progressiven Rock.
Und heute kommt mit der Post dieses Riesenpaket und ich sehe die in Eis erstarrten… nein, es sind keine Götter mehr… Gesichter dieser großartigen Musiker und höre den Sound von vor 45 Jahren: die wabernden und dröhnenden Keyboards, eine melodisch-jaulende Gitarre, hämmernde und swingende Drums, den pulsierenden Bass und lediglich der (immer noch unverkennbaren) Stimme des Sängers merkt man die vergangenen Jahre an.
Das ist aber in keiner Weise negativ gemeint… jeder Satz, jede Phrasierung sitzt und kommt auf den Punkt. Hier erzählt ein reiferer Mann Geschichten, die das Leben geschrieben hat. Der wütendende und zornige „Jesus Christ Superstar“ gehört schon lange der Vergangenheit an, Ian Gillan hat seine Stil angepasst und es passt wie Dein Paar Lieblingssneaker.
Ich lasse mich für eine dreiviertel Stunde zurückfallen, genieße den Jameson und Bilder aus den vergangenen Jahre ziehen vorbei. Und wenn dies wirklich die letzte Scheibe sein sollte, dann ist das ein absolut würdiger Schlussakkord… verglichen mit dem Müll, den ich eben auf Vox bei der Echo-Verleihung gesehen habe, eine wahre Offenbarung.
Aber so wirklich mag ich es nicht glauben. Vielleicht folgt ja doch noch ein wirklich wahres letztes Album?? Und jetzt beginnt gerade „Roadhouse Blues“, ich muß Schluss machen und die „Live Tapes“ auflegen. Habe ich noch etwas vergessen? K a u f e n !! Diese Scheibe verdient alle Sterne der Welt!

 

Rival Sons – Great Western Valkyrie (p) 2014

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten?

Genau das war das erste Gefühl, als ich diese Band live als Vorgruppe erleben durfte. Vorgruppen sind ja so eine Sache, häufig genug ein Vorwand ein letztes Mal zu verschwinden… Zigarette für die Raucher, Bier ent- oder besorgen für den Rest der Welt.

Als diese Band an jenem Abend die Bühne enterte führte das bei mir am nächsten Tag zum Spontankauf ihres letzten Albums, natürlich die Vinyl-Version! Wenn eine Band so stilsicher den Hard- & Blues-Rock der 70er leben lässt, dann darf es keine CD sein.

Dann drehte sich die Platte auf dem Teller, und bei mir schlich sich ein Gefühl von „Kenn-ich-schon-,-das-sind-doch…“ ein. Und tatsächlich, auf der Platte, noch viel deutlicher als im Konzert, glaubt man als Fan der 70er viele bekannte Wendungen herauszuhören. Dieses Gefühl wird durch die Produktion verstärkt: rauh, leicht übersteuert und am besten gaaanz laut hören.

Aber ich hab die Truppe live gesehen und ich könnte, nein ich schwöre: das ist echt, das ist keine typische Retro-Band. Wer erinnert sich noch an der Erstling von Kingdom Come? Ein 1:1 LedZep-Plagiat und trotzdem witzig. Diese Scheibe („Great Western Valkyrie“) hat hingegen dermaßen viele neue Songs zu bieten, das derjenige, der mit dem Gedanken spielt, sich beispielsweise die 51. Neuauflage eines bereits 50-fach in seinem Besitz befindlichen Deep Purple-Live-Albums anzuschaffen, dieses Geld lieber in „Great Western Valkyrie“ investieren muß!!

Wenn Jay Buchanan in „Electric Man“ von seinem Cadillac und dem Girl singt, dann bohrt sich dieser Refrain in der Kopf. Das Gitarrenintro von Scott Holiday in „Play The Fool“ stammt definitiv von LedZep, aber spätestens im Refain haben sie Dich. Und dann kommt „Good Things“… boooaaa eeyyyh! Sommerabend auf der Veranda, das eiskalte Bier in der Hand und genieße das Leben! Es kommt wie es kommt:

Good things will happen
Bad things will happen, too
Sometimes its someone down the road
Sometimes its somebody next to you
Enjoy it right now
Because you never know
When its gonna end
Enjoy it right now
Because you never know
When its gonna end

Der Song hat das Zeug zu einem All-Time-Greatest! Und bevor ich jetzt auch noch die anderen Songs durchgehe, mein dringender Tipp an alle Deep-Purple-Led-Zeppelin-Doors-Free-Fans: holt euch diese Scheibe bevor es zu spät ist! Es werden nicht mehr viele neue Bands kommen, die diese Musik so leben wie die Rival Sons. Wer schon einmal Jay Buchanan auf der Bühne gesehen hat, der weiß was ich meine!

„Rival Sons – Great Western Valkyrie teleportiert die 70s ins Jahr 2014. Die Rival Sons verfeinern sämtliche ihrer Trademarks, riskieren eine Schippe Psychedelik im schweren Bluesrockgemisch und bekräftigen: die Geschichte des (traditionellen) Rock ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.“ (www.laut.de)