Passenger
04.11.2013, Tour 2013, Docks, Hamburg
Wenn sich eine Frauenclique aufgrund eines Radiohits spontan entschließt ins Konzert zu gehen… dann landen einige Männer bei Passenger (Ironie!!).
Plötzlich lagen also diese Eintrittskarten bei uns auf dem Tisch und ich musste erst mal schauen, wer denn diese Band ist. Mein erster Irrtum. Hinter Passenger verbirgt sich „nur“ ein Musiker, Mike Rosenberg, der Name ist das Überbleibsel eines Musikprojektes.
Bisher kannte ich ihn gar nicht und der Song „Let Her Go“ flatterte wie so viele Radiohits zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Belangloser Pop eben! Das war mein zweiter Irrtum.
Denn nachdem ich mir die CD „All The Little Lights“ besorgt und die Texte vorgenommen hatte wurde ich richtig neugierig.
Pünktlich angekommen im Docks, ergatterten wir einen guten Platz halblinks von der Bühne und ertrugen den Support-Act.
Stu Larsen ist ein langjähriger Kumpel von Mike Rosenberg, sein Auftritt war jedoch überhaupt nicht mein Ding. Wie sagte mein Schatz: „Das gute bei Strassenmusikern ist doch eigentlich, das man weitergehen kann?“ Wir konnten nicht weitergehen und ertrugen geduldig diesen Auftritt.
An der Musik lag es aber vermutlich nicht, dass drei Mädchen währenddessen umkippten und von den Sanitätern rausgetragen wurden.
Nach diesem Vorspiel schwante mir schon Böses! Sollte das so weitergehen? Mein dritter Irrtum!
Es gibt Künstler, die besitzen auf der Bühne das gewisse Etwas, sind sofort mit dem Publikum in Kontakt und haben etwas zu sagen. Mike Rosenberg zählt ganz gewiss zu dieser Gruppe. Vom ersten Moment hatte er das Publikum im Griff, erzählte zu jedem Song ein paar kleine Anekdoten, kleine Geschichten, mal traurig, mal witzig und ironisch. Dadurch konnte eigentlich jeder mit normalem Schulenglisch das Konzert und die Inhalte der Songs verfolgen.
Mit seiner wandlungsfähigen Stimme und dem guten Gitarrenspiel wurde es ein wirklich unterhaltsamer Abend. Teilweise kam mir der Vergleich mit einem „jungen englischen“ Reinhard Mey in den Sinn. Passt sicherlich nicht ganz, denn gegen Ende des Konzert ließ Mike Rosenberg seine Mitreisenden („Passenger“), also das Publikum, laut und ausgiebig mitsingen und die Coverversion von „The Sound Of Silence“ (Simon & Garfunkel) war für mich einer der Höhepunkte des Abends!
Mit dem Song „I Hate“ sprach er dann auch nicht nur mir aus vollem Herzen. Und als er mit „Let Her Go“ und „Holes“ seine mittlerweile zwei Radio-Hits darbot, war schon lange keine Rede mehr von „belanglosem Pop“ (s.o.).
Wer also mal Lust auf einen wirklich guten Musiker und knapp 100 Minuten tolle Unterhaltung hat, über normale Englischkenntnisse und knapp 25.-€ verfügt, der sollte sich Passenger vormerken.
Obwohl: die Kartenpreise werden mit dem Bekanntheitsgrad steigen, jede Wette!