Tuning

Slot.it McLaren M8D 1974 Interserie Led Zeppelin Slot Car 1/32 SICA26B

Um es auch hier kurz zu machen: Wer glaubt, ein Slotcar aus der Verpackung (ootb = „out of the box“) zu nehmen und dann gleich einen Wettbewerb mit fahren zu können… Ich sag nur „Zitronenfalter“!

Ich wollte das am Anfang auch nicht glauben und habe wirklich Lehrgeld bezahlt.

Deshalb möchte ich hier einmal am Beispiel eines Slot.It-Modells die notwendigen Schritte zeigen, damit mit wenig Aufwand aus dem „hübschen“ Auto ein richtiges Biest auf der Piste wird.

Weshalb Slot.It?
Die Fahrzeuge der italienischen Firma Slot.it im Masstab 1:32 bieten viel hochwertige Technik zu einem vernünftigen Preis (ca. 40€-50€).
Im Gegensatz zu den "berühmten" Carrera-Modellen handelt es sich bei den Modellen des italienischen Hersteller Slot.It um richtige Wettbewerbsmodelle.
Der Antrieb ist in einem mit dem Chassis verschraubten Motorhalter untergebracht. Hinten sind geschraubte Alufelgen auf einer Stahlachse montiert, die in selbstjustierenden Messing-Gleitlagern geführt ist. Die Vorderfelgen aus Plastik sind auf eine Stahlachse gesteckt, Führung durch Ösen im Chassis, die Höhe kann meist durch Böcke justiert werden.
Slot.it liefert viele verschiedene Motorritzel und Zahnräder, so kann man das Fahrverhalten optimal an die jeweilige Rennstrecke anpassen. Die Karosserien sind recht detailliert und schön lackiert, inzwischen gibt es bei den LeMans- und Gruppe C-Boliden eine große Auswahl an Modellen. In den Renncentern Schieren und Ratzeburg wird in dieser Klasse auf teure Tuningteile (Magnetfederung des Motorhalters, Magnesiumfelgen) verzichtet, da die Autos mit etwas bastlerischem Geschick auch so genug Potential für schnelle Rennen bieten.
Rennfertige Flitzer können auf der 32m Carrerabahn in Schieren Zeiten um die 8 sec. erreichen.

 

Ähnlich hochwertig verarbeitet sind die NSR-Fahrzeuge,  jedoch im Schnitt knapp 30,-€ teurer.

Und weil wir gerade beim Geld sind, die folgenden Tipps kosten kaum Geld und das Fahrzeug bleibt fast serienmäßig!

Bevor es jetzt los geht: Ich übernehme überhaupt keine Garantie für irgendwelche Schäden, Verletzungen und verlorene Rennen, die möglicherweise aufgrund der folgenden Tipps entstehen. Wer diese Tuningtipps nacharbeitet, handelt auf eigenes Risiko.

Bei mir haben diese Tipps jedoch einwandfrei funktioniert!

Fahrzeug zerlegen

Zunächst wird das ganze Fahrzeug zerlegt. Das ist handwerklich keine große Herausforderung. Zwei Kreuzschlitze lösen und der Deckel ist ab. Aber Vorsicht: verliert die Unterlegscheiben nicht!

Magnet raus, Vorderräder vorsichtig abziehen und mit Achse entfernen (nicht geschraubt), die Böcke unter der Vorderachse entfernen, Hinterräder lösen (Inbus 0,9) und mit Achse entfernen. Schleifer abziehen (bei einigen Modellen sind die Schleifer/Kabel mit Inbusschrauben fixiert!) und den Leitkiel vorsichtig herausziehen.

Den Motor (auch hier: vorsichtig!) heraushebeln und zum Schluss wird der Motorhalter abgeschraubt.

Bodenplatte richten

Wer die leere Bodenplatte jetzt auf eine ebene Unterlage legt (Richtplatte, Glas o.ä.) und dann alle vier Ecken nacheinander leicht antippt, der wird mit Sicherheit feststellen, dass sich mindestens eine gegenüberliegende Ecke anhebt.

Slotcars in diesem Preissegment sind Massenprodukte mit irren Fertigungstoleranzen, erfahrenere Slotter können davon Geschichten erzählen!

Wir wollen aber eine absolut plane Bodenplatte. Ein Golf mit einem Hinterrad, das 20cm über dem Boden schwebt... Unvorstellbar!

Dazu besorgen wir uns eine absolut plane und hitzebeständige Metallrichtplatte. Meine habe ich preiswert in der "Bucht" ersteigert.

Auf dieser platzieren wir die Bodenplatte und jetzt kommt der einzige sinnvolle Einsatz von Magneten im Slotracing:

die Bodenplatte wird mit Magneten fixiert. Alle Bereiche der Bodenplatte müssen an die Richtplatte gepresst werden. Sollten die bisher ausgebauten Magnete nicht ausreichen (oder zu schwach sein), dann empfehle ich ein paar Neodym-Magnete. Auch die gibt es preiswert in der "Bucht".

In der Küche wird der Ofen auf 200 Grad vorgeheizt. Die Richtplatte wird vorsichtig in eine Auflaufform gelegt (ein altes Geschirrhandtuch vermeidet Kratzer) und dann mit kochendem Wasser übergossen. Die Bodenplatte muss völlig abgedeckt sein.

Jetzt in den abgeschalteten (!) Ofen und über Nacht abkühlen lassen!

Motor spülen

Während die Bodenplatte abkühlt, widmen wir uns dem Motor.

Auch dies ist für den Anfänger kaum zu glauben, aber ein neuer Motor taugt in aller Regel nichts. Durch den Fertigungsprozess und/oder die Lagerung befindet sich auf der Wicklung eine Unmenge von Dreck. Also muss der Motor vor dem ersten Einsatz gewaschen werden.

Wir brauchen dazu einen Plastikbecher, etwas Isopropylalkohol (gibt es preiswert in jeder Apotheke) und eine Blockbatterie. Den Motor komplett in den Alkohol eintauchen, Batterie anklemmen (Laufrichtung beachten!) und 2-3 Minuten laufen lassen.

Wenn ihr unbenutzten Alkohol und einen sauberen Becher benutzt habt, dann wundert euch nicht, was anschließende im Becher schwimmt. Das alles hätte euren Motor gebremst!

Den Motor auch über Nacht trocknen lassen. Die Geduld zahlt sich aus!!

Einschub:

Für mich ist das Thema Slot.It-"Motor" hier beendet! Trotzdem gibt es natürlich noch die absoluten Profis, die ihren Motor 2-3 Tage einlaufen lassen. Das nur als Hinweis. Wer dazu mehr wissen möchte, der sollte sich mal auf den gängigen Seiten umschauen.

Blei und Schleifer

Der Rest ist dann relativ einfach. Ich tausche in aller Regel die Schleifer gegen die verzinnten von Slot.It (Bestell-Nr. SP18) aus. Ein Stück verzinntes, feines und weiches Kupfergewebe als Meterware zum selber zuschneiden. Breite ca. 4 mm und Stärke 0,3 mm. Die Schleifer können durch Stauchen auf eine breitere Auflagefläche getrimmt werden. Dadurch, dass man auf die passende Länge abschneiden kann, hat man weniger Verbrauch, als bei vorgefertigten einzelnen Schleifern.

Unter die Hinterachse kommt ein spezielles 2,5g Trimmgewicht von Slot.It (Bestell-Nr. SP23, ca. 4,00 €). Der Clou: es hat die Passform der Slot.It-Magneten und kann in die Aufnahmen hineingedrückt werden.

Der Rest der Verbleiung ist natürlich abhängig vom Fahrzeug und der persönlichen Fahrweise, für die Testfahrten kann man zunächst Teppichklebeband nutzen, die endgültige Fixierung würde ich jedoch mit Heißkleber oder Sekundenkleber (je nach Position) vornehmen.

Endkontrolle

Wenn alles zusammengebaut ist, erfolgt die Endkontrolle: Hat die Hinterachse genügend Spiel?

Ist das Motorlager geölt (von beiden Seiten einen Tropfen "Vodoo" Powerfluid oder "Blue Wonder" Öl)?

Wo wir gerade von Voodoo reden: etwa 1-2 Tropfen auf jeden Schleiferkontakt und ein wenig einwirken lassen. Die Leistung des Motors wird durch den verbesserten Kontakt deutlich gesteigert und die Reibung reduziert.

Auf die Hinterachse (an die Lager) ebenfalls einen Tropfen "Blue Wonder" .

Vorderachse mit den Böcken ggf. justieren, sie sollten minimales Spiel nach oben haben und beim Aufpressen der Räder ebenfalls etwas Spiel nach links und rechts.

Ich öle die Vorderachse über den Auflagen der Böcke übrigens mit (nicht lachen!) "echtem" 15W40-Motoröl. Ein Tropfen rechts und ein Tropfen links. Den Tipp habe ich von einem erfahrenen Slotter bekommen und über drei Rennserien rockte mein Slot.It Ford GT40 die Bahn. Ob es nur daran lag? Geschadet hat jedenfalls nicht!

 

Last not least:

Wenn die Regeln es zulassen, dann kann der Austausch der Vorderreifen gegen O-Ringe noch ein paar Zehntel bringen. Möglicherweise lohnt es sich bei bestimmten Karossen die Kabel am Leitkiel etwas weiter abzuisolieren (besonders beim o.a. McLaren klemmen die Kabel leicht unter der schmalen Front und blockieren dadurch den Leitkiel). Auch der Austausch des Zahnrades kann unter Umständen etwas bringen.

Dabei gilt:
Großes Zahnrad (+Beschleunigung +Bremse)= Kurs mit vielen (und engen) Kurven und kurzen Geraden
Kleines Zahnrad (+Endgeschwindigkeit -Bremse) = Kurs mit vielen (und langen) Geraden und größeren Kurvenradien.

Ready to rumble!

Eine Spielwiese im Netz