Vorweg ein wichtiger Hinweis: dies sind nicht „The Sweet“ aus den 70ern, also keine späte Veröffentlichung eines alten Livekonzerts. Und es ist auch nicht „Andy Scott’s Sweet“, meiner Meinung nach die einzig wahre Nachfolgeband. Denn Andy Scott hat nach der Auflösung der Original-Sweet bereits 1989 gemeinsam mit Mick Tucker das Schiff wieder flott gemacht und seitdem eine ganze Reihe von (neuen) CDs und DVDs veröffentlicht.
Auf dieser CD hingegen spielt eine von Steve Priest (Gründungsmitglied der Ur-Sweet) in den USA formierte Band, die sich seltsamerweise auch „Sweet“ nennen darf. Steve Priest war der provokante tuntige Bassmann mit der etwas gepresst klingenden hohen Stimme, der sowohl zum Image wie auch zum typischen Sound der damaligen Band eine Menge beigetragen hat. Davon ist er heute jedoch weit entfernt und damit will ich diesen Aspekt auch auch nicht weiter betrachten.
Zur CD: nach dem Lesen des Inletts war ich ziemlich enttäuscht, ich hatte wirklich auf eine remasterte Live-Aufnahme von 1976-1977-1978 gehofft. Und eigentlich wollte ich die CD schon zurückschicken (von wegen Mogelpackung!).
Aber dann fand sie doch den Weg in die Player-Lade. Und siehe da, das war nicht sooo schlecht. Beim dritten Durchhören (jetzt im Auto) war das sogar richtig gut. Ich will es kurz machen: wenn die Original-Band aus den 70er heute spielen würde, dann würde sie sich genau so anhören. Die Musiker halten sich relativ eng an die Originale und haben doch den einen oder anderen Effekt oder Gitarrenlick eingebaut. Dadurch geht die CD richtig gut ab! Die Soundqualität ist top, die Live-Atmosphäre (aufgenommen 2008 in Kalifornien!)kommt gut rüber und die Songauswahl ist okay. „Little Willy“ ist wohl ein Tribut an den amerikanischen Geschmack (der Song war in den USA ein Charterfolg), aber mit „Windy City“, „Turn It Down“, „A.C.D.C.“ oder auch „Sweet F.A.“ werden richtige Hard-Rock-Böller gezündet. Letztlich bleibt es aber eine Mogelpackung und von Steve Priest’s Gesang ist auch nicht viel zu hören. Der Bass wird allerdings ebenso kompetent bearbeitet, wie die restlichen Instrumente (einschl. Keyboard).
Eine Kaufempfehlung mag ich nicht abgeben. Diese CD ist vielleicht eher etwas für Fans, die sonst schon alles haben. Wer aber ohne Hintergrundwissen an diese CD herangeht, bekommt 76 Minuten 70er-Jahre Hardrock im 2000er Sound. Als Bonustrack gibt es dann zum Schluss „I Saw Her Standing There“ von Lennon/McCartney im typischen Sweet-Sound. Und diese Version ist wirklich geil!
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