Hollywood Vampires 2018 Pressestimmen

Pressestimmen

Hollywood Vampires: Johnny Depp mit den Gitarrenhänden

von Tino Lange, Hamburger Abendblatt, 03.06.2018

Erdiger Sound, leichter Regen und etwas Hollywood-Glamour: Die Hollywood Vampires um Johnny Depp rocken die Toten im Stadtpark.

Hamburg. Schon Wochen vor dem Konzert der Hollywood Vampires am Sonnabend im Stadtpark mehrten sich beim Veranstalter die Nachfragen, wie man denn schnellstmöglich nach dem Öffnen der Tore in die erste Reihe kommt – keine Chance, denn die "Golden Circle"-Tickets zu 100 Euro für einen abgesperrten Bereich vor der Bühne (eine Seltenheit im Stadtpark) waren natürlich als erstes weg. Sehr wahrscheinlich haben einige Fans auch 1200 Euro in die Hand genommen, um mit der anderen die Hand einer Berühmtheit zu schütteln.

Warum? Weil Hollywood-Superstar Johnny Depp ("Edward mit den Scherenhänden", "Fluch der Karibik") Teil dieser Allstar-Band ist, die 90 Minuten lang verstorbenen Rock-Ikonen Tribut zollt. Schock-Rock-Pionier Alice Cooper, Aerosmith-Gitarrist Joe Perry und Johnny Depp nahmen 2015 das Album "Hollywood Vampires" mit drei Eigenkompositionen und Songs von The Who, The Doors, Led Zeppelin, Jimi Hendrix Experience, Small Faces und Plastic Ono Band auf. Sprich Lieder von Legenden mit tragischen Abgängen: Keith Moon, Jim Morrison, John Bonham, Jimi Hendrix, Jimmy McCulloch und Steve Marriott und John Lennon.

Johnny Depp beglückt die Damen

Im ausverkauften Stadtpark erweitern Cooper, Depp, Perry und ihre Band das Programm um die neuen eigenen Lieder "I Want My Now," "The Boogieman Surprise" und "Bushwackers", Klassikern von Alice Cooper und Aerosmith und weitere Coverversionen. "The Jack" erinnert an AC/DCs Bon Scott und den im November 2017 gestorbenen "Malcolm Young", "Ace Of Spades" (gesungen von Bassist Chris Wyse) an Motörheads Lemmy Kilmister, Phil Taylor und Eddie Clarke und "Heroes" an David Bowie.

Bei "Heroes" und "People Who Died" (The Jim Caroll Band) geht Johnny Depp zur hörbaren Freude der anwesenden Damen unter den 4000 Besuchern ans Mikro, und zeigt dem Meer der mitfilmenden Handys, dass er an den Saiten besser aufgehoben ist. Schließlich schloss er sich schon als Teenager tagelang mit seiner Gitarre ein und spielte mit seiner ersten Band The Kids im Vorprogramm der Talking Heads.

"School's Out/Another Brick In The Wall" als Zugabe

Die alte Schule von Sex, Drugs & Rock'n'Roll, sie feiert unter den sonnenbebrillten Augen von Udo Lindenberg im Stadtpark eine Auferstehung mit "Sweet Emotion", erdigem Sound (etwas zu leise für drei Gitarren), leichtem Regen und Hollywood-Glamour, gelebter Popgeschichte und überlebten Exzessen. Bekanntlich entstanden die Hollywood Vampires durch die gleichnamige Säufer-Geheimloge, die Alice Cooper 1970 in der Rainbow Bar in Los Angeles gegründet hatte.

Einige Ur-Mitglieder wie Keith Moon oder Harry Nilsson sind nicht mehr unter uns, aber Ringo Starr lebt noch. Er hätte gut am Schlagzeug sitzen können bei der Zugabe "School's Out/Another Brick In The Wall". Aber Ringo hat seine eigene All-Starr Band, mit der er am 10. Juni im Stadtpark spielt.

Hollywood-Star Depp im Stadtpark:
Oh Johnny, was ist denn mit dir passiert?

vom Janina Heinemann, Hamburger Morgenpost vom 04.06.2018

Wenn drei Megastars in einer Supergroup in den Stadtpark kommen, ist klar, dass sich Hamburger nicht von Nieselregen abschrecken lassen. So feierten Sonnabend Tausende Alice Cooper (70), Joe Perry (67) und Johnny Depp (54) mit ihrer Hardrock-Formation Hollywood Vampires.

Als Vorband heizen die Glamrocker The Darkness mit energiegeladenen Rock-Brettern und jeder Menge Witz (Sänger Justin Hawkins ist der geborene Entertainer) ein – eine geeignetere Band für diese Aufgabe gibt es nicht.

Das Publikum ist also schon ist bester Stimmung, als Cooper, Perry und Depp auf die Bühne springen. Mit ihren zerfetzten Klamotten, den dunkel geschminkten Augen und ihrem Kettenbehang wirken sie wie die Reinkarnation des 70er-Jahre-Rocks – wobei Cooper und Perry einfach in der Zeit stehen geblieben sind.

Obwohl drei Alphatiere auf der Bühne stehen, harmonieren sie perfekt miteinander, nehmen sich zurück, gönnen den jeweils anderen ihre Soloparts. Angenehm. Cooper, der „Fürst der Finsternis“, schwingt sein Zepter (einen Tambourstab),, singt mit seiner rauen Kratzstimme Song um Song – sein Alter merkt man ihm gar nicht an.

Perry und Depp spielen sich Soli zu, wobei Perry seine Finger wie ein Wahnsinniger auf den Saiten tanzen lässt, während Depp neben der Spur zu sein scheint. Er schmeißt lieber Dutzende Plektren ins Publikum, winkt statt zu spielen, hat bei einem Song die falsche Gitarre um den Hals hängen und muss von Cooper, als dieser die Band vorstellen will, erst aus dem Backstagebereich geholt werden.

Schade, denn eigentlich ist Depp ein fantastischer Gitarrenspieler mit viel Finesse. Trotzdem grölen alle lauthals mit, als die Vampires zur Zugabe „School’s Out“ anstimmen.

Hollywood-Glamour: Johnny Depp zum Tourauftakt im Stadtpark

von Nadine Wenzlick, shz.de vom 03.06.2018

Gut möglich, dass Alex der größte Johnny-Depp-Fan der Welt ist. Mit zehn Tätowierungen hat sie ihre Liebe zu dem Hollywood-Schauspieler auf dem eigenen Körper verewigen lassen: Ein Abbild von Captain Jack Sparrow auf dem linken, Johnny Depps Unterschrift auf dem rechten Unterarm, dazu das Logo seiner Band Hollywood Vampires auf ihrer Wade. Für deren Konzert ist die Griechin extra aus ihrer Wahlheimat London angereist. Am Nachmittag war sie schon beim „Meet & Greet“. 1200 Euro hat der Spaß gekostet, die Investition habe sich aber gelohnt. „Es ist halt Johnny Depp!“, lächelt sie.

Man kann es nicht anders sagen: Es liegt zweifellos ein Hauch Hollywood-Glamour in der Luft, als die Hollywood Vampires am Sonnabendabend im seit Monaten ausverkauften Stadtpark auftreten. Neben Johnny Depp besteht die All-Star-Band aus Schock-Rocker Alice Cooper und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry. Ihr Name geht zurück auf den Celebrity-Saufclub, den Cooper in den Siebzigern in Los Angeles mit Kollegen wie Jimi Hendrix, John Lennon und Jim Morrison gegründet hatte. Als Hommage an sie und andere verstorbene Rockstars veröffentlichten die Hollywood Vampires 2015 ihr selbstbetiteltes Album, das neben drei Eigenkompositionen eben Songs von Künstlern wie Hendrix, den Beatles und The Doors enthielt.

Auch in Hamburg zollen die Hollywood Vampires all jenen Rock-Ikonen Tribut, die nicht mehr unter uns weilen: In Gedenken an Bon Scott gibt es den AC/DC-Song „The Jack“, für Jim Morrison ein Medley aus den beiden The-Doors-Stücken „Five To One“ und „Break On Through (To The Other Side)“, für Lemmy Kilmister den Motörhead-Klassiker „Ace Of Spades“. Dazu streuen sie Hits von Alice Cooper und Aerosmith ein. Begleitet werden Depp, Cooper und Perry von vier weiteren Live-Musikern – eine Karaoke-Show auf verdammt hohem Niveau.

Auch Johnny Depp, neuerdings mit Irokesen-Frisur, macht seine Sache an der Gitarre wirklich gut. Bekannt ist der 54-Jährige für seine Rollen in Filmen wie „Edward mit den Scherenhänden“ oder „Fluch der Karibik“, doch eine Leidenschaft für die Musik hatte er schon immer: In den Neunzigern spielte er in einer Band namens P, hatte später Gastauftritte mit Oasis und Marilyn Manson und ist auch auf den Soundtracks seiner Filme „Chocolat“ und „Once Upon A Time in Mexico“ zu hören.

Zur Freude von Alex und vielen weiteren Damen, die den Stadtpark kurzzeitig in ein Kamerameer verwandeln, darf er bei zwei Songs sogar ans Mikrofon: „People Who Died“ von der Jim Caroll Band und „Heroes“ von David Bowie – ein wirklich schöner Moment. Es war zuletzt ja immer wieder zu lesen, wie schlecht Depp aussehe, doch an diesem Abend wirkt er höchst zufrieden, stolziert am Bühnenrand auf und ab, winkt lächelnd ins Publikum.

Wegen des Geldes ist er ganz sicher nicht hier – genau wie seine Mitstreiter. Hier geht es um den Spaß an der Sache. Ihr neues Album sei bereits in Arbeit, verrät Alice Cooper. Als Vorgeschmack gibt es die neuen Stücke „I Want My Now“, „The Boogiman Surprise“ und das Country-inspirierte „Bushwackers“. Für die Cover-Version von Tiny Bradshaws „Train Kept A-Rollin’“ bittet die Band schließlich noch einen ganz besonderen Gast auf die Bühne: Rudolf Schenker von den Scorpions. Vier Gitarren schrammeln um die Wette, es ist das reinste Mucker-Fest. „Wir sehen uns nächstes Jahr“, verspricht Cooper zum Abschied. Sehr gerne.