Status Quo
12.11.2013, Bula Quo Live!, O2-World, Hamburg
Übermaß von Kritik zeugt von Unverständnis
(Gustave Flaubert (1821 – 1880), französischer Erzähler)
Eine seltsame Überschrift? Ich glaube nicht. Es gibt in der Rockmusik meiner Meinung nach kaum zwei Bands, die von Beginn an immer wieder von der Fachpresse runtergeschrieben und von den „ernsthaften“ Kritikern so zerissen wurden, wie Status Quo und Uriah Heep.
Während sich im Falle von Uriah Heep eine Journalistin des Rolling Stone sogar umbringen wollte, wurden Status Quo immer wieder auf die vermeintlichen drei Akkorde reduziert.
Ganz offenbar war (und ist!) das den zig Millionen Fans in aller Welt völlig egal, denn mittlerweile sind beide Bands seit mehr als 44 Jahren erfolgreich.
Und nun gab es quasi ein Doppelkonzert dieser beiden Urgesteine der Rockmusik. Klar: Headliner war Status Quo, aber Uriah Heep sind sicherlich weit mehr als eine Vorgruppe!
Damit hatte ich endlich wieder Gelegenheit, Uriah Heep auf einer großen Bühne zu sehen. Die zahlreichen Auftritte in den kleineren Hallen waren zwar auch nicht schlecht. Aber nach meinem Geschmack gehört diese Band in die großen Hallen.
Rechtzeitiges Erscheinen sicherte mir einen guten Platz vor der Bühne in der mit knapp 7000 Zuschauern gut besuchten O2-World und pünktlich um 20.00 Uhr betraten Heep die Bühne. Wenn ich da an die Tour 1972 denke: fast vier Stunden Verspätung in der Ernst-Merck-Halle! Aber das waren wirklich andere Zeiten 🙂
Und dann donnerten 60 Minuten Gitarrenkaskaden, Orgelwälle und Bassläufe auf uns nieder, das Schlagzeug ließ die Halle erbeben, immer wieder unterbrochen von leisen Passagen.
„Sunrise“, „Traveller In Time“, „July Morning“ aus den alten Zeit oder auch „I’m Ready“ von 2011 ließen keine Langeweile aufkommen und die Band hatte das Publikum schnell im Griff.
Mick Box jagte aus der Gitarre immer wieder neue einhändige Läufe, während er mit der rechten Hand Töne „aus der Luft pflückte“, tausend Mal gesehen und immer wieder schön! Bernie Shaw hatte zu Beginn kurz Probleme mit der Technik, die Stimme war etwas runtergeregelt, konnte dann aber überzeugen.
Mit „Gypsy“ und „Easy Livin“ war die Stunde dann fast vorbei und es fehlte noch die Zugabe. Ich will es kurz machen: mit „Lady In Black“ wurden die Stimmbänder der Fans zum ersten Mal an diesem Abend an ihre Grenzen gebracht und damit wäre dieser Auftritt schon fast alleine das Eintrittsgeld wert gewesen.
Now, let’s listen to the music…
and try to identify the chord
(2007 – In Search Of The Fourth Chord)
Eines vorweg: natürlich legt man sich Status Quo abends nicht in den Player, um bei einem gepflegten Glas Rotwein filigranen Klangsphären zu lauschen… Aber wer will das denn wirklich in einem Rockkonzert? Nach genau 30 Minuten Umbau gab es nur noch eines: „Let’s boogie“!
Vom ersten Akkord (natürlich „Caroline“) bis zum gemeinsamen Bye-bye („Bye Bye Johnny“) ging es jetzt nur noch vorwärts, die Band schien vor Spiellaune zu sprühen und wenn Rick Parfitt mal etwas erschöpft „schauspielerte“, dann wurde er Sekunden später von den einsetzenden Akkorden wieder angetrieben.
Ich kann mich auch beim besten Willen kaum festlegen, welches denn die Höhepunkte der 115 Minuten waren. „Down Down“ ist sicherlich hängengeblieben. Oder auch „Big Fat Mama“, wo wir älteren Zuschauer dass Gitarrensolo mehr oder weniger fehlerfrei mitsangen, während die Kiddies uns völlig perplex anstarrten… genialer Moment!
Aber dann war da ja auch noch „Whatever You Want“ oder „What You’re Proposing“, „Down The Dustpipe“ und „Railroad“ als Medley… und , und, und…
Auch wenn ich „Rockin‘ All Over The World“ kaum noch ertragen kann (unsere norddeutschen Radiosender haben es einfach totgenudelt!), live trifft es doch wieder den Kern der Sache. Damit ging es dann schon in die viel zu kurze Zugabe. Mit dem alten Bluesrock-Klassiker „Junior’s Wailing“, den sich Quo einst von Steamhammer ausgeborgt hatten, und „Rock’n’Roll Music“ wird am Ende Altmeister Chuck Berry gehuldigt. Und die ganze Halle singt „Bye Bye Johnny“.
Was für ein geiler Abend!
7000 begeisterte Fans
Status Quo und Uriah Heep rockten in der O2-World
(Wiebke Tomesche, www.mopo.de)
Es wäre zu sehr Klischee, zum Dienstagabend etwas wie „In dem Alter noch so wild!“ oder „Für alte Herren rocken die aber ganz schön!“ zu sagen. Denn es ist unfair, Uriah Heep und Status Quo nur nach ihrem Alter zu beurteilen. Fänden sicher auch die 7000 Fans, die beide Bands in der O2-World bejubelten – und die eine exzellente Rockshow geboten bekamen.
Eingeläutet wurde der Abend von Uriah Heep, die mit mitreißenden Gitarrensoli, Orgelkaskaden und erbarmungslosem Schlagzeug bewiesen, dass Instrumentalpassagen alles andere als langweilig sein können. Sänger Bernie Shaw trug bei Songs wie „Easy Livin’“ und natürlich – als letzter Song – „Lady In Black“ seine eindringliche Stimme dazu bei.
Um halb zehn war es dann soweit: Die britischen Rocker von Status Quo enterten die Bühne. Sänger Francis Rossi startete direkt mit dem Hit „Sweet Caroline“, brauchte aber ein paar Songs, um seine markante, raue Stimme aufzuwärmen.
Spätestens bei „You’re In The Army Now“ lief aber alles rund: die Band perfekt eingespielt, alles greift ineinander wie bei einem Uhrwerk.
Und dann all die Hits! „Whatever You Want“, „Down Down“ und natürlich „Rockin’ All Over The World“. Und: Laut waren die Herren! Wie sich das eben für eine Rockband gehört.
Status Quo reißt 7000 Hamburger von den Sitzen
Die britischen Boogie-Rock-Band Status Quo nahm ihre Fans in der O2 World mit auf eine 100 Minuten lange Zeitreise durch vier Jahrzehnte Rockgeschichte. Uriah Heep sorgte mit der "Lady in Black" fürs Warm-up.
(Stefan Reckziegel, Hamburger Abendblatt)
Hamburg. Egal wie viele Frauen und Männer zu einem Konzert von Status Quo kommen, eine ist immer dabei: die süße "Caroline". Der Song vom legendären "Hello"-Album aus dem Jahr 1973 eröffnete am Dienstagabend traditionsgemäß auch das Hamburger Konzert der britischen Boogie-Rocker. Und schon mit dem zweiten Stück, dem rasanten "Paper Plane" vom Album "Piledriver" (1972), hatten die fünf Männer um die Band-Gründungsmitglieder und Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi auch fast alle 7000 Besucher in der O2 World erreicht. Zum Doppelkonzert der Rockveteranen – Special Guest war Uriah Heep – kamen gut 2000 Besucher mehr als kürzlich in die Berliner Max-Schmeling-Halle.
100 Minuten lang bot Status Quo einen engagiert-routinierten Querschnitt mit 20 ihrer insgesamt fast 100 Hits, inklusive der Lieder "Looking Out 4 Caroline" und "Go Go Go" vom aktuellen Album "Bula Quo!". Hörbar besser beim Publikum kamen das Medley mit "What You're Proposing" und weitere Klassiker aus den 70ern an. Hier stellten sich Parfitt und Rossi, dessen Zopf endgültig ab ist, wieder mal zu ihren Gitarrenduetten, zupften, hüpften und sangen. Vor allem der 65-jährige Parfitt zeigte sich noch gut bei Stimme. Mit dem von ihm intonierten "Whatever You Want" und "Rockin All Over The World" bretterte Status Quo dem furiosen Finale entgegen, bei dem alle Zuschauer standen und das noch zwei Zugaben bot: die Bluesrock-Hymne "Junior's Wailing" und "Bye Bye Johnny", eine Reverenz an Rock-'n'-Roll-Altmeister Chuck Berry.
Zeitweilig überraschend hart war zuvor die Stunde mit Uriah Heep verlaufen: Die Landsleute von Status Quo und echten Hardrock-Veteranen nahmen sich mehr Auszeiten, griffen mit "Look At Yourself" und "Easy Livin'" aber zur Freude manch alter Fans beinhart in die ganz frühen 70er zurück. Mit Gitarrist Mick Box gehört nur noch ein Gründungsmitglied zur Band, und als Sänger Bernie Shaw mit der "Lady in Black" in die Umbaupause geleitete, schien sich so mancher Mitsänger im Publikum sogar auf den Zahnarztbesuch am Mittwoch zu freuen: "Aaahaahaa..."
Status Quo und Uriah Heep
Ewige Akkordarbeiter
(Autor: Jens Prüwer auf www.hamburg.de )
Seit einem halben Jahrhundert stehen Status Quo auf der Bühne und begeisterten auch am Montagabend ihr treues Publikum in der O2 World Hamburg mit solider Akkordarbeit und klassischen Soli. Anders als Uriah Heep.
„In the Search of the Fourth Chord“ nannten Status Quo eines ihrer 28 Studioalben in Anlehnung an den berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte. Der Titel fasst das Credo der Band, die seit nunmehr 51 Jahren existiert, in purer Selbstironie zusammen. Denn Status Quo, das ist die Quintessenz des Rock’n’Roll, der nicht mehr als drei Akkorde braucht, um die Massen bis heute anzuziehen. Massen, das sind in diesem Fall etwa 6.000 Fans in der O2 World, die sich das Doppel-Rockkonzert von Uriah Heep und Status Quo nicht entgehen lassen wollen.
Uriah Heep als Parodie der Achtziger
Pünktlich um acht Uhr erklären Uriah Heep den Wochenanfang zum Freitagabend, indem sie mit kernigen Riffs routiniert losrocken. Man merkt es nicht nur bei Sänger Brian Shaw, der bei jedem Instrumentalpart demonstrativ die Bühne verlässt, dass die Band heute nicht ihr Debüt gibt. Denn „Marshall meets Les Paul“ ist eine Kombination, die nie so altbacken klingt, wie die Zottelmähnen aussehen, die sie spielen. Zugeständnisse an die heutige Zeit machen Uriah Heep keine, weder musikalisch noch optisch. Mit ihren Hosen von damals, aber weiteren Hemden sind sie eine ungewollte Parodie der Achtziger. Ein vergleichbar kleiner Tribut, den die Band den letzten Jahren zollen muss, angesichts des wohlwollenden Jubels, der ihnen nach „Lady in Black“ entgegen gebracht wird.
Simple Songs, große Unterhaltung
Es folgt eine kleine Umbaupause mit großer Wirkung: Status Quo liefern zum einen mit ihrem adretten Kleidungsstil ein komplett anderes Bild ab als Uriah Heep. Zum anderen verschaffen sie sich trotz ihrer simplen Songstrukturen über knapp zwei Stunden Gehör. Zwar ähneln sich zahlreiche Stücke, da sie den vierten Akkord nur in Ausnahmefällen finden, aber „Rockin‘ All Over The World“ hat noch auf jedem guten Stadtfest für Unterhaltung gesorgt. „It’s only Rock’n’Roll, but I like it“ sangen die Stones: Status Quo haben verstanden, was Mick Jagger meint. Nach wenigen Takten wippt mindestens der kleine Zeh automatisch mit, weshalb die agilen Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi den Vergleich mit aktuellen Chartbreakern durch ihre jahrelange Bühnenerfahrung absolut nicht scheuen müssen.
Wortkarg, aber trotzdem gut
Status Quo und Uriah Heep live in der o2 World Hamburg
(Von Paul Holstein, veröffentlicht am Freitag, 15. November 2013, auf www.regioactive.de )
Der Schachzug des Veranstalters, Uriah Heep als Very Special Guest von Status Quo anzukündigen, hatte wahrlich Stil. Schließlich handelte es sich bei den beiden britischen Bands um Weggefährten und sicherlich auch veritable Konkurrenten - jedenfalls in den 70er Jahren.
Gerechterweise hätte der Abend auch unter dem Motto eines Doppelkonzertes stehen können, aber zumindest durfte Uriah Heep als Opener eine geschlagene Stunde spielen.
Das taten sie dann auch. Nach vier Stücken war der Mischer mit dem Sound zufrieden: Er zog den Lautstärkeregler hoch, sodass es endlich anfing, in den Ohren zu dröhnen. Die Jungs um Urgestein Mick Box an der Gitarre und Sänger Bernie Shaw konnten nun echten Rock spielen.
Vor allem Shaw, der immer noch fantastische Höhen erreicht, zeigte sein Können. Neben Hits wie Easy Livin', Look At Yourself oder July Morning brachten Uriah Heep auch Klassiker wie Traveler In Time oder Gypsy.
Der jugendliche Bassist Dave Rimmer ließ den Rest der Band so alt aussehen, wie sie sind. Mit seinem überlangen Bass wirkte er dennoch etwas deplatziert.
Nach einer guten halben Stunde sangen und tanzten einige Männer im Publikum mit, und beim unvermeidlichen Lady In Black hatte Uriah Heep den kompletten Saal auf seiner Seite.
Genug der Werbung, lasst uns Musik spielen
Eine knappe halbe Stunde und einen kurzen Ab- und Umbau später kam der Headliner Status Quo auf die Bühne. Eine spärlich bestückte Bühne, eine weiße Wand aus Marshallamps, unterbrochen nur vom Schlagzeug, musste reichen.
Ohne Ansage ging es los, wie gewohnt mit Caroline, gefolgt von Paper Plane, Hold You Back und Rain, bevor schließlich doch die erste Ansage von Frontmann Francis Rossi kam.
Der kommentierte gewohnt trocken, dass Status Quo, ja, eine neue Platte haben, und, ja, zwei Lieder spielen müssten, und, ja, sie hätten auch einen Film gedreht. Aber genug der Werbung, und weiter ging es.
Und zwar mit Klassikern aus den guten 70er-Zeiten, wie What You're Proposing, Down The Dustpipe, Roll Over Lay Down und dem zeitlos genialen Down Down. Zeitweise wechselte Andy Bown vom Keyboard an die dritte Gitarre, und dann wurde im Publikum gewippt und gemosht wie früher.
Der neue Schlagzeuger Leon Cave, seit Mai 2013 dabei, wusste nicht so recht zu überzeugen. Blues und Boogie begleitete er anständig, sein Drumsolo fiel allerdings unterdurchschnittlich aus; gar keins wäre vermutlich sogar besser gewesen. Das Publikum klatschte trotzdem anständig.
Nach all den Wechseln und Soli griff Status Quo in die Hitkiste und packte mit In The Army Now, Whatever You Want und Rockin' All Over The World nochmal alles aus, was früher in den Charts gelandet war. Der Boogie der Anfangsjahre wirkte dabei im direkten Vergleich sogar um einiges rotziger und schmissiger.
Die heiseren Kehlen der Zuschauer dankten der Band nach dieser Packung Hits, sodass schließlich noch eine kurze Zugabe gespielt wurde. Den Heimweg leitete Bye Bye Johnny ein.
Am Ende standen über 90 Minuten leidenschaftlicher, krachiger Bluesrock, und das schnörkellos gespielt. Das macht Status Quo lange keiner nach und so konnte das Hamburger Publikum boogieseelig nach Hause gleiten.