Eine Band, „die vooooll abgeht!!“

Biffy Clyro

02.12.2013: Opposite-Tour 2013, Sporthalle Hamburg

Als ich das erste Mal von dieser „waaahnsinnig tollen Band“ hörte, bei der es „vooooll abgeht!!“, war mein erste Gedanke „Biffy wer?“.

Ich hatte bis vor kurzem noch nie etwas von denen gehört, es musste sich also um eine Newcomerband handeln.

Weit gefehlt, wie mir ein Blick in Wikipedia bestätigte. Dies schien eine wirklich interessante Band mit einem bereits umfangreichen CD-Katalog zu sein. Ein paar Hörproben in „Revolutions / Live at Wembley“ machten mich vollends neugierig. Als diese Wunderband dann auch noch zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Hamburg kam, gab es kein Zögern und ich orderte die Karten.

Also rein in die Alsterdorfer Sporthalle, lassen wir uns überraschen!

Den Auftakt machten Arcane Roots… ääääh, Jungs geht noch mal nach Hause und übt noch ein bisschen. Auch wenn eure Plattenfirma von begeisterten Kritikern schwafelt, die Reaktion des Publikums war gestern eindeutig. Kein richtiger Beifall, kein Mitklatschen, eigentlich nur Sprachlosigkeit. Euer „Experimental-Grunge-Alternative“-Rock riss wirklich niemanden vom Hocker.

Arcane Roots: Tja, das ging völlig an mir vorbei… und nicht nur an mir!!

Dann Walking Papers. Meine ersten Befürchtungen („Geht das etwa so weiter??“) waren schnell verflogen. Hier präsentierte sich eine richtige Rockband, die Songs hatten Struktur, die Musiker eine wirklich gute Bühnenpräsenz und das Publikum endlich Grund zum Mitmachen. Das war wirklich gut. Die Stilelemente, die hier kopiert oder neu definiert wurden, müssen nicht aufgezählt werden. Jeff Angell (voc, g), Barrett Martin (dr), Duff McKagan (bg) und Benjamin Anderson (kb) sind allerdings auch keine Unbekannten, eher eine „Super Group“. Wen es interessiert, einfach mal googlen und am besten einmal ein Ohr auf deren Debüt-CD werfen.

Walking Papers: Von vielem ein bisschen, aber alles gut!

Schließlich der letzte Umbau und um 21:00 Uhr wurde das Publikum langsam ungeduldig. Ach ja, das Publikum…

Ich habe ja schon einige Konzerte erlebt und bei der weit überwiegenden Anzahl hatte jeder Act „sein“ Publikum. Soll heißen: im Foyer wusste man schon ungefähr, welche Art von Konzert hier gespielt wird. Ob David Bowie oder Udo Lindenberg, Nightwish oder Yes, von Deep Purple und Iron Maiden ganz zu schweigen, die Fans zeigten durch Verhalten, Kleidung oder Attitüde ihr Verbundenheit.

Heute sah wirklich alles normal aus! Wenn ich hätte raten sollen, wer gleich die Bühne betritt, Dieter Bohlen oder Andrea Berg wäre echte Kandidaten gewesen. Kein Hinweis auf das, was dann passieren sollte!

Ein kurzer Einspieler „We Are Family“ der Sister Sledge (Ironie?), dann rockte meine „Newcomerband“ los!

Biffy Clyro: Pure Energie

Mit einer Bühnenperformance, als ob kein Morgen gibt; einer Spielfreude, die einem aus jeder Geste, aus jeder Bewegung entgegen sprang und einer Spontaneität, die jede Ansage zu einer Überraschung werden ließ, hatten die drei (bzw. fünf) Schotten das Publikum im Handumdrehen im Griff.

Wenn diese Voraussetzungen schon gegeben waren und eine solche Band auch noch aus perfekten Musikern besteht, deren Songs eine virtuose Mischung zwischen cleveren Rock-Arrangements und großen, hymnischen Refrains bieten, dann gibt es wirklich nur eins:

Long Live Rock’n’Roll!

Simon Neil (g, voc) und James Johnston (bg, voc) im Vordergrund der Bühne sowie Ben Johnston (dr, voc) gaben das Tempo vor. Wenn des Repertoire auch nicht nur aus Vollgas-Bretter bestand, jeder Song wurde intensiv und dynamisch dargeboten, die Lieder wurden wirklich gelebt.

Dieser Bühnenpräsenz konnte man sich kaum entziehen.

Im Hintergrund wurde die Band durch Mike Vennart (g) und Gambler (kb) unterstützt und schuf damit einen musikalisch eindrucksvollen Sound. Leider kam der Mann am Mischpult nicht immer mit, das schmälert das Konzert aber überhaupt nicht.

Meine Favoriten? Ich bin ja noch (?) kein richtiger Biffy Clyro-Fachmann, daher kenne ich die meisten Songs noch nicht namentlich. Mein persönliches Highlight (ich musste erst nachfragen, wie dieser Song hieß!) war jedoch „Living Is A Problem Because Everything Dies“! Diesen Song von der 2007er CD „Puzzle“ muss man wirklich live erlebt haben. Absolut genial!

„The Captain“, „Opposite“ und „Spanish Radio“ sind ebenfalls hängengeblieben. Aber damit werde ich all den anderen Songs nicht gerecht. Für mich gab es heute wirklich keinen Aussetzer. Und das bei einer Band, die ich zu Beginn des Jahres noch gar nicht kannte.

Welche Bildungslücke wurde hier geschlossen 😉

Life is full of small, perfect moments.