Die Zeitmaschine

The Musical Box

31.10.2014, SEBTP-Tour 2014, Glocke, Bremen

„Can You Tell Me Where My Country Lies?…

Plötzlich ist alles wieder da:

Die Diskussionen auf dem Schulhof über diesen oder jenen Riff, welcher Song auf welcher LP, Genesis oder Yes und „…hast Du schon auf der zweiten Seite den dritten Song…?“…

Ein paar Monate zuvor, beim Mittagstreff im Bistro, die hingeworfene Frage: habt ihr Lust? The Musical Box in Bremen, Genesis-Cover-Band, sind wirklich gut!

Na klar hatte ich Lust! Bei den ehemaligen Klassenkameraden überwog die Zustimmung ebenfalls, lediglich eine Minderheit grummelte etwas von Beamtenpop…

Der Irrtum konnte schnell aufgelöst werden. Es ging nicht um die Musik der Phil-Collins-Genesis, sondern um die einzig echte und wahre Genesis mit Peter Gabriel!

The Musical Box ist eine Band, die detailgetreu die Konzerte dieser Formation zwischen 1972 und 1976 rekonstruiert und live aufführt. Sie ist die weltweit die einzige Band, die dazu jemals eine offizielle Lizenz von Genesis und Peter Gabriel erhalten hat.

The Musical Box

In der nicht ganz ausverkauften Glocke in Bremen fanden wir unsere Plätze direkt hinter dem Mischpult… Gottseidank war der Saal nicht ganz ausverkauft. So setzten wir uns, nachdem das Licht erlosch, ein paar Reihen nach vorne. Das wäre sonst ein Grund zum Ärgern gewesen. Aber was soll’s!

Mit dem einsetzenden Mellotron („Watcher Of The Skies“) war das alles vergessen und mit dem sich steigernden Rythmus kamen die Erinnerungen (s.o.)!

Das war (oder besser ist!!!) eine Musik, wie sie vermutlich nie wieder in dieser Form geschrieben wird. In immer neuen Wendungen, Breaks und Stimmungswechseln entstehen Klangbilder, die sich in kein Stilkorsett zwängen lassen. Das alles wurde seinerzeit unter der Headline „Progressive-Rock“ vermarktet und mit dem aufkommenden Punk gegen Ende der 70er Jahre respektlos zu Grabe getragen.

„Selling England by the Pound“ gehört zu den einflussreichen Progressive-Rock-Alben aller Zeiten und als Genesis 1973 damit auf Tournee gingen, hatten sie fast den Gipfel dieser Phase erreicht… mit dem „Lamb-Lies-Down“-Album sollte noch ein letzter Höhepunkt (bezogen auf diese Phase der Band!) folgen.

Zurück zum Konzert: was viele Coverbands nicht erreichen oder auch nicht erreichen wollen, gelingt „The Musical Box“. Es ist die perfekte Illusion. Diese virtuosen kanadischen Musiker erzeugen eine Magie(?), in der man bereits nach wenigen Minuten glaubt, die „echten“ Genesis wären mit einer Zeitmaschine aus der Vergangenheit geholt worden. Hier stimmt fast alles: Licht, Sound, Kostüme, Gestik und sogar die Ansagen von „Peter Gabriel“ klingen authentisch. Die Setlist ist natürlich ebenfalls 1:1 der damaligen Original-Tournee abgeschaut:

Setlist:

  • Watcher of the Skies
  • Dancing With the Moonlit Knight
  • The Cinema Show
  • I Know What I Like (In Your Wardrobe)
  • Firth of Fifth
  • The Musical Box
  • Horizons
  • The Battle of Epping Forest
  • Supper’s Ready

Zugabe

  • The Knife

Mit dem letzten Akkord der Zugabe wurde diese Illusion auch durch die Band aufrechterhalten. Es folgte weder eine Vorstellung der wahren Musiken noch eine durchaus angebrachte Widmung den Originalen.

„Peter Gabriel“ (Gesang, Querflöte, Oboe), „Tony Banks“ (Keyboard, Gesang), „Phil Collins“ (Schlagzeug, Perkussion, Gesang), „Steve Hackett“ (Gitarre) und „Mike Rutherford“ (Gitarre, Bass, Sitar) entschwanden ohne ein Wort.

Vielleicht wartete die Zeitmaschine…

….said the unifaun to his true love’s eyes.“