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Ich glaub‘, ich steh im Wald!

Rival Sons
Feral Roots-Tour

01.03.2019, Große Freiheit 36,  Hamburg

Dunkelheit… Vogelstimmen… plötzlich das Fauchen einer Großkatze… Pulsschlag… weitere Tiergeräusche… der Puls steigt… das Fauchen der Großkatze kommt näher… der Puls wird rasend…

Donnerndes Schlagzeug-Trommelfeuer… blendendes Licht und die Rival Sons eröffnen mit „Back In The Woods“ ein Mörderkonzert!

Superlative hin oder her, aber das war ein wahnsinnig mitreißendes Opening und die Fans wurden sofort mitgerissen.

The Sheepdogs

Eine knappe Stunde vorher erlebte ich eine etwas andere Überraschung. Entgegen dem offiziellen Beginn (um 19:00 Uhr!) hatten die Sheepdogs als Vorgruppe bereits um 18:45 Uhr ihr Set begonnen und als ich dann einen guten Platz gefunden hatte, bekam ich nur noch die letzten beiden Songs mit. Das was ich dort noch mitbekam, klang aber wirklich gut. Die Sheepdogs sind eine kanadische Rockband, die sich offenbar dem Southern Rock verschrieben hat. Lynyrd Skynyrd, CCR, Doobie Brothers… wem diese Namen etwas sagen, der kann sich den Sound ungefähr vorstellen.

Nach kurzem Umbau und pünktlich um 20:00 Uhr gingen die Lichter aus und wir Fans standen im Dschungel, von wo uns die Band  zurück zu ihren wilden Wurzeln („Feral Roots“) mitnahm.

Rival Sons

Der Einstieg, passend mit „Back In The Woods“ und „Sugar On The Bone“ vom neuen Album… genau: „Feral Roots“. Damit war auch der Kurs für den kompletten Gig vorgegeben. Hier wurde ohne große Kompromisse an vergangene Hits fast das komplette neue Album duchgespielt. Das muss nicht immer funktionieren, heute klappte es aber vorzüglich.

Die meisten Fans schienen das Album schon komplett inhaliert zu haben, zumindest stiegen sie in fast jeden Song sofort ein.

Natürlich zündeten ältere Stücke wie „Electric Man“ oder „Torture“ immer noch gewaltig, allerdings fügten sich das Titelstück und besonders das gospelartige „Shootings Stars“ im Zugabenteil nahtlos in die Reihe der besten Songs dieser Band ein.

Gab es überhaupt etwas zu bemängeln? Na ja, den Lichtdesigner würde ich gerne mal fragen, ob man die Band hinter den Stroboskop-Effekten verstecken wollte. Zumindest von meiner Position aus (oben auf dem Rang) nervte das Lichtgewiter teilweise und verhinderte darüberhinaus auch den Blick auf die Bühnen-Deko. Das Plattencover von „Feral Roots“ erstreckte sich formatfüllend über die gesamte Bühne…!

Ansonsten stehe ich auch wirklich auf Gitarrensolos, allerdings hatte ich heute Abend das Gefühl, dass sich Scott Holiday ein- oder zweimal etwas „verlief“. Jay Buchanan gab wieder alles und was dieser Mann jeden Abend aus seiner Stimme herausholt… unglaublich. Der Rest der Band hat da schon Schwierigkeiten, sich zu profilieren. Bass (Dave Beste) und Schlagzeug (Mike Miley ) wuchtig und präzise, die Keyboards (Todd E. Ögren-Brooks) wurden nach meinem Geschmack etwas in den Hintergrund gedrängt.

Schlussendlich ist das aber alles meckern auf hohem Niveau, denn trotz allem gelingen der Band auch live genug große Momente. Exemplarisch dafür stehen das bombastische „All Directions“ sowie die mitreißenden Gesangsleistung in „End Of Forever“.

Es war letztlich ein Konzert mit allem, für das diese Wahnsinnsband seit ihrer Gründung 2008 steht: die besten Zutaten der klassischen Rockmusik (bspw. Doors, Led Zeppelin, Deep Purple…) in einen aktuellen Sound verpackt und ohne eine Spur von Anbiederung oder gar die alten Bands zu kopieren!

Setlist:
  • Back in the Woods
  • Sugar on the Bone
  • Electric Man
  • Pressure and Time
  • Too Bad
  • Jordan
  • Feral Roots
  • Torture
  • Face of Light / Sacred Tongue
  • Imperial Joy
  • Open My Eyes
  • All Directions
  • End of Forever
  • Do Your Worst
Zugabe:
  • Shooting Stars
  • Keep On Swinging

Dieses Konzert kann man sich für jede Gelegenheit als Playlist zusammenstellen… Ein guter Whiskey oder eine kühles Bier, Anlage aufreissen und der Abend ist gerettet!

Long live Rock!

Grosse Freiheit 36, Hamburg

Rolle rückwärts in die Zukunft?

Rival Sons

Teatro Fiasco-Tour

26.02.2017,  Docks, Hamburg

Mittlerweile ist es drei Jahre her, das ich bei der besten Band der Welt eine Vorgruppe sehen durfte, die mich mehr oder weniger aus den Socken gehauen hat! Seitdem habe ich mir von den Rival Sons alle Alben besorgt, selbstverständlcih in Vinyl.

Weshalb Vinyl? Abgesehen davon, das Schallplatten einfach schöner als CDs sind… diese Band muss man auf Vinyl hören!
Auf Laut.de ist in diesem Zusammenhang zu lesen: „Rival Sons sind im Grunde das Musterbeispiel für Retro-Rock: Led Zeppelin mit Deep Purple-Orgel und schwere Black Sabbath-Riffs, garniert mit ein wenig psychedelischem Geschwurbel. Angestaubt klingt allerdings anders!“

Nachdem die Band den Support für die Black Sabbath-Abschiedstournee hinter sich gebracht hatte, ging es auf auf die Teatro Fiasco-Tour und gottseidank führte diese auch nach Hamburg.

Howie Pyro at work!

So stand ich dann rechtzeitig im Docks und suchte mir dort einen Platz in der Nähe des Mischpults. In dieserkleinen Location kann man auch vom Mischpult perfekt sehen. Direkt hinter dem Mischpult bemerkte ich einen langhaarigen Späthippie, der auf zwei Turntables 45er-Vinyls auflegte! Ein richtige DJ, kein Scratchen oder Dancefloor… nein: richtiger Rock’n’Roll aus den 60ern! Rauh, wild, frech und relativ unbekannte Nummern. Dieser DJ war damit schon Teil des Konzertes bzw. des Programms, wie Rival Sons-Frontmann Jay Buchanan später mitteilte.

Derrick Brown

Denn im Anschluß an die Konserven-Musik gab es auf der Bühne Poetisches zum Auftakt. Der wesentlich jüngere Derrick Brown gab, begleitet von Hubschraubergeräuschen und Synthieklängen eine Lesung. Dabei ging einiges am Publikum vorbei, trotzdem gab es keine Pfiffe.

Und dann gab es was auf die Ohren!
Rival Sons

Mehr nach dem Geschmack der Fans waren dann die Headliner. Mit den Klängen von Ennio Morricones „The Good, The Bad & The Ugly“, kam die Band auf die Bühne und starteten mit dem ersten Teil des Titelsongs ihrer aktuellen Platte „Hollow Bones“ auch gleich krachend los. Mit „Tied Up“ und „Thundering Voices“ wurden dann noch zwei Stücke des neuen Albums nachgeschoben.

Wenn die Italo-Western-Hymne nicht schon ein Hinweis gewesen wäre… Lightshow und Equipment machten deutlich, an welcher Ära sich die Rival Sons orientieren. Viel mehr „Vintage“ in Sachen Bandausstattung dürfte kaum drin sein als Gibson Firebird-Gitarre, Fender Jazz Bass, Orange- und Ampeg-Verstärker, ein Gretsch Drumkit sowie Tasteninstrumente von Hammond – und genau das hört man den Jungs aus Kalifornien auch an. Was da brachial aus dem Boxen klang, war und ist feinster Blues- und Garage-Hardrock mit einem deutlichen 1970er Jahre-Einschlag.

Wenn ich mich so umschaute, dann hatte auch ein Teil des Publikums dieses Jahrzehnt am eigenen Leibe miterlebt und feierte dementsprechend die kompromisslosen Riffs, die Gitarrist Scott Holiday und Tieftöner Dave Beste  raushauten.  Dazu der mächtige  Wumms von Drummer Mike Miley. Über allem schrie, weinte, stöhnte und brüllte die markante Stimme von Jay Buchanan, der den Songs mit seinem mächtigen Organ das gewisse Etwas verlieh. So ähnlich müssen sich damals die jungen Doors, Led Zeppelin und ja, auch Deep Purple angehört haben.

Ich konnte mich fast zurückversetzen in irgendeine Konzerthalle der frühen bis mittleren 1970er. Der erdige, bluesige Rock der Rival Sons wirkt wie aus einer anderen Zeit, ohne dabei jedoch nur Kopien zu präsentieren. Das liegt unter anderem auch an dem aktuellen Sound des bärtigen Tourkeyboarders Todd E. Ögren-Brooks, der  mit den  eingestreuten Synthesizereffekten dem Ganzen eine modernere Note verpasste.

Mit der vom Publikum gefeierten Version von „Torture“ brachen dann so langsam die Dämme. Buchanan hatte uns Fans überflüssigerweise gefragt, ob wir bereit für die Party wären… von da an bebte das Docks!

„Open My Eyes“ und „Torture“ wurden lauthals mitgesungen und nach dem finalen „Keep On Swinging“ war meine Stimme weg. Feierabend. Schluss, aus und fertig!

Mehr ging nicht, obwohl… ich hätte so gerne noch „Good Things“ gehört!

Aber diesen Gedanken brauchte ich nicht zu Ende denken, denn das war’s. Es gab keine Zugabe! Das wäre dann wirklich ein Punkt, wo die Jungs von den alten Rockhelden noch etwas abgucken könnten!

… this ist the end my friends!

Zum Abschluss des ansonsten sehr gelungenen Abends holte die Band ihr ungewöhnliches Vorprogramm noch einmal auf die Bühne und stellte sämtliche am Tourbetrieb beteiligten Leute vor, bevor sie unter donnerndem Applaus die Bühne verließen.

Pressestimmen
Konzert-Tipp

Rival Sons: Die Söhne der Väter des Rock im Docks

(Quelle: Tino Lange, Hamburger Abendblatt vom 24.02.2017)

Auch wer nicht so vertraut mit den Rivals Sons ist, konnte den vier Hard­rockern aus Long Beach (Kalifornien) in den vergangenen Jahren kaum aus dem Weg gehen. Wenn Black Sabbath, Deep Purple, Scorpions oder Judas Priest durch die Lande zogen, konnte man sicher sein, dass die Band im Vorprogramm Rival Sons heißt. Und ein paar Monate später bei den eigenen Clubshows, etwa am 26. Februar im Docks, findet sich vielleicht mancher Gast ein, der mehr von den Kaliforniern sehen und hören möchte.

Sehr langsam, aber sehr stetig sind die Rival Sons zu einer festen Zwischengröße geworden, die in jedem Club, von Gruenspan über Uebel & Gefährlich und Mojo Club gut ablieferte. Sie haben keinen Hit, aber sie haben zwischen 2009 und 2016 fleißig fünf Alben veröffentlicht und bewegen sich zumindest in Deutschland und Großbritannien in Top-20-Regionen. Und während die letzten Takes einer Platte noch abgemischt werden, hasten die Sons auch schon wieder mit leichtem Gepäck und schwerem Gerät zum Tourbus.

Viel Aufwand für den Applaus. Robin Everhart, kein Wrestler oder Pornostar, sondern Bassist der Band bis 2013, konnte diesen steinigen Weg nicht mehr mitgehen und verließ die Combo, für ihn ist Dave Beste zu Sänger Jay Buchanan, Gitarrist Scott Holiday und Schlagzeuger Mike Miley gestoßen. Am Sound hat sich dadurch nichts geändert.

Die Rival Sons waren schon auf den ersten Alben "Before The Fire" (2009) und besonders bei "Pressure & Time" (2011) ein Thermomix für Blues- und Hardrock der 60er- und 70er-Jahre und sind es auch auf der aktuellen Scheibe "Hollow Bones" (2016) geblieben. Einflüsse von Led Zeppelin, Free, Cream, Deep Purple und Doors sind die Hauptzutaten, fein abgestimmt mit Glamrock und Soul, kräftig erhitzen und umrühren. So entsteht dann ein Song wie "White Noise" mit Riffs, die flackernd irrlichtern wie LSD-inspirierte "Beat-Club"-Fernseheffekte, Drum-Geprügel im Geiste von Led Zeps John Bonham, hallendem Gesang und – trotz allen Donners – der einnehmenden Melodiösität von Cream.

"Cock Rock" (Schwanzrock) hätte man das vor Jahrzehnten noch genannt. Jenes Etikett, das eigens für Led Zeppelin erfunden wurde. Das Röhren, Schreien, Stöhnen, Flüstern, die offensiven Posen und Gesten, die Selbstdarstellung, das findet sich auch bei den Rival Sons wieder: "Hot lady, hot lady, you're my sexy girl. Hot lady, gonna take you the promised land", verspricht Jay Buchanan in "Elec­tric Man". Das Hemd ist offen bis zum Bauchnabel, mehrere Halsketten baumeln im Takt. Mike Miley zeigt kleine artistische Kunststückchen mit seinen Trommelstöcken. Scott Holiday wippt auf hohen Absätzen und verzieht das Gesicht wie bei einer rektalen Zahnoperation. Tour-Keyboarder Todd E. Ögren-Brooks entlockt seinen Tasten das Kreischen gepeinigter Seelen aus der Hölle. Bassist Dave Beste steht rum.

Das hat man alles schon tausendfach gesehen und gehört. Aber es wird immer funktionieren. Weil es laut ist. Weil selbst leisere Songs wie "Face Of Light" irgendwann laut werden. Alle Regler hoch, durchstarten und abheben.

Rival Sons – Great Western Valkyrie (p) 2014

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten?

Genau das war das erste Gefühl, als ich diese Band live als Vorgruppe erleben durfte. Vorgruppen sind ja so eine Sache, häufig genug ein Vorwand ein letztes Mal zu verschwinden… Zigarette für die Raucher, Bier ent- oder besorgen für den Rest der Welt.

Als diese Band an jenem Abend die Bühne enterte führte das bei mir am nächsten Tag zum Spontankauf ihres letzten Albums, natürlich die Vinyl-Version! Wenn eine Band so stilsicher den Hard- & Blues-Rock der 70er leben lässt, dann darf es keine CD sein.

Dann drehte sich die Platte auf dem Teller, und bei mir schlich sich ein Gefühl von „Kenn-ich-schon-,-das-sind-doch…“ ein. Und tatsächlich, auf der Platte, noch viel deutlicher als im Konzert, glaubt man als Fan der 70er viele bekannte Wendungen herauszuhören. Dieses Gefühl wird durch die Produktion verstärkt: rauh, leicht übersteuert und am besten gaaanz laut hören.

Aber ich hab die Truppe live gesehen und ich könnte, nein ich schwöre: das ist echt, das ist keine typische Retro-Band. Wer erinnert sich noch an der Erstling von Kingdom Come? Ein 1:1 LedZep-Plagiat und trotzdem witzig. Diese Scheibe („Great Western Valkyrie“) hat hingegen dermaßen viele neue Songs zu bieten, das derjenige, der mit dem Gedanken spielt, sich beispielsweise die 51. Neuauflage eines bereits 50-fach in seinem Besitz befindlichen Deep Purple-Live-Albums anzuschaffen, dieses Geld lieber in „Great Western Valkyrie“ investieren muß!!

Wenn Jay Buchanan in „Electric Man“ von seinem Cadillac und dem Girl singt, dann bohrt sich dieser Refrain in der Kopf. Das Gitarrenintro von Scott Holiday in „Play The Fool“ stammt definitiv von LedZep, aber spätestens im Refain haben sie Dich. Und dann kommt „Good Things“… boooaaa eeyyyh! Sommerabend auf der Veranda, das eiskalte Bier in der Hand und genieße das Leben! Es kommt wie es kommt:

Good things will happen
Bad things will happen, too
Sometimes its someone down the road
Sometimes its somebody next to you
Enjoy it right now
Because you never know
When its gonna end
Enjoy it right now
Because you never know
When its gonna end

Der Song hat das Zeug zu einem All-Time-Greatest! Und bevor ich jetzt auch noch die anderen Songs durchgehe, mein dringender Tipp an alle Deep-Purple-Led-Zeppelin-Doors-Free-Fans: holt euch diese Scheibe bevor es zu spät ist! Es werden nicht mehr viele neue Bands kommen, die diese Musik so leben wie die Rival Sons. Wer schon einmal Jay Buchanan auf der Bühne gesehen hat, der weiß was ich meine!

„Rival Sons – Great Western Valkyrie teleportiert die 70s ins Jahr 2014. Die Rival Sons verfeinern sämtliche ihrer Trademarks, riskieren eine Schippe Psychedelik im schweren Bluesrockgemisch und bekräftigen: die Geschichte des (traditionellen) Rock ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.“ (www.laut.de)