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Und weiter geht die wilde Fahrt…

Deep Purple
Unleashed In Europe-Tour 2023

19.07.2023, Stadtpark Open Air, Hamburg

Vor einem Jahr habe ich meine Deep Purple-Karte verschenkt, durch die ganzen Corona-Verschiebungen fielen zwei Konzerte auf den gleichen Tag und ich entschied mich für Zucchero.

Gleichzeitig hatte ich damit abgeschlossen, Deep Purple noch einmal live zu sehen. Den neuen Gitarristen Simon McBride hatte ich nur als Lückenfüller für Steve Morse eingeschätzt… vielleicht zur Erfüllung von Verträgen?

So kann man sich täuschen. Als dann im Dezember der Vorverkauf für eine weitere Tour begann… ich glaube ich war einer der allerersten, der eine bzw. zwei Karten für den Stadtpark in Hamburg erwarb. Der Nutznießer meiner damaligen Entscheidung war so begeistert von dem letztjährigen Auftritt, das er die Band nocheinmmal sehen wollte.

Wir ertrugen dann gemeinsam die Vorband Mothers Cake aus Österreich. So richtig begeistern konnten die uns nicht.

Und dann pünktlich um 20:00 Uhr begann mit Prokofiev’s „Dance of the Knights (The Royal Ballet)“ der Spaß!

Deep Purple 2023

Nach dieser Konservenouvertüre ging es los mit „Highway Star“ und „Pictures Of Home“… beide Songs bereits über 50 Jahre alt und immer noch mitreißend.

Mit 77 Jahren…

Die weitere Setlist wies neben den bekannten Klassikern (natürlich fehlte auch „Smoke On The Water“ nicht!) eine paar neue und auch etwas seltenere Stücke wie zum Beispiel „Anya“ auf.

… immer noch gut bei Stimme!

Einer der Höhepunkte für mich war mal wieder „When A Blind Man Cries“… Gänsehaut pur und wieder der Beweis, was für ein toller Sänger Ian Gillan immer noch ist. Sofern er nicht aus voller Kehle singen muss…

Don Airey
Ian Paice, Roger Glover

Denn eines war heute noch deutlicher, als in den Jahren zuvor: die Pausen, die ihm durch seine Kollegen durch sehr lange Soli verschafft wurden, fielen deutlich länger aus als früher! Aber der Mann wird dieses Jahr 78… das verdient schon ganz großen Respekt!

Ian Gillan, Simon McBride

Die Soli von Don Airey und Roger Glover waren erneut sensationell und der neue (s.o.) Simon McBride tat wirklich alles, um Gillan zu entlasten… eine solche Geschwindigkeit und Ausdauer habe ich lange nicht mehr gesehen. Trotzdem vermisse ich Steve Morse… sein Spiel war für mich präziser und melodiöser.

Wer will noch einen…

Auch wenn ich nicht darauf wetten will… dieses könnte dann tatsächlich mein letzter Besuch bei Deep Purple gewesen sein. Obwohl es auch schon wieder Gerüchte um ein neues Album gibt. Warten wir es ab!

Schlussakkord!

(Es ist schon unglaublich, wie schnell einige YouTuber sind… leider ist der Sound nicht ganz optimal!)

Hier die Setlist:

  • Highway Star
  • Pictures of Home
  • No Need to Shout
  • Into the Fire
  • Guitar Solo
  • Uncommon Man
  • Lazy
  • When a Blind Man Cries
  • Anya
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Truckin‘
  • Smoke on the Water

Zugabe

  • Hush
  • Bass Solo
  • Black Night
Auf Wiedersehen??

Und ab durch den Fleischwolf…

Frog Leap

25.09.2022, edel-optics Arena, Hamburg

Geteilter Spaß ist doppelter Spaß!

Wer oder was ist Frog Leap? Ich vermute, die wenigsten aus meinem Jahrgang kennen diesen (?) YouTube-Star. Hinter Frog Leap verbirgt sich der Musiker Leo Moracchioli, welcher in Norwegen ein Studio namens Frog Leap Studios betreibt. Von dort veröffentlicht er seit ein paar Jahren YouTube-Videos, in denen er bekannte Rock-, Pop- und HipHop-Standards mit viel Humor „vermetalt“… und glaubt mir: die Metal-Versionen von „Sultans of Swing“, „Come Together“ oder gar „YMCA“ sind schon sehr speziell!

Gestern nun konnte ich Herrn Moracchioli einmal live erleben, die seit 2020 verschobene Tournee fand endlich statt und ich hatte mir auch noch ein Ticket organisiert. Damit war ich auch das erste Mal in dieser Halle in Wilhelmsburg. Wer noch nicht dort war: eine verkleinerte Ausführung der Alsterdorfer Sporthalle mit ausbaufähigen Parkmöglichkeiten.

Kurz vor der Show, im folgenden Stroboskop-Gewitter waren Fotos aus dieser Position Glückssache 🙂

Die Band stand pünktlich auf der Bühne und legte sofort mit voller Kraft und Lautstärke los. „Party Rock Anthem“, „Ghostbusters“ und „House Of The Rising Sun“, alle in völlig neuem Gewand, gaben sofort die Richtung und die Stimmung des Abends vor. Ausgelassene Party bei brachialem Sound… muss man mögen!

Leo Moracchioli

Für Klangästheten definitiv nicht geeignet, zumal der Sound auch technisch deutlich Luft nach oben hatte. Den meisten der (geschätzt) 900-1000 Fans war das aber egal. Ich fand es etwas schade, dass dadurch viele Songs kaum zu erkennen waren: „Africa“ oder „Eye Of The Tiger“ wären sicherlich noch besser rübergekommen. So war es dann doch eher wie in der Überschrift beschrieben!

Zu den Musikern kann ich gar nichts sagen. Die Band spielt wohl in dieser Besetzung mindestens seit 2019 zusammen. Der Gitarrist hatte auf jeden Fall was drauf, allerdings waren seine Soli mehr schnell und laut als mitreißend. Absolut kein Vergleich mit den Gitarristen „meiner“ Generation wie Blackmore/Page/Box/Morse… vielleicht auch eine Frage der Hörgewohnheiten.

Ergänzt wurden die Band heute durch eine Sängerin und dem „Bunny“ (offenbar der Tourmanager?), sowie einem Fan, der aus dem Publikum geholt und für den letzten Song ans Schlagzeug gesetzt wurde!

Nach ziemlich genau 90 Minuten (20:20 Uhr – 21:50 Uhr) war die Party inklusive zweier Zugaben dann vorüber.  Hinter der Setlist (s.u.) habe ich ein YouTube-Video vom 2019er-Auftritt in Wacken verlinkt. Hier war der Sound um Lichtjahre besser als gestern abend…

Setlist

  • Party Rock Anthem
  • Ghostbusters
  • The House of the Rising Sun
  • Dance Monkey
  • Come Together
  • Eye of the Tiger
  • Uptown Funk
  • Heathens
  • Try
  • Breathe
  • Pokemon
  • Feel Good Inc.
  • Africa
  • Hello

Zugabe:

  • Killing in the Name
  • Zombie

 

Krontrastprogramm in der Anderswelt

Faun
Märchen und Mythen Tour 2020

09.03.2020, Musikhalle/Laeiszhalle, Hamburg

Vor ein paar Jahren bin ich durch Zufall über das Album „Von Den Elben“ der Gruppe FAUN gestolpert. Bis dahin  hatte mich  diese Richtung der Musik nie wirklich interessiert. BLACKMORE’S NIGHT vielleicht ausgenommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Pagan-Folk oder Mittelalter-Rock mit deutschen Texten… nein, bis dahin eigentlich nicht mein Ding. Das Album weckte jedoch meine Neugier und dadurch entdeckte ich noch Bands wie VERSENGOLD, SALTATIO MORTIS oder auch  SUBWAY TO SALLY.

Als Faun sich dieses Jahr mit ihrem neuen Album in Hamburg ankündigten, war es an der Zeit, sich auf den Weg in die Anderswelt von Faun zu machen.

Bevor das Konzert (ohne Vorgruppe) begann, gab es für mich als Newbie aber noch ein paar bemerkenswerte Beobachtungen zu machen.

Offenbar ist ein Faun Konzert so ein Mittelding zwischen Cosplay und LARP. Es bewegten sich so manche Elfe, gerüstete Elbenkriegerinnen und andere kostümierte Menschen im Saal. Manchmal nur dezent (lange, dunkle Mäntel oder Kleider), hin und wieder auch voll maskiert… Vulkanier mit Schwert? (Scherz!)

Okay, genug das Volk betrachtet… auf zu  den Barden und Spielmännern/-frauen!

Das Konzert begann pünktlich um 20:00 Uhr und von einem Moment zum andern gelang es der Band, die Zuhörer mit ihrer Musik in ein… ja, wirklich: Märchenland zu entführen.

Der Sound war absolut großartig, jede Stimme und jedes Instrument konnte man nicht nur heraushören, sondern auch orten. Also Stimme von rechts, Drehleier von links.. perfekt!

Die Musik?  Mal eingängige, dann wieder sphärische Melodien, Virtuosität an verschiedenen Instrumenten und mehrstimmigen Gesang, untermalt durch einen elektronischen Klangteppich.

Die Band bestand an diesem Abend aus Oliver „SaTyr“ Pade (Gesang, verschiedene Saiteninstrumente), Niel Mitra, der „Experte für experimentelle Klangforschung“ (Synthesizer), Rüdiger Maul (Percussion, Schlagwerke), Stephan Groth (Gesang, Drehleier, Flöte). Fiona Rüggeberg-Frewert (Gesang,  Flöten, Sackpfeife) und Laura Fella (Gesang, Percussion).

Und ja, es gab keine klassische Gitarre und auch keine anderen „klassischen“ Rockinstrumente. Von daher war das defintiv kein Rockkonzert. Meine leise Befürchtung (aufgrund des ein oder anderen Titels auf den Alben), die Band könnte live in Richtung Schlager abdriften, war (gottseidank) völlig unbegründet.

Als Gast trat der Magier und Kontaktjongleur Kelvin Kalvus auf, der zu den magischen Klängen seine Zauberkugeln wie Wassertropfen über seinen Körper tanzen liess. Als musikalischer Gast war zudem noch  der Geiger Florian Janoske von der befreundeten Band VERSENGOLD mit von der Partie.

Was ausserdem erwähnenswert war: der Band und ihrem Team gelang es, mit einer minimalen Lightshow eine ganz einzigartige Stimmung zu erzeugen. Es muss also nicht immer Bombast sein. Obwohl: mit etwas mehr Bombast hätte ich sicherliche bessere Fotos machen können. Aber vielleicht war das ja auch Sinn der Übung? 🙂

Die Setlist

Set 1:
Es war einmal…
Rosenrot
Iduna
Alba
Walpurgisnacht
Feuer
The Lily
Diese kalte Nacht
Pearl
Holla

(20 Minuten Pause)

Set 2:
Der Steinmetz (Märchen, gesprochen)
Des Wassermanns Weib (Acoustic)
Sieben Raben (Acoustic)
Thalia
Odin
Seemann
Egil Saga
Wind und Geige
Rhiannon

Zugabe:
Wenn wir uns wiedersehen
Hagazussa
Die weisse Dame

Als dieser Ausflug in die Anderswelt nach über zwei Stunden endete, hatten wir ein beeindruckendes Konzert, wirklich tolle Musiker und ein ebenso beeindruckendes Publikum erleben dürfen.

Zum Abschluss der Song, mit dem der Abend begann:

 

Ich glaub‘, ich steh im Wald!

Rival Sons
Feral Roots-Tour

01.03.2019, Große Freiheit 36,  Hamburg

Dunkelheit… Vogelstimmen… plötzlich das Fauchen einer Großkatze… Pulsschlag… weitere Tiergeräusche… der Puls steigt… das Fauchen der Großkatze kommt näher… der Puls wird rasend…

Donnerndes Schlagzeug-Trommelfeuer… blendendes Licht und die Rival Sons eröffnen mit „Back In The Woods“ ein Mörderkonzert!

Superlative hin oder her, aber das war ein wahnsinnig mitreißendes Opening und die Fans wurden sofort mitgerissen.

The Sheepdogs

Eine knappe Stunde vorher erlebte ich eine etwas andere Überraschung. Entgegen dem offiziellen Beginn (um 19:00 Uhr!) hatten die Sheepdogs als Vorgruppe bereits um 18:45 Uhr ihr Set begonnen und als ich dann einen guten Platz gefunden hatte, bekam ich nur noch die letzten beiden Songs mit. Das was ich dort noch mitbekam, klang aber wirklich gut. Die Sheepdogs sind eine kanadische Rockband, die sich offenbar dem Southern Rock verschrieben hat. Lynyrd Skynyrd, CCR, Doobie Brothers… wem diese Namen etwas sagen, der kann sich den Sound ungefähr vorstellen.

Nach kurzem Umbau und pünktlich um 20:00 Uhr gingen die Lichter aus und wir Fans standen im Dschungel, von wo uns die Band  zurück zu ihren wilden Wurzeln („Feral Roots“) mitnahm.

Rival Sons

Der Einstieg, passend mit „Back In The Woods“ und „Sugar On The Bone“ vom neuen Album… genau: „Feral Roots“. Damit war auch der Kurs für den kompletten Gig vorgegeben. Hier wurde ohne große Kompromisse an vergangene Hits fast das komplette neue Album duchgespielt. Das muss nicht immer funktionieren, heute klappte es aber vorzüglich.

Die meisten Fans schienen das Album schon komplett inhaliert zu haben, zumindest stiegen sie in fast jeden Song sofort ein.

Natürlich zündeten ältere Stücke wie „Electric Man“ oder „Torture“ immer noch gewaltig, allerdings fügten sich das Titelstück und besonders das gospelartige „Shootings Stars“ im Zugabenteil nahtlos in die Reihe der besten Songs dieser Band ein.

Gab es überhaupt etwas zu bemängeln? Na ja, den Lichtdesigner würde ich gerne mal fragen, ob man die Band hinter den Stroboskop-Effekten verstecken wollte. Zumindest von meiner Position aus (oben auf dem Rang) nervte das Lichtgewiter teilweise und verhinderte darüberhinaus auch den Blick auf die Bühnen-Deko. Das Plattencover von „Feral Roots“ erstreckte sich formatfüllend über die gesamte Bühne…!

Ansonsten stehe ich auch wirklich auf Gitarrensolos, allerdings hatte ich heute Abend das Gefühl, dass sich Scott Holiday ein- oder zweimal etwas „verlief“. Jay Buchanan gab wieder alles und was dieser Mann jeden Abend aus seiner Stimme herausholt… unglaublich. Der Rest der Band hat da schon Schwierigkeiten, sich zu profilieren. Bass (Dave Beste) und Schlagzeug (Mike Miley ) wuchtig und präzise, die Keyboards (Todd E. Ögren-Brooks) wurden nach meinem Geschmack etwas in den Hintergrund gedrängt.

Schlussendlich ist das aber alles meckern auf hohem Niveau, denn trotz allem gelingen der Band auch live genug große Momente. Exemplarisch dafür stehen das bombastische „All Directions“ sowie die mitreißenden Gesangsleistung in „End Of Forever“.

Es war letztlich ein Konzert mit allem, für das diese Wahnsinnsband seit ihrer Gründung 2008 steht: die besten Zutaten der klassischen Rockmusik (bspw. Doors, Led Zeppelin, Deep Purple…) in einen aktuellen Sound verpackt und ohne eine Spur von Anbiederung oder gar die alten Bands zu kopieren!

Setlist:
  • Back in the Woods
  • Sugar on the Bone
  • Electric Man
  • Pressure and Time
  • Too Bad
  • Jordan
  • Feral Roots
  • Torture
  • Face of Light / Sacred Tongue
  • Imperial Joy
  • Open My Eyes
  • All Directions
  • End of Forever
  • Do Your Worst
Zugabe:
  • Shooting Stars
  • Keep On Swinging

Dieses Konzert kann man sich für jede Gelegenheit als Playlist zusammenstellen… Ein guter Whiskey oder eine kühles Bier, Anlage aufreissen und der Abend ist gerettet!

Long live Rock!

Grosse Freiheit 36, Hamburg

Ich krieg das Grinsen nicht aus meinem Gesicht…

Ringo Starr & His All Starr Band

11.06.2018, Hamburg Stadtpark Open Air

Es gibt Konzerte, die machen einfach nur gute Laune. Und gestern hatten wir das große Glück, ein solches Konzert zu erleben.

Doch der Reihe nach.

Wenn es so etwas wie eine To-Do-Liste für Konzerte gibt, die man erlebt haben muß, dann gehört der Besuch eines Ringo Starr-Auftritts unbestritten dazu. Als eines der beiden letzten lebenden Mitglieder der wohl einflußreichsten Band aller Zeiten, ist der Ex-Beatle selbst schon eine Legende. Über einen Zeitraum von mehr als 55 Jahren hat er Musikgeschichte mitgeschrieben, auch wenn er selbst vielleicht nie die kreative Führung übernahm. Aber er war immer dabei.

Als die Tourneepläne für ihn und seine All-Starr-Band herauskamen, war das für mich ein Selbstgänger.

Der erste Versuch ging jedoch noch richtig daneben. Kaum hatte ich am Sonntag einen prima Parkplatz in der City Nord am Stadtpark gefunden, brummte mein Handy. Über Facebook wurde den Fans mitgeteilt, dass Sir Ringo mit einem grippalen Infekt krankgeschrieben sei und das Konzert auf den nächsten Tag verschoben würde.

Warten auf Ringo!

Also starteten wir am Montag leicht gehetzt einen zweiten Versuch und standen dann doch pünktlich um 19:00 Uhr im grünen Rund.

Mit der Vorband konnte ich diesmal überhaupt nichts anfangen, offenbar reisst jede Serie irgendwann einmal. Nach dem ich jetzt so viele gute Opener erleben durfte, ging Vincenzo Tunnera mit seiner 8köpfigen Band völlig an mir vorbei. Das waren sicherlich gute Musiker, aber die Songs (irgendwie „neue deutsche Betroffenheit“?) und seine Stimme zündeten bei mir gar nicht.

Vincenzo Tunnera & Band

Dann eine halbe Stunde Umbau und kurz nach 20:00 Uhr kamen die „All-Starrs“ auf die Bühne:

  • Steve Lukather (Toto) – guitar, lead & backing-vocals
  • Gregg Rolie (Santana) – keayboard, lead & backing-vocals
  • Colin Hay (Men At Work) – guitar, lead & backing-vocals
  • Graham Gouldman (10cc) – bassguitar, lead & backing-vocals
  • Warren Ham  – Saxophone, flute, lead & backing-vocals
  • Gregg Bissonette – drums, backing-vocals

Nach einer kurzen Begrüßung wurde dann „er“ angekündigt:

Ringo Starr

Wer jetzt erwartet hatte, einen würdigen älteren Herren (immerhin 77 Jahre alt!) auf die Bühne schreiten zu sehen… vergesst es!

Im lockeren Trab joggte Ringo herein und stieg nach kurzem „Hallo“ sofort in den Rock’n’Roll Standard „Matchbox“ ein. Und danach ging es Schlag auf Schlag.

Setlist
  • Matchbox (Carl Perkins cover)
  • It Don’t Come Easy (Ringo Starr song)
  • Dreadlock Holiday (10cc cover)
  • Evil Ways (Willie Bobo/Santana cover)
  • Rosanna (Toto cover)
  • Down Under (Men at Work cover)
  • Boys (The Shirelles cover)
  • Don’t Pass Me By (The Beatles cover)
  • Yellow Submarine (The Beatles cover)
  • I’m Not In Love (10cc cover)
  • Black Magic Woman/Gypsy Queen (Santana cover)
  • You’re Sixteen (Johnny Burnette cover)
  • Who Can It Be Now? (Men at Work cover)
  • The Things We Do for Love (10cc cover)
  • Oye Como Va (Tito Puente/Santana cover)
  • I Wanna Be Your Man (The Beatles cover)
  • Hold The Line (Toto cover)
  • Photograph (Ringo Starr song)
  • Act Naturally (Buck Owens/The Beatles cover)
  • With A Little Help From My Friends (The Beatles cover) (featuring Klaus Voormann)
Steve Lukather

Klar, dass bei dieser Songauswahl das gesamte Publikum mitsingen, mitklatschen und mitfeiern konnte. Jeder Musiker bekam seine Solomomente und ich wüsste nicht, wen man besonders hervorheben sollte. Sicherlich war Steve Lukather mit seinem Gitarrenspiel das Eintrittsgeld alleine wert… aber Warren Ham mit seinen Saxophon-Soli, die Hammond-Läufe von Gregg Rolie und die präzisen Drums von Gregg Bissonette bei den Santana-Songs standen dem in nichts nach. Dazu die Stimmen von Colin Hay und Graham Gouldman in „ihren“ Songs… die Zeit schien still zustehen!

von links: Steve Lukather (Toto), Gregg Rolie (Santana)

Ringo selber war angenehm entspannt, scherzte mit dem Publikum und machte einen absolut fitten Eindruck. Auf den Ausfall vom gestrigen Sonntag ging er natürlich auch ein: „Auch wenn ich auf der Bühne umfalle, macht euch keine Sorgen…“ Aber soweit kam es gottseidank nicht. Vielleicht nahm er sich deshalb aber etwas mehr zurück, unterstützte Gregg Bissonette am eigenen Schlagzeug oder verschwand auch hin und wieder kurz von der Bühne.

von links: Graham Gouldman (10cc), Gregg Bissonette, Colin Hay (Men At Work)

Seine Songs waren dann jedoch die Gänsehautmomente des Abends. Das selbstironisch angesagte „Don’t Pass Me By“,  „Act Naturally“ aus vergangenen „Help!“-Zeiten oder als absolute Höhepunkte „Yellow Submarine“ und „With A Little Help From My Friends“ vom epochalen „Sgt.Pepper“-Album.

Spätestens bei „Yellow Submarine“ stellte sich dann bei mir ein Grinsen ein, dass ich auch während der Heimfahrt und später beim Einschlafen nicht mehr los wurde.

Special guest: Klaus Voorman

Als zum Finale dann auch noch Klaus Voorman (seinerzeit als „fünfter“ Beatle gehandelt) auf die Bühne kam und alle gemeinsam „Give Peace A Chance“ von John Lennons Plastic Ono Band anstimmten, wurde es für fast alle Fans ein historischer Moment!

Sollte ich auch 77 Jahre alt werden, so kann ich noch lange von diesem geilen Konzert berichten.

Pressestimmen

Wie die Stadtparkbühne zum Starr-Club wurde

von Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt vom 11.06.2018

Von Krankheit keine Spur mehr: Ex-Beatle Ringo Starr serviert dem Publikum ein Hit-Potpourri und präsentiert einen Überraschungsgast.

Hamburg.  Von Krankheit keine Spur mehr. Ringo Starr, 77 Jahre alt, joggt wie ein Jungspund auf die Bühne im Stadtpark und geht gleich in die Offensive: "Ich weiß, dass ihr gestern alle hier wart. Wir waren auch hier, aber ich musste zum Arzt. Auch wenn ich auf der Bühne umfalle, macht euch keine Sorgen", scherzt er.

Gut, dass sein Tourplan nicht sehr eng gesteckt ist. Sonst hätte das am Sonntag ausgefallene Konzert von Ringo und seiner All-Starr Band nicht bereits einen Tag später nachgeholt werden können.

Viel Beatles-Geschichte im Programm

Es steckt viel Beatles-Geschichte in Ringos Show, nicht nur im Programm des Abends, sondern auch in den Outfits des Publikums. Viele ältere Fans haben ihre (erwachsenen) Kinder mitgenommen und tragen stolz ihre T-Shirts mit den Porträts der Fab Four, dem Zebrastreifen-Cover von "Abbey Road" und dem aktuellen Tour-Shirt von Ringo.

Los geht der Abend gleich mit Rock 'n' Roll aus der Zeit, als die Beatles noch in Hafenkaschemmen in Hamburg und Liverpool gespielt haben. Mit "Matchbox" von Carl Perkins eröffnet Ringo Starr den Abend. Ein großer Sänger ist er sicher nicht und vielleicht auch nicht der begnadetste Schlagzeuger im Rock-'n'-Roll-Geschäft. Aber Ringo hat Spaß. Spaß daran, alte Hits wie "Yellow Submarine" zu schmettern oder "Boys" aus alten Hamburger Tagen ("Das haben wir im Kaiserkeller gespielt").

Ringo verfügt über eine gehörige Portion Selbstironie: "Lange bevor ich die Beatles traf, habe ich eine Menge Songs geschrieben", sagt er lachend, "die alle nicht veröffentlicht wurden. Dann kam dieser." Und er stimmt das Schunkellied "Don't Pass Me By" an. Die Menge dankt es ihm, sie tanzt und klatscht. Die Rechnung geht auf. Ringo hat sie in der Hand.

Gregg Rolie war in Woodstock dabei

Mindestens ebenso wichtig sind die anderen Musiker seiner All Starr Band. Im Stadtpark steht Musikgeschichte auf der Bühne. Gregg Rolie war 1969 in Woodstock dabei, damals als Keyboarder und Sänger bei Santana. "Evil Ways", "Black Magic Woman" und Tito Puentes "Oye Como Va" aus den beiden ersten Santana-Alben steuert er zu diesem bunten Potpourri bei.

Ringo Starr, in kurzer schwarzer Lederjacke, hat sich schon nach dem zweiten Song hinter sein Schlagzeug zurückgezogen und überlässt seinen hochkarätigen Mitstreitern die Bühne.

Einen zweiten Schlagzeuger gibt es mit dem versierten Greg Bissonette auch noch. Ringo Starr lässt es sich jedoch nicht nehmen, seine Band in den höchsten Tönen zu loben. Gregg Rolie zum Beispiel nennt er den "John Wayne des Rock 'n' Roll".

Publikum ist verzückt von Steve Lukather

Geradezu verzückt ist das Publikum­ von Toto-Gitarrist Steve Luka­ther. Toto hat ja gerade vor ein paar Wochen ein ausverkauftes Konzert im Mehr!-Theater gegeben, jetzt steht dieser versierte Instrumentalist wieder auf einer Hamburger Bühne und spielt komplizierte Riffs.

"Rosanna" und "Hold The Line" sind die Toto-Klassiker, die auf dem Programm stehen. Aber die All Starrs haben noch viel mehr Stücke im Gepäck, die jeder kennt. Wie "Dreadlock Holiday", einen Hit von 10cc. Die britische Rockband wird an diesem Abend durch ihren Bassisten Graham Gouldman vertreten.

Auch Colin Hay gehört zur Combo. Früher hat er bei der australischen Gruppe Men At Work gespielt. Deren größte Hits fehlen an diesem Sommerabend nicht: "Down Under" und "Who Can It Be Now". Ringo beschließt den Abend mit "With A Little Help From My Friends".

Und präsentiert einen Überraschungsgast: Der Bassist Klaus Voorman kommt auf die Bühne, der Mann, der den Ehrentitel "Fünfter Beatle" trägt. Das Publikum ist begeistert von diesem und den vielen anderen "magischen Momenten". Sagt ein drahtiger Endfünfziger zu seinem Kumpel: "Ist das geil oder ist das geil?"

School’s Out… Forever!

The Hollywood Vampires

02.06.2018, Hamburg, Stadtpark Open Air

Als unser Ältester mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zu den Hollywood Vampires zu gehen, da zuckte es durch meinen Kopf „Hollywood wer?“.

Diese Promiband war bis dato an mir vorbeigezogen! Offenbar höre ich die falschen Sender, lese die falschen Zeitungen und habe auch die falschen Seiten abonniert. Also kurz nachgeschlagen:

The Hollywood Vampires

„Hollywood Vampires is an American rock supergroup formed in 2015 by Alice Cooper, Johnny Depp, and Joe Perry to honor the music of the rock stars who died from excess in the 1970s. The band name derives from The Hollywood Vampires, a celebrity drinking club formed by Cooper in the 1970s which included but was not limited to: John Lennon and Ringo Starr of The Beatles, Keith Moon of The Who, and Micky Dolenz of The Monkees. Touring members include or have included Duff McKagan and Matt Sorum of Guns ‚N Roses fame, as well as Robert DeLeo from Stone Temple Pilots.“  (Wikipedia)

…gleich gehts los!

Sobald ich „Alice Cooper“ las, war der Drops gelutscht. Aktuell läuft bei mir noch regelmäßig sein 2017er Album „Paranormal„… Und Alice noch einmal live zu erleben… unbezahlbar!

 

Der besagte Sonnabend zeigte sich zwar nicht von seiner sonnigen Seite, trotz der grauen Wolken konnte sich der Regen aber auch nicht durchsetzen. Somit ideales Wetter für ein Open Air-Konzert!

Nachdem wir in einer scheinbar endlos langen Schlange von der Parkseite her anstanden, ging es dann doch recht schnell in das grüne Oval.

Justin Hawkins – für ihn muß der Begriff „Rampensau“ erfunden worden sein!

Pünktlich um 19:00 Uhr standen dann The Darkness auf der Bühne. Die britischen Retro-Glamrocker mit Hard-Rock und Show-Elementen des 70er-Jahre-Glam-Rock. Die Akkustik war zu Beginn eher bescheiden, gegen Ende gerade noch okay. Der im sexy Outfit angereiste Sänger Justin Hawkins sorgte jedoch mit britischem Humor und witzigen Einlagen für die perfekte Stimmung unter den Besuchern. Und wer noch niemals einen Leadsänger gesehen hat, der im Kopfstand mit gespreizten Beinen den Takt zum Mitklatschen angibt… schaut euch The Darkness an. Mit gutem Sound kann dieses Gruppe ein wirklich heißer Act sein!

The Darkness

Und dann… wiederum pünktlich um 20:15 Uhr 😀 … flatterten die Vampire auf die Bühne. Angeführt von Alice Cooper brannte die Band ein Feuerwerk von Hits, Rock-Klassikern und eigenen Stücken ab, inklusive ihrer Hit-Single „As Bad As I Am“ von ihrem Debüt-Abum „The Hollywood Vampires“ aus dem Jahr 2015.

Die Idee hinter dieser Promi-Band ist eine Hommage an die Legenden des Rock. Viele der gewählten Songs stammten von Bands, die es entweder nicht mehr gibt, von denen ein besonderer Musiker frühzeitig verstorben ist oder anderen bereits verstorbenen Musikern.   Das waren zum Beispiel „The Jack“ von AC/DC, „Ace Of Spades“ von Motörhead oder „I Got A Line On You“ von Spirit. Mein absolutes Highlight war „Heroes“ von David Bowie, gesungen von Johnny Depp und das mit einer hammermäßigen Stimme… Gänsehaut war vorprogrammiert!

Johnny Depp

Ach ja, Johnny Depp! Auf mich wirkte er ein wenig abwesend, obwohl er ständig mit dem Publikum flirtete und Dutzende von Plektren in die Zuschauer warf. Sein Gitarrenspiel? Ich war mir nicht sicher, wieviel er zum Sound beitrug. Die beiden Songs, die er sang, fand ich okay. Im Abendblatt war man dann anderer Meinung… aber egal! Die überwiegend weiblichen Fans im „Golden Circle“ waren auf jeden Fall hin und weg.

Die Partylaune auf der Bühne schwappte aber auch ins restliche Publikum über, so daß für mich die Zeit wie im Flug verging. Joe Perry spielte, als ob es um sein Leben ging, Tommy Henriksen wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne, Chris Wyse rammte ein perfektes „Ace Of Spades“ in den Boden und Alice Cooper war der perfekte Frontmann. Als gegen Ende dann auch noch Rudolf Schenker bei „Train Kept A-Rollin´“ auf die Bühne kam und die Gitarrenfront verstärkte… was kann ein solches Konzert noch steigern?

v.l.: Johnny Depp, Joe Perry, Rudolf Schenker, Tommy Henriksen

Ganz zum Schluss donnerte dann „School’s Out/Another Brick In The Wall“ von der Bühne und es schien so, als ob beide Songs nur aufeinander gewartet hätten. Das Publikum gab noch einmal alles (meine Stimme war danach etwas indisponiert) und das war es dann. 90 Minuten großartige Rockmusik, es war nur genial.

Wer mit den Namen der Musiker nichts anfangen kann, hier einmal die komplette (heutige) Band:

Die Band

  • Alice Cooper – lead and backing vocals, harmonica
  • Johnny Depp – rhythm and lead guitar, lead & backing vocals
  • Joe Perry (Aerosmith) – lead and rhythm guitar, backing and lead vocals
  • Tommy Henriksen (Alice Cooper-Band, Ex-Warlock) – keyboards, rhythm and lead guitar, backing vocals
  • Glen Sobel (Alice Cooper-Band)– drums, backing and lead vocals
  • Buck Johnson (Aerosmith) – keyboards, backing and lead vocals
  • Chris Wyse  (The Cult, Ozzy Osbourne) – bass, lead- & backing vocals
Alice Cooper – 70 Jahre und kein bisschen leise!

Setlist

  • I Want My Now
  • Raise the Dead
  • I Got a Line on You (Spirit – Cover)
  • 7 and 7 Is (Love – Cover)
  • My Dead Drunk Friends
  • Five to One / Break On Through (To The Other Side) (The Doors – Cover)
  • The Jack (AC/DC – Cover)
  • Ace of Spades (Motörhead – Cover)
  • Baba O’Riley (The Who – Cover)
  • As Bad As I Am
  • The Boogieman Surprise
  • I´m Eighteen (Alice Cooper – Cover)
  • Combination (Aerosmith – Cover)
  • People Who Died (The Jim Carroll Band – Cover)
  • Sweet Emotion (Aerosmith – Cover)
  • Bushwackers
  • „Heroes“ (David Bowie – Cover)
  • Train Kept A-Rollin´ (Tiny Bradshaw – Cover)

Zugabe

  • School´s Out/Another Brick In The Wall (Alice Cooper/Pink Floyd – Cover)

Fazit:

Wenn alle Konzerte so viel Spaß machen würden, dann täten mir die rund 80 Euro auch nicht weh. Und das Album (das ich mittlerweile auch gekauft habe) ist absolut kein Ersatz dafür, diese Band in dieser Form live zu erleben!

Pressestimmen

Hollywood Vampires: Johnny Depp mit den Gitarrenhänden

von Tino Lange, Hamburger Abendblatt, 03.06.2018

Erdiger Sound, leichter Regen und etwas Hollywood-Glamour: Die Hollywood Vampires um Johnny Depp rocken die Toten im Stadtpark.

Hamburg. Schon Wochen vor dem Konzert der Hollywood Vampires am Sonnabend im Stadtpark mehrten sich beim Veranstalter die Nachfragen, wie man denn schnellstmöglich nach dem Öffnen der Tore in die erste Reihe kommt – keine Chance, denn die "Golden Circle"-Tickets zu 100 Euro für einen abgesperrten Bereich vor der Bühne (eine Seltenheit im Stadtpark) waren natürlich als erstes weg. Sehr wahrscheinlich haben einige Fans auch 1200 Euro in die Hand genommen, um mit der anderen die Hand einer Berühmtheit zu schütteln.

Warum? Weil Hollywood-Superstar Johnny Depp ("Edward mit den Scherenhänden", "Fluch der Karibik") Teil dieser Allstar-Band ist, die 90 Minuten lang verstorbenen Rock-Ikonen Tribut zollt. Schock-Rock-Pionier Alice Cooper, Aerosmith-Gitarrist Joe Perry und Johnny Depp nahmen 2015 das Album "Hollywood Vampires" mit drei Eigenkompositionen und Songs von The Who, The Doors, Led Zeppelin, Jimi Hendrix Experience, Small Faces und Plastic Ono Band auf. Sprich Lieder von Legenden mit tragischen Abgängen: Keith Moon, Jim Morrison, John Bonham, Jimi Hendrix, Jimmy McCulloch und Steve Marriott und John Lennon.

Johnny Depp beglückt die Damen

Im ausverkauften Stadtpark erweitern Cooper, Depp, Perry und ihre Band das Programm um die neuen eigenen Lieder "I Want My Now," "The Boogieman Surprise" und "Bushwackers", Klassikern von Alice Cooper und Aerosmith und weitere Coverversionen. "The Jack" erinnert an AC/DCs Bon Scott und den im November 2017 gestorbenen "Malcolm Young", "Ace Of Spades" (gesungen von Bassist Chris Wyse) an Motörheads Lemmy Kilmister, Phil Taylor und Eddie Clarke und "Heroes" an David Bowie.

Bei "Heroes" und "People Who Died" (The Jim Caroll Band) geht Johnny Depp zur hörbaren Freude der anwesenden Damen unter den 4000 Besuchern ans Mikro, und zeigt dem Meer der mitfilmenden Handys, dass er an den Saiten besser aufgehoben ist. Schließlich schloss er sich schon als Teenager tagelang mit seiner Gitarre ein und spielte mit seiner ersten Band The Kids im Vorprogramm der Talking Heads.

"School's Out/Another Brick In The Wall" als Zugabe

Die alte Schule von Sex, Drugs & Rock'n'Roll, sie feiert unter den sonnenbebrillten Augen von Udo Lindenberg im Stadtpark eine Auferstehung mit "Sweet Emotion", erdigem Sound (etwas zu leise für drei Gitarren), leichtem Regen und Hollywood-Glamour, gelebter Popgeschichte und überlebten Exzessen. Bekanntlich entstanden die Hollywood Vampires durch die gleichnamige Säufer-Geheimloge, die Alice Cooper 1970 in der Rainbow Bar in Los Angeles gegründet hatte.

Einige Ur-Mitglieder wie Keith Moon oder Harry Nilsson sind nicht mehr unter uns, aber Ringo Starr lebt noch. Er hätte gut am Schlagzeug sitzen können bei der Zugabe "School's Out/Another Brick In The Wall". Aber Ringo hat seine eigene All-Starr Band, mit der er am 10. Juni im Stadtpark spielt.

Hollywood-Star Depp im Stadtpark:
Oh Johnny, was ist denn mit dir passiert?

vom Janina Heinemann, Hamburger Morgenpost vom 04.06.2018

Wenn drei Megastars in einer Supergroup in den Stadtpark kommen, ist klar, dass sich Hamburger nicht von Nieselregen abschrecken lassen. So feierten Sonnabend Tausende Alice Cooper (70), Joe Perry (67) und Johnny Depp (54) mit ihrer Hardrock-Formation Hollywood Vampires.

Als Vorband heizen die Glamrocker The Darkness mit energiegeladenen Rock-Brettern und jeder Menge Witz (Sänger Justin Hawkins ist der geborene Entertainer) ein – eine geeignetere Band für diese Aufgabe gibt es nicht.

Das Publikum ist also schon ist bester Stimmung, als Cooper, Perry und Depp auf die Bühne springen. Mit ihren zerfetzten Klamotten, den dunkel geschminkten Augen und ihrem Kettenbehang wirken sie wie die Reinkarnation des 70er-Jahre-Rocks – wobei Cooper und Perry einfach in der Zeit stehen geblieben sind.

Obwohl drei Alphatiere auf der Bühne stehen, harmonieren sie perfekt miteinander, nehmen sich zurück, gönnen den jeweils anderen ihre Soloparts. Angenehm. Cooper, der „Fürst der Finsternis“, schwingt sein Zepter (einen Tambourstab),, singt mit seiner rauen Kratzstimme Song um Song – sein Alter merkt man ihm gar nicht an.

Perry und Depp spielen sich Soli zu, wobei Perry seine Finger wie ein Wahnsinniger auf den Saiten tanzen lässt, während Depp neben der Spur zu sein scheint. Er schmeißt lieber Dutzende Plektren ins Publikum, winkt statt zu spielen, hat bei einem Song die falsche Gitarre um den Hals hängen und muss von Cooper, als dieser die Band vorstellen will, erst aus dem Backstagebereich geholt werden.

Schade, denn eigentlich ist Depp ein fantastischer Gitarrenspieler mit viel Finesse. Trotzdem grölen alle lauthals mit, als die Vampires zur Zugabe „School’s Out“ anstimmen.

Hollywood-Glamour: Johnny Depp zum Tourauftakt im Stadtpark

von Nadine Wenzlick, shz.de vom 03.06.2018

Gut möglich, dass Alex der größte Johnny-Depp-Fan der Welt ist. Mit zehn Tätowierungen hat sie ihre Liebe zu dem Hollywood-Schauspieler auf dem eigenen Körper verewigen lassen: Ein Abbild von Captain Jack Sparrow auf dem linken, Johnny Depps Unterschrift auf dem rechten Unterarm, dazu das Logo seiner Band Hollywood Vampires auf ihrer Wade. Für deren Konzert ist die Griechin extra aus ihrer Wahlheimat London angereist. Am Nachmittag war sie schon beim „Meet & Greet“. 1200 Euro hat der Spaß gekostet, die Investition habe sich aber gelohnt. „Es ist halt Johnny Depp!“, lächelt sie.

Man kann es nicht anders sagen: Es liegt zweifellos ein Hauch Hollywood-Glamour in der Luft, als die Hollywood Vampires am Sonnabendabend im seit Monaten ausverkauften Stadtpark auftreten. Neben Johnny Depp besteht die All-Star-Band aus Schock-Rocker Alice Cooper und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry. Ihr Name geht zurück auf den Celebrity-Saufclub, den Cooper in den Siebzigern in Los Angeles mit Kollegen wie Jimi Hendrix, John Lennon und Jim Morrison gegründet hatte. Als Hommage an sie und andere verstorbene Rockstars veröffentlichten die Hollywood Vampires 2015 ihr selbstbetiteltes Album, das neben drei Eigenkompositionen eben Songs von Künstlern wie Hendrix, den Beatles und The Doors enthielt.

Auch in Hamburg zollen die Hollywood Vampires all jenen Rock-Ikonen Tribut, die nicht mehr unter uns weilen: In Gedenken an Bon Scott gibt es den AC/DC-Song „The Jack“, für Jim Morrison ein Medley aus den beiden The-Doors-Stücken „Five To One“ und „Break On Through (To The Other Side)“, für Lemmy Kilmister den Motörhead-Klassiker „Ace Of Spades“. Dazu streuen sie Hits von Alice Cooper und Aerosmith ein. Begleitet werden Depp, Cooper und Perry von vier weiteren Live-Musikern – eine Karaoke-Show auf verdammt hohem Niveau.

Auch Johnny Depp, neuerdings mit Irokesen-Frisur, macht seine Sache an der Gitarre wirklich gut. Bekannt ist der 54-Jährige für seine Rollen in Filmen wie „Edward mit den Scherenhänden“ oder „Fluch der Karibik“, doch eine Leidenschaft für die Musik hatte er schon immer: In den Neunzigern spielte er in einer Band namens P, hatte später Gastauftritte mit Oasis und Marilyn Manson und ist auch auf den Soundtracks seiner Filme „Chocolat“ und „Once Upon A Time in Mexico“ zu hören.

Zur Freude von Alex und vielen weiteren Damen, die den Stadtpark kurzzeitig in ein Kamerameer verwandeln, darf er bei zwei Songs sogar ans Mikrofon: „People Who Died“ von der Jim Caroll Band und „Heroes“ von David Bowie – ein wirklich schöner Moment. Es war zuletzt ja immer wieder zu lesen, wie schlecht Depp aussehe, doch an diesem Abend wirkt er höchst zufrieden, stolziert am Bühnenrand auf und ab, winkt lächelnd ins Publikum.

Wegen des Geldes ist er ganz sicher nicht hier – genau wie seine Mitstreiter. Hier geht es um den Spaß an der Sache. Ihr neues Album sei bereits in Arbeit, verrät Alice Cooper. Als Vorgeschmack gibt es die neuen Stücke „I Want My Now“, „The Boogiman Surprise“ und das Country-inspirierte „Bushwackers“. Für die Cover-Version von Tiny Bradshaws „Train Kept A-Rollin’“ bittet die Band schließlich noch einen ganz besonderen Gast auf die Bühne: Rudolf Schenker von den Scorpions. Vier Gitarren schrammeln um die Wette, es ist das reinste Mucker-Fest. „Wir sehen uns nächstes Jahr“, verspricht Cooper zum Abschied. Sehr gerne.

Und das soll es jetzt gewesen sein?

Deep Purple

The Long Goodbye Tour

30.05.2017, Barclaycard Arena, Hamburg

Ich habe es mal kurz überschlagen. Vor knapp 46 (sechsundvierzig!) Jahren bekam ich „Deep Purple In Rock“ in die Finger und löste damit bei uns zuhause ein kulturelles Erdbeben aus. Mein Vater legte die ihm damals völlig unbekannte Schallplatte in meiner Abwesenheit auf und… in anderen Kreisen wäre ich vermutlich enterbt worden. Der Schock war riesig und wir kamen zeitlebens nicht mehr auf einen gemeinsamen Musikgeschmack.

Und heute stehe ich mal wieder erwartungsvoll bei einem Purple-Konzert in einer Halle und kann es noch nicht wirklich glauben. Das soll es wirklich gewesen sein? Das Erlebnis mit „In Rock“ war doch gerade eben erst…. Aber die Band hat mit dem aktuellen Album Infinite und dem Titel der Tour ein deutliches Zeichen gesetzt. Das Ende nähert sich zumindest.

Das „Golden-Circle“-Armband!

Während ich beim Status Quo-Auftritt am gleichen Ort noch über die „Golden-Circle“-Karten gelästert hatte, stehe ich zur Feier dieses Ereignisses selber in dem abgegrenzten Bereich vor der Bühne und finde es… eigentlich geil! Hier habe ich doch ein bisschen mehr Platz, kann mich frei bewegen und werde beim Fotografieren nicht ständig angerempelt. Was so ein Armband doch ausmacht 🙂

Monster Truck

Aber jetzt lassen wir es endlich krachen. Und damit sind wir dann auch schon bei der Vorband. Auch hier, wie seinerzeit bei den Rival Sons, hat das Management ein glückliches Händchen bewiesen. Monster Truck aus Kanada spielen eine deutlich an den 70ern orientierte Mischung aus Hard-, Blues- & Southern-Rock. Das macht (mir) unheimlich Spaß, das Set hätte unter anderen Umständen durchaus länger dauern dürfen. Also kommt auch heute ein Name auf meinen Merkzettel. Mal sehen, wann die Monster Truck-Jungs wieder in der Gegend sind.

 

Als dann nach einer kurzen Umbaupause in der nicht ganz gefüllten Halle die Lichter ausgehen und Ian Gillan mit dem sakralen Sprechgesang das brandneue „Time For Bedlam“ einleitet, da sind alle diese Gedanken und Überlegungen vergessen.

Deep Purple

Die Band startet dynamisch, wuchtig, voller Präzision und so geht es für knapp 100 Minuten von einem Highlight zum nächsten. Alle alten Kracher, ob „Fireball“, „Strange Kind Of Woman“, „Bloodsucker“ oder „Lazy“ erwachen erneut zum Leben. Daneben stehen dann aber auch schon die aktuellen Stücke „Johnny’s Band“, „Uncommon Man“, „The Surprising“, „Birds Of Prey“ und „Hell To Pay“.  Für mich geht die Geschichte nahtlos weiter und wenn man diesen Songs Zeit geben könnte… ich glaube auch das wären eines Tages Klassiker.

 

Die Bühne wird dominiert durch eine riesige Videowand, neben Livebildern aus diversen Kameras werden auch immer passende Motive zu den jeweiligen Songs eingeblendet. Unterhalb der Videowand sind die Lautsprecherwände als Eismauern dekoriert, passend zum Design des neuen Albums. Das alles passt optimal zur Musik, nicht effektheischend und trotzdem effektvoll!

Gegen Ende des Konzerts scheint Ian Gillan dann aber Probleme mit der Stimme zu bekommen. Ich beobachte häufig, wie er mit weggehaltenem Mikro deutlich hustet. Als dann im Zugabenteil auch noch „Highway Star“ durch extrem ausgedehnte Improvisationen zwischen Don Airey und Stever Morse übersprungen wird, ist das für mich ein weitere Hinweis darauf. Trotzdem macht dieser Mann einen tollen Job. Mit 71 Jahren  ist vermutlich jedes Konzert für einen Rocksänger eine Art Marathonlauf.

Don Airey war für mich lange Zeit immer „nur“ der Nachfolger von Jon Lord, aber heute Abend haute er ein Keyboardsolo raus, vor dem sich auch Jon Lord verbeugen würde! Ich hätte noch eine halbe Stunde länger zuhören können. Das war ein perfektes „Erkennen-Sie-Die-Melodie“-Solo bei dem ich mit dem Zählen nicht mehr mitkam. Der Höhepunkt war dann „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“! Wenn da noch der blonde Hans auf die Bühne gekommen wäre… mich hätte es nicht gewundert.

Über Ian Paice, Roger Glover und Steve Morse noch extra Worte verlieren? Ich würde Eulen nach Athen tragen. Auch heute erlebte ich sie als perfekte Musiker. Von „alten Männern“ konnte in dem Zusammenhang keine Rede sein!

 

Wie ich am Anfang schon schrieb… ein Highlight jagte das Nächste und schließlich kamen dann auch die Songs, die seit Jahren immer zum Ende der Show kommen! Natürlich „Smoke On The Water“ und ganz zum Schluss „Hush“ und „Black Night“.

Smoke On The Water

Ich werde wohl nie im Leben einen meiner ersten Lieblingssongs dieser Band live erleben. „Flight Of The Rat“ hat es, soweit ich weiß, nie auf eine Setlist geschafft. So auch heute nicht und das war dann für mich auch der einzige Wermutstropfen.

Denn ganz ehrlich: nach so einem Auftritt kann es eigentlich noch nicht zu Ende sein…

…in Hamburg sagt man Tschüss
Pressestimmen

Deep Purple in Hamburg: Ein letztes Mal Luftgitarre?
(Quelle: Tino Lange, Hamburger Abendblatt v. 30.05.2017)

Hamburg. "Es hat nie einen coolen Keyboard-Spieler gegeben, außer Elton John", ist einer der zahlreichen launischen Sprüche von Noel Gallagher. Er übertreibt gern, der streitbare Lautsprecher. Deep-Purple-Gründer Jon Lord, gestorben 2012, war nämlich auch cool. Und auch sein Nachfolger Don Airey weiß zumindest, was er tut beim Konzert der britischen Hardrocker am Dienstag in der Hamburger Barclaycard Arena.

Einen Teppich aus Orgelläufen unter das Trommelgedonner von Ian Paice, die Riff-Kaskaden von Steve Morse, die Bassläufe von Roger Glover und die immer noch kernige Stimme von Ian Gillan ausrollen. Und beim Solo "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" und die Nationalhymne einbauen. Ein anstrengender Job mit 68 Jahren.

Die Songs aus den frühen 70ern kommen am besten an

Vielleicht ein Grund, warum die Tour "The Long Goodbye Tour" heißt. Es ist keine offizielle Abschiedsreise, aber man möchte sich wohl zumindest die Option offen halten, falls es die Gesundheit nicht mehr zulässt. Ian Paice musste vor einem Jahr nach einem leichten Schlaganfall das erste Mal in 50 Purple-Jahren Konzerte absagen. Das gibt zu denken. Im Hamburg aber trommelt Paice wie ein Duracell-Hase, beginnend beim Opener "Time For Bedlam" vom neuen Album "Infinite" und dem ersten Klassiker "Fireball" aus dem Jahr 1971. Beeindruckend, was der Mann an den Kesseln abliefert.

Passend begleitet von einer großen Videoleinwand geht es im Wechsel durch altes und neues Material, von "Strange Kind Of Woman" zu "Johnny's Band", wobei natürlich die Songs aus den frühen 70ern Marke "Space Truckin'" am besten ankommen beim übersichtlichen Publikum. Wo andere Hardrock-Pioniere mit vermeintlichen (Scorpions) oder tatsächlichen (Black Sabbath) Abschiedstourneen noch einmal große Arenen füllen, kommen am Dienstag nur knapp 5500 gut aufgelegte Besucher, um vielleicht (!) ein letztes Mal bei "Smoke On The Water" hinten im Innenraum die Luftgitarre aus dem Luftkoffer zu holen.

Sei es drum, sie bekommen nach 100 Minuten, nach "Hush" und einem Bass-Solo von Roger Glover mit "Black Night" das würdige Finale eines schön erdigen, hart rockenden Konzertabends. Am 8. Juli spielt an gleicher Stelle übrigens Elton John. Cool, oder?

Die alten Hardrock-Haudegen lassen es krachen

(Quelle: Gérard Otremba auf Sound & Books)

Das Warten auf „Smoke On The Water“ dauert knapp 80 Minuten. Dann endlich erklingt am 30.05.2017 der berühmteste Gitarren-Rock-Riff aller Zeiten durch die Hamburger Barclaycard-Arena. Das Publikum gerät nicht in Ekstase, schließlich ist die Hälfte davon damit beschäftigt, diesen Augenblick mit ihrem Smartphone festzuhalten, aber selbstverständlich brandet ein frenetischer Jubel aus, als Steve Morse in die Saiten greift. Beste Unterhaltung boten Deep Purple schon vorher.

Der Einstieg in das Hamburg-Konzert der „The Long Goodbye Tour“ ist mit dem monströsen „Time For Bedlam“ von neuen Album Infinite, mit dem Geschwindigkeitsrausch von „Fireball“, dem deftigen „Bloodsucker“ und dem Klassiker „Strange Kind Of Woman“ schlicht spektakulär. Ian Gillan presst, was das Zeug hält, oder seine Stimmbänder mit 71 Jahren noch hergeben, Morse und Keyboarder Don Airey setzen mit ersten Soli Akzente, Bassist Roger Glover und Schlagzeuger Ian Paice, einziges Ursprungsmitglied der Hardrock-Institution, geben Gas.

Von diesem Beginn müssen sich alle erstmal erholen, und so fällt der Mitteilteil des Deep Purple-Auftritts im Vergleich zum Beginn und dem Ende etwas ab. Was schlicht daran liegt, dass die neueren Songs nicht an die Klasse der alten heranreichen. Das ist nicht weiter tragisch, aber „Johnny’s Band“, „Uncommon Man“, „The Surprising“, „Birds Of Prey“ und „Hell To Pay“ sind lediglich gute und solide Deep Purple-Ware. Ausreichend, um die Virtuosität der einzelnen Bandmitglieder zu unterstreichen, aber die Halle zum Kochen bringen sie nicht.

Unterbrochen wird die Passage der neuen Songs von „Lazy“, dessen Orgelintro fast schon zu einer narzisstischen Einlage Aireys gerät. Gillans Gesang ist hier nicht ganz so prägnant wie das Zusammenspiel seiner Kollegen, doch für einen Urschrei reicht es allemal. Nachdem Don Airey seine Fingerfertigkeit an den Tasteninstrumenten zwischen Kirchenorgelpomp und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ zur Schau gestellt hat, gelingt dem Quintett ein irrsinnig gutes  „Perfect Strangers“ und bei „Space Truckin‘“, von Gillan mit einem teuflischen Lachen eingeleitet, läuft die Maschinerie zwischen Glover und Paice auf Hochtouren.

Aufgrund der ständigen Gitarren- und Keyboardsoli stehen die beiden ein wenig im Schatten von Morse und Airey, die sich auch während der ersten Zugabe „Hush“ einen instrumentalen Schlagabtausch liefern. Zwischen „Hush“ und dem donnernden „Black Night“ dürfen Glover und Paice dann als Duo den Applaus einheimsen. Die Power bei „Smoke On The Water“ als Höhepunkt vor den Zugaben ist noch da, einzig das Fehlen des besten Deep Purple-Songs „Child In Time“ hinterlässt einen Wermutstropfen. Mal sehen, wie lange die „Goodbye Tour“ von Deep Purple dauert, vielleicht besteht ja noch die klitzekleine Chance, diesen ewigen Klassiker live zu Gehör zu bekommen.

Konzertbericht Monster Truck und Deep Purple - Hamburg

(Quelle: Andreas Lewandowski auf BundUndTon)

Newcomer Retro Rocker "Monster Truck" und Hardrock Veteranen "Deep Purple" in der Barclaycard Arena, Hamburg 30.05.2017. Am Dienstagabend, den 30.05.2017, versammelte sich die Hard-Rock Gemeinde in der Arena in Hamburg. Rund 5.500 Fans hatten die Arena gut gefüllt.

Pünktlich um 20.00 Uhr stürmen die kanadischen Musikern "Monster Truck" auf die Bühne. Während der Drummer der Hamburger Location angepasst im "St. Pauli-Totenkopfshirt" hinter den Drums seinen Platz einnimmt, prügelt der Gitarrist Jeremy Widerman die ersten Riffs von "Old Train" vom ersten Album "Furiosity" (2013) mit nacktem Oberkörper in das Publikum. Genauso energiegeladen kommen die nächsten beiden Songs vom aktuellen Album "Sittin' Heavy" von der Bühne.

Die markige Stimme von Bassist Jon Harvey wird bei "The Enforcer" vom Chorgesang der anderen Bandmitglieder begleitet. Ausgedehnte Gitarrensoli treiben die Songs voran. Dass die Band auch ruhige Songs gut rüberbringt beweisen sie mit dem langsamen Bluesrock-Titel "For the Sun". Im letzten und 8. Song des Sets wird mit "The Lion" der eingängige Riff-Rock zelebriert. Auch wenn "Monster Truck" mit Ihrem Retro Rock nicht wie die nachfolgenden "Deep Purple" Musikgeschichte schreiben werden, sondern eher Elemente der 70er Hard-und Bluesrock solide mischen und daraus knackige Songs machen, hat dieser Auftritt richtig Spaß gemacht und war mehr als ein bloßes Vorprogramm.

Dann kündigt sich der Auftritt von Deep Purple an. Die Fans hoffen natürlich, dass der Auftritt nicht so unterkühlt sein wird wie das auf die Riesenleinwand hinter der Bühne projezierte Bild. Dort sind die Köpfe der Band in Reminiszens zum" Mount Rushmore"-Cover von "Deep Purple in Rock" nun in einen Gletscher gemeißelt. Für diese Besorgnis gibt es aber keinen Grund. Die Band steigt gleich mit "Time for Bedlam" einem neuen Song des aktuellen 20. Studioalbums "Infinite" ein. Dieser Song vereinigt noch einmal all das was diese Band hat groß werden lassen - grandiose Melodieführung - das Wechselspiel von Gitarrensoli und Keyboard / Hammond Orgel auf einem Rhythmusteppich von knüppelnden Drums und virtuosem Bass.

Die Tour steht unter dem Motto 'Infinite' - The Long Goodbye Tour - und ist damit auch bei der Songauswahl eine Werkschau. Mit den 3 folgenden Stücken "Fireball" "Bloodsucker" und "Strange kind of woman" wird auf die wohl erfolgreichste Zeit der Band Anfang der 70er zurückgegangen. Gerade bei "Fireball" und "Bloodsucker" nimmt die Band richtig Fahrt auf. Sämtliche Songs haben ihre Ausdruckskraft nicht verloren. Die Gitarrensoli von Steve Morse werden von Keyboard-Orgien abgelöst und es entwickelt sich ein Duell zwischen Sänger Ian Gillan und Steve. Es folgen diverse Stücke von den neueren Alben, die die Band etwas geruhsamer angeht. Bei dem ausgedehnten Keyboard-Solo beweist Don Airey noch einmal , dass er die würdige Nachfolge von Jon Lord angetreten hat.

Hier wechseln klassische Einsprengsel mit "Auf der Reeperbahn nachts..." um dann in voluminösen Hammond-Kaskaden zu enden. Mit "Perfect Strangers" geht es dann in die rasante Endphase des Konzerts. Mit dieser Hymne hatte die Band mit der wechselvollen Geschichte eine neue Hochphase eingeleitet als sich 1985 die legendäre, sogenannte MK II Besetzung erneut formierte. Bei den letzten beiden Stücken kommen dann die Fans der ersten Stunde wieder auf Ihre Kosten. Mit "Space Truckin' und dem legendären "Smoke on the Water" beweisen Deep Purple Ihre Durchschlagskraft und reißen das Publikum förmlich mit.

In der Zugabe werden die Stücke "Hush" und die damalige Single "Black Night" durch ein Zwiegespräch zwischen Bassist Glover und Drummer Paice verbunden, bei dem Glovers virtuose Bassläufe vom hämmernden Schlagzeug des Ian Paice unterlegt werden. Am Ende sind die Fans hochzufrieden und hoffen, dass es sich bei dem Auftritt tatsächlich um eine "Long Goodbye" und nicht um ein "Last Goodbye" für Hamburg gehandelt hat. Die Vitalität der Band spricht jedenfalls für ein Wiedersehen.

 

 

 

Versprochen ist versprochen!

Gotthard
25th Anniversary-Tour

14.02.2017, Markthalle, Hamburg

Mittlerweile ist es fast neun Jahre her, da erlebte ich Gotthard als Support bei Deep Purple auf deren 40th Jubilee-Tour.

Bereits damals hatte ich mir vorgenommen, diese Band noch einmal als Headliner zu sehen. Das es dann solange dauern würde  und es damit auch Gotthards 25th Jubilee-Tour wäre, das konnte ich nicht ahnen. Die Zeit vergeht halt schneller als man denkt. Für die eingefleischten Fans dieser Band trat in der Zwischenzeit ein tragisches Ereignis ein. Der damalige Sänger Steve Lee starb 2010 bei einem Autounfall und seit 2011 steht daher Nic Maeder am Mike.

Alles das hatte ich mir vor dem Konzert angelesen und war durch das tolle neue Album „Silver“ richtig neugierig.

So stand ich dann an einem saukalten Februarabend in einer Schlange, die fast bis zur Amsinckstrasse ging, und wurde langsam in die proppevolle Markthalle und dann fast bis vor die Bühne geschoben.

Pretty Maids

Dort startete der Abend mit den Pretty Maids, den „Hübschen Mädchen“. Die heißen Rock-Bräute entpuppten sich als dänische Hard-Rock-Band, deren Gründungsmitglieder Kenneth Hansen („Ken Hammer“) und Paul Christensen („Ronnie Atkins“) sich bereits vor 35 Jahren nicht nur den englischen Bandnamen, sondern auch  sich selber englische Künstlernamen verpassten, um auch außerhalb ihrer Heimat Erfolg zu haben . Der Plan ging  offenbar auf und auch wenn man den „Jungs“ das Alter ansieht, die Musik geht wirklich gut ab. Sicher nichts Überraschendes oder Innovatives, aber mit der Dose Bier in der Hand und ein paar Kumpels kann man mit diesen Mädchen eine Menge Spaß haben.

Heute war aus dem nahen Dänemark eine ganze Kolonie dänischer Fans in die Markthalle gepilgert, die von „Ronnie Atkins“ begrüßt wurden. Mit dieser Band, angefeuert durch die dänischen Fans, kann als Support für Gotthard nichts schief gehen.

Pretty Maids

Die Musik ist hart, laut und geht voran. Ehrlicher Rock halt. Die Pretty Maids leben Rock´n Roll und deren Fans lieben sie dafür. Frenetischer Jubel.

Und dann kommen Gotthard. Vor dem Schlagzeug steht jetzt in großen Lettern der Schriftzug „Silver“ und „flüssiges Silber“ scheint von den Boxen zu tropfen.  Die Musik von Gotthard, das ist schnörkelloser Classic Rock. Fast in einer Liga mit Whitesnake oder Bon Jovi.

Gotthard

Es beginnt mit dem Titelsong vom neuen Album und die Party nimmt Fahrt auf. “Hush” bereits im ersten Drittel als Reminiszenz an ihre Vorbilder Deep Purple. „Stay With me“ und „Mountain Mama” folgen.  Gotthard wissen was zur Show gehören muss: Rudelrock, Gitarre-über-Kopf spielen, Gitarren-Solo. Und natürlich das typische Posen. Gegenüber 2008 scheinen sie sich damit aber etwas mehr zurückzuhalten…

Und sie können natürlich auch Balladen. Drei akustische Stücke im Mittelteil nehmen etwas das Tempo heraus und gönnen den Fans die teilweise benötigte Pause!

Der Balladenteil:
„One Life, One Soul“

Vor dem Zugabenteil dann das obligatorische(?) Drum-Solo,

Apropos Drum-Solo!  Drumsolos sind ja wirklich nicht jedermanns Sache. Heute war es aber aus einem besonderen Grund erwähnenswert.

Mir war schon die ganze Zeit aufgefallen, dass der Drummer vom Blatt spielte. So etwas hatte ich auf einer Rock-Bühne bisher nie bemerkt. Die Erklärung folgte daher durch Nic Maeder!

Dani Löble:
Vom Blatt gespielt!

Der etatmäßige Drummer von Gotthard, Hena Habegger, war kurz vorher krankheitsbedingt ausgefallen. In einer nur sechstägigen Einspielzeit hatte es der Helloween-Drummer Dani Löble geschafft, sich alle Songs der Gotthard-Setlist anzueignen, um seinen Kumpels aus der misslichen Lage zu helfen.

Keiner in der Halle hätte vermutlich einen großen Unterschied zu den original getrommelten Versionen gehört. Das war eine ganz starke Leistung!

Als Zugabe gab’s dann noch „Standing in the Light“ und „Anytime Anywhere“ und damit wurden wir schließlich in die kalte Hamburger Nacht entlassen. Und wenn ich ehrlich bin… der Wechsel aus der heißen und stickigen Markthalle in die frische Hamburger Nachtluft tat trotz des tollen Konzerts richtig gut!

 

 

Metal oder nicht Metal, das war hier die Frage…

Nightwish

18.11.2015, „Endless Forms Most Beautiful“-Tour, Barclaycard-Arena, Hamburg

Es sind knapp 10 Jahre vergangen, seit ich mit unserem Ältesten zum ersten Mal bei Nightwish war, damals noch mit der unglaublichen Tarja Turunen. Seitdem hatten Nightwish mit der aktuellen Sängerin Floor Jansen bereits die dritte Sängerin in der Band und das aktulle Album „Endless Forms Most Beautiful“ hatte mich neugierig gemacht. Ein Anruf bei Sohnemann und Wochen später ging es in dergleichen Besetzung wie 2005 in die … Barclaycard-Arena. Auf der Karte stand zwar noch O2-World, aber nichts ist ja so beständig wie der Wandel.

Was war das denn?

Arch Enemy:
„Melodic-Death-Metal“!
Was daran „Melodic“ sein sollte?

Dort verpassten wir die erste Band, nach der Äußerung eines anderen Besuchers war das jedoch kein Verlust. Erleiden mussten wir dann Arch Enemy. Laut Wikipedia eine „schwedische Melodic-Death-Metal-Band“, was auch immer das sein soll. Alleine „Melodic-Death-Metal“! Es war eine Menge Krach mit einer blauhaarigen Sängerin, die sich dem Growling („Growling im Gesang bezeichnet tiefe sowie aggressiv-helle, meist geschriene Vocals in einigen Genres des Metal“, Wikipedia) widmete. Sorry, dieses Grunzen und Geröhre kann ich schon bei Männern nicht ab. Einer Frau dabei zuzuhören… dann kann man auch gleich auf die Gitarren verzichten und stattdessen mit einer Motorsäge Musik machen. Soll es ja geben… Im Internet hatten einige Fans diese Reaktion offenbar geahnt: „Wir freuen uns schon jetzt auf die Gesichter, wenn Nightwish-Jünger der Mainstreamfraktion, diese Abrissbirne von einer Band vor den Latz bekommen…“, metaltalks.de

So, nun aber: Nightwish

Floor Jansen:
Tolle Sängerin, die keinen Vergleich zu scheuen braucht!

Die mittlerweile sechsköpfige Band um Tuomas Holopainen schafft immer wieder den Spagat zwischen treibenden, hämmernden Riffs und dem Eintauchen in hymnische, teilweise schlagerhafte Melodien. Eine Mischung die sicherlich nicht jedermanns Sache ist und mit dem Begriff Symphonic Metal auch nicht ausreichend definiert ist. Manchmal klingen Sie einfach zu banal und seicht, um dann ganz plötzlich doch noch die Kurve zu kriegen. Diese Mischung macht aber Spass, auch wenn es im Konzert hin und wieder zu Längen kommt. Vielleicht sollte Holopainen seine Komposition etwas weniger ehrgeizig anlegen? Egal, an diesem Abend hat es wieder locker für ein sehr unterhaltsames Konzert gereicht. Die neue Sängerin Floor Jansen machte ihre Sache sehr gut, wenngleich der häufig eingesetzte Kopf-„Rotor“ ein klein wenig aufgesetzt wirkte. Aber singen kann sie!

Tuomas Holopainen:
Dass er der Kopf der Band ist, steht ausser Frage. Aber muss das so oft erwähnt werden…?

Nightwish 2015 sind:

Keyboards – Tuomas Holopainen
Gitarre, Bass, Gesang – Marco Hietala
Gesang – Floor Jansen
Gitarre – Emppu Vuorinen
Schlagzeug – Kai Hahto
Uilleann Pipes, Tin Whistle, Gesang – Troy Donockley

 

Troy Donockley (im Hintergrund)
Er sorgt für ungewöhnliche Klänge in einer Metal-Band

Die Band selber spielte wie aus einem Guß und der neue(?) Instrumentalist (Uilleann Pipes, Low Whistles, Bodhran, Bouzouki, Gesang) Troy Donockley gab einigen Songs Farbtupfer, wie man sie bei einer Metalband nicht erwarten konnte. Teilweise hatte es schon etwas von Blackmore’s Night. Aber solange Nightwish nicht im ZDF-Fernsehgarten auftreten, soll es mir recht sein.

Das Ende des Konzerts war ebenso ungewöhnlich. Als letztes Stück wurde „The Greatest Show on Earth“ angestimmt. Dieser 25-Minuten-Longplayer entzieht sich bereits in der Studioversion jeder Schublade: Rick Wakeman trifft Wagner trifft Death Metal (?) trifft Hollywood… vielleicht genau die Quintessenz von Nightwisch. Da jubilieren die Chöre, (Synthi)-Geigen stimmen Hymnen an und ständige Tempowechsel oder Soundcollagen verhindern durchgängiges Headbangen oder Mitklatschen.

Das ist eher der gute alte Progressive-Rock und ich fand es genial. Dazu eine Lightshow, die mit vier Videowalls (eine oberhalb der Bühne über die gesamte Breite, darunter drei kleinere) den perfekten Hintergund für diesen epischen Sound lieferte. Nach dem letzten Akkord kam die Band an den Bühnenrand, verbeugte sich noch einmal, ein letztes Winken und die Bühne war leer. Dann hörte man die Schlußworte von „The Greatest Show on Earth“ und im Saal ging das Licht an. Ungewöhnlich? Sicherlich anders als bei vielen anderen Bands. Aber Nightwish ist sicherlich auch anders als andere Bands.

Setlist

  • Shudder Before the Beautiful
  •  Yours Is an Empty Hope
  •  Ever Dream
  •  Wishmaster
  •  My Walden
  •  The Islander
    (eingeleitet durch Marco Hietala)
  • Élan
  • Weak Fantasy
  • 7 Days to the Wolves
  • Alpenglow
  • Storytime
  • Nemo
  • Stargazers
  • Sleeping Sun
  • Ghost Love Score
  • Last Ride of the Day
  • The Greatest Show on Earth

Fazit

Metal umfasst mittlerweile ein so weites Spektrum an Stilelementen, das Folk, Rock, Pop und sogar Operngesang eingebaut werden können. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Nightwish nutzt dieses Spektrum bis an die Grenzen aus: Ihr „Symphonic Metal“ vermengt so viele Stile, dass mir manchmal die Orientierung fehlte. Bei Arch Enemy (s.o.) fällt es einem wesentlich leichter Stellung zu beziehen.

Aber genau das macht ein Nightwish-Konzert für mich so spannend. Wenn man (wie ich) nicht alle Alben auswendig kennt, dann ist jeder Song eine Überraschung. Und die Darbietung ist (unabängig vom Geschmack) optisch und akustisch jeden Cent wert. Bis zum nächsten Nightwish-Gig wird es hoffentlich nicht wieder 10 Jahre dauern!

Nightwish 2015:
Der Jubel war absolut berechtigt!
Pressestimmen (leider nur aus Stuttgart!)

Die Schleyerhalle feiert den neuen Sound

Beim Gastspiel von Nightwish in der Stuttgarter Schleyerhalle zelebrieren 8000 Fans das neue Album. Den Opern- oder Popgesang früherer Jahre vermisst niemand, die finnische Symphonic-Metal-Band hat sich nach 19 Jahren einmal mehr neu erfunden.

(Quelle: Rafael Binkowski  auf stuttgarter-zeitung.de)

Das muss man sich erst einmal trauen: Die finnische Symphoninc-Metal-Band Nightwish verzichtet für ihre Welttournee zum neuen Album „Endless Forms The Beautiful“ komplett auf einige ihrer größten Smash-Hits,  und wagt stattdessen einen Spagat zwischen vielen neuen Titeln und einigen ganz alten. Die Fans der Formation um den begnadeten Komponisten Tuomas Holopainen sind aber weder durch solcherlei Innovationen noch durch den mehrfachen Austausch der Front-Sängerin zur Untreue anzustiften. Das wird beim Konzert in der Schleyerhalle am Donnerstag vor gut 8000 Zuschauern deutlich. Gerade die Stücke aus jüngster Geschichte erhalten am meisten Zuspruch, sieht man vielleicht vom Dauerbrenner „Nemo“ ab.

Als kurz vor Ende das Uralt-Lied „Stargazers“ erklingt, ist das eine Hommage an den opernhaften Soprangesang über knallharten Metal-Beats, wie es in den ersten elf Jahren der Bandgeschichte üblich war. Ja, eigentlich hat Nightwish durch die markante Opernstimme der ersten Sängerin Tarja Turunen erst ihren Unique Selling Point erhalten, weil sich die Finnen dadurch in der Szene von anderen abgehoben haben. Doch der Rückgriff auf die Vergangenheit wirkt fast wie ein Abschied.

Denn diese Ära klingt musikalisch sonst allenfalls nur noch in kurzen Passagen etwa bei „Storytime“ an. Aber auch die Zeit der umstrittenen schwedischen Sängerin Anette Olzon, deren Stimme eher für Popsongs denn für Rockarien geeignet war, scheint abgeschlossen zu sein: Nur wenige Songs wie der reichlich basslastige „7 Days To The Wolves“ werden aus der Olzon-Zeit zwischen 2007 und 2012 eingespielt. Aber der Erfolg von Nightwish steht und fällt offenbar mit dem Genius von Tuomas Holopainen, dem es seit 19 Jahren immer wieder gelingt, neue Meisterwerke symphonischer Metal-Musik zu schaffen.

Erfolgreich mit neuem Sound

Gleich zwei neue Lieder zu Beginn unterstreichen das. „Shudder Before The Beautiful“ etwa ist eine Hymne, ein symphonisches Klangspektakel mit allen Zutaten für einen Hit. Geigenklänge, ein warmes Cello, dramatische Chor-Einwürfe, harte Gitarrenriffs – der Song wie das neue Album bieten alles, was der Nightwish-Fan gerne hört. Zwar erinnert das Lied ein wenig an frühere Titel wie „Dark Chest Of Wonders“, aber es ist eben auch schwierig, sich treu zu bleiben und gleichzeitig völlig neu zu erfinden. Die neuen Titel ziehen das Publikum gleich in ihren Bann, es werden heftig lange Haare geschüttelt, mitgesungen, mitgetanzt bis 23 Uhr.

Dass dies alles gelingt, hängt auch mit der neuen Sängerin Floor Jansen zusammen, die seit 2013 an der Front steht. Die 34-jährige Holländerin hat eine beeindruckende Bühnenpräsenz, und kann mit ihrer Stimme sowohl die hohen Opernpassagen präsentieren als auch die Halle mit ihrer Energie in Verzückung versetzen. Sie ist sozusagen die Synthese von Tarja Turunen und Anette Olzon, und scheint perfekt für die aktuelle Schaffensphase von Holopainen zu passen. Man muss hoffen, dass ihr eine längere Verweildauer in der Band gegönnt wird als der Vorgängerin.

Optimal passen auch die großzügig ausgestreuten Pyro-Effekte, die epischen Landschaftsbilder auf den Monitoren und die discoartige Lightshow zu der Inszenierung auf der Bühne.

Was gäbe es zu kritisieren? Nun, zugebenermaßen entfaltet Floor Jansen bei den extremen Sopranpartien manchmal nicht das Potenzial, das Tarja Turunen hatte, die immerhin ausgebildete Opernsängerin war. Und manchmal wirken die endlos langen, dramatisch ausgewalzten Lieder vielleicht etwas zu überdehnt. Das gilt vor allem für den 24 MInuten langen Schlusssong, der unbescheiden „The Greatest Show On Earth“ heißt, gleichzeitig der letzte Titel des neuen Albums.

Ein Denkmal für den Bandleader

Tuomas Holopainen wird von einem Bandmitglied als „Kapitän“ angekündigt, spielt minutenlang verträumt auf dem Keyboard ein Intro zu dem Song, bevor ein Feuerwerk aus Blitzen, Feuerstößen, Trommelwirbeln und Elefantenbildern auf dem Monitor losbricht. Es scheint, als wollte sich der Kopf der Band selbst ein Denkmal setzen und alle kompositorische Kraft in dieses furiose Finale stecken. Damit toppt er sogar frühere Endlosnummern wie „The Poet And The Pendulum“, die bereits kleine Romane waren. Das mag verspielt wirken, fast wie ein Zeichen von Hybris.

Aber andererseits ist es auch genau das, was die Anhänger von Nightwish erwarten. Großes Drama. Epische Erzählung. Himmel und Hölle. Gut und Böse, die ganze Welt in einem Song, ein Universum in der Nussschale. Am Ende geht diese Rechnung einmal mehr auf, und irgendwie freut man sich schon jetzt auf das nächste Album der Finnen. Zunächst geht es mit der Tour aber nach Stuttgart erst mal nach Osteuropa, Asien, Australien, die USA und Russland – und scheinbar unaufhaltsam nach oben.

 

Alles beim Alten?

Deep Purple
40 Years Of Rock-Tour

27.November 2010, Hamburg, Sporthalle

 

Bob Dylan schrieb einmal „The Times They Are A-Changin'“.

Das mag stimmen, aber nach dem heutigen Abend bezweifle ich die Allgemeingültigkeit dieses Songs.

Marillion-Frontmann Steve Hogarth:
Theatralisch und ein sehr eigenständiger Gesangsstil!

Das begann schon mit der Vorgruppe (oder den „very special guests“) Marillion. Ich fand Marillion Mitte der 80er Jahre gut, mehr aber auch nicht. Irgendwie waren sie für mich immer „Genesis für Arme“. Als sie sich dann vom damaligen Sänger Fish trennten, verlor ich sie nahezu komplett aus den Ohren…

An diesem Abend ging das gar nicht. Mit einer Phonstärke, die alle filigranen Songs in einen Bassbrei zermalmte, erschlug die Band das wirklich freundlich geneigte Publikum.


Marillion (anno 2010): Lauter als manche Metal-Kombo!

Während ich schon andere Vorgruppen in einem Pfeifkonzert flüchten sah, konnte sich Marillion auf eine ansehnliche Schar eigener Fans verlassen.

Der Rest des Publikums ließ sich von deren Begeisterung und der Musik, die irgendwo zwischen Genesis, U2 und R.E.M pendelt,
anstecken und so gab es zum Schluß richtig positiven Applaus. Ich bin neugierig, wie sich Marillion gut ausgesteuert anhören mögen…

Aber der Gewinner des Abends waren dann eindeutig…

Deep Purple

Über die Musik zu reden…. Schwamm drüber. Für den klassischen 70er-Jahre-Hardrock sind Deep Purple nach wie vor der Maßstab. Spielfreude und „positive vibrations“ können definitiv in einem Atemzug mit dieser Band genannt werden, die in der jetzigen Besetzung (Airey, Gillan, Glover, Morse & Paice) nichts an Enthusiasmus eingebüßt zu haben scheint. Wenn ich da an einen Auftritt der Red Hot Chilli Peppers denke…

5500 Besucher in der altehrwürdigen Alsterdorfer Sporthalle erlebten dann auch 110 Minuten geballte Power, das 10-Minuten-Video (s.u.) gibt nur eine Ahnung von diesem tollen Konzert wieder!

Auf die Marke Deep Purple ist halt Verlaß!

Setlist:
  • Highway Star
  • Hard Lovin‘ Man
  • Maybe I’m a Leo
  • Strange Kind of Woman
  • Rapture of the Deep
  • Fireball
  • Silver Tongue
  • Contact Lost
  • Guitar Solo
  • When a Blind Man Cries
  • The Well Dressed Guitar
  • Almost Human
  • Lazy
  • No One Came
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Truckin‘
  • Smoke on the Water

Zugabe

  • Hush
  • Black Night
Blackmore is back (?)
J.R.Blackmore: Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen

Und dann, fast am Ende gab es noch eine Riesenüberraschung. Einige Zuschauer glaubten zunächst an eine Erscheinung… sollte es tatsächlich der „Man In Black“ sein? Blackmore und Morse auf einer Bühne?
Es war tatsächlich ein Blackmore, nämlich Jürgen Richard Blackmore, der Sohn des ehemaligen Deep Purple-Gitarristen. Und gemeinsam ging es nun in den bekannten Riff: „Dö, dö, dööö, dö dö dödö…“

Und der Rest war Paaaahdie.

Hamburger Abendblatt (29.11.2010): Leider kein Wort über J.R.Blackmore, wahrscheinlich blieb der Reporter nicht bis zum Ende. Schade eigentlich….
Pressestimmen

Eine Reise in die Rock-Vergangenheit

Die Kultband Deep Purple spielte auf dem zweistündigen Konzert in der Sporthalle nicht nur die Songs, auf die alle gewartet hatten.

(Quelle: Alexander Josefowicz, Hamburger Abendblat-online, 28. November 2010, 12:27 Uhr)

"Dö, dö, dööö, dö dö dödö...“ Auch auf dem Weg nach Hause begleitet viele der 5500 Fans dieses eine Lied. Dieses Lied, bei dem man sich fragt, ob Deep Purple es nicht langsam, aber sicher verfluchen: „Smoke On The Water“, die Geschichte des brennenden Casinos von Montreux, darf bei keinem Konzert der alten Herren fehlen. Genauso wenig wie „Highway Star“ oder „Black Night“. Und auf die gut gelaunte Rentnertruppe ist Verlass, natürlich spielen sie alle drei Songs. Und umgeben diese mit einem knapp zweistündigen Rockkonzert der alten Schule, das die Sporthalle für einen Abend in eine Zeit zurückversetzt, als Gebäude, Musiker und Fans noch jung waren: kaum Ansagen, dafür minutenlange Soli. Und eine nach modernen Maßstäben fast schon schlichte Lichtshow, deren wichtigstes Element die Spots sind, mit denen der jeweils vorn stehende Musiker illuminiert wird.

Das funktioniert bei Sänger Ian Gillan besonders gut, denn der gibt optisch nicht den Rocker, steht leger in Jeans, weißen Sneakers und ebensolchem Hemd auf der Bühne, strahlt ins Publikum und freut sich. Und mit ihm freut sich das Publikum, dem alle mehr oder weniger offensichtlichen Wünsche erfüllt werden. „Hard Lovin’ Man“, „Maybe I’m A Leo“, der wirklich hervorragende – und erst sieben Jahre alte – Midtempo-Rocker „Silver Tongue“ und „Perfect Strangers“, bei dem man auch noch nach 26 Jahren die Erleichterung über die Wiedervereinigung der Hard-Rock-Vorreiter spürt, auf und vor der Bühne.

Ob als Ausflug in die eigene Vergangenheit oder als Rockmusik-Geschichtsstunde: Viel falsch machen können Deep Purple nicht. So lange sie ihre drei größten Hits spielen, dürfen sie den Rest der Zeit mit allem füllen, was ihnen einfällt. Und bislang wirkt es nicht so, als ob die stille Übereinkunft zwischen Fans und Band von einer Seite aufgekündigt werden würde.