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War da Wacken…. oder was?

Ackerbrand 2023
Rockfestival

19.08.2023, L232, Seth

Wir wohnen jetzt über 30 Jahre in unserem kleinen und netten Dorf. In der Zeit hat sich nicht so viel verändert und nur selten geschahen aussergewöhnliche Dinge (vielleicht abgesehen von unserem Glasfaseranschluß!).

So sieht die richtige musikalische Früherziehung aus… 🙂

Rockmusik, Festival, Metalheads, Headbangin‘ oder gar Moshpit… alles Begriffe, die man bis vor wenigen Jahren garantiert nicht mit Seth in Verbindung brachte!

Rook Road

Bis aus einer Bierlaune heraus eine Idee entwickelt und umgesetzt wurde. Mit der üblichen Corona-Verzögerung  fand dann letztes Jahr das erste Ackerbrand-Festival statt. Leider waren wir damals bereits anderweitig verplant.

Absolute Festivalstimmung… mehr ging nicht!

Als jedoch der Vorverkauf für die zweite Auflage dieses Events startete buchte ich umgehend die Karten!

Triddana

Ich sollte es nicht bereuen. Was wir auf einem Acker zwischen Seth und Sievershütten vorfanden, war ein in jeder Hinsicht perfekt organisiertes Festival, jede Menge gutgelaunter Metal-Fans, neugierige Anwohner, preiswerte Getränke und… richtig (richtig!!) starke Bands!

 

Nächstes Jahr sind wir wieder dabai!

Ich will jetzt nicht jeden Auftritt einzeln beschreiben… das wäre sehr viel Text. Meine Highlights waren Rook Road (schnörkelloser 70er Hard Rock aus der Uriah-Heep-Ecke), Triddana (Power-Folk-Metal) und natürlich die Headliner Ugly Kid Joe („Cats In The Craddle“, „Everything About You“ oder „Neighbor“ sollte wohl jeder Rock-Fan kennen?).

Ugly Kid Joe

Es war ein wirklich perfekter Nachmittag / Abend, der (wenn ich den Zeitungsberichten glauben darf) nächstes Jahr fortgesetzt wird.

Triddana

Bis dahin läuft die Triddana-CD „Rising from Within“ sicher noch ein paar mal in Dauerschleife… absolute Kaufempfehlung!

Und weiter geht die wilde Fahrt…

Deep Purple
Unleashed In Europe-Tour 2023

19.07.2023, Stadtpark Open Air, Hamburg

Vor einem Jahr habe ich meine Deep Purple-Karte verschenkt, durch die ganzen Corona-Verschiebungen fielen zwei Konzerte auf den gleichen Tag und ich entschied mich für Zucchero.

Gleichzeitig hatte ich damit abgeschlossen, Deep Purple noch einmal live zu sehen. Den neuen Gitarristen Simon McBride hatte ich nur als Lückenfüller für Steve Morse eingeschätzt… vielleicht zur Erfüllung von Verträgen?

So kann man sich täuschen. Als dann im Dezember der Vorverkauf für eine weitere Tour begann… ich glaube ich war einer der allerersten, der eine bzw. zwei Karten für den Stadtpark in Hamburg erwarb. Der Nutznießer meiner damaligen Entscheidung war so begeistert von dem letztjährigen Auftritt, das er die Band nocheinmmal sehen wollte.

Wir ertrugen dann gemeinsam die Vorband Mothers Cake aus Österreich. So richtig begeistern konnten die uns nicht.

Und dann pünktlich um 20:00 Uhr begann mit Prokofiev’s „Dance of the Knights (The Royal Ballet)“ der Spaß!

Deep Purple 2023

Nach dieser Konservenouvertüre ging es los mit „Highway Star“ und „Pictures Of Home“… beide Songs bereits über 50 Jahre alt und immer noch mitreißend.

Mit 77 Jahren…

Die weitere Setlist wies neben den bekannten Klassikern (natürlich fehlte auch „Smoke On The Water“ nicht!) eine paar neue und auch etwas seltenere Stücke wie zum Beispiel „Anya“ auf.

… immer noch gut bei Stimme!

Einer der Höhepunkte für mich war mal wieder „When A Blind Man Cries“… Gänsehaut pur und wieder der Beweis, was für ein toller Sänger Ian Gillan immer noch ist. Sofern er nicht aus voller Kehle singen muss…

Don Airey
Ian Paice, Roger Glover

Denn eines war heute noch deutlicher, als in den Jahren zuvor: die Pausen, die ihm durch seine Kollegen durch sehr lange Soli verschafft wurden, fielen deutlich länger aus als früher! Aber der Mann wird dieses Jahr 78… das verdient schon ganz großen Respekt!

Ian Gillan, Simon McBride

Die Soli von Don Airey und Roger Glover waren erneut sensationell und der neue (s.o.) Simon McBride tat wirklich alles, um Gillan zu entlasten… eine solche Geschwindigkeit und Ausdauer habe ich lange nicht mehr gesehen. Trotzdem vermisse ich Steve Morse… sein Spiel war für mich präziser und melodiöser.

Wer will noch einen…

Auch wenn ich nicht darauf wetten will… dieses könnte dann tatsächlich mein letzter Besuch bei Deep Purple gewesen sein. Obwohl es auch schon wieder Gerüchte um ein neues Album gibt. Warten wir es ab!

Schlussakkord!

(Es ist schon unglaublich, wie schnell einige YouTuber sind… leider ist der Sound nicht ganz optimal!)

Hier die Setlist:

  • Highway Star
  • Pictures of Home
  • No Need to Shout
  • Into the Fire
  • Guitar Solo
  • Uncommon Man
  • Lazy
  • When a Blind Man Cries
  • Anya
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Truckin‘
  • Smoke on the Water

Zugabe

  • Hush
  • Bass Solo
  • Black Night
Auf Wiedersehen??

Und ab durch den Fleischwolf…

Frog Leap

25.09.2022, edel-optics Arena, Hamburg

Geteilter Spaß ist doppelter Spaß!

Wer oder was ist Frog Leap? Ich vermute, die wenigsten aus meinem Jahrgang kennen diesen (?) YouTube-Star. Hinter Frog Leap verbirgt sich der Musiker Leo Moracchioli, welcher in Norwegen ein Studio namens Frog Leap Studios betreibt. Von dort veröffentlicht er seit ein paar Jahren YouTube-Videos, in denen er bekannte Rock-, Pop- und HipHop-Standards mit viel Humor „vermetalt“… und glaubt mir: die Metal-Versionen von „Sultans of Swing“, „Come Together“ oder gar „YMCA“ sind schon sehr speziell!

Gestern nun konnte ich Herrn Moracchioli einmal live erleben, die seit 2020 verschobene Tournee fand endlich statt und ich hatte mir auch noch ein Ticket organisiert. Damit war ich auch das erste Mal in dieser Halle in Wilhelmsburg. Wer noch nicht dort war: eine verkleinerte Ausführung der Alsterdorfer Sporthalle mit ausbaufähigen Parkmöglichkeiten.

Kurz vor der Show, im folgenden Stroboskop-Gewitter waren Fotos aus dieser Position Glückssache 🙂

Die Band stand pünktlich auf der Bühne und legte sofort mit voller Kraft und Lautstärke los. „Party Rock Anthem“, „Ghostbusters“ und „House Of The Rising Sun“, alle in völlig neuem Gewand, gaben sofort die Richtung und die Stimmung des Abends vor. Ausgelassene Party bei brachialem Sound… muss man mögen!

Leo Moracchioli

Für Klangästheten definitiv nicht geeignet, zumal der Sound auch technisch deutlich Luft nach oben hatte. Den meisten der (geschätzt) 900-1000 Fans war das aber egal. Ich fand es etwas schade, dass dadurch viele Songs kaum zu erkennen waren: „Africa“ oder „Eye Of The Tiger“ wären sicherlich noch besser rübergekommen. So war es dann doch eher wie in der Überschrift beschrieben!

Zu den Musikern kann ich gar nichts sagen. Die Band spielt wohl in dieser Besetzung mindestens seit 2019 zusammen. Der Gitarrist hatte auf jeden Fall was drauf, allerdings waren seine Soli mehr schnell und laut als mitreißend. Absolut kein Vergleich mit den Gitarristen „meiner“ Generation wie Blackmore/Page/Box/Morse… vielleicht auch eine Frage der Hörgewohnheiten.

Ergänzt wurden die Band heute durch eine Sängerin und dem „Bunny“ (offenbar der Tourmanager?), sowie einem Fan, der aus dem Publikum geholt und für den letzten Song ans Schlagzeug gesetzt wurde!

Nach ziemlich genau 90 Minuten (20:20 Uhr – 21:50 Uhr) war die Party inklusive zweier Zugaben dann vorüber.  Hinter der Setlist (s.u.) habe ich ein YouTube-Video vom 2019er-Auftritt in Wacken verlinkt. Hier war der Sound um Lichtjahre besser als gestern abend…

Setlist

  • Party Rock Anthem
  • Ghostbusters
  • The House of the Rising Sun
  • Dance Monkey
  • Come Together
  • Eye of the Tiger
  • Uptown Funk
  • Heathens
  • Try
  • Breathe
  • Pokemon
  • Feel Good Inc.
  • Africa
  • Hello

Zugabe:

  • Killing in the Name
  • Zombie

 

Krontrastprogramm in der Anderswelt

Faun
Märchen und Mythen Tour 2020

09.03.2020, Musikhalle/Laeiszhalle, Hamburg

Vor ein paar Jahren bin ich durch Zufall über das Album „Von Den Elben“ der Gruppe FAUN gestolpert. Bis dahin  hatte mich  diese Richtung der Musik nie wirklich interessiert. BLACKMORE’S NIGHT vielleicht ausgenommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Pagan-Folk oder Mittelalter-Rock mit deutschen Texten… nein, bis dahin eigentlich nicht mein Ding. Das Album weckte jedoch meine Neugier und dadurch entdeckte ich noch Bands wie VERSENGOLD, SALTATIO MORTIS oder auch  SUBWAY TO SALLY.

Als Faun sich dieses Jahr mit ihrem neuen Album in Hamburg ankündigten, war es an der Zeit, sich auf den Weg in die Anderswelt von Faun zu machen.

Bevor das Konzert (ohne Vorgruppe) begann, gab es für mich als Newbie aber noch ein paar bemerkenswerte Beobachtungen zu machen.

Offenbar ist ein Faun Konzert so ein Mittelding zwischen Cosplay und LARP. Es bewegten sich so manche Elfe, gerüstete Elbenkriegerinnen und andere kostümierte Menschen im Saal. Manchmal nur dezent (lange, dunkle Mäntel oder Kleider), hin und wieder auch voll maskiert… Vulkanier mit Schwert? (Scherz!)

Okay, genug das Volk betrachtet… auf zu  den Barden und Spielmännern/-frauen!

Das Konzert begann pünktlich um 20:00 Uhr und von einem Moment zum andern gelang es der Band, die Zuhörer mit ihrer Musik in ein… ja, wirklich: Märchenland zu entführen.

Der Sound war absolut großartig, jede Stimme und jedes Instrument konnte man nicht nur heraushören, sondern auch orten. Also Stimme von rechts, Drehleier von links.. perfekt!

Die Musik?  Mal eingängige, dann wieder sphärische Melodien, Virtuosität an verschiedenen Instrumenten und mehrstimmigen Gesang, untermalt durch einen elektronischen Klangteppich.

Die Band bestand an diesem Abend aus Oliver „SaTyr“ Pade (Gesang, verschiedene Saiteninstrumente), Niel Mitra, der „Experte für experimentelle Klangforschung“ (Synthesizer), Rüdiger Maul (Percussion, Schlagwerke), Stephan Groth (Gesang, Drehleier, Flöte). Fiona Rüggeberg-Frewert (Gesang,  Flöten, Sackpfeife) und Laura Fella (Gesang, Percussion).

Und ja, es gab keine klassische Gitarre und auch keine anderen „klassischen“ Rockinstrumente. Von daher war das defintiv kein Rockkonzert. Meine leise Befürchtung (aufgrund des ein oder anderen Titels auf den Alben), die Band könnte live in Richtung Schlager abdriften, war (gottseidank) völlig unbegründet.

Als Gast trat der Magier und Kontaktjongleur Kelvin Kalvus auf, der zu den magischen Klängen seine Zauberkugeln wie Wassertropfen über seinen Körper tanzen liess. Als musikalischer Gast war zudem noch  der Geiger Florian Janoske von der befreundeten Band VERSENGOLD mit von der Partie.

Was ausserdem erwähnenswert war: der Band und ihrem Team gelang es, mit einer minimalen Lightshow eine ganz einzigartige Stimmung zu erzeugen. Es muss also nicht immer Bombast sein. Obwohl: mit etwas mehr Bombast hätte ich sicherliche bessere Fotos machen können. Aber vielleicht war das ja auch Sinn der Übung? 🙂

Die Setlist

Set 1:
Es war einmal…
Rosenrot
Iduna
Alba
Walpurgisnacht
Feuer
The Lily
Diese kalte Nacht
Pearl
Holla

(20 Minuten Pause)

Set 2:
Der Steinmetz (Märchen, gesprochen)
Des Wassermanns Weib (Acoustic)
Sieben Raben (Acoustic)
Thalia
Odin
Seemann
Egil Saga
Wind und Geige
Rhiannon

Zugabe:
Wenn wir uns wiedersehen
Hagazussa
Die weisse Dame

Als dieser Ausflug in die Anderswelt nach über zwei Stunden endete, hatten wir ein beeindruckendes Konzert, wirklich tolle Musiker und ein ebenso beeindruckendes Publikum erleben dürfen.

Zum Abschluss der Song, mit dem der Abend begann:

 

Ich krieg das Grinsen nicht aus meinem Gesicht…

Ringo Starr & His All Starr Band

11.06.2018, Hamburg Stadtpark Open Air

Es gibt Konzerte, die machen einfach nur gute Laune. Und gestern hatten wir das große Glück, ein solches Konzert zu erleben.

Doch der Reihe nach.

Wenn es so etwas wie eine To-Do-Liste für Konzerte gibt, die man erlebt haben muß, dann gehört der Besuch eines Ringo Starr-Auftritts unbestritten dazu. Als eines der beiden letzten lebenden Mitglieder der wohl einflußreichsten Band aller Zeiten, ist der Ex-Beatle selbst schon eine Legende. Über einen Zeitraum von mehr als 55 Jahren hat er Musikgeschichte mitgeschrieben, auch wenn er selbst vielleicht nie die kreative Führung übernahm. Aber er war immer dabei.

Als die Tourneepläne für ihn und seine All-Starr-Band herauskamen, war das für mich ein Selbstgänger.

Der erste Versuch ging jedoch noch richtig daneben. Kaum hatte ich am Sonntag einen prima Parkplatz in der City Nord am Stadtpark gefunden, brummte mein Handy. Über Facebook wurde den Fans mitgeteilt, dass Sir Ringo mit einem grippalen Infekt krankgeschrieben sei und das Konzert auf den nächsten Tag verschoben würde.

Warten auf Ringo!

Also starteten wir am Montag leicht gehetzt einen zweiten Versuch und standen dann doch pünktlich um 19:00 Uhr im grünen Rund.

Mit der Vorband konnte ich diesmal überhaupt nichts anfangen, offenbar reisst jede Serie irgendwann einmal. Nach dem ich jetzt so viele gute Opener erleben durfte, ging Vincenzo Tunnera mit seiner 8köpfigen Band völlig an mir vorbei. Das waren sicherlich gute Musiker, aber die Songs (irgendwie „neue deutsche Betroffenheit“?) und seine Stimme zündeten bei mir gar nicht.

Vincenzo Tunnera & Band

Dann eine halbe Stunde Umbau und kurz nach 20:00 Uhr kamen die „All-Starrs“ auf die Bühne:

  • Steve Lukather (Toto) – guitar, lead & backing-vocals
  • Gregg Rolie (Santana) – keayboard, lead & backing-vocals
  • Colin Hay (Men At Work) – guitar, lead & backing-vocals
  • Graham Gouldman (10cc) – bassguitar, lead & backing-vocals
  • Warren Ham  – Saxophone, flute, lead & backing-vocals
  • Gregg Bissonette – drums, backing-vocals

Nach einer kurzen Begrüßung wurde dann „er“ angekündigt:

Ringo Starr

Wer jetzt erwartet hatte, einen würdigen älteren Herren (immerhin 77 Jahre alt!) auf die Bühne schreiten zu sehen… vergesst es!

Im lockeren Trab joggte Ringo herein und stieg nach kurzem „Hallo“ sofort in den Rock’n’Roll Standard „Matchbox“ ein. Und danach ging es Schlag auf Schlag.

Setlist
  • Matchbox (Carl Perkins cover)
  • It Don’t Come Easy (Ringo Starr song)
  • Dreadlock Holiday (10cc cover)
  • Evil Ways (Willie Bobo/Santana cover)
  • Rosanna (Toto cover)
  • Down Under (Men at Work cover)
  • Boys (The Shirelles cover)
  • Don’t Pass Me By (The Beatles cover)
  • Yellow Submarine (The Beatles cover)
  • I’m Not In Love (10cc cover)
  • Black Magic Woman/Gypsy Queen (Santana cover)
  • You’re Sixteen (Johnny Burnette cover)
  • Who Can It Be Now? (Men at Work cover)
  • The Things We Do for Love (10cc cover)
  • Oye Como Va (Tito Puente/Santana cover)
  • I Wanna Be Your Man (The Beatles cover)
  • Hold The Line (Toto cover)
  • Photograph (Ringo Starr song)
  • Act Naturally (Buck Owens/The Beatles cover)
  • With A Little Help From My Friends (The Beatles cover) (featuring Klaus Voormann)
Steve Lukather

Klar, dass bei dieser Songauswahl das gesamte Publikum mitsingen, mitklatschen und mitfeiern konnte. Jeder Musiker bekam seine Solomomente und ich wüsste nicht, wen man besonders hervorheben sollte. Sicherlich war Steve Lukather mit seinem Gitarrenspiel das Eintrittsgeld alleine wert… aber Warren Ham mit seinen Saxophon-Soli, die Hammond-Läufe von Gregg Rolie und die präzisen Drums von Gregg Bissonette bei den Santana-Songs standen dem in nichts nach. Dazu die Stimmen von Colin Hay und Graham Gouldman in „ihren“ Songs… die Zeit schien still zustehen!

von links: Steve Lukather (Toto), Gregg Rolie (Santana)

Ringo selber war angenehm entspannt, scherzte mit dem Publikum und machte einen absolut fitten Eindruck. Auf den Ausfall vom gestrigen Sonntag ging er natürlich auch ein: „Auch wenn ich auf der Bühne umfalle, macht euch keine Sorgen…“ Aber soweit kam es gottseidank nicht. Vielleicht nahm er sich deshalb aber etwas mehr zurück, unterstützte Gregg Bissonette am eigenen Schlagzeug oder verschwand auch hin und wieder kurz von der Bühne.

von links: Graham Gouldman (10cc), Gregg Bissonette, Colin Hay (Men At Work)

Seine Songs waren dann jedoch die Gänsehautmomente des Abends. Das selbstironisch angesagte „Don’t Pass Me By“,  „Act Naturally“ aus vergangenen „Help!“-Zeiten oder als absolute Höhepunkte „Yellow Submarine“ und „With A Little Help From My Friends“ vom epochalen „Sgt.Pepper“-Album.

Spätestens bei „Yellow Submarine“ stellte sich dann bei mir ein Grinsen ein, dass ich auch während der Heimfahrt und später beim Einschlafen nicht mehr los wurde.

Special guest: Klaus Voorman

Als zum Finale dann auch noch Klaus Voorman (seinerzeit als „fünfter“ Beatle gehandelt) auf die Bühne kam und alle gemeinsam „Give Peace A Chance“ von John Lennons Plastic Ono Band anstimmten, wurde es für fast alle Fans ein historischer Moment!

Sollte ich auch 77 Jahre alt werden, so kann ich noch lange von diesem geilen Konzert berichten.

Pressestimmen

Wie die Stadtparkbühne zum Starr-Club wurde

von Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt vom 11.06.2018

Von Krankheit keine Spur mehr: Ex-Beatle Ringo Starr serviert dem Publikum ein Hit-Potpourri und präsentiert einen Überraschungsgast.

Hamburg.  Von Krankheit keine Spur mehr. Ringo Starr, 77 Jahre alt, joggt wie ein Jungspund auf die Bühne im Stadtpark und geht gleich in die Offensive: "Ich weiß, dass ihr gestern alle hier wart. Wir waren auch hier, aber ich musste zum Arzt. Auch wenn ich auf der Bühne umfalle, macht euch keine Sorgen", scherzt er.

Gut, dass sein Tourplan nicht sehr eng gesteckt ist. Sonst hätte das am Sonntag ausgefallene Konzert von Ringo und seiner All-Starr Band nicht bereits einen Tag später nachgeholt werden können.

Viel Beatles-Geschichte im Programm

Es steckt viel Beatles-Geschichte in Ringos Show, nicht nur im Programm des Abends, sondern auch in den Outfits des Publikums. Viele ältere Fans haben ihre (erwachsenen) Kinder mitgenommen und tragen stolz ihre T-Shirts mit den Porträts der Fab Four, dem Zebrastreifen-Cover von "Abbey Road" und dem aktuellen Tour-Shirt von Ringo.

Los geht der Abend gleich mit Rock 'n' Roll aus der Zeit, als die Beatles noch in Hafenkaschemmen in Hamburg und Liverpool gespielt haben. Mit "Matchbox" von Carl Perkins eröffnet Ringo Starr den Abend. Ein großer Sänger ist er sicher nicht und vielleicht auch nicht der begnadetste Schlagzeuger im Rock-'n'-Roll-Geschäft. Aber Ringo hat Spaß. Spaß daran, alte Hits wie "Yellow Submarine" zu schmettern oder "Boys" aus alten Hamburger Tagen ("Das haben wir im Kaiserkeller gespielt").

Ringo verfügt über eine gehörige Portion Selbstironie: "Lange bevor ich die Beatles traf, habe ich eine Menge Songs geschrieben", sagt er lachend, "die alle nicht veröffentlicht wurden. Dann kam dieser." Und er stimmt das Schunkellied "Don't Pass Me By" an. Die Menge dankt es ihm, sie tanzt und klatscht. Die Rechnung geht auf. Ringo hat sie in der Hand.

Gregg Rolie war in Woodstock dabei

Mindestens ebenso wichtig sind die anderen Musiker seiner All Starr Band. Im Stadtpark steht Musikgeschichte auf der Bühne. Gregg Rolie war 1969 in Woodstock dabei, damals als Keyboarder und Sänger bei Santana. "Evil Ways", "Black Magic Woman" und Tito Puentes "Oye Como Va" aus den beiden ersten Santana-Alben steuert er zu diesem bunten Potpourri bei.

Ringo Starr, in kurzer schwarzer Lederjacke, hat sich schon nach dem zweiten Song hinter sein Schlagzeug zurückgezogen und überlässt seinen hochkarätigen Mitstreitern die Bühne.

Einen zweiten Schlagzeuger gibt es mit dem versierten Greg Bissonette auch noch. Ringo Starr lässt es sich jedoch nicht nehmen, seine Band in den höchsten Tönen zu loben. Gregg Rolie zum Beispiel nennt er den "John Wayne des Rock 'n' Roll".

Publikum ist verzückt von Steve Lukather

Geradezu verzückt ist das Publikum­ von Toto-Gitarrist Steve Luka­ther. Toto hat ja gerade vor ein paar Wochen ein ausverkauftes Konzert im Mehr!-Theater gegeben, jetzt steht dieser versierte Instrumentalist wieder auf einer Hamburger Bühne und spielt komplizierte Riffs.

"Rosanna" und "Hold The Line" sind die Toto-Klassiker, die auf dem Programm stehen. Aber die All Starrs haben noch viel mehr Stücke im Gepäck, die jeder kennt. Wie "Dreadlock Holiday", einen Hit von 10cc. Die britische Rockband wird an diesem Abend durch ihren Bassisten Graham Gouldman vertreten.

Auch Colin Hay gehört zur Combo. Früher hat er bei der australischen Gruppe Men At Work gespielt. Deren größte Hits fehlen an diesem Sommerabend nicht: "Down Under" und "Who Can It Be Now". Ringo beschließt den Abend mit "With A Little Help From My Friends".

Und präsentiert einen Überraschungsgast: Der Bassist Klaus Voorman kommt auf die Bühne, der Mann, der den Ehrentitel "Fünfter Beatle" trägt. Das Publikum ist begeistert von diesem und den vielen anderen "magischen Momenten". Sagt ein drahtiger Endfünfziger zu seinem Kumpel: "Ist das geil oder ist das geil?"

Enjoy Your Life

Blue October

08.03.2018, Hamburg, Fabrik

Wie steige ich ein, in dieses einfach wahnsinnig tolle Konzert? Wie beschreibe ich das Erlebnis in der halbvollen Fabrik, in der aber wirklich jeder Zuschauer nach dem Konzert völlig begeistert in die naßkalte Hamburger Nacht verschwand?

Ich versuche es einmal chronologisch. Letztes Jahr half mir ein guter Freund, ein paar Steckdosen zu verlegen. Dabei klönen wir so ein bisschen über Musik, schnacken über Vorlieben und das die „grossen Bands“ mittlerweile einfach zu teuer werden.

Dann bekomme ich im Januar eine WhatsApp… „Konzerttipp… klasse Combo aus Texas… lohnt sich…“

Blue October? Noch nie gehört!! Amazon Prime befragt, und siehe da: das hört sich gut an. Das ganze läuft unter dem Label „Alternative Rock“ (aber was sollen diese Schubladen schon bedeuten!) und dei Band existiert schon seit 1995!

Also besorge ich mir eine Karte und bekomme eine knappe Stunde vor meinem Aufbruch nach Hamburg noch einen Anruf von eben jenem Kumpel… er kommt spontan noch mit.

Also stehen wir zwei Stunden später in der halbvollen Fabrik, so richtig entspannt am  (gedeckten 😉 ) Biertisch mit freiem Blick auf die Bühne.

Let’s Get This Party Started

Punkt 20:00 Uhr starten die Broken Witt Rebels… und ich erlebe  erneut eine Überraschung. Die Band aus Birmingham spielt eine starke Mischung aus Blues, Soul, Rock und emotionalen Vocals. Und mit jedem Ton spürt (und sieht) man den Spaß, den diese vier Jungs bei ihrem Auftritt haben.

Die britische Band Broken Witt Rebels

Dieser Spaß kam auch nachher am Merchandising-Stand rüber, als ich mir von den Jungs ihre Debut-CD unterzeichnen ließ. Die Truppe hat echt Spaß gemacht. Und die Silberscheibe läuft bereits in Dauerschleife. Ein echter Geheimtipp!!

Eine Frage der Perspektive

Und dann startet nach einer kurzen Umbaupause Blue October mit einem langen Intro, einer Toncollage, wie sie ähnlich auch auf ihrem Live Album von 2015 „Things We Do At Night (Live From Texas)“ zu hören ist. Als der Jubel dann aufbraust und die Band die Bühne erklimmt, da wird mir klar, das ich hier heute offenbar einer der wenigen bin, der diese Band in den letzten knapp 20 Jahren verpennt hat.

Frontmann und Sänger Justin Furstenfeld

Frontmann und Sänger Justin Furstenfeld  hat eine unglaubliche Ausstrahlung und packt das Publikum, nimmt es gefangen und lässt es bis zum letzten Akkord nicht mehr los. Dazu ein treibender Sound, sehr kraftvoll und melodisch. Immer wieder Melodien, in die jeder sofort mit einstimmen kann. Und davon wird auch reichlich Gebrauch gemacht.

Alternative Rock? Post-Grunge? Progressive Rock? Oder „Bipolar Artrock“??

Leider bin ich noch nicht sattelfest in den ganzen Songs und kenne die beiden letzten CDs bisher nur oberflächlich, daher gibt es heute auch keine Setlist. Und welcher Stil das sein soll (Alternative Rock? Post-Grunge? Progressive Rock? Oder gar „Bipolar Artrock“??) ist mir sowas von gleichgültig, das hier ist einfach sensationell geil!

Ryan Delahoussaye (v), Matt Noveskey (bg), Jeremy Furstenfeld (dr), C. B. Hudson (g)

Was wir hier zu hören bekommen, das ist ganz, ganz großes Rock’n’Roll-Theater. Ein Sound, mit dem man Stadien füllen könnte und es lässt sich ahnen, wie diese Band auf einer großen Bühne rüberkommen würde.

Ryan Delahoussaye (violin)

So aber ist es ein großes intimes Konzert, in dem am Ende sogar noch genügend Zeit dafür bleibt, einem Fan das T-Shirt abzuquatschen (siehe Video!).

Letztlich wollte der sein T-Shirt dann doch nicht hergeben 🙂

Mit der Aufforderung „Enjoy Your Lifes“ werden wir nach der letzten Zugabe schließlich nach Hause geschickt. Wenn es nur solche Abende wie diesen geben würde… kein Problem. Das sollte klappen!

In der „ewigen“ Rangliste meiner besuchten Konzerte, wird dieser Abend garantiert ganz vorne stehen bleiben. Und in den nächsten Wochen werden sich Blue October und die Broken Witt Rebels im Player abwechseln. Versprochen!

Justin Furstenfeld

Hier noch ein paar bewegte Bilder, leider hat meine Kamera mit dem Sound Probleme gehabt… der war live deutlich besser als auf dieser Konserve. Trotzdem: viel Spaß!

Kleine Bemerkung am Rande: ich habe in den darauffolgenden Tagen nichts, aber auch gar nichts in der Presse und im Netz zu diesem Auftritt gefunden.

Offenbar noch immer ein wahrer Geheimtipp!

 

 

 

Und das soll es jetzt gewesen sein?

Deep Purple

The Long Goodbye Tour

30.05.2017, Barclaycard Arena, Hamburg

Ich habe es mal kurz überschlagen. Vor knapp 46 (sechsundvierzig!) Jahren bekam ich „Deep Purple In Rock“ in die Finger und löste damit bei uns zuhause ein kulturelles Erdbeben aus. Mein Vater legte die ihm damals völlig unbekannte Schallplatte in meiner Abwesenheit auf und… in anderen Kreisen wäre ich vermutlich enterbt worden. Der Schock war riesig und wir kamen zeitlebens nicht mehr auf einen gemeinsamen Musikgeschmack.

Und heute stehe ich mal wieder erwartungsvoll bei einem Purple-Konzert in einer Halle und kann es noch nicht wirklich glauben. Das soll es wirklich gewesen sein? Das Erlebnis mit „In Rock“ war doch gerade eben erst…. Aber die Band hat mit dem aktuellen Album Infinite und dem Titel der Tour ein deutliches Zeichen gesetzt. Das Ende nähert sich zumindest.

Das „Golden-Circle“-Armband!

Während ich beim Status Quo-Auftritt am gleichen Ort noch über die „Golden-Circle“-Karten gelästert hatte, stehe ich zur Feier dieses Ereignisses selber in dem abgegrenzten Bereich vor der Bühne und finde es… eigentlich geil! Hier habe ich doch ein bisschen mehr Platz, kann mich frei bewegen und werde beim Fotografieren nicht ständig angerempelt. Was so ein Armband doch ausmacht 🙂

Monster Truck

Aber jetzt lassen wir es endlich krachen. Und damit sind wir dann auch schon bei der Vorband. Auch hier, wie seinerzeit bei den Rival Sons, hat das Management ein glückliches Händchen bewiesen. Monster Truck aus Kanada spielen eine deutlich an den 70ern orientierte Mischung aus Hard-, Blues- & Southern-Rock. Das macht (mir) unheimlich Spaß, das Set hätte unter anderen Umständen durchaus länger dauern dürfen. Also kommt auch heute ein Name auf meinen Merkzettel. Mal sehen, wann die Monster Truck-Jungs wieder in der Gegend sind.

 

Als dann nach einer kurzen Umbaupause in der nicht ganz gefüllten Halle die Lichter ausgehen und Ian Gillan mit dem sakralen Sprechgesang das brandneue „Time For Bedlam“ einleitet, da sind alle diese Gedanken und Überlegungen vergessen.

Deep Purple

Die Band startet dynamisch, wuchtig, voller Präzision und so geht es für knapp 100 Minuten von einem Highlight zum nächsten. Alle alten Kracher, ob „Fireball“, „Strange Kind Of Woman“, „Bloodsucker“ oder „Lazy“ erwachen erneut zum Leben. Daneben stehen dann aber auch schon die aktuellen Stücke „Johnny’s Band“, „Uncommon Man“, „The Surprising“, „Birds Of Prey“ und „Hell To Pay“.  Für mich geht die Geschichte nahtlos weiter und wenn man diesen Songs Zeit geben könnte… ich glaube auch das wären eines Tages Klassiker.

 

Die Bühne wird dominiert durch eine riesige Videowand, neben Livebildern aus diversen Kameras werden auch immer passende Motive zu den jeweiligen Songs eingeblendet. Unterhalb der Videowand sind die Lautsprecherwände als Eismauern dekoriert, passend zum Design des neuen Albums. Das alles passt optimal zur Musik, nicht effektheischend und trotzdem effektvoll!

Gegen Ende des Konzerts scheint Ian Gillan dann aber Probleme mit der Stimme zu bekommen. Ich beobachte häufig, wie er mit weggehaltenem Mikro deutlich hustet. Als dann im Zugabenteil auch noch „Highway Star“ durch extrem ausgedehnte Improvisationen zwischen Don Airey und Stever Morse übersprungen wird, ist das für mich ein weitere Hinweis darauf. Trotzdem macht dieser Mann einen tollen Job. Mit 71 Jahren  ist vermutlich jedes Konzert für einen Rocksänger eine Art Marathonlauf.

Don Airey war für mich lange Zeit immer „nur“ der Nachfolger von Jon Lord, aber heute Abend haute er ein Keyboardsolo raus, vor dem sich auch Jon Lord verbeugen würde! Ich hätte noch eine halbe Stunde länger zuhören können. Das war ein perfektes „Erkennen-Sie-Die-Melodie“-Solo bei dem ich mit dem Zählen nicht mehr mitkam. Der Höhepunkt war dann „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“! Wenn da noch der blonde Hans auf die Bühne gekommen wäre… mich hätte es nicht gewundert.

Über Ian Paice, Roger Glover und Steve Morse noch extra Worte verlieren? Ich würde Eulen nach Athen tragen. Auch heute erlebte ich sie als perfekte Musiker. Von „alten Männern“ konnte in dem Zusammenhang keine Rede sein!

 

Wie ich am Anfang schon schrieb… ein Highlight jagte das Nächste und schließlich kamen dann auch die Songs, die seit Jahren immer zum Ende der Show kommen! Natürlich „Smoke On The Water“ und ganz zum Schluss „Hush“ und „Black Night“.

Smoke On The Water

Ich werde wohl nie im Leben einen meiner ersten Lieblingssongs dieser Band live erleben. „Flight Of The Rat“ hat es, soweit ich weiß, nie auf eine Setlist geschafft. So auch heute nicht und das war dann für mich auch der einzige Wermutstropfen.

Denn ganz ehrlich: nach so einem Auftritt kann es eigentlich noch nicht zu Ende sein…

…in Hamburg sagt man Tschüss
Pressestimmen

Deep Purple in Hamburg: Ein letztes Mal Luftgitarre?
(Quelle: Tino Lange, Hamburger Abendblatt v. 30.05.2017)

Hamburg. "Es hat nie einen coolen Keyboard-Spieler gegeben, außer Elton John", ist einer der zahlreichen launischen Sprüche von Noel Gallagher. Er übertreibt gern, der streitbare Lautsprecher. Deep-Purple-Gründer Jon Lord, gestorben 2012, war nämlich auch cool. Und auch sein Nachfolger Don Airey weiß zumindest, was er tut beim Konzert der britischen Hardrocker am Dienstag in der Hamburger Barclaycard Arena.

Einen Teppich aus Orgelläufen unter das Trommelgedonner von Ian Paice, die Riff-Kaskaden von Steve Morse, die Bassläufe von Roger Glover und die immer noch kernige Stimme von Ian Gillan ausrollen. Und beim Solo "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" und die Nationalhymne einbauen. Ein anstrengender Job mit 68 Jahren.

Die Songs aus den frühen 70ern kommen am besten an

Vielleicht ein Grund, warum die Tour "The Long Goodbye Tour" heißt. Es ist keine offizielle Abschiedsreise, aber man möchte sich wohl zumindest die Option offen halten, falls es die Gesundheit nicht mehr zulässt. Ian Paice musste vor einem Jahr nach einem leichten Schlaganfall das erste Mal in 50 Purple-Jahren Konzerte absagen. Das gibt zu denken. Im Hamburg aber trommelt Paice wie ein Duracell-Hase, beginnend beim Opener "Time For Bedlam" vom neuen Album "Infinite" und dem ersten Klassiker "Fireball" aus dem Jahr 1971. Beeindruckend, was der Mann an den Kesseln abliefert.

Passend begleitet von einer großen Videoleinwand geht es im Wechsel durch altes und neues Material, von "Strange Kind Of Woman" zu "Johnny's Band", wobei natürlich die Songs aus den frühen 70ern Marke "Space Truckin'" am besten ankommen beim übersichtlichen Publikum. Wo andere Hardrock-Pioniere mit vermeintlichen (Scorpions) oder tatsächlichen (Black Sabbath) Abschiedstourneen noch einmal große Arenen füllen, kommen am Dienstag nur knapp 5500 gut aufgelegte Besucher, um vielleicht (!) ein letztes Mal bei "Smoke On The Water" hinten im Innenraum die Luftgitarre aus dem Luftkoffer zu holen.

Sei es drum, sie bekommen nach 100 Minuten, nach "Hush" und einem Bass-Solo von Roger Glover mit "Black Night" das würdige Finale eines schön erdigen, hart rockenden Konzertabends. Am 8. Juli spielt an gleicher Stelle übrigens Elton John. Cool, oder?

Die alten Hardrock-Haudegen lassen es krachen

(Quelle: Gérard Otremba auf Sound & Books)

Das Warten auf „Smoke On The Water“ dauert knapp 80 Minuten. Dann endlich erklingt am 30.05.2017 der berühmteste Gitarren-Rock-Riff aller Zeiten durch die Hamburger Barclaycard-Arena. Das Publikum gerät nicht in Ekstase, schließlich ist die Hälfte davon damit beschäftigt, diesen Augenblick mit ihrem Smartphone festzuhalten, aber selbstverständlich brandet ein frenetischer Jubel aus, als Steve Morse in die Saiten greift. Beste Unterhaltung boten Deep Purple schon vorher.

Der Einstieg in das Hamburg-Konzert der „The Long Goodbye Tour“ ist mit dem monströsen „Time For Bedlam“ von neuen Album Infinite, mit dem Geschwindigkeitsrausch von „Fireball“, dem deftigen „Bloodsucker“ und dem Klassiker „Strange Kind Of Woman“ schlicht spektakulär. Ian Gillan presst, was das Zeug hält, oder seine Stimmbänder mit 71 Jahren noch hergeben, Morse und Keyboarder Don Airey setzen mit ersten Soli Akzente, Bassist Roger Glover und Schlagzeuger Ian Paice, einziges Ursprungsmitglied der Hardrock-Institution, geben Gas.

Von diesem Beginn müssen sich alle erstmal erholen, und so fällt der Mitteilteil des Deep Purple-Auftritts im Vergleich zum Beginn und dem Ende etwas ab. Was schlicht daran liegt, dass die neueren Songs nicht an die Klasse der alten heranreichen. Das ist nicht weiter tragisch, aber „Johnny’s Band“, „Uncommon Man“, „The Surprising“, „Birds Of Prey“ und „Hell To Pay“ sind lediglich gute und solide Deep Purple-Ware. Ausreichend, um die Virtuosität der einzelnen Bandmitglieder zu unterstreichen, aber die Halle zum Kochen bringen sie nicht.

Unterbrochen wird die Passage der neuen Songs von „Lazy“, dessen Orgelintro fast schon zu einer narzisstischen Einlage Aireys gerät. Gillans Gesang ist hier nicht ganz so prägnant wie das Zusammenspiel seiner Kollegen, doch für einen Urschrei reicht es allemal. Nachdem Don Airey seine Fingerfertigkeit an den Tasteninstrumenten zwischen Kirchenorgelpomp und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ zur Schau gestellt hat, gelingt dem Quintett ein irrsinnig gutes  „Perfect Strangers“ und bei „Space Truckin‘“, von Gillan mit einem teuflischen Lachen eingeleitet, läuft die Maschinerie zwischen Glover und Paice auf Hochtouren.

Aufgrund der ständigen Gitarren- und Keyboardsoli stehen die beiden ein wenig im Schatten von Morse und Airey, die sich auch während der ersten Zugabe „Hush“ einen instrumentalen Schlagabtausch liefern. Zwischen „Hush“ und dem donnernden „Black Night“ dürfen Glover und Paice dann als Duo den Applaus einheimsen. Die Power bei „Smoke On The Water“ als Höhepunkt vor den Zugaben ist noch da, einzig das Fehlen des besten Deep Purple-Songs „Child In Time“ hinterlässt einen Wermutstropfen. Mal sehen, wie lange die „Goodbye Tour“ von Deep Purple dauert, vielleicht besteht ja noch die klitzekleine Chance, diesen ewigen Klassiker live zu Gehör zu bekommen.

Konzertbericht Monster Truck und Deep Purple - Hamburg

(Quelle: Andreas Lewandowski auf BundUndTon)

Newcomer Retro Rocker "Monster Truck" und Hardrock Veteranen "Deep Purple" in der Barclaycard Arena, Hamburg 30.05.2017. Am Dienstagabend, den 30.05.2017, versammelte sich die Hard-Rock Gemeinde in der Arena in Hamburg. Rund 5.500 Fans hatten die Arena gut gefüllt.

Pünktlich um 20.00 Uhr stürmen die kanadischen Musikern "Monster Truck" auf die Bühne. Während der Drummer der Hamburger Location angepasst im "St. Pauli-Totenkopfshirt" hinter den Drums seinen Platz einnimmt, prügelt der Gitarrist Jeremy Widerman die ersten Riffs von "Old Train" vom ersten Album "Furiosity" (2013) mit nacktem Oberkörper in das Publikum. Genauso energiegeladen kommen die nächsten beiden Songs vom aktuellen Album "Sittin' Heavy" von der Bühne.

Die markige Stimme von Bassist Jon Harvey wird bei "The Enforcer" vom Chorgesang der anderen Bandmitglieder begleitet. Ausgedehnte Gitarrensoli treiben die Songs voran. Dass die Band auch ruhige Songs gut rüberbringt beweisen sie mit dem langsamen Bluesrock-Titel "For the Sun". Im letzten und 8. Song des Sets wird mit "The Lion" der eingängige Riff-Rock zelebriert. Auch wenn "Monster Truck" mit Ihrem Retro Rock nicht wie die nachfolgenden "Deep Purple" Musikgeschichte schreiben werden, sondern eher Elemente der 70er Hard-und Bluesrock solide mischen und daraus knackige Songs machen, hat dieser Auftritt richtig Spaß gemacht und war mehr als ein bloßes Vorprogramm.

Dann kündigt sich der Auftritt von Deep Purple an. Die Fans hoffen natürlich, dass der Auftritt nicht so unterkühlt sein wird wie das auf die Riesenleinwand hinter der Bühne projezierte Bild. Dort sind die Köpfe der Band in Reminiszens zum" Mount Rushmore"-Cover von "Deep Purple in Rock" nun in einen Gletscher gemeißelt. Für diese Besorgnis gibt es aber keinen Grund. Die Band steigt gleich mit "Time for Bedlam" einem neuen Song des aktuellen 20. Studioalbums "Infinite" ein. Dieser Song vereinigt noch einmal all das was diese Band hat groß werden lassen - grandiose Melodieführung - das Wechselspiel von Gitarrensoli und Keyboard / Hammond Orgel auf einem Rhythmusteppich von knüppelnden Drums und virtuosem Bass.

Die Tour steht unter dem Motto 'Infinite' - The Long Goodbye Tour - und ist damit auch bei der Songauswahl eine Werkschau. Mit den 3 folgenden Stücken "Fireball" "Bloodsucker" und "Strange kind of woman" wird auf die wohl erfolgreichste Zeit der Band Anfang der 70er zurückgegangen. Gerade bei "Fireball" und "Bloodsucker" nimmt die Band richtig Fahrt auf. Sämtliche Songs haben ihre Ausdruckskraft nicht verloren. Die Gitarrensoli von Steve Morse werden von Keyboard-Orgien abgelöst und es entwickelt sich ein Duell zwischen Sänger Ian Gillan und Steve. Es folgen diverse Stücke von den neueren Alben, die die Band etwas geruhsamer angeht. Bei dem ausgedehnten Keyboard-Solo beweist Don Airey noch einmal , dass er die würdige Nachfolge von Jon Lord angetreten hat.

Hier wechseln klassische Einsprengsel mit "Auf der Reeperbahn nachts..." um dann in voluminösen Hammond-Kaskaden zu enden. Mit "Perfect Strangers" geht es dann in die rasante Endphase des Konzerts. Mit dieser Hymne hatte die Band mit der wechselvollen Geschichte eine neue Hochphase eingeleitet als sich 1985 die legendäre, sogenannte MK II Besetzung erneut formierte. Bei den letzten beiden Stücken kommen dann die Fans der ersten Stunde wieder auf Ihre Kosten. Mit "Space Truckin' und dem legendären "Smoke on the Water" beweisen Deep Purple Ihre Durchschlagskraft und reißen das Publikum förmlich mit.

In der Zugabe werden die Stücke "Hush" und die damalige Single "Black Night" durch ein Zwiegespräch zwischen Bassist Glover und Drummer Paice verbunden, bei dem Glovers virtuose Bassläufe vom hämmernden Schlagzeug des Ian Paice unterlegt werden. Am Ende sind die Fans hochzufrieden und hoffen, dass es sich bei dem Auftritt tatsächlich um eine "Long Goodbye" und nicht um ein "Last Goodbye" für Hamburg gehandelt hat. Die Vitalität der Band spricht jedenfalls für ein Wiedersehen.

 

 

 

Ich glaub, ich bin im Kino…

The Best Of John Williams

Bolschoi-Orchester unter der Leitung von
Claudio Vandelli

Moderation: Knut Elstermann

24. Januar, 2017, Barclaycard-Arena, Hamburg

Das mit dem Kino, na gut, das ist eine plumpe Überschrift und passt so nicht ganz zu dem tollen Abend, den ich gestern mit unserem Ältesten erleben durft.

Zu Weihnachten bekam ich diese Einladung zu einem Sinfonie-Orchester-Konzert  geschenkt und war zunächst wirklich überrascht. Das war eigentlich überhaupt nicht meine Art von Musik, auch hatte ich diesen Geschmack noch nie bei unserem Nachwuchs bemerkt. Klassische Orchester haben mich bisher eher bei den Annäherungsversuchen zwischen Rockmusik und Klassik (u.a. Deep Purples „Concerto for Group and Orchestra“, „April“) interessiert. Aber ein ganzes Konzert…?

Bis es mir dämmerte! John Williams! Na klar: „Star Wars“, „Indiana Jones“, „E.T.“, „Superman“ usw usw!

Der 5-fache Oscar- und 12-fache Grammy-Preisträger John Williams zählt zu den erfolgreichsten Hollywood-Komponisten aller Zeiten und dessen Filmmusiken haben sich vermutlich nicht nur bei uns in die Gehörgänge gebrannt.

So saß ich dann neugierig in der knapp halbvollen Barclaycard-Arena und harrte mit Sohnemann der Dinge.

Zunächst erschien eine Grußbotschaft des Komponisten auf der riesigen Videowand, dann nahm das Orchester die Plätze ein und bereits die ersten Takte lösten jeden Vorbehalt bei mir auf!

Das 70-köpfige Sinfonie-Orchester unter der Leitung des italienischen Dirigenten Claudio Vandelli präsentierte eine tolle Symbiose von Orchester und Filmleinwand. Der perfekte Sound zu den gezeigten Szenen und Animationen der bekannte Filme sorgte immer wieder für Gänsehautmomente (das u.a. Video gibt den Sound leider überhaupt nicht wieder!).

Der Wechsel von bombastischen Sounds  („Star Wars“ / „Superman“ / „Indiana Jones“) zu ruhigen und einfühlsamen Momenten („Schindlers Liste“ / „Die Geisha“ / „Harry Potter“) war beeindruckend.

Zwischen den Stücken moderierte der Filmkritiker und Radiomoderator Knut Elstermann. Fakten und Anekdoten zu Filmen, Regisseuren und Schauspielern sowie die Einflüsse bekannter klassischer Komponisten auf das Werk von Williams, machten den Abend zu einer ausserordentlich spannenden und unterhaltsamen Veranstaltung für jeden Musik- und Filmfan!

Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gab, dann war es das Übergewicht der „Star Wars“-Musik, vermutlich sehen Fans dieser Reihe das jedoch völlig anders.

Egal! Zum Schluss durfte das Publikum zum „Imperial March“ kräftig mitklatschen und belohnte das Orchester schließlich mit „standing ovations“.

Mir hat der Abend richtig Spaß gemacht. Manchmal lohnt es doch, sich auf neue Dinge einzulassen!

Metal oder nicht Metal, das war hier die Frage…

Nightwish

18.11.2015, „Endless Forms Most Beautiful“-Tour, Barclaycard-Arena, Hamburg

Es sind knapp 10 Jahre vergangen, seit ich mit unserem Ältesten zum ersten Mal bei Nightwish war, damals noch mit der unglaublichen Tarja Turunen. Seitdem hatten Nightwish mit der aktuellen Sängerin Floor Jansen bereits die dritte Sängerin in der Band und das aktulle Album „Endless Forms Most Beautiful“ hatte mich neugierig gemacht. Ein Anruf bei Sohnemann und Wochen später ging es in dergleichen Besetzung wie 2005 in die … Barclaycard-Arena. Auf der Karte stand zwar noch O2-World, aber nichts ist ja so beständig wie der Wandel.

Was war das denn?

Arch Enemy:
„Melodic-Death-Metal“!
Was daran „Melodic“ sein sollte?

Dort verpassten wir die erste Band, nach der Äußerung eines anderen Besuchers war das jedoch kein Verlust. Erleiden mussten wir dann Arch Enemy. Laut Wikipedia eine „schwedische Melodic-Death-Metal-Band“, was auch immer das sein soll. Alleine „Melodic-Death-Metal“! Es war eine Menge Krach mit einer blauhaarigen Sängerin, die sich dem Growling („Growling im Gesang bezeichnet tiefe sowie aggressiv-helle, meist geschriene Vocals in einigen Genres des Metal“, Wikipedia) widmete. Sorry, dieses Grunzen und Geröhre kann ich schon bei Männern nicht ab. Einer Frau dabei zuzuhören… dann kann man auch gleich auf die Gitarren verzichten und stattdessen mit einer Motorsäge Musik machen. Soll es ja geben… Im Internet hatten einige Fans diese Reaktion offenbar geahnt: „Wir freuen uns schon jetzt auf die Gesichter, wenn Nightwish-Jünger der Mainstreamfraktion, diese Abrissbirne von einer Band vor den Latz bekommen…“, metaltalks.de

So, nun aber: Nightwish

Floor Jansen:
Tolle Sängerin, die keinen Vergleich zu scheuen braucht!

Die mittlerweile sechsköpfige Band um Tuomas Holopainen schafft immer wieder den Spagat zwischen treibenden, hämmernden Riffs und dem Eintauchen in hymnische, teilweise schlagerhafte Melodien. Eine Mischung die sicherlich nicht jedermanns Sache ist und mit dem Begriff Symphonic Metal auch nicht ausreichend definiert ist. Manchmal klingen Sie einfach zu banal und seicht, um dann ganz plötzlich doch noch die Kurve zu kriegen. Diese Mischung macht aber Spass, auch wenn es im Konzert hin und wieder zu Längen kommt. Vielleicht sollte Holopainen seine Komposition etwas weniger ehrgeizig anlegen? Egal, an diesem Abend hat es wieder locker für ein sehr unterhaltsames Konzert gereicht. Die neue Sängerin Floor Jansen machte ihre Sache sehr gut, wenngleich der häufig eingesetzte Kopf-„Rotor“ ein klein wenig aufgesetzt wirkte. Aber singen kann sie!

Tuomas Holopainen:
Dass er der Kopf der Band ist, steht ausser Frage. Aber muss das so oft erwähnt werden…?

Nightwish 2015 sind:

Keyboards – Tuomas Holopainen
Gitarre, Bass, Gesang – Marco Hietala
Gesang – Floor Jansen
Gitarre – Emppu Vuorinen
Schlagzeug – Kai Hahto
Uilleann Pipes, Tin Whistle, Gesang – Troy Donockley

 

Troy Donockley (im Hintergrund)
Er sorgt für ungewöhnliche Klänge in einer Metal-Band

Die Band selber spielte wie aus einem Guß und der neue(?) Instrumentalist (Uilleann Pipes, Low Whistles, Bodhran, Bouzouki, Gesang) Troy Donockley gab einigen Songs Farbtupfer, wie man sie bei einer Metalband nicht erwarten konnte. Teilweise hatte es schon etwas von Blackmore’s Night. Aber solange Nightwish nicht im ZDF-Fernsehgarten auftreten, soll es mir recht sein.

Das Ende des Konzerts war ebenso ungewöhnlich. Als letztes Stück wurde „The Greatest Show on Earth“ angestimmt. Dieser 25-Minuten-Longplayer entzieht sich bereits in der Studioversion jeder Schublade: Rick Wakeman trifft Wagner trifft Death Metal (?) trifft Hollywood… vielleicht genau die Quintessenz von Nightwisch. Da jubilieren die Chöre, (Synthi)-Geigen stimmen Hymnen an und ständige Tempowechsel oder Soundcollagen verhindern durchgängiges Headbangen oder Mitklatschen.

Das ist eher der gute alte Progressive-Rock und ich fand es genial. Dazu eine Lightshow, die mit vier Videowalls (eine oberhalb der Bühne über die gesamte Breite, darunter drei kleinere) den perfekten Hintergund für diesen epischen Sound lieferte. Nach dem letzten Akkord kam die Band an den Bühnenrand, verbeugte sich noch einmal, ein letztes Winken und die Bühne war leer. Dann hörte man die Schlußworte von „The Greatest Show on Earth“ und im Saal ging das Licht an. Ungewöhnlich? Sicherlich anders als bei vielen anderen Bands. Aber Nightwish ist sicherlich auch anders als andere Bands.

Setlist

  • Shudder Before the Beautiful
  •  Yours Is an Empty Hope
  •  Ever Dream
  •  Wishmaster
  •  My Walden
  •  The Islander
    (eingeleitet durch Marco Hietala)
  • Élan
  • Weak Fantasy
  • 7 Days to the Wolves
  • Alpenglow
  • Storytime
  • Nemo
  • Stargazers
  • Sleeping Sun
  • Ghost Love Score
  • Last Ride of the Day
  • The Greatest Show on Earth

Fazit

Metal umfasst mittlerweile ein so weites Spektrum an Stilelementen, das Folk, Rock, Pop und sogar Operngesang eingebaut werden können. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Nightwish nutzt dieses Spektrum bis an die Grenzen aus: Ihr „Symphonic Metal“ vermengt so viele Stile, dass mir manchmal die Orientierung fehlte. Bei Arch Enemy (s.o.) fällt es einem wesentlich leichter Stellung zu beziehen.

Aber genau das macht ein Nightwish-Konzert für mich so spannend. Wenn man (wie ich) nicht alle Alben auswendig kennt, dann ist jeder Song eine Überraschung. Und die Darbietung ist (unabängig vom Geschmack) optisch und akustisch jeden Cent wert. Bis zum nächsten Nightwish-Gig wird es hoffentlich nicht wieder 10 Jahre dauern!

Nightwish 2015:
Der Jubel war absolut berechtigt!
Pressestimmen (leider nur aus Stuttgart!)

Die Schleyerhalle feiert den neuen Sound

Beim Gastspiel von Nightwish in der Stuttgarter Schleyerhalle zelebrieren 8000 Fans das neue Album. Den Opern- oder Popgesang früherer Jahre vermisst niemand, die finnische Symphonic-Metal-Band hat sich nach 19 Jahren einmal mehr neu erfunden.

(Quelle: Rafael Binkowski  auf stuttgarter-zeitung.de)

Das muss man sich erst einmal trauen: Die finnische Symphoninc-Metal-Band Nightwish verzichtet für ihre Welttournee zum neuen Album „Endless Forms The Beautiful“ komplett auf einige ihrer größten Smash-Hits,  und wagt stattdessen einen Spagat zwischen vielen neuen Titeln und einigen ganz alten. Die Fans der Formation um den begnadeten Komponisten Tuomas Holopainen sind aber weder durch solcherlei Innovationen noch durch den mehrfachen Austausch der Front-Sängerin zur Untreue anzustiften. Das wird beim Konzert in der Schleyerhalle am Donnerstag vor gut 8000 Zuschauern deutlich. Gerade die Stücke aus jüngster Geschichte erhalten am meisten Zuspruch, sieht man vielleicht vom Dauerbrenner „Nemo“ ab.

Als kurz vor Ende das Uralt-Lied „Stargazers“ erklingt, ist das eine Hommage an den opernhaften Soprangesang über knallharten Metal-Beats, wie es in den ersten elf Jahren der Bandgeschichte üblich war. Ja, eigentlich hat Nightwish durch die markante Opernstimme der ersten Sängerin Tarja Turunen erst ihren Unique Selling Point erhalten, weil sich die Finnen dadurch in der Szene von anderen abgehoben haben. Doch der Rückgriff auf die Vergangenheit wirkt fast wie ein Abschied.

Denn diese Ära klingt musikalisch sonst allenfalls nur noch in kurzen Passagen etwa bei „Storytime“ an. Aber auch die Zeit der umstrittenen schwedischen Sängerin Anette Olzon, deren Stimme eher für Popsongs denn für Rockarien geeignet war, scheint abgeschlossen zu sein: Nur wenige Songs wie der reichlich basslastige „7 Days To The Wolves“ werden aus der Olzon-Zeit zwischen 2007 und 2012 eingespielt. Aber der Erfolg von Nightwish steht und fällt offenbar mit dem Genius von Tuomas Holopainen, dem es seit 19 Jahren immer wieder gelingt, neue Meisterwerke symphonischer Metal-Musik zu schaffen.

Erfolgreich mit neuem Sound

Gleich zwei neue Lieder zu Beginn unterstreichen das. „Shudder Before The Beautiful“ etwa ist eine Hymne, ein symphonisches Klangspektakel mit allen Zutaten für einen Hit. Geigenklänge, ein warmes Cello, dramatische Chor-Einwürfe, harte Gitarrenriffs – der Song wie das neue Album bieten alles, was der Nightwish-Fan gerne hört. Zwar erinnert das Lied ein wenig an frühere Titel wie „Dark Chest Of Wonders“, aber es ist eben auch schwierig, sich treu zu bleiben und gleichzeitig völlig neu zu erfinden. Die neuen Titel ziehen das Publikum gleich in ihren Bann, es werden heftig lange Haare geschüttelt, mitgesungen, mitgetanzt bis 23 Uhr.

Dass dies alles gelingt, hängt auch mit der neuen Sängerin Floor Jansen zusammen, die seit 2013 an der Front steht. Die 34-jährige Holländerin hat eine beeindruckende Bühnenpräsenz, und kann mit ihrer Stimme sowohl die hohen Opernpassagen präsentieren als auch die Halle mit ihrer Energie in Verzückung versetzen. Sie ist sozusagen die Synthese von Tarja Turunen und Anette Olzon, und scheint perfekt für die aktuelle Schaffensphase von Holopainen zu passen. Man muss hoffen, dass ihr eine längere Verweildauer in der Band gegönnt wird als der Vorgängerin.

Optimal passen auch die großzügig ausgestreuten Pyro-Effekte, die epischen Landschaftsbilder auf den Monitoren und die discoartige Lightshow zu der Inszenierung auf der Bühne.

Was gäbe es zu kritisieren? Nun, zugebenermaßen entfaltet Floor Jansen bei den extremen Sopranpartien manchmal nicht das Potenzial, das Tarja Turunen hatte, die immerhin ausgebildete Opernsängerin war. Und manchmal wirken die endlos langen, dramatisch ausgewalzten Lieder vielleicht etwas zu überdehnt. Das gilt vor allem für den 24 MInuten langen Schlusssong, der unbescheiden „The Greatest Show On Earth“ heißt, gleichzeitig der letzte Titel des neuen Albums.

Ein Denkmal für den Bandleader

Tuomas Holopainen wird von einem Bandmitglied als „Kapitän“ angekündigt, spielt minutenlang verträumt auf dem Keyboard ein Intro zu dem Song, bevor ein Feuerwerk aus Blitzen, Feuerstößen, Trommelwirbeln und Elefantenbildern auf dem Monitor losbricht. Es scheint, als wollte sich der Kopf der Band selbst ein Denkmal setzen und alle kompositorische Kraft in dieses furiose Finale stecken. Damit toppt er sogar frühere Endlosnummern wie „The Poet And The Pendulum“, die bereits kleine Romane waren. Das mag verspielt wirken, fast wie ein Zeichen von Hybris.

Aber andererseits ist es auch genau das, was die Anhänger von Nightwish erwarten. Großes Drama. Epische Erzählung. Himmel und Hölle. Gut und Böse, die ganze Welt in einem Song, ein Universum in der Nussschale. Am Ende geht diese Rechnung einmal mehr auf, und irgendwie freut man sich schon jetzt auf das nächste Album der Finnen. Zunächst geht es mit der Tour aber nach Stuttgart erst mal nach Osteuropa, Asien, Australien, die USA und Russland – und scheinbar unaufhaltsam nach oben.

 

Debütantinnen-Ball

Sweet

03.04.2014, European-Tour 2014, Markthalle Hamburg

Alle Jahre wieder…

Eine Silvesterfeier, irgendwann nach Mitternacht. Es werden mal wieder die alten Sachen aufgelegt und erneut beginnt die Diskussion nach der besten Band… Als ich dann erzähle, wir wären im letzten Jahr bei Sweet gewesen, ernte ich bei den Herren nur mitleidiges Lächeln (unter Led Zep geht ja gar nix…) und von den Damen erfahre ich, das sie „Co-Co“ (!?) schon immer gut fanden…

Ja, dann… müssen wir dieses Jahr nochmal hin!

Nicht zu nah dran…
und trotzdem laut!

Nach ein paar Gläschen Sekt war es abgemacht und ich wurde beauftragt, die Karten zu besorgen. So kam es, das mein Schatz und ich uns nach Jahresfrist erneut vor der Markthalle Hamburg in die Schlange einreihten, diesmal begleitet von zwei „Debütantinnen“. Die erwähnten Herren pflegten lieber ihre Vorurteile 🙂

Ein paar Stunden später saßen drei völlig begeisterte Mädels bei mir im Auto, von denen die ein oder andere lediglich von der ungewohnten Lautstärke irritiert war. Sweet ist halt doch eine Rockband!

Andy Scott = Sweet
Auch wenn man den anderen Bandmitgliedern vielleicht ungerecht wird… ohne Mr. Scott würde es die Band schon lange nicht mehr geben.
Das Konzert in Stichworten
Sweet Satisfaction
Guaranteed
Die „Limited Edition Live Tour CD“, 71 Minuten Hardrock mit absolutem Spaßfaktor!!

Keine Vorband, mit dem Intro ging es sofort los, es wurde fast das gleiche Programm wie in 2013 geboten, als Überraschungen wurden „Peppermint Twist“, „Into The Night“ und „Lady Starlight“ gespielt, im Fanshop gab es eine sehr geile Limited-Edition-Live-Tour-CD (leider ohne die drei erwähnten Songs), Andy Scott kann mit einer Cola-Dose und seiner E-Gitarre herrlichen Lärm machen und Pete Lincoln’s Stimme war dieses Mal absolut top.

Als das Licht nach fast zwei Stunden wieder anging, hatten alle ihren Spaß gehabt.

Und das ist ja wohl der Sinn eines Rock-Konzerts 😉

See you next year?