Archiv der Kategorie: Konzert

Und weiter geht die wilde Fahrt…

Deep Purple
Unleashed In Europe-Tour 2023

19.07.2023, Stadtpark Open Air, Hamburg

Vor einem Jahr habe ich meine Deep Purple-Karte verschenkt, durch die ganzen Corona-Verschiebungen fielen zwei Konzerte auf den gleichen Tag und ich entschied mich für Zucchero.

Gleichzeitig hatte ich damit abgeschlossen, Deep Purple noch einmal live zu sehen. Den neuen Gitarristen Simon McBride hatte ich nur als Lückenfüller für Steve Morse eingeschätzt… vielleicht zur Erfüllung von Verträgen?

So kann man sich täuschen. Als dann im Dezember der Vorverkauf für eine weitere Tour begann… ich glaube ich war einer der allerersten, der eine bzw. zwei Karten für den Stadtpark in Hamburg erwarb. Der Nutznießer meiner damaligen Entscheidung war so begeistert von dem letztjährigen Auftritt, das er die Band nocheinmmal sehen wollte.

Wir ertrugen dann gemeinsam die Vorband Mothers Cake aus Österreich. So richtig begeistern konnten die uns nicht.

Und dann pünktlich um 20:00 Uhr begann mit Prokofiev’s „Dance of the Knights (The Royal Ballet)“ der Spaß!

Deep Purple 2023

Nach dieser Konservenouvertüre ging es los mit „Highway Star“ und „Pictures Of Home“… beide Songs bereits über 50 Jahre alt und immer noch mitreißend.

Mit 77 Jahren…

Die weitere Setlist wies neben den bekannten Klassikern (natürlich fehlte auch „Smoke On The Water“ nicht!) eine paar neue und auch etwas seltenere Stücke wie zum Beispiel „Anya“ auf.

… immer noch gut bei Stimme!

Einer der Höhepunkte für mich war mal wieder „When A Blind Man Cries“… Gänsehaut pur und wieder der Beweis, was für ein toller Sänger Ian Gillan immer noch ist. Sofern er nicht aus voller Kehle singen muss…

Don Airey
Ian Paice, Roger Glover

Denn eines war heute noch deutlicher, als in den Jahren zuvor: die Pausen, die ihm durch seine Kollegen durch sehr lange Soli verschafft wurden, fielen deutlich länger aus als früher! Aber der Mann wird dieses Jahr 78… das verdient schon ganz großen Respekt!

Ian Gillan, Simon McBride

Die Soli von Don Airey und Roger Glover waren erneut sensationell und der neue (s.o.) Simon McBride tat wirklich alles, um Gillan zu entlasten… eine solche Geschwindigkeit und Ausdauer habe ich lange nicht mehr gesehen. Trotzdem vermisse ich Steve Morse… sein Spiel war für mich präziser und melodiöser.

Wer will noch einen…

Auch wenn ich nicht darauf wetten will… dieses könnte dann tatsächlich mein letzter Besuch bei Deep Purple gewesen sein. Obwohl es auch schon wieder Gerüchte um ein neues Album gibt. Warten wir es ab!

Schlussakkord!

(Es ist schon unglaublich, wie schnell einige YouTuber sind… leider ist der Sound nicht ganz optimal!)

Hier die Setlist:

  • Highway Star
  • Pictures of Home
  • No Need to Shout
  • Into the Fire
  • Guitar Solo
  • Uncommon Man
  • Lazy
  • When a Blind Man Cries
  • Anya
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Truckin‘
  • Smoke on the Water

Zugabe

  • Hush
  • Bass Solo
  • Black Night
Auf Wiedersehen??

Ein Wohnzimmerkonzert

Joja Wendt

Studiokonzert

29.03.2023, nullviernull-Tonstudio, Hamburg

Ich glaube, fast alle Menschen haben irgendwelche Gewohnheiten. Zu unseren Gewohnheiten gehört z.B. hin und wieder im linearen Fernsehen „DAS!“ im NDR zu schauen. Meistens plätschert es so dahin, hin und wieder ist es jedoch wirklich unterhaltsam! Im Januar war dann Joja Wendt in der Sendung zu Gast und erzählte, dass er auch in diesem Jahr ein Privatkonzert bei sich im Studio geben würde.

Weil mein Schatz ihn schon einmal solo in Bargteheide gesehen und wir ihn gemeinsam mit den „Söhnen Hamburgs“ erlebt hatten, saß ich Sekunden später am PC und versuchte Karten zu ergattern.

Gottseidank war es nicht nur „ein“ Konzert, sondern es gab mehrere Termine und ich konnte zwei Tickets ordern.

So fanden wir uns mit knapp 100 Gästen nachmittags in den Räumen der „nullviernull Tonproduktion“ in Hamburg-Bahrenfeld wieder und erlebten knapp 80 Minuten Joja Wendts flinkes Fingerballett, witzige Anekdoten und mitreißende Musik.

Spätestens als er die „Rachmaninow-Leiste“ vorstellte (eine Latte mit Holzstäben, die den Schlussakkord über sämtliche Oktaven des Klaviers ausdehnt) oder das „Universum“ mit abgedämmten Saiten musikalisch wiedergab, hatte er mit mir einen neuen Fan gewonnen!

Als krönenden Abschluss konnte ich dann tatsächlich noch eine LP (dass sind die schwarzen Dinger aus Vinyl) mit Widmung ergattern, mehr ging an diesem Nachmittag nicht…

 

Und ich kann es mir nicht verkneifen: wer Rick Wakeman oder Jon Lord hört, der kommt eigentlich an Joja Wendt nicht vorbei…

Was bess’res wird’s nicht geben… (Leben Leben)

Achim Reichel

Jetzt Oder Nie-Tour

02.03.2023, Wunderino Arena, Kiel

Eigentlich braucht man doch zu Achim Reichel nichts mehr schreiben, oder? Rock-, Pop- und Schlagerfans (ja, sorry, die auch!) in unserem Alter müssten mit diesem Urgestein der deutschen Rockmusik doch aufgewachsen und älter geworden sein. Von daher war ich an diesem Abend dann doch überrascht von der halbierten und abgehängten Kieler Ostseehalle bzw. aktuell Wunderino Arena!

Knapp 1000 Zuschauer fanden den Weg in die Halle und machten dies Konzert fast zu einem intimen Clubkonzert. Ich hätte vorher darauf wetten können, dass das Interesse an Achim doch weit aus größer wäre. Egal, wir hatten unseren Spaß!

Pünktlich um 20:00 Uhr landeten die fliegenden Pferde am Strand und wir erlebten einen absolut fitten Musiker auf der Bühne, dem man den kommenden 80.Geburtstag kaum ansah!

Okay, bei „Der Spieler“ vergaß er kurz den Text, machte dies aber mit Witz und jahrelanger Routine locker wett.

Die Songauswahl war dementsprechend auch ein Ritt durch fast alle seiner Alben seit 1977. Von „Sophie mein Henkersmädel“ spannte sich der Bogen bis zu „Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus“ aus dem Jahr 2015. Dabei konnte man an diesem Abend leicht abgeänderte Versionen dieser meist doch sehr bekannten Stücke hören.

Der Unterschied lag sicher auch an der Besetzung auf der Bühne. Seine kleine Band verzichtete zum Beispiel auf ein normales Schlagzeug, der Rhytmus wurde durch den Percussionisten Jogi Jokusch vorangetrieben… das klang teilweise sehr intim und bei weitem nicht so dominant wie ein klassisches Schlagzeug!

Auf der anderen Seite stand mit Andreas Böther, Steve Wiseman und Uwe Granitza ein fabelhaftes Bläsertrio auf der Bühne… das war wirklich großes Kino. Die Saiten wurden gezupft von Nils Tuxen (u.a. Banjo und Pedal-Steel) und Achim Rafain (Bass)… ohne Ausnahme großartige Musiker.

Und mit dieser Besatzung ging es mit Kapitän Achim über knapp zwei Stunden (!) auf große Seefahrt um die Welt… von Kiel über Rungholt und Singapur bis Aberdeen… und am schönsten war’s natürlich auf Sansibar.

Und fast zum Schluss gab es dann auch eines meiner absoluten Lieblingsstücke: „Leben Leben“. Vor 20 Jahren hörten wir die Premiere dieses damals brandneuen Songs… „Was bess’res wird’s nicht geben…“

Und bevor ich es vergesse,
hier die Setlist:
(aus meiner Erinnerung…)

  • Fliegende Pferde
  • Wahre Liebe
  • Der Spieler
  • Am besten, Du gehst
  • Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
  • Sophie mein Henkersmädel
  • Nis Randers
  • Exxon Valdez
  • Trutz Blanke Hans
  • John Maynard
  • Regenballade
  • Der Mond ist aufgegangen
  • Röslein auf der Heiden
  • Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
  • Steaks und Bier und Zigaretten
  • Halla Ballu Ballay
  • Kuddel Daddel Du
  • Aloha Heja He

Zugabe:

  • Leben leben
  • Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus

 

Noch eine weitere Oldie-Band?

Frontm3n

Enjoy The Ride-Tour 2023

08.02.2023, Kolosseum, Lübeck

Heute mal kein Bild von der Karte!
Es gab mal eine Zeit, da waren die Konzerttickets kleine Kunstwerke.  Geeignet für Bilderrahmen oder als Beilage zur Schallplatte. Seitdem die Veranstalter die Vorteile der Print-Out-Tickets entdeckt haben rennt man mit dem selbstausgedruckten DIN-A4-Zettel zur Einlasskontrolle… ich will mich nicht daran gewöhnen!

Frontm3n

Zum Konzert: wem der Name der Band nichts sagt, der sei getröstet. Frontm3n treten kaum im Fernsehen auf und werden auch nicht im Radio gespielt.

Frontm3n (sprich: Frontmen) ist ein britisches Musiktrio, die aus den Sängern und Gitarristen Peter Howarth, Pete Lincoln und Mick Wilson besteht. Peter Howarth ist gleichzeitig Frontmann der 1962 gegründeten Band The Hollies. Pete Lincoln war Sänger und Bassist der Bands Sailor und The Sweet und steht aktuell bei Smokie am Mikrophon. Mick Wilson war u. a. Sänger und Perkussionist bei 10cc.

Pete Lincoln

Wenn man das jetzt so liest, dann kann man eine der üblichen Oldie-Bands erwarten… jeder kennt die Songs und Überraschungen sind nahezu ausgeschlossen!

Daher war ich echt neugierig auf den Auftritt dieser drei Herren. Insbesondere Pete Lincoln hatte ich schon zweimal live erlebt und fand ihn richtig gut!

Ich will es gleich abkürzen: wir wurden mehr als positiv überrascht!!
Mit einem abwechlungsreichen Mix von Oldies und eigenen Songs gelang es der Band die (gefühlt) 800 Zuschauer in dem sehr gut besetzten Saal anzuheizen.

Das besondere an diesem Konzert: vielen der jedem bekannten Songs von Sweet, 10cc oder den Hollies drückten sie ihren eigenen Stempel auf. Fast ausschließlich mit akustischen Gitarren und tollem dreistimmigen Gesang lebten die Songs plötzlich wieder auf. Natürlich kennt fast jeder „Ballroom Blitz“, aber mit leichten Country-Elementen gespielt, hätte das auch ein Song der Eagles sein können. „Love Is Like Oxygen“ klang in dieser sparsamen und langsameren Version unglaublich toll. Unter den jeweiligen Solo-Auftritten stach für mich ganz besonders Peter Howarth mit dem akustischen „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ heraus. Wahnsinn!

Peter Howarth

Und die eigenen Songs wie „Angels And Demons“, „All At Sea“ und natürlich „Enjoy The Ride“ fügten sich nahtlos ein.

Die Musiker selber stellten sich als sympathische und unterhaltsame Profis vor. Die Sprüche und Witze, die (in „leichtem“ Englisch) über die Bühne flogen, wirkten spontan und nicht einstudiert. Und wenn Engländer sich schon scherzhaft selber als „Inselaffen“ bezeichnen, dann haben sie bei mir gewonnen!

Daher als Fazit:
Ein wirklich unterhaltsames, langes und preiswertes Konzert war gegen 23:00 Uhr beendet. Und wenn die Herren in der Zukunft durch Norddeutschland touren… das kann man gerne wiederholen!

Hier die Setlist
(wenn ich mich nicht vertan habe…):
  • Bus Stop
    (The Hollies cover)
  • Coco – Papa Joe
    (Sweet cover)
  • The Things We Do for Love
    (10cc cover)
  • Open Up
  • Love Is Like Oxygen
    (Sweet cover)
  • Walking down that line
  • If You Think You Know How to Love Me
    (Smokie cover)
  • You Got It
    (Roy Orbison cover)
  • All I see
  • Priceless
    (The Hollies cover)
  • Rubber Bullets
    (10cc cover)

Pause

  • Take that fall for you
  • Fox on the Run
    (Sweet cover)
  • Good Morning Judge
    (10cc cover)
  • Angels and Demons
  • Donna
    (10cc cover)
  • He Ain’t Heavy, He’s My Brother
    (The Hollies cover)
  • A Glass of Champagne
    (Sailor cover)
  • Carrie
    (Cliff Richard cover)
  • I’m Not in Love
    (10cc cover)
  • The Ballroom Blitz
    (Sweet cover)
  • The Air That I Breathe
    (The Hollies cover)

Zugabe:

  • Enjoy the ride
  • Lucky Lips
    (Ruth Brown cover)
  • Long Cool Woman in a Black Dress
    (The Hollies cover)
  • Dreadlock Holiday
    (10cc cover)

Und zum Abschluß der Titeltrack des aktuellen Albums:

 

 

 

 

Jetzt zu etwas völlig anderem…

Reinhard Mey
Das Haus an der Ampel-Tour 2022

14.10.2022, Barclay-Arena, Hamburg„Du hörst Reinhard Mey??“ oder „Lebt der noch??“

Das waren die ersten Reaktionen am Wochenende, nach dem ich Bekannten erzählt hatte, wo wir am Freitag waren. Es ist doch schon erstaunlich, wie man auf der einen Seite von den Mitmenschen wahrgenommen wird und wie wenig sich andere Menschen wirklich für Musik interessieren.

Wenn ich mich outen muss, okay: ich höre seit ziemlich genau 50 Jahren Reinhard Mey, damals bekam ich die DoLP „Reinhard Mey – Live“  in die Hände und erlebte zum ersten Mal, dass deutsche Musik auch mit richtigen Texten und Geschichten gemacht werden konnte. Auch wenn der Stil von Rock-Musik weit entfernt war.

Und wer sich für Musik interessiert, dem wird auch nicht entgangen sein, dass Reinhard Mey seit Jahren regelmäßig neue Alben herausgebracht hat. Die werden natürlich nicht auf NDR2 oder RSH gespielt.

Diese Tour sollte (wie so viele) früher stattfinden und wurde aufgrund der Pandemie verschoben. Der aktuelle Termin wurde deshalb auch kaum beworben oder in der Presse beachtet, in Hamburg fand ich keinen Artikel über das Konzert.

Vielleicht war das auch der Grund, dafür dass ich knapp 14 Tage noch zwei gute Karten ordern konnte.

Pünktlich um 19:00 Uhr standen wir dannn vor der Barclays-Arena in der gesitteten Schlange, die sich in einer ordentlichen Doppelreihe in einer Länge von ca. 400 Metern vor den Einlasskontrollen gebildet hatte. Habe ich so in dieser Form auch noch nicht erlebt.

Pünktlich um 20:00 Uhr kam Reinhard Mey dann auf die Bühne, wie immer nur er und seine Gitarre. Der Bitte, keine Handyaufnahmen während des Konzertes zu machen, kamen fast alle der 4300 Besucher nach. Dadurch wurde es ein sehr intimes und intensives Konzert. Es ist schon ein Unterschied, wenn man sich für zwei Stunden auf die Musik und den Musiker konzentrieren kann und nicht überall Handys in die Höhe gehalten werden.

Sein Programm war mit neuen und älteren Songs bestückt. Natürlich durften die absoluten All-Time-Klassiker wie „Ich wollte wie Orpheus singen“, „Über den Wolken“ und „Gute Nacht, Freunde“ nicht fehlen. Mit „Dieter Malinek, Ulla und ich“ gab es auch einen etwas unbekannteren Titel im Repertoire.

Daneben gingen die neuen Songs ebenso unter die Haut wie die alten. In „Gerhard und Frank“ geht es um eine echte Freundschaft und das sperrige Thema Sterbehilfe – ein Gänsehaut-Lied. Und die Hundefreunde werden „Häng dein Herz nicht an einen Hund“ lieben – vermute ich als Nicht-Hundehalter zumindest! 😉

Reinhard Mey
(mehr war mit meiner Kamera heute nicht drin…)

Was mir auffiel: Reinhard Mey hielt sich mit politischen Aussagen zurück und konzentrierte sich in den Titeln auf zwischenmenschliche Themen. Einzige Ausnahme: im Zusammenhang mit seinem Lied „Glück ist, wenn du Freunde hast“ (und damit völlig politisch unkorrekt nicht „Glück ist, wenn du Freund*innen hast“ formuliert) liess er uns auf seine eher zurückhaltende und feinfühlige Weise teilhaben: „Ich gendere mich hier noch um Kopf und Kragen“…

Nach ziemlich genau zweieinhalb Stunden (inkl. einer Pause) war dieser beeindruckende Auftritt dann beendet. Selten habe ich ein intensiveres Konzert erlebt. Ich glaube nicht, dass es nur an den fehlenden Handys lag…

Und um auf die zweite Frage (s.o.) zu antworten:

Ja, er lebt noch! Und wie!!!

Hier die Setlist:

Set 1:

  • Ich wollte wie Orpheus singen
  • Spielmann
  • Das Haus an der Ampel
  • In Wien
  • Alter Freund
  • Glück ist, wenn du Freunde hast
  • Die erste Stunde
  • Dann mach’s gut
  • Wir haben jedem Kind ein Haus gegeben
  • Häng dein Herz nicht an einen Hund

Set 2:

  • Ich liebe es, unter Menschen zu sein
  • Dieter Malinek, Ulla und ich
  • Weißt du noch, Etienne?
  • Der Vater und das Kind
  • Ich liebe dich
  • Männer im Baumarkt
  • Zimmer mit Aussicht
  • Gerhard und Frank
  • Was will ich mehr

Zugabe:

  • Über den Wolken
  • Viertel vor Sieben
  • Gute Nacht, Freunde

 

 

 

Und ab durch den Fleischwolf…

Frog Leap

25.09.2022, edel-optics Arena, Hamburg

Geteilter Spaß ist doppelter Spaß!

Wer oder was ist Frog Leap? Ich vermute, die wenigsten aus meinem Jahrgang kennen diesen (?) YouTube-Star. Hinter Frog Leap verbirgt sich der Musiker Leo Moracchioli, welcher in Norwegen ein Studio namens Frog Leap Studios betreibt. Von dort veröffentlicht er seit ein paar Jahren YouTube-Videos, in denen er bekannte Rock-, Pop- und HipHop-Standards mit viel Humor „vermetalt“… und glaubt mir: die Metal-Versionen von „Sultans of Swing“, „Come Together“ oder gar „YMCA“ sind schon sehr speziell!

Gestern nun konnte ich Herrn Moracchioli einmal live erleben, die seit 2020 verschobene Tournee fand endlich statt und ich hatte mir auch noch ein Ticket organisiert. Damit war ich auch das erste Mal in dieser Halle in Wilhelmsburg. Wer noch nicht dort war: eine verkleinerte Ausführung der Alsterdorfer Sporthalle mit ausbaufähigen Parkmöglichkeiten.

Kurz vor der Show, im folgenden Stroboskop-Gewitter waren Fotos aus dieser Position Glückssache 🙂

Die Band stand pünktlich auf der Bühne und legte sofort mit voller Kraft und Lautstärke los. „Party Rock Anthem“, „Ghostbusters“ und „House Of The Rising Sun“, alle in völlig neuem Gewand, gaben sofort die Richtung und die Stimmung des Abends vor. Ausgelassene Party bei brachialem Sound… muss man mögen!

Leo Moracchioli

Für Klangästheten definitiv nicht geeignet, zumal der Sound auch technisch deutlich Luft nach oben hatte. Den meisten der (geschätzt) 900-1000 Fans war das aber egal. Ich fand es etwas schade, dass dadurch viele Songs kaum zu erkennen waren: „Africa“ oder „Eye Of The Tiger“ wären sicherlich noch besser rübergekommen. So war es dann doch eher wie in der Überschrift beschrieben!

Zu den Musikern kann ich gar nichts sagen. Die Band spielt wohl in dieser Besetzung mindestens seit 2019 zusammen. Der Gitarrist hatte auf jeden Fall was drauf, allerdings waren seine Soli mehr schnell und laut als mitreißend. Absolut kein Vergleich mit den Gitarristen „meiner“ Generation wie Blackmore/Page/Box/Morse… vielleicht auch eine Frage der Hörgewohnheiten.

Ergänzt wurden die Band heute durch eine Sängerin und dem „Bunny“ (offenbar der Tourmanager?), sowie einem Fan, der aus dem Publikum geholt und für den letzten Song ans Schlagzeug gesetzt wurde!

Nach ziemlich genau 90 Minuten (20:20 Uhr – 21:50 Uhr) war die Party inklusive zweier Zugaben dann vorüber.  Hinter der Setlist (s.u.) habe ich ein YouTube-Video vom 2019er-Auftritt in Wacken verlinkt. Hier war der Sound um Lichtjahre besser als gestern abend…

Setlist

  • Party Rock Anthem
  • Ghostbusters
  • The House of the Rising Sun
  • Dance Monkey
  • Come Together
  • Eye of the Tiger
  • Uptown Funk
  • Heathens
  • Try
  • Breathe
  • Pokemon
  • Feel Good Inc.
  • Africa
  • Hello

Zugabe:

  • Killing in the Name
  • Zombie

 

Das hat aber gedauert…

Zucchero
D.O.C World Tour 2020

23.06.2022, Barclays-Arena, HamburgWeihnachten 2019 bekamen wir diese Karten geschenkt, November 2020 hatte das grosse „C“ die Kontrolle übernommen und die Termine wurden immer wieder verschoben. Am Ende hätte ich mich heute zweiteilen müssen. Durch die diversen Terminverschiebungen spielten im Stadtpark zeitgleich Deep Purple… Manchmal muss man(n) sich entscheiden 😆

Inzwischen sind jedoch auch sechs Jahre vergangen, seit wir Zucchero das erste bzw. das letzte Mal erleben durften. Und um es kurz zu machen, auch heute haben er und seine erstklassigen Musiker uns restlos begeistert.

Hat hier jemand „Joe Cocker“ gesagt? 🙂

Fast zweieinhalb Stunden brannten er und seine neunköpfige Band ein Feuerwerk von Songs ab, immer wieder wechselten sich stimmungsvolle, leisere Songs mit rockigen, fetzigen Bluesnummern ab.

Gerade bei den „Brettern“ war ich erstaunt, wie auch die älteren (und ich meine jetzt die richtig Älteren!!) Jahrgänge im Publikum abgingen.

Nur ein kleiner Teil der Band…

Höhepunkte der heutigen Show? Ganz sicher das Duett, das Zucchero zusammen mit seiner neuen Vokalistin Oma Jali singt. Für „Facile“ kommt die aus Kamerun stammende Sängerin nach vorn auf die Bühne und singt den Meister mit ihrer Stimmgewalt fast an die Wand.

Die Frau im Hintergrund: Oma Jali

Dann natürlich das digitale „Duett“ mit Luciano Pavarotti… ein wirklich bewegender Moment.

Kathleen Dyson

Und jedes Solo der Gitarristin Kathleen Dyson ließ mich Deep Purple ein wenig vergessen, die Frau war echt krass!

Sitzplätze, auf denen niemand saß…

Und wenn ich so weiter mache, dann zähle ich gleich jeden Song auf…  deshalb als Fazit:

es war ein hammergeiles Konzert und es machte mir deutlich, wie sehr ich das in der „C“-Zeit vermisst hatte!

Wherever I lay my hat…

Last not least die Setlist:

      • Oh, Doctor Jesus
        (Intro: Ella Fitzgerald & Louis Armstrong song)
      • Spirito nel buio
      • Soul Mama
      • Il mare impetuoso al tramonto salì sulla Luna e dietro una tendina di stelle…
      • Sarebbe questo il mondo
      • La canzone che se ne va
      • Partigiano reggiano
      • 13 buone ragioni
      • Ci si arrende
      • Pene
      • Facile
      • Vedo nero
      • Baila (Sexy Thing)
      • Dune mosse
      • Never Is a Moment
      • (Jimmy LaFave cover)
      • Un soffio caldo
      • Love Is All Around
      • (Italian version)
      • L’urlo
      • Solo una sana e consapevole libidine salva il giovane dallo stress e dall’Azione Cattolica
      • Miserere
      • Stayin‘ Alive
        (Bee Gees cover) (Band only)
      • Honky Tonk Train Blues
        (Keith Emerson cover) (Band only)
      • Il volo
      • Diamante
      • X colpa di chi?
      • Diavolo in me

Zugabe:

      • Chocabeck
      • Senza una donna (Without a Woman)

 

 

 

Krontrastprogramm in der Anderswelt

Faun
Märchen und Mythen Tour 2020

09.03.2020, Musikhalle/Laeiszhalle, Hamburg

Vor ein paar Jahren bin ich durch Zufall über das Album „Von Den Elben“ der Gruppe FAUN gestolpert. Bis dahin  hatte mich  diese Richtung der Musik nie wirklich interessiert. BLACKMORE’S NIGHT vielleicht ausgenommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Pagan-Folk oder Mittelalter-Rock mit deutschen Texten… nein, bis dahin eigentlich nicht mein Ding. Das Album weckte jedoch meine Neugier und dadurch entdeckte ich noch Bands wie VERSENGOLD, SALTATIO MORTIS oder auch  SUBWAY TO SALLY.

Als Faun sich dieses Jahr mit ihrem neuen Album in Hamburg ankündigten, war es an der Zeit, sich auf den Weg in die Anderswelt von Faun zu machen.

Bevor das Konzert (ohne Vorgruppe) begann, gab es für mich als Newbie aber noch ein paar bemerkenswerte Beobachtungen zu machen.

Offenbar ist ein Faun Konzert so ein Mittelding zwischen Cosplay und LARP. Es bewegten sich so manche Elfe, gerüstete Elbenkriegerinnen und andere kostümierte Menschen im Saal. Manchmal nur dezent (lange, dunkle Mäntel oder Kleider), hin und wieder auch voll maskiert… Vulkanier mit Schwert? (Scherz!)

Okay, genug das Volk betrachtet… auf zu  den Barden und Spielmännern/-frauen!

Das Konzert begann pünktlich um 20:00 Uhr und von einem Moment zum andern gelang es der Band, die Zuhörer mit ihrer Musik in ein… ja, wirklich: Märchenland zu entführen.

Der Sound war absolut großartig, jede Stimme und jedes Instrument konnte man nicht nur heraushören, sondern auch orten. Also Stimme von rechts, Drehleier von links.. perfekt!

Die Musik?  Mal eingängige, dann wieder sphärische Melodien, Virtuosität an verschiedenen Instrumenten und mehrstimmigen Gesang, untermalt durch einen elektronischen Klangteppich.

Die Band bestand an diesem Abend aus Oliver „SaTyr“ Pade (Gesang, verschiedene Saiteninstrumente), Niel Mitra, der „Experte für experimentelle Klangforschung“ (Synthesizer), Rüdiger Maul (Percussion, Schlagwerke), Stephan Groth (Gesang, Drehleier, Flöte). Fiona Rüggeberg-Frewert (Gesang,  Flöten, Sackpfeife) und Laura Fella (Gesang, Percussion).

Und ja, es gab keine klassische Gitarre und auch keine anderen „klassischen“ Rockinstrumente. Von daher war das defintiv kein Rockkonzert. Meine leise Befürchtung (aufgrund des ein oder anderen Titels auf den Alben), die Band könnte live in Richtung Schlager abdriften, war (gottseidank) völlig unbegründet.

Als Gast trat der Magier und Kontaktjongleur Kelvin Kalvus auf, der zu den magischen Klängen seine Zauberkugeln wie Wassertropfen über seinen Körper tanzen liess. Als musikalischer Gast war zudem noch  der Geiger Florian Janoske von der befreundeten Band VERSENGOLD mit von der Partie.

Was ausserdem erwähnenswert war: der Band und ihrem Team gelang es, mit einer minimalen Lightshow eine ganz einzigartige Stimmung zu erzeugen. Es muss also nicht immer Bombast sein. Obwohl: mit etwas mehr Bombast hätte ich sicherliche bessere Fotos machen können. Aber vielleicht war das ja auch Sinn der Übung? 🙂

Die Setlist

Set 1:
Es war einmal…
Rosenrot
Iduna
Alba
Walpurgisnacht
Feuer
The Lily
Diese kalte Nacht
Pearl
Holla

(20 Minuten Pause)

Set 2:
Der Steinmetz (Märchen, gesprochen)
Des Wassermanns Weib (Acoustic)
Sieben Raben (Acoustic)
Thalia
Odin
Seemann
Egil Saga
Wind und Geige
Rhiannon

Zugabe:
Wenn wir uns wiedersehen
Hagazussa
Die weisse Dame

Als dieser Ausflug in die Anderswelt nach über zwei Stunden endete, hatten wir ein beeindruckendes Konzert, wirklich tolle Musiker und ein ebenso beeindruckendes Publikum erleben dürfen.

Zum Abschluss der Song, mit dem der Abend begann:

 

Hat der Rock’n’Roll es verdient, zu sterben??

The Darkness
Easter Is Cancelled-Tour

  1. Februar 2020, Markthalle, Hamburg

Kann Ostern wirklich ausfallen und verdient (uninspirierter) Rock’n’Roll tatsächlich den Tod?
Angeblich kam Justin Hawkins beim Schreiben des letzten Albums zu folgendem Schluss: Dieser Rock’n’Roll hat uns zu oft verarscht, seine Zeit ist gekommen, nun muss er sterben.

Die ausverkaufte Markthalle

Nach diesem Konzert bleibt nur eines zu sagen: nein, er ist nicht tot, noch lange nicht! Nein, der Rock’n’Roll hat es nicht verdient zu sterben! Auch wenn The Darkness genau mit diesem Statement sowohl ihr letztes Album wie auch das heutige Konzert eröffneten.

Vorher durfte ich jedoch eine Vorgruppe erleben, die keine Argumente für den Rock’n’Roll liefern konnte. Eigentlich nur laut und lediglich der Schlagzeuger blieb mir von dieser australischen „Dance-Punk“-Combo im Gedächtnis.

DZ Deathrays

Und dann ging pünktlich um 21:00 Uhr in der restlos ausverkauften  Markthalle (lt. The Darkness auf Facebook!) die Post ab.

Mit „Rock’n’Roll deserves to die“, dem Opener des letzten Albums „Easter Is Cancelled“, startete die Band perfekt, um anschliessend diese These gründlich zu widerlegen!

Was sich auch nur wenige Bands trauen: nach meinem Gefühl wurde heute das komplette neue Album durchgespielt und erst zum Schluss gab es ein paar ältere und vielleicht bekanntere Songs.

Wenn ich  die Musik, den Auftritt oder die Band beschreiben soll, dann fallen mir automatisch Namen wie Queen, The Sweet oder Steel Panther ein. Das ganze gewürzt mit einer Menge Humor und Ironie (siehe auch das Zitat von Justin Hawkins) und obendrauf perfektes Handwerk.

Die Band spielt live eigentlich klassischen Hard- und Glamrock und lehnt sich immer wieder stark an Queen an. Ständig neue und eingängige Hooks zwingen zum Mitsingen und Klatschen.

Justin Hawkins Gesang vollzieht ähnliche Schlenker wie einst Freddie Mercury, die Gitarrenhälse qualmen und das Schlagzeug donnert.

Zwischen den einzelnen Songs kommuniziert vor allem Justin Hawkins (l-voc. g) immer wieder mit dem Publikum. Überhaupt scheint er der absolute Leader dieser Band zu sein. Neben ihm stehen sein Bruder Dan (guitar, voc), Frankie Poullain (bg) und Rufus Taylor (dr) auf der Bühne, die musikalisch wirklich alle Register ziehen.

Und dass es sich bei dem Schlagzeuger um einen Sohn von Roger Taylor (Schlagzeuger von Queen) handelt,  kann nicht ausschlaggebend für  seinen Einstieg in diese Band gewesen sein. Er ist einfach gut… ganz der Vater 😀

Mit den Füssen klatschen? Warum nicht?

Gegen Ende der Show zitierten The Darkness dann mal eben „While My Guitar Gently Weeps“ von den Beatles und coverten schließlich von Led Zeppelin den „Immigrant Song“ komplett. Was bei anderen Bands hätte peinlich klingen können, war hier nur genial!

Nach ziemlich genau 100 Minuten geht es mit „I Believe In A Thing Called Love“ zu Ende und es war wirkliches Top-Konzert!

Als das Licht anging und aus der Konserve „(I’ve Had) The Time Of My Life“ (Dirty Dancing) erklang, da sangen die Zuschauer laut den Refrain mit. Und besser kann man nach so einem Konzert ja auch nicht applaudieren!

Damit diejenigen, die The Darkness überhaupt noch nicht kennen (was für eine Bildungslücke!), eine ungefähre Ahnung von der Show bekommen, hier mein Video  der Show. Die  Tonqualität ist meiner Kamera geschuldet, live klang es viel besser!

Zu guter Letzt muss ich mich noch bei meinem Sohn für das Geburtstagsgeschenk bedanken… Ohne diese Wahnsinsscheibe (natürlich als Vinyl!) wäre ich vermutlich nicht auf die Idee für dieses Konzert gekommen!

I’m Eighteen (mit 43 Jahren Erfahrung…)

Alice Cooper
Old Black Eyes Is Back-Tour

23.September 2019, Barclaycard Arena, Hamburg

Was die Überschrift soll? Nun, ich bekam zu meinem 50sten ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin 18“ (und darunter etwas kleiner gedruckt „mit 32 Jahren Erfahrung“) geschenkt.

Als gestern die ganzen 50- bis 60-jährigen  gemeinsam mit dem 71jährigen lauthals „I’m Eighteen“ sangen, da musste ich unwillkürlich grinsen und an das Shirt denken. Zu diesem Zeitpunkt war das Konzert für mich und die Fans im Front-Of-Stage-Bereich bereits ein voller Erfolg. Aber der Reihe nach.

Mein erste Eindruck beim Betreten der Halle: leider nicht komplett gefüllt, die oberen Ränge waren abgehängt und der Rest der Plätze schien mir nur zu 75% besetzt.

Falls jemand sie nicht kennt: Namen merken!

Pünktlich um 20:00 Uhr traten Black Stone Cherry auf die Bühne und hauten wirklich alles raus, was diese Band draufhatte. Ein starke Mischung aus klassischem Hardrock, gemixt mit Blues und Southern-Rock machte richtig Laune. Nach dem Auftritt würde ich sie als eine etwas härtere Variante von ZZ Top einsortieren. Aber wie das so mit Schubladen ist: jeder sollte sich sein eigenes Bild machen!

Vollgas vom ersten bis zum letzten Akkord!

Lediglich die etwas unausgewogene Abmischung störte. Die Keyboards gingen völlig unter und das Schlagzeug schien mir etwas gedämpft. Damit teilte die Band vermutlich das Schicksal vieler Vorgruppen.

Nun sind Black Stone Cherry gewiss keine Newcomer Band mehr (einfach mal googlen oder beim Amazon reinschauen…) und deshalb werde ich einfach mal abwarten, wann ich sie als Hauptact in Hamburg oder Umgebung erleben kann. Die Band lohnt sich auf jeden Fall!

„Hast Du eben gelacht?“

Und dann, nach der üblichen (und heute absolut notwendigen!) Umbaupause, begann die Alice-Horror-Show.

Dramatische Musik („Years Ago/Nightmare Castle“), der Vorhang fällt und es geht mit Vollgas („Feed My Frankenstein“) los… bzw. die Band legt mit Vollgas los. Bei Mr. Cooper scheint im ersten Song das Mikro zu versagen und der Gesang kommt nur abgehackt oder gar nicht.

Bereits im zweiten Song („No More Mr. Nice Guy“) scheint die Panne behoben und mittlerweile sind die Fans (zumindest vor der Bühne) stimm- und textsicher!

Ansonsten fährt Alice Cooper alles auf, was an theatralischen (Schock-)Effekten möglich ist. Zu „He’s Back (The Man Behind the Mask)“ erscheint der maskierte Killer aus den „Freitag, der 13.“-Filmen auf der Bühne und tut, was maskierte Killer so tun.

Natürlich wird Alice in Zwangsjacke vorgeführt und später hingerichtet. Es tanzen ein Riesenbaby und ein Monster über die Bühne, eine untote Braut sowie eine etwas „strange“ Krankenschwester mischen munter mit… und die Musik?

Es stimmt, ein Alice Cooper-Konzert ist weit mehr als nur Musik. Und trotzdem würde man der Band nicht gerecht werden, wenn man nur die Show betrachtet. Auf der Bühne steht eine reine Gitarrenband, die es allerdings in sich hat.

Ein wirklich beeindruckendes Drum-Solo!

Neben dem fantastischen Schlagzeuger Glen Sobel (siehe auch Hollywood Vampires!) quälen    Chuck Garric (Bass, Vocals), Ryan Roxie (Guitar, Vocals), Tommy Henriksen (Rhythm & Lead guitar, Backing Vocals) sowie Nita Strauss (Lead & Rhythm Guitar, Backing Vocals) die Saiten. Und die sind alle hervorragend.

Was die Saiten hergeben…

Zur einzigen Frau nur soviel: am Anfang hatte ich auch kurz gedacht, sie wäre hauptsächlich als Blickfang in die Band genommen worden… Ein ganz großer Irrtum! Als Alice Cooper sie zum Ende der Show  als „best female guitarrist of the world“ vorstellte, gab es in der Arena nur wenige, die das bezweifelt hätten. Und wenn es sicherlich noch andere großartige Gitarristinnen auf der Welt gibt (wie mißt man auch „beste Gitarristin“ in der Musik?), Nita Strauss kann so manchen männlich Kollegen an die Wand spielen. Sensationell!

Einsame Spitze!

Gab es überhaupt etwas zu bemängeln? Mir schien die Stimme von Alice Cooper mit fortschreitendem Konzert angegriffener zu sein… wahrscheinlich ein Tribut an das Alter und dieser Art zu singen. Also keine wirkliche Überraschung. Deshalb wurden vermutlich auch ein paar Songs als Füller eingebaut, bei denen sich die Band ohne den Meister austoben konnte.

Daneben waren ein oder zwei Songs echte Stimmungsbremser. Und dass heute weder „Hello Hooray“ oder  „Elected“ gespielt wurden… einfach schade!

Ansonsten war es ein höchst unterhaltsames Konzert, die Stimmung vor der Bühne war gut (wenn auch nicht ekstatisch) und  die Fans kamen auf ihre Kosten.

Die Setlist:

  • Years Ago (vom Band)
  • Nightmare Castle (vom Band)
  • Feed My Frankenstein
  • No More Mr. Nice Guy
  • Bed of Nails
  • Raped and Freezin‘
  • Fallen in Love
  • Muscle of Love
  • He’s Back (The Man Behind the Mask)
  • I’m Eighteen
  • Billion Dollar Babies
  • Poison
  • Guitar Solo
    (Nita Strauss)
  • Roses on White Lace
  • My Stars
  • Devil’s Food
    (band only jam)
  • Black Widow Jam
    (with ‚Black Juju‘ drum solo)
  • Steven
  • Dead Babies
  • I Love the Dead
    (band vocals only)
  • Escape
  • Teenage Frankenstein

Zugabe:

  • Under My Wheels
  • School’s Out
    (with „Another Brick in the… more)

Hier ein kleines YouTube-Video der Show, die Tonqualität ist meiner Kamera geschuldet! 😉

See you again?
Pressestimmen

Horrorshow der Hardrock-Legende

Alice Cooper setzte in der nur mäßig gefüllten Barclaycard Arena auf Gruseleffekte und die bekannt starken Songs

(Quelle: Falk Schreiber/Hamburger Abendblatt v. 25.09.2019)

Hamburg Der Kindermörder hat keine Chance. Noch wiegt er die Babypuppe in den Armen, schon hebt er das Hackebeilchen – und gerade rechtzeitig wird er von herbeigeeilten Helfern überwältigt. Eine Guillotine schiebt sich auf die Bühne, ein dramatischer Trommelwirbel ertönt, zack! Kopf ab. Das Gute hat gesiegt, zumindest wenn man eine Exekution als „gut“ bezeichnen möchte, aber juristische Fragen würden hier wohl zu weit führen. Also: Das Gute siegt, wie immer in den Shows des US-Rockmusikers Alice Cooper, so auch am Montagabend in der mäßig gefüllten Hamburger Barclaycard Arena.

Um 1900 erfand das Pariser Théâtre du Grand Guignol ein ganz neues Bühnengenre. Grand Guignol, das waren Grusel- und Horrorstücke, die vor allem über Schockeffekte funktionierten, über drastisch ausgespielte Folterszenen, Vergewaltigungen, Morde. Alice Cooper, geboren 1948 als Vincent Damon Furnier in Detroit, baut seine Karriere im Grunde seit den 1960ern auf dem Grand-Guignol-Prinzip auf: bewusst rumpelig gespielter Hardrock, der mit theaterhaften Horrorszenen aufgeladen wird. Wobei diese von Tour zu Tour ausgefeilteren Szenen ein wenig überdecken, dass sich in Coopers mittlerweile umfangreichem Hit-Repertoire ziemlich raffinierte Kompositionen und originelle Variationen der Rock-Konvention verbergen.

Nur halt immer wieder voller Mummenschanz. Mit einer riesigen Monsterpuppe, die bei „Feed My Frankenstein“ über die zwischen Piratenschiff, Burgruine und Jahrmarkts-Geisterbahn gebastelte Bühne wankt, mit einem aufblasbaren Horrorbaby, das zu „Dead Babies“ tanzt. Bei „He’s Back (The Man Behind The Mask)“ gibt es sogar eine kleine Theaterszene mit Verfremdungseffekt: Eine junges Mädchen entert die Bühne und winkt aufgekratzt grinsend ins Publikum – ein Fan, der es an der Security vorbei geschafft hat? Nein, von hinten nähert sich schon ein maskierter Unhold und schneidet ihr die Kehle durch. Ein Spiel.

Wirklich beängstigend ist das alles natürlich nicht. Am schockierendsten ist immer noch, dass Cooper im Privatleben evangelikaler Christ ist, der sich 2004 als Bush-Unterstützer outete und der heute regelmäßig mit Donald Trump golfen geht (und sich öffentlich beschwert, dass Trump schummeln würde). Allerdings legt wohl kaum ein Künstler so großen Wert auf Distanz zwischen seiner Bühnenpersönlichkeit und der Realität wie Cooper: „And playing the role of Alice Cooper: me“, beendet er die Vorstellung seiner durch die Bank tollen Band beim Hamburger Konzert. Das ist hier alles Theater, und jeder Auftritt ist eine Rolle.

Und Cooper spielt diese Rolle mit Verve. Der mittlerweile 71-Jährige ist ein leidenschaftlicher Showman, der weiß, dass er angesichts seines Alters nicht mehr wild über die Bühne hüpfen kann und sich entsprechend auf düstere Grandezza konzentriert, während die sportlichen Einlagen von seinen Musikern kommen, mit einem mehr Artistik als Virtuosentum ausstrahlenden Schlagzeugsolo von Glen Sobel, mit beeindruckenden Sprints von Leadgitarristin Nita Strauss. Stört dabei, dass mit Ausnahme des unspektakulären „Fallen In Love“ vom 2017er-Album „Paranormal“ ausschließlich alte Songs erklingen? Nö. Sind ja wirklich tolle Songs, „I’m Eighteen“, „Billion Dollar Babies“, selbst der zu Tode genudelte „Ich habe Angst vor Frauen“-Megahit „Poison“ hat seine Qualitäten, die hier gnadenlos ausgespielt werden.

Die fünfköpfige Band schichtet Solo auf Solo

Außerdem weiß Cooper mit mehr als 50 Jahren Bühnenerfahrung natürlich auch, welche Knöpfe man drücken muss, damit ein Konzert funktioniert. Wenn man beispielsweise als Vorband eine strunzlangweilige Provinzrock-Kapelle wie Black Stone Cherry engagiert, dann klingt der eigene Auftritt schon mal um eine Klasse besser, obwohl bei den ersten Songs der Ton wegsuppt. Und wenn man eine tolle Band hat, dann kann man die auch mal eine gefühlte Ewigkeit Solo auf Solo schichten lassen, um währenddessen die müden Knochen hinter der Bühne pflegen zu lassen. Doch, die fünfköpfige Band ist toll. Der verzeiht man sogar, dass sie Coopers Sommerferien-Heuler „Schools Out“ so blasphemisch wie naheliegend mit Pink Floyds Schulfrust-Hymne „Another Brick In The Wall“ koppelt. Weil: klingt tatsächlich sehr gut.

Der Auftritt ist so mehr Rockrevue als echtes Konzert. Eine beeindruckende Band spielt große Songs, die man durch die Bank kennt, und auf der Bühne passieren Aktionen, die man alle auch so ähnlich erwartet hat. Und trotzdem: Der Abend macht Spaß. Vielleicht macht das ja eine wirklich gute Show aus: dass man ausschließlich das bekommt, was man bestellt hat. Und dass man trotzdem das Gefühl hat, gerade etwas sehr Beeindruckendes erlebt zu haben. Vielleicht.

Alice Cooper live 2019: Die Fotos aus der Barclaycard Arena

Bilderstrecke von Rockantenne Hamburg

Ol' Black Eyes is Back - aber wie! Wenn einer wie Alice Cooper sein 50. Bühnenjubiläum feiert, dann darf man sich auf einen Live-Rock-Abend der Superlative freuen! Denn genau das hat Good Ol' Black Eyes in der Rock City Hamburg getan und sein Publikum begeistert. Schock-Rock-Meilensteine wie "Poison", "No More Mr Nice Guy" und Co. live zu hören ist immer top, wenn sie dann aber von einer Reihe solch talentierter und leidenschaftlicher Musiker gespielt werden, dann ist das einfach genial. Dazu kommt Alice Coopers höchst beeindruckende Horror-Bühnenshow - ein Spektakel, das man mal erlebt haben muss.

Als Support durften die Southern Rocker von  Black Stone Cherry  ran. Die Jungs aus Kentucky wissen ebenfalls, wie man eine  Bühne rockt und so war das Publikum in der Barclaycard Arena in bester Stimmung, als Alice Cooper und Co. auf die Bühne kamen.Auf die nächsten 50, Alice - unsere besten Fotos vom Konzert seht ihr in den Galerien!

Monkey Press

Bilderstrecke von Cynthia Theisinger