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The Beginning Of The End…?

Status Quo

10.11.2016, Last Night Of The Electrics-Tour 2016, Barclaycard Arena, Hamburg

Musikalische Früherziehung sah bei uns vor zig Jahren so aus, dass wir mit unseren Söhnen, kaum dass sie alt genug waren, ein Open-Air-Konzert besuchten. Im Stadtpark in Hamburg sahen wir gemeinsam Status Quo. Ich bin nach wie vor der Meinung, es kann für Kinder als Einstieg in die Rockmusik schlechtere Bands geben.

Als Status Quo dann im letzten Jahr bekanntgaben, dass sie 2016 auf ihre allerletzte elektrisch verstärkte Live-Tour gehen werden, war es deshalb fast sofort klar, dass wird ein Familienausflug.

Und mit Uriah Heep als „special guest“…, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Die Barclaycard-Arena war nicht ganz ausverkauft und trotzdem kamen wir nicht nach vorne an die Bühne. Hier war ein knapp 20m tiefer Bereich vor der Bühne den Inhabern einer sogenannten „Gold-Circle“-Karte vorbehalten. Wir leben in seltsamen Zeiten… früher standst Du direkt an der Bühne, wenn Du schneller als die anderen Fans warst. Aber früher war auch mehr Lametta.

So standen wir direkt an der Grenze zu „Gold-Circle“ und hatten auch dort eine tolle Sicht und viel Spaß!

Suchbild… 🙂

Da Rocka & Da Waitler

Es begann pünktlich um 19:00 Uhr mit dem bayrischen Rock/Folk Crossover Duo „Da Rocka & Da Waitler“. Ich kannte die beiden bereits aus dem Netz, die meisten Hamburger waren offenbar etwas überfordert von dieser eigenwilligen Mischung: E-Gitarre, Akkordeon und Schlagzeug. Die Musik? Irgendwo zwischen Hard-Rock und Bierzelt. Die Jungs gaben sich wirklich Mühe, aber ob es an deren Nervosität oder dem Publikum lag, irgendwie zündete der Funke nicht. Ich nahm mir aber vor, die Band im Auge zu behalten. Und im Mai 2017 spielen sie in Lübeck: da gehma steil! (Songtitel!).

Da Rocka & Da Waitler
Irgendwie anders und doch cool

Uriah Heep

Und dann kamen Uriah Heep: starker Anfang mit „Gypsy“ und es ging Schlag auf Schlag weiter. Ob „Stealin“, „Sunrise“. „Easy Livin‘“ oder das relativ neue „One Second“ (vom 2014er-Album „Outsider“)… die Songs kamen richtig gut rüber. Den einzigen Durchhänger gab es nach meiner Meinung mit „The Law“, nicht sooo eingängig und für die meisten Konzertbesucher unbekannt. Zur Band selber braucht man eigentlich nichts mehr erzählen. Der Sound der 70er wird gnadenlos frisch gehalten: die dröhnende Hammond, die wimmernden Gitarrenläufe und der mehrstimmige Gesang waren schon immer ihr Markenzeichen und sind quasi die melodische Seite des Hard-Rock. Der „Neue“ am Bass, Davey Rimmer, scheint sich gut hineingefunden zu haben und Sänger Bernie Shaw ist seit fast zwanzig Jahren noch immer noch eine Rampensau. Fairerweise muss man aber auch sagen, den alten Recken sieht man die Jahre auch an. Mit „Lady In Black“ gab es dann (wie immer?) den krönenenden Abschluss. Egal, ich fand den Auftritt insgesamt gut und werde mir sicherlich auch noch mal eine Solo Tour besuchen.

Status Quo

Und damit sind wir beim Headliner des Abends. Status Quo gaben kürzlich bekannt, dass sie 2016 auf ihre allerletzte elektrisch verstärkte Live-Tour gehen. Nach dieser Europa-Tournee wird es keine weiteren Electric-Tourneen der legendären Band mehr geben. Das war für uns der Grund, noch einmal tief in die Tasche zu greifen und mit der gesamten Familie anzurücken. Dass sich Rick Parfitt nach seinem Herzinfarkt am 14. Juni in der Türkei und den nachfolgenden Komplikationen dann aus der Band verabschiedete, war und ist traurig und ich bin mir nicht sicher, ob ich danach noch Karten besorgt hätte.

Status Quo 2016

So feierten wir mit rund 8000 Fans den Abschied vom typischen Status Quo-Gitarrensound. Es ging (wie immer) los mit „Caroline“ und dann wurde ein Feuerwerk von Hits abgeschossen, die jeder kannte und fast jeder mitsingen konnte. Francis Rossi spulte die Show routiniert ab, viele Ansagen kamen mir noch vom letzten Mal bekannt vor, und der Rest der Band ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Mit Richie-Paddy Malone hatte die Band einen akzeptablen Ersatz an der Gitarre für eigentlich unersetzbaren Rock Parfitt gefunden. Die Gesangparts übernahm deshalb John „Rhino“ Edwards. Und dass waren dann für mich auch die Momente, wo Status Quo irgendwie nicht mehr wie Status Quo klangen. Höre ich da jemanden „Status-Quo-Coverband“ murmeln… Na ja…

Alles in allem hat es aber wirklich noch einmal Spaß gemacht. Trotzdem war es für mich auch ein Abschied von dieser Band. Diese Tour wird zweifellos das Ende einer Ära bedeuten, wenn Status Quo sich von dem andauernden Tourleben verabschieden. Seit ihrem ersten Chartserfolg 1967 ist die Band trotz wechselnder Besetzungen zu einer wahren Ikone und einem der einflussreichsten Rock-Acts geworden. Die Garanten für diesen Erfolg waren meiner Meinung nach aber immer Rossi und Parfitt.

Francis Rossi
Ratlos oder voller Ideen? Wir werden es sehen!

Wie schrieb eine Zeitung: „Die Musikwelt wird nicht mehr dieselbe sein, wenn sich der aufgewirbelte Staub gelegt hat von der “The Last Night Of The Electrics” Tour.“ Aber schaue schauen wir mal, wie sich die akustischen „Quo“ entwickeln werden.

Bye, Bye, Bye-Bye…
Pressestimmen

Status Quo: Furioser Abschied von E-Gitarren

(Quelle: Kristina Bischoff/NDR.de)

Dass ein ausdauerndes Rock'n'Roller-Leben auch an Größen wie den Status Quo nicht spurlos vorbei geht, belegt die aktuelle Tour der Kult-Rocker aus Großbritannien. "Last Night Of The Electrics" betitelt, nimmt Bandbegründer Francis Rossi darin Abschied vom E-Gitarrenspiel. Aus gutem Grund: Am Morgen danach tue ihm einfach alles weh, meint er. Arme, Beine und auch der Hals sei wund. Wo er ursprünglich vorhatte, zum Jahresende ganz aufzuhören, wird die Band künftig "nur" akustisch spielen. Bevor es soweit ist, haben es Status Quo und gut 8.000 Fans in der Barclaycard Arena noch mal richtig krachen zu lassen.

Wer braucht schon Deko?

Um kurz nach 21 Uhr geht es endlich los. Das Saal-Licht senkt sich, eine Art Fanfare schallt durch die Halle, bis die fünf Männer von Status Quo lässig ihre Bühne betreten. Die ist schlicht ausgestattet: vier weiße Gitarrenverstärker links, Schlagzeug und Keyboard auf einem Podest darüber, unter dem Bühnendach Stahlstreben für das Farblicht und eine dicke Verstärkeranlage. Das war's. Hier steht die Musik im Vordergrund. Oder aber Bandleader Francis Rossi. Der Zopf des drahtigen Londoners ist ab, die Haare trägt er nun kurz und grau, seine Figur ist schmal und sein Bühnenlook klassisch. In weißen Hemd, schwarzer Hose und Weste hat er seine knallgrüne Telecaster fest im Griff und schlägt die ersten Akkorde an.

Mit "Caroline" geht es in die erste Runde. Das Publikum macht sofort mit, reagiert per Kopfnicken und Mitklatschen. Zweifellos - ihr stürmischer Boogierock macht wirklich gute Laune. Und die wird noch mehr, als "The Wanderer" ertönt. Dann hat Bassist Rhino Edwards seinen Auftritt: Er übernimmt die Gesangsparts des kürzlich ausgeschiedenen Rick Parfitt. Der Partymacher der Band hatte im Juni einen bösen Herzinfarkt erlitten und verkündete vor gut zwei Wochen seinen Ausstieg.

Paddy stellt sich vor

Nach dem Ausstieg Rick Parfitts mussten Entscheidungen getroffen werden: Strafe zahlen und Fans enttäuschen - oder einen adäquaten Einsatz finden. Die Band entschied sich für Letzteres und engagierte Richie-Paddy Malone. Der junge, blonde Gitarrist aus Irland mit dem Kindergesicht bedient zwar noch nicht das Gesangsmikrofon, weiß aber, seine Power-Chords an der Gitarre kraftvoll zu schrubben. Und hat offensichtlich Spaß mit dem Stamm der Band aufzutreten.

In Hamburg ist es nur draußen kalt

Der Band-Stamm ist aber auch sehr unterhaltsam, verbreitet mit lustigen Anekdoten gute Laune im Publikum. So lässt Frontmann Francis Rossi alle wissen, dass es schön sei, wieder in Hamburg zu sein. "Wir mögen Hamburg und Deutschland. Im Unterschied zu England ist es bei Euch nur draußen kalt. Bei uns setzt sich die Kälte in den Häusern fort", quasselt er sich in Fahrt, um dann zum ersten Medley überzuleiten - und später zu verraten, warum Status Quo so gerne diese Song-Zusammenstellungen spielt: "Man schmeißt zusammen, was in der Summe weniger langweilig klingt".

Das ist schamlos untertrieben: "Anniversary Waltz" oder "Roadhouse Medley" heißen ihre Vermischungen, in denen sie abwechselnd keltisch ausgelassen abrocken oder derbe Stampfer auf ihre Fans loslassen - so wie in dem Potpourri mit den Songs "What You're Proposing", "Down the Dust Pipe", "Mountain Lady" und "Balls of Fire".

Sie können auch Art-Rock aus Bielefeld

Doch Status Quo kann auch auch anders und zelebriert Rock aus den frühen 70ern, inspiriert durch die Stadt Bielefeld und ihre dort lebenden Freunde Gerd und Ulla.  Dazu darf Drummer Leon Cave an den Bühnenrand und einen Zacken leiser spielen, während vier Gitarren mit kunstvoll schrägen Tönen den Hörer erfreuen.

Danach geht es zurück in die Zukunft, in die 80er. "In the Army Now" ist der Megahit, bei dem das Publikum gerne die Chorstellen übernimmt. Darum geht die Band auch kurzfristig von der Bühne ab, überlässt sie Schlagzeuger Leon zum Solo, ehe es mit Kloppern wie "Roll Over Lay Down", "Down Down" und "Whatever You Want" spürbar in Richtung Finale geht. Fehlt nur noch einer - der Überhit "Rockin' all over the World". Der kommt nach gut 90 Minuten Show. Ob's das schon war?

Status Quo ziehen den Stecker

Mit einem weiteren Medley - durch "Burning Bridges" eingeleitet - geht es in die Zugabe. Das wild hüpfende Publikum stößt langsam an seine Konditionsgrenzen. Nach 105 Minuten und "Bye Bye Johnny", bei dem der ganze Saal freundlich mitsingt, ist dann Schluss. Die Band feiert sichtlich entspannt und glücklich ihr letztes Hamburg-Konzert, in dem elektrische Gitarren eine Hauptrolle gespielt haben. Doch selbst, wenn wir sie das nächste Mal "nur" noch akustisch erleben bleibt eines klar: E-Gitarren kann man den Stecker ziehen. Dem Rock'n'Roll von Status Quo aber noch lange nicht!

Eine Überraschung zum Auftakt

Deep Purple

23.11.2015, Live In Concert 2015, Hamburg, O2-World

Es gibt sie doch noch: gute Vorbands!
Von meinen Jungs bekam ich vor dem Konzert eine WhatsApp, ob mich Deep Purple nicht mittlerweile per Handschlag begrüßen würden. Ich gebe es ja zu, mittlerweile dürften es schon so zwei Dutzend Konzerte gewesen sein. Aber es ist halt wie ein Besuch bei alten Freunden. Man fühlt sich halt wohl und hin und wieder gibt es dann doch eine große Überraschunng.

Die heutige Überraschung war die Vorband!

Rival Sons

Die 80er & 90er schlicht ignoriert

Rival Sons:
Nicht „vintage“ sondern „old school“ !

Als die Band die Bühne betrat, ahnte ich nicht einmal ansatzweise, was da gleich abgehen würde. Fünf Typen in völlig unterschiedlicher Aufmachung: der Drummer in kurzen Hosen und roter Weste… wie ein Hippie aus den Endsechzigern, der Bassist ähnelte mit seiner Arbeitermütze einem irischen Workingclass-Hero, ein Keyboarder mit hohem Hut und langem Rauschebart, der Gitarrist schien gerade vom Spieltisch weggelockt worden zu sein und dann der Shouter: wirres ungebändigtes langes Haar, schwarze Lederjacke und Hose. Und dann brach eine Musik los, die sich um keinerlei Moden oder Lautstärkenbegrenzungen scherte. Der Himmel schien aufzugehen und Led Zeppelin, Free, The Doors und all die anderen Heroen vergangener Zeiten standen wieder jung und frisch auf der Bühne. Die Gitarre jaulte und heulte auf, der Sänger wand sich mal schreiend, mal seufzend und dann wieder groovend über die Bühne, die Keyboards legten einen Soundteppich während Schlagzeug und Bass unbeirrt den Takt vorgaben, immer vorwärts.

Die Songs umspannten von hartem Rock bis groovenden Blues die gesamt Bandbreite von allem, was der klassische Rock der 70er zu bieten hat.
Aber: das wirkte nicht eine Sekunde aufgesetzt oder gekünstelt sondern absolut authentisch! Das war wirklich gut und ich kann mich nur an ganz wenige Vorgruppen erinnern, die bei mir einen so positiven Eindruck hinterließen.

Und weil das so ist: das aktuelle Album „Great Western Valkyrie“ habe ich mir umgehend als Vinyl bestellt!

Deep Purple
Die Bühne ist angerichtet

So begeistert ich eben noch von der Vorband war (und noch immer bin!), so schnell war das vorübergehend vergessen, als DIE Band dann auf der Bühne erschien. Und auch wenn sie mich nicht per Handschlag begrüßten, so war es doch einmal mehr ein „Wie g… ist das denn“-Gefühl! Nach einem dramatisch-klassischen Intro aus der Konserve ging es wam-bam-thankyou-mam: „Highway Star“, „Bloodsucker“, „Hard Lovin’ Man“ und „Strange Kind of Woman“. Mit diesem brachialen Viererpaket zum Auftakt, in pausenlosem Übergang und ohne weitere Worte, überrollten Deep Purple das altersmäßig gut durchmischte Publikum. Dann eine kurze Begrüßung und der Hinweis von Ian Gillan, das nach diesen „experimentellen Jazz-Nummern jetzt der Country-Teil begänne“… mit „Vincent Price“! Ein immer wieder unglaubliches Tempo, eine Rasanz, Brutalität und Hingabe, als wäre dies bereits das Finale.

 

Ian Gillan ist dieses Jahr siebzig Jahre (70!) alt geworden und wir Endfuffziger („Jungspunde“) jammern über kaputte Knie oder zwickenden Rücken.

Ian Gillan: Alt? Wer ist hier alt??

Angesichts dieser Bühnenperformance will ich dieses Thema in Zukunft erst einmal zurückstellen, toi toi toi!
Und die „Jungs“ wissen, mit ihren Kräften hauszuhalten. Weil Deep Purple, statt einen Gang zurückzuschalten, die Kräfte auf die jeweiligen Solonummern verteilen. Solange der eine Musiker sich in epischer Breite ausgießt, können die anderen verschnaufen, um hernach mit neuer Kraft loszulegen. Und da gibt es genug zu bewundern: Ian Paice darf sich mit Leuchtsticks am Schlagzeug austoben, Steve Morse schreitet auf hymnisch-ätherischen Gratwanderungen von einem Gitarren-Gipfel zum anderen und Don Airey zelebriert eine Salon-Tastenlöwennummer, bei der er sogar das Deutschlandlied verwurstet.

Roger Glover: Vier Saiten reichen völlig aus!

Und zu guter Letzt (im Zugabenteil!) zeigt Roger Glover allen Luftgitarristen, was man alles mit einer Bassgitarre spielen kann. Wahnsinn!

Der Sound war brillant, die Light- und Videoshow einfach und eindrucksvoll: auf einer Riesenvideowand hinter der Bühne wurde aus diversen Bühnenkameras und Einspielern das Geschehen auf der Bühne unterstützt und verstärkt. Leider war das Bild der Kameras nicht ganz synchron. Dies fiel zumindest vorne an der Bühne auf.

Die Songauswahl umfasste die bekannten Klassiker sowie drei Stücke vom letzten „Now What ?!“-Album. Für mich, wie so häufig, etwas unbefriedigend. Es gibt doch noch so viele andere tolle Nummern. Aus der Steve Morse-Zeit gibt es jede Menge Perlen und auch vom letzten Album hätte man durchaus noch den einen oder anderen Song spielen dürfen.

Nicht unbedingt „Above And Beyound“ als Widmung an Jon Lord, vielmehr „All The Time In The World“ oder „Body Lines“? Und von den ganz alten Sachen würden sich auch viele Fans über „Flight Of The Rat“, „Place In Line“ oder auch „Smooth Dancer“ freuen. Aber ich vermute, hier zollt man dem Mainstreamfan Tribut.

Letztlich wurde ich dann doch noch belohnt(?): vor der Halle versuchte sich nach dem Konzert ein Strassenmusiker an „Child In Time“. Es gibt Dinge, da sollte man die Finger von lassen. Ehrlich!

Von den T-Shirts der Strassenverkäufer konnte ich dann allerdings nicht die Finger lassen. Drinnen kosteten die offiziellen Tour-Shirts 25,-€ bis 30.-€. Vor der Tür der Halle fanden die Shirts der fliegende Händler für einen 10er reißenden Absatz.

Pressestimmen

Der Hardrock von gestern ist der von heute

Von Tino Lange (Hamburger Abendblatt)

Die Hardrock-Pioniere gaben 6000 Fans das Gewünschte: Zwei Stunden lang Klassiker, unterbrochen von dem einen oder anderen Solo.

Hamburg. Als Deep Purple 1984 das Comeback-Album "Perfect Strangers" veröffentlichte, unkten manche Kritiker schon über "Altherrenrock". Jetzt, 31 Jahre später, sind die britischen Hardrock-Urgesteine noch reifer geworden, aber immer noch nicht reif für die Rente.

Ob in Wacken im Jahr 2013 oder am Montag in der Hamburger Barclaycard Arena - Ian Gillan, Ian Paice, Roger Glover, Steve Morse und Don Airey gehen einfach raus und spielen, als müssten sie die legendäre Live-Platte "Made In Japan" von 1972 in den Schatten stellen. Das ist zwar unmöglich, aber "Highway Star", "Strange Kind Of Woman", "Space Truckin'" und "Smoke On The Water" brettern auch heute noch. Die 6000 Hamburger Fans freut es.

Zwischen die Klassiker streut Deep Purple mit "Vincent Prize", "Uncommon Man" und "Hell To Pay" noch Songs des aktuellen Albums "Now What?!" und natürlich noch das eine oder andere Solo für jeden mit Instrument, dann geht es nach zwei Stunden und "Black Night" wieder hinaus in die Nacht. Und falls Deep Purple mal nicht mehr ist, werden klasse Bands wie die Rival Sons aus dem Vorprogramm die Lücke füllen. Rock bleibt.

 

Metal oder nicht Metal, das war hier die Frage…

Nightwish

18.11.2015, „Endless Forms Most Beautiful“-Tour, Barclaycard-Arena, Hamburg

Es sind knapp 10 Jahre vergangen, seit ich mit unserem Ältesten zum ersten Mal bei Nightwish war, damals noch mit der unglaublichen Tarja Turunen. Seitdem hatten Nightwish mit der aktuellen Sängerin Floor Jansen bereits die dritte Sängerin in der Band und das aktulle Album „Endless Forms Most Beautiful“ hatte mich neugierig gemacht. Ein Anruf bei Sohnemann und Wochen später ging es in dergleichen Besetzung wie 2005 in die … Barclaycard-Arena. Auf der Karte stand zwar noch O2-World, aber nichts ist ja so beständig wie der Wandel.

Was war das denn?

Arch Enemy:
„Melodic-Death-Metal“!
Was daran „Melodic“ sein sollte?

Dort verpassten wir die erste Band, nach der Äußerung eines anderen Besuchers war das jedoch kein Verlust. Erleiden mussten wir dann Arch Enemy. Laut Wikipedia eine „schwedische Melodic-Death-Metal-Band“, was auch immer das sein soll. Alleine „Melodic-Death-Metal“! Es war eine Menge Krach mit einer blauhaarigen Sängerin, die sich dem Growling („Growling im Gesang bezeichnet tiefe sowie aggressiv-helle, meist geschriene Vocals in einigen Genres des Metal“, Wikipedia) widmete. Sorry, dieses Grunzen und Geröhre kann ich schon bei Männern nicht ab. Einer Frau dabei zuzuhören… dann kann man auch gleich auf die Gitarren verzichten und stattdessen mit einer Motorsäge Musik machen. Soll es ja geben… Im Internet hatten einige Fans diese Reaktion offenbar geahnt: „Wir freuen uns schon jetzt auf die Gesichter, wenn Nightwish-Jünger der Mainstreamfraktion, diese Abrissbirne von einer Band vor den Latz bekommen…“, metaltalks.de

So, nun aber: Nightwish

Floor Jansen:
Tolle Sängerin, die keinen Vergleich zu scheuen braucht!

Die mittlerweile sechsköpfige Band um Tuomas Holopainen schafft immer wieder den Spagat zwischen treibenden, hämmernden Riffs und dem Eintauchen in hymnische, teilweise schlagerhafte Melodien. Eine Mischung die sicherlich nicht jedermanns Sache ist und mit dem Begriff Symphonic Metal auch nicht ausreichend definiert ist. Manchmal klingen Sie einfach zu banal und seicht, um dann ganz plötzlich doch noch die Kurve zu kriegen. Diese Mischung macht aber Spass, auch wenn es im Konzert hin und wieder zu Längen kommt. Vielleicht sollte Holopainen seine Komposition etwas weniger ehrgeizig anlegen? Egal, an diesem Abend hat es wieder locker für ein sehr unterhaltsames Konzert gereicht. Die neue Sängerin Floor Jansen machte ihre Sache sehr gut, wenngleich der häufig eingesetzte Kopf-„Rotor“ ein klein wenig aufgesetzt wirkte. Aber singen kann sie!

Tuomas Holopainen:
Dass er der Kopf der Band ist, steht ausser Frage. Aber muss das so oft erwähnt werden…?

Nightwish 2015 sind:

Keyboards – Tuomas Holopainen
Gitarre, Bass, Gesang – Marco Hietala
Gesang – Floor Jansen
Gitarre – Emppu Vuorinen
Schlagzeug – Kai Hahto
Uilleann Pipes, Tin Whistle, Gesang – Troy Donockley

 

Troy Donockley (im Hintergrund)
Er sorgt für ungewöhnliche Klänge in einer Metal-Band

Die Band selber spielte wie aus einem Guß und der neue(?) Instrumentalist (Uilleann Pipes, Low Whistles, Bodhran, Bouzouki, Gesang) Troy Donockley gab einigen Songs Farbtupfer, wie man sie bei einer Metalband nicht erwarten konnte. Teilweise hatte es schon etwas von Blackmore’s Night. Aber solange Nightwish nicht im ZDF-Fernsehgarten auftreten, soll es mir recht sein.

Das Ende des Konzerts war ebenso ungewöhnlich. Als letztes Stück wurde „The Greatest Show on Earth“ angestimmt. Dieser 25-Minuten-Longplayer entzieht sich bereits in der Studioversion jeder Schublade: Rick Wakeman trifft Wagner trifft Death Metal (?) trifft Hollywood… vielleicht genau die Quintessenz von Nightwisch. Da jubilieren die Chöre, (Synthi)-Geigen stimmen Hymnen an und ständige Tempowechsel oder Soundcollagen verhindern durchgängiges Headbangen oder Mitklatschen.

Das ist eher der gute alte Progressive-Rock und ich fand es genial. Dazu eine Lightshow, die mit vier Videowalls (eine oberhalb der Bühne über die gesamte Breite, darunter drei kleinere) den perfekten Hintergund für diesen epischen Sound lieferte. Nach dem letzten Akkord kam die Band an den Bühnenrand, verbeugte sich noch einmal, ein letztes Winken und die Bühne war leer. Dann hörte man die Schlußworte von „The Greatest Show on Earth“ und im Saal ging das Licht an. Ungewöhnlich? Sicherlich anders als bei vielen anderen Bands. Aber Nightwish ist sicherlich auch anders als andere Bands.

Setlist

  • Shudder Before the Beautiful
  •  Yours Is an Empty Hope
  •  Ever Dream
  •  Wishmaster
  •  My Walden
  •  The Islander
    (eingeleitet durch Marco Hietala)
  • Élan
  • Weak Fantasy
  • 7 Days to the Wolves
  • Alpenglow
  • Storytime
  • Nemo
  • Stargazers
  • Sleeping Sun
  • Ghost Love Score
  • Last Ride of the Day
  • The Greatest Show on Earth

Fazit

Metal umfasst mittlerweile ein so weites Spektrum an Stilelementen, das Folk, Rock, Pop und sogar Operngesang eingebaut werden können. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Nightwish nutzt dieses Spektrum bis an die Grenzen aus: Ihr „Symphonic Metal“ vermengt so viele Stile, dass mir manchmal die Orientierung fehlte. Bei Arch Enemy (s.o.) fällt es einem wesentlich leichter Stellung zu beziehen.

Aber genau das macht ein Nightwish-Konzert für mich so spannend. Wenn man (wie ich) nicht alle Alben auswendig kennt, dann ist jeder Song eine Überraschung. Und die Darbietung ist (unabängig vom Geschmack) optisch und akustisch jeden Cent wert. Bis zum nächsten Nightwish-Gig wird es hoffentlich nicht wieder 10 Jahre dauern!

Nightwish 2015:
Der Jubel war absolut berechtigt!
Pressestimmen (leider nur aus Stuttgart!)

Die Schleyerhalle feiert den neuen Sound

Beim Gastspiel von Nightwish in der Stuttgarter Schleyerhalle zelebrieren 8000 Fans das neue Album. Den Opern- oder Popgesang früherer Jahre vermisst niemand, die finnische Symphonic-Metal-Band hat sich nach 19 Jahren einmal mehr neu erfunden.

(Quelle: Rafael Binkowski  auf stuttgarter-zeitung.de)

Das muss man sich erst einmal trauen: Die finnische Symphoninc-Metal-Band Nightwish verzichtet für ihre Welttournee zum neuen Album „Endless Forms The Beautiful“ komplett auf einige ihrer größten Smash-Hits,  und wagt stattdessen einen Spagat zwischen vielen neuen Titeln und einigen ganz alten. Die Fans der Formation um den begnadeten Komponisten Tuomas Holopainen sind aber weder durch solcherlei Innovationen noch durch den mehrfachen Austausch der Front-Sängerin zur Untreue anzustiften. Das wird beim Konzert in der Schleyerhalle am Donnerstag vor gut 8000 Zuschauern deutlich. Gerade die Stücke aus jüngster Geschichte erhalten am meisten Zuspruch, sieht man vielleicht vom Dauerbrenner „Nemo“ ab.

Als kurz vor Ende das Uralt-Lied „Stargazers“ erklingt, ist das eine Hommage an den opernhaften Soprangesang über knallharten Metal-Beats, wie es in den ersten elf Jahren der Bandgeschichte üblich war. Ja, eigentlich hat Nightwish durch die markante Opernstimme der ersten Sängerin Tarja Turunen erst ihren Unique Selling Point erhalten, weil sich die Finnen dadurch in der Szene von anderen abgehoben haben. Doch der Rückgriff auf die Vergangenheit wirkt fast wie ein Abschied.

Denn diese Ära klingt musikalisch sonst allenfalls nur noch in kurzen Passagen etwa bei „Storytime“ an. Aber auch die Zeit der umstrittenen schwedischen Sängerin Anette Olzon, deren Stimme eher für Popsongs denn für Rockarien geeignet war, scheint abgeschlossen zu sein: Nur wenige Songs wie der reichlich basslastige „7 Days To The Wolves“ werden aus der Olzon-Zeit zwischen 2007 und 2012 eingespielt. Aber der Erfolg von Nightwish steht und fällt offenbar mit dem Genius von Tuomas Holopainen, dem es seit 19 Jahren immer wieder gelingt, neue Meisterwerke symphonischer Metal-Musik zu schaffen.

Erfolgreich mit neuem Sound

Gleich zwei neue Lieder zu Beginn unterstreichen das. „Shudder Before The Beautiful“ etwa ist eine Hymne, ein symphonisches Klangspektakel mit allen Zutaten für einen Hit. Geigenklänge, ein warmes Cello, dramatische Chor-Einwürfe, harte Gitarrenriffs – der Song wie das neue Album bieten alles, was der Nightwish-Fan gerne hört. Zwar erinnert das Lied ein wenig an frühere Titel wie „Dark Chest Of Wonders“, aber es ist eben auch schwierig, sich treu zu bleiben und gleichzeitig völlig neu zu erfinden. Die neuen Titel ziehen das Publikum gleich in ihren Bann, es werden heftig lange Haare geschüttelt, mitgesungen, mitgetanzt bis 23 Uhr.

Dass dies alles gelingt, hängt auch mit der neuen Sängerin Floor Jansen zusammen, die seit 2013 an der Front steht. Die 34-jährige Holländerin hat eine beeindruckende Bühnenpräsenz, und kann mit ihrer Stimme sowohl die hohen Opernpassagen präsentieren als auch die Halle mit ihrer Energie in Verzückung versetzen. Sie ist sozusagen die Synthese von Tarja Turunen und Anette Olzon, und scheint perfekt für die aktuelle Schaffensphase von Holopainen zu passen. Man muss hoffen, dass ihr eine längere Verweildauer in der Band gegönnt wird als der Vorgängerin.

Optimal passen auch die großzügig ausgestreuten Pyro-Effekte, die epischen Landschaftsbilder auf den Monitoren und die discoartige Lightshow zu der Inszenierung auf der Bühne.

Was gäbe es zu kritisieren? Nun, zugebenermaßen entfaltet Floor Jansen bei den extremen Sopranpartien manchmal nicht das Potenzial, das Tarja Turunen hatte, die immerhin ausgebildete Opernsängerin war. Und manchmal wirken die endlos langen, dramatisch ausgewalzten Lieder vielleicht etwas zu überdehnt. Das gilt vor allem für den 24 MInuten langen Schlusssong, der unbescheiden „The Greatest Show On Earth“ heißt, gleichzeitig der letzte Titel des neuen Albums.

Ein Denkmal für den Bandleader

Tuomas Holopainen wird von einem Bandmitglied als „Kapitän“ angekündigt, spielt minutenlang verträumt auf dem Keyboard ein Intro zu dem Song, bevor ein Feuerwerk aus Blitzen, Feuerstößen, Trommelwirbeln und Elefantenbildern auf dem Monitor losbricht. Es scheint, als wollte sich der Kopf der Band selbst ein Denkmal setzen und alle kompositorische Kraft in dieses furiose Finale stecken. Damit toppt er sogar frühere Endlosnummern wie „The Poet And The Pendulum“, die bereits kleine Romane waren. Das mag verspielt wirken, fast wie ein Zeichen von Hybris.

Aber andererseits ist es auch genau das, was die Anhänger von Nightwish erwarten. Großes Drama. Epische Erzählung. Himmel und Hölle. Gut und Böse, die ganze Welt in einem Song, ein Universum in der Nussschale. Am Ende geht diese Rechnung einmal mehr auf, und irgendwie freut man sich schon jetzt auf das nächste Album der Finnen. Zunächst geht es mit der Tour aber nach Stuttgart erst mal nach Osteuropa, Asien, Australien, die USA und Russland – und scheinbar unaufhaltsam nach oben.

 

Awesome

Kiss

02.06.2015, 40th Anniversary Tour, O2-World, Hamburg

Nun war ich endlich auch einmal bei bei Kiss!
Bei K i s s !!! Jahrelang hatten mich diese Kostümparty mehr abgeschreckt als begeistert.
Und ich glaube auch noch immer nicht, was ich gesehen habe.
Objektiv betrachtet standen dort auf der Bühne vier seltsam geschminkte ältere Herren in merkwürdigen Kostümen und spielten Songs aus den 80ern.
Wer um Himmelswillen kann aber bei Kiss objektiv sein… ich nach diesem Konzert nicht! Nach so vielen Jahren, in denen ich in vielen und unvergesslichen Konzerten war, kam ich mir vor, wie ein absoluter Newbie. Und auch wenn ich kein Mitglied der Kiss Army werde, ab sofort finde ich diese Band uneingeschränkt gut!

Das war Rock’n’Roll-Entertainment made in Hollywood, eine Show vom Allerfeinsten und die Effekte, die gestern nicht gezeigt wurden, müssen wohl noch erfunden werden.
Aber kurz der Reihe nach. Unsere Plätze waren nicht im „Headbangers Paradise“, also nicht an der Bühne, dafür konnten wir die Show und alle Effekte wie im Kino erleben.

Als Vorgruppe traten die Dead Daisies auf, solider Hardrock. Kann man sich sicherlich noch einmal genauer anhören. Das Deep Purple-Cover „Hush“ und der Beatles Klassiker „Helter Skelter“ kamen in der harten Version wirklich gut rüber.

Dead Daisies
Genug der Vorrede!

Um 21:25 Uhr ging das Licht aus, mit einem Urschrei erfuhren wir sinngemäß „Ihr wolltet das Beste… jetzt kriegt ihr es!“ („You wanted the best, you got the best“). Und dann ging es mit Blitz und Donner, Feuer und Blut, Konfetti und Papierschlangen und mit Rock’n’Roll durch die nächsten 90 Minuten.

Die meiste Zeit war ich entweder am Grinsen oder sang lauthals mit. War ich das wirklich? Kannte ich diese ganzen Kiss-Songs tatsächlich? Allem Anschein sind die Songs dieser Band doch viel mehr als nur die Beilagen zu dem Maskenball auf der Bühne. Die überwiegende Anzahl ihrer Lieder hat man als Rockfan irgendwie schon immer gekannt und sie funktionieren live wirklich perfekt!

„You wanted the best, you got the best“

Die Melodien sind eingängig, die Refrains können vermutlich in jeder Sprache schnell erfasst werden und so singt/schreit/brüllt die ganze Arena „Shout it out….. shout it out loud“ oder „Lick it up“. Zwischendurch sind wir (das Publikum) „das beste“ oder „das lauteste“ Publikum der Welt, auf jeden Fall sind wir „awesome“. Das scheint denn auch Paul Stanleys Lieblingswort an diesem (?) Abend zu sein.

Was die alten Männer bzw. The Demon, The Starchild, The Spaceman und The Cat auf der Bühne bieten, ist perfekte Unterhaltung. Ob „The Demon“ Gene Simmons Blut spuckt um anschließend mit Gitarre unter das Hallendach fliegen, „The Spaceman“ Tommy Thayer während des Gitarrensolos Raketen verschießt oder „The Starchild“ Paul Stanley über die Köpfe des Publikums auf eine Drehbühne mitten in der Arena schwebt… pausenlos passiert irgendetwas auf der Bühne und trotzdem rockt ein Song den nächsten. Die Frage bei Kiss-Konzerten ist nicht, was kommt – sondern, wann es kommt.

Es ist ein Kindergeburtstag auf allerhöchstem Niveau und dermaßen überdreht, dass man weder die Texte noch das Blut oder die Masken ernst nehmen kann. Dazu kommt eine Bühnentechnik, wie man sie auch nur ganz selten erlebt: gigantische LED-Wände, die sogar unterm Bühnendach aufgehängt waren und die Bühne mal zur lodernden Feuerhölle oder zum gläsernen Würfel werden ließen. Dazu Laser, Flammen, Nebel, Böller…. ich wiederhole mich.

Wie gesagt: grinsen und singen und staunen und grinsen und singen und…. plötzlich waren die 90 Minuten vorüber. Noch einmal wurden mit „I Was Made For Loving You“ und „Rock and Roll All Nite“ alle Register gezogen: das Schlagzeug mit „The Cat“ Eric Singer hob sich in die Höhe, „The Demon“ Gene Simmons und „The Spaceman“ Tommy Thayer schwebten auf langen Auslegern über dem Publikum, während „The Starchild“ Paul Stanley mit der Gitarre den Takt für die Schlussböller schlug… (gab es überhaupt einen Song der nicht von Explosionen eingeleitet oder beendet wurde??).

Dann Konfetti, Luftschlangen, Nebel, Flammen…. Licht aus. Und aus der Konserve erklang leise(r) „God Gave Rock ’n‘ Roll to You“

Willkommen im wirklichen Leben!

Zum Schluss noch ein paar Fakten

Der Sound war (zumindest auf unseren Plätzen) sehr gut. Trotz der Lautstärke waren alle Bandmitglieder deutlich zu hören. Hin und wieder wurde der Gesang etwas schwächer (im Sinne von „leiser“). Vielleicht ein technisches Problem? Im Gegensatz zu einem anderen Topact in dieser Halle, war der Unterschied atemberaubend… bei gleicher Lautstärke lagen Lichtjahre zwischen Iron Maiden und Kiss. Vielleicht sollten sich die Techniker der Bands einmal austauschen? Zu Kiss würde ich auf jeden Fall noch einmal gehen!

Die Setlist umfasste alle Phasen der Bandgeschichte:

  • Detroit Rock City
  • Deuce
  •  Psycho Circus
  •  Creatures of the Night
  •  I Love It Loud
  •  War Machine („The Demon“ spuckt Feuer)
  •  Do You Love Me
  •  Hell or Hallelujah
  •  Calling Dr. Love
  •  Lick It Up
  •  Bass Solo („The Demon“ spuckt Blut und fliegt)
  •  God of Thunder
  •  Parasite
  •  Love Gun
  • Black Diamond

Zugabe

  •  Shout It Out Loud
  •  I Was Made for Lovin‘ You
  •  Rock and Roll All Nite
  •  God Gave Rock ’n‘ Roll to You II (vom Band)

Und um mit den Worten von Paul Stanley zu schließen:

Kiss waren „awesome“!

Pressestimmen

You Wanted the Best, You Got the Best!! The Hottest Band in the World KISS!!!

(Quelle: Konzertreview auf http://kr.360k.de)

Diese Ansage ist genauso Kult, wie die Band selber. Seit 40 Jahren rocken KISS die Bühnen der Welt und sind ein Phänomen der Selbstvermarktung. „Kiss will never die“, sagte Bassist Gene Simmons einmal und er wird damit sicherlich Recht behalten. Es gibt eigentlich nichts, was es nicht von der Band gibt und käuflich zu erwerben ist.

Im Mittelpunkt steht aber trotzdem weiterhin die Musik und die spektakulären Liveshows die Kiss ihren Fans immer wieder präsentieren. Bombastische Bühnenbilder, reichlich Pyrotechnik, dazu phänomenale Licht- und Laserspiele und dazu vier Musiker, die sich hinter ihrer Maske verstecken und reichlich Hits dabei haben.

So war es auch in Hamburg, wo Kiss die ausverkaufte O2-World am Volksparkstadion rockten. Mit „Detroit Rock City“ und „Deuce“ legen sie los und lassen es dabei reichlich knallen. Allein bei den beiden ersten Songs wird die Arena in ihren Grundmauern erschüttert und die Fans feiern die Knaller-Show. Viele von ihnen sind originalgetreu geschminkt und auf Plateauschuhen unterwegs, einige haben ihre Kinder mit dabei. Kiss sind eben eine Band für jede Altersklasse und wird daher auch niemals alt werden.

Das Set besteht aus sämtlichen Hits der 40-jährigen Bandgeschichte. Ob mit „Pyscho Circus“, „War Machine“ oder „Dr. Love“ – Kiss werden gefeiert und fliegen in der Bühne, wie Gene Simmons bei „God Of Thunder“ oder über die Fans hinweg, wie bei „Love Gun“, als Paul Stanley über die Fans auf einer Art Seilbahn hinweg gleitet.

Zum Schluss wird die Party  noch einmal mächtig angeheizt und „Shout It Out Loud“, der Mega-Hit „I Was Made For Loving You“, sowie zum Abschluss „Rock’n’Roll All Night“, bei dem die Konfettikanonen angeworfen werden, folgen als Zugabenblock, bevor sich Kiss vom restlos begeisterten Hamburger Publikum mit einem lauten, letzten Knall verabschieden und ein absolutes Knallerkonzert zu Ende geht und die Fans mit „God Gave Rock’n’Roll To You“ vom Band seelig die Halle verlassen.

Kiss rockt o2 World Hamburg

(Quelle: http://www.hamburg-zwei.de)

Sie können es auch nach 40 Jahren noch! Mit Kult-Schminke, Plateauschuhen und ausgefallenen Kostümen haben Kiss die Hamburger o2World in einen Rockpalast verwandelt.

Die Stimmung war von Anfang an super und dementsprechend gut war auch das Konzert. Eine grandiose Show, geniale Musiker und gut gelaunte Fans haben das Konzert zu einem Highlight gemacht. Kurz bevor die Band auf die Bühne gekommen ist, hat ein großes Tuch mit "Kiss" Aufdruck die Sicht versperrt. Sobald dieses runter gefallen ist und die Band losgelegt hat, waren alle Fans hellauf begeistert und die Band hat alles, wofür sie steht, an den Tag gelegt. Neben Kostümen und Schminke wurde auch an Pyrotechnik nicht gespart. Aus allen Rohren wurden die Highlights abgefeuert und Feuersäulen sind passend zur Musik in die Luft geschossen. Gene Simmions Zunge war häufiger auf seinem Kinn als in seinem Mund.

Der Höhepunkt war natürlich der Erfolgssong "I was made for loving you" am Ende. Da gab es kein Halten mehr und selbst auf dem Weg nach Hause haben viele Fans noch in der Bahn gesungen.

Kiss & Dead Daisies

(Quelle: Steffen Frahm auf http://dremufuestias.de)

Auf dem Hinweg "The Elder" hören. Wieder seltsam berührt sein von "A World Without Heroes". Simmons singt es so schön. So traurig. So desillusioniert. So gänzlich erektionsfrei. Damit geben sie sich seit Ewigkeiten nicht mehr ab. Stand-Alone-Unterhaltungskrieg-Perpetuum-Mobile. Der 40. Bandgeburtstag geht ins 3. Jahr, und KISS haben sich längst aus gewissen Grenzen schnöden menschlichen Daseins befreit: Ihre Personae sind nicht mehr an monogame Symbiosen mit humanen Wirten gebunden und alterslos. Einmal angekommen auf diesem Existenzniveau braucht man sich um Raum und Zeit nicht mehr zu kümmern und kann daran rumzwirbeln, wie man gerade lustig ist.Und für Paul Stanley wird's womöglich Zeit, seinen verklärten Visionen von Kiss-ohne-ihn Taten folgen zu lassen. "Ich bumse die Würde!" blaffte Gene Simmons einst und daß man ihn schon tot von der Bühne wuchten müßte, mit hinterherschleifendem Umhang und Repti-Accessoires, klöter, bimmel. Stanley Bert Eisen und Chaim Witz, die Asterix & Obelix des theatralischen Hedo-Haudraufrocks. Der Eine hatte nie das stimmliche Format des Anderen, darum geht's ja auch nicht, und daß die Fallhöhe automatisch geringer ist...geschenkt, aber: Gene Simmons' Präsenz ist stabiler als die des Combo-Kapitäns. Er singt ziemlich genau 50% der Setlist, alles an seinem Platz, und selbst das Falsett ist gut in Schuß. Einmal setzt er sich ("Hier entlang, Mr. Simmons!" - "[grunz, schnauf]") zum Wassertrinken hinter ein direkt am Bühnenrand aufgestelltes, irgendwie nach Billigprodukt aussehendes Vorhanggestell. Und dann kriegt der Lakai den Vorhang nicht zu, und Simmons sitzt da relativ unglamourös wie Darth Vader auf der Parkbank. Semi-peinliche und wie versehentlich dazwischengerutscht wirkende Momente der Menschlichkeit in einem ansonsten durchweg abgekarteten Mehrgenerationenkonzert.

Hingegen Paul Stanley, Dekaden lang ohne Signature-Showeffekte (Blut, Feuer, Hasenkostüme) der allen Rapport bei sich bündelnde FRONTMANN, verkommt immer mehr zum Conférencier und verschwindet zwischendurch für seine Verhältnisse fast. Den unempathischen Dienstleistungscharakter seiner Crowd-Animationen als echtes Rock'n'Roll-Engagement zu kaschieren, das fällt hör- und sichtbar noch schwerer, wenn man eigentlich am liebsten die eigene, aufgeräumte Erzählstimme den Job tun lassen möchte. Kaum Rückzugsräume da, in denen man aus der Not eine Tugend machen könnte - eigentlich nur "I Was Made For Loving You", das er in der gleichen Lage singt wie auf der "Dynasty" (Eric Singer übernimmt den Chorus). Auf "Alive III" ging das noch 2 Oktaven höher, aber das ist ja auch 22 Jahre her.

Leuten, zumal Leuten, die solchen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, ihren eigenen Alterungsprozeß vorzuwerfen, finde ich immer selbstgerecht und leicht, aber Stanleys Stimme ist einfach im Arsch. Es schmerzt, wenn er sich "Don't wanna wait till you know me better" rausquält und en passant "Lick It Up" anzählt. Der Song ist dagegen total gewachsen, und das "Won't get fooled again"-Zitat, das Tommy Thayer und er auf der Hebebühne runterpicken, gehört gitarristisch und überhaupt zu den schönsten Momenten des Abends - bis zu der Stelle, wo der orgiastische Katharsis-Schrei kommt. Kröchz...Vielleicht lieber ein Sample einspielen, kratzt keine Sau, nehm ich mal an.

Weiteres Highlight: "Do You Love Me", schon immer einer meiner ewigen Kiss-Faves. Über den mit LEDs tapezierten Bühnenhintergrund flackern chronologisch getaktete Bilder aus der Bandhistory, von ersten Versuchen mit Flokatis und Klobürsten in den 70s bis ins Jetzt. Dazwischen fehlt nichts, nicht mal Vinnie Vincent (Ob es Fans gibt, die mit güldenem Ankh auf der Nase aufs Kiss-Konzert gehen?). Wer Chuck Klostermans großartigen Road-Roman "Eine zu 85% wahre Geschichte" gelesen hat, weiß, daß "Do You Love Me" prototypisch ist für Stanleys virtuelle Beziehungsgestaltung: Er versteht, daß man als Anwärterin ganz schön geblendet sein kann von seinem Ruhm, seinen Plateau-Risern, den langen Haaren, der Art, wie sich die Reifen drehen, und diesem Ozean aus Schotter; aber Solche brauchen erst gar nicht bei ihm anzukommen, denn er will bei aller frohgemuten Promiskuität doch ob seines Menschseins geliebt werden. Ein konservativer Geist, dieser Mann mit dem in die Bauchbehaarung reinrasierten Sechserpack. Und ein Romantiker. Swoon.

Gene Simmons ist da ganz anders. Fans kennen das ebenfalls auf "Destroyer" befindliche "Great Expectations": Es toppt mit seiner pompösen Orchestrierung, noch mehr mit dem unschuldig jubilierenden Kinderchor, eigentlich sämtliche Gene-Simmons-Stücke (oder sollte ich gleich "-Nummern" sagen?), in denen es darum geht, daß er und sein Geschlechtsteil Buschemanns Geschenk an die Jungfrauen dieser Welt sind. Die klebrige Feierlichkeit, die der Song von sich wirft wie ein Roter Riese seine Gashülle, verklärt den Moment der durch Dr. Love-Simmons fachmännisch vorgenommenen Defloration zu einem säkularen Akt. Gene Simmons als schwellkörpergewordener Gott des Sexus, der seinen heiligen Flaschengeist großzügig ausschüttet und die Mädels so auf die nächste Seinsebene schaukelt. Nun ja. Der andere "Destroyer"-Repäsentant ist natürlich das etwas hüftlahm geschaffelte "Detroit Rock City". Und nicht "Great Expectations". Ansonsten weitestgehend one song per album, vom überbewerteten "Creatures Of The Night" gibt's ganze Drei, unter denen mir das quasi-doomig geriffte"War Machine" wegen der animierten Lego-Krieger auf der Video-Tapete am besten gefällt.

Gut, daß sie die klassischen Programmlangweiler einer jeden groß angelegten Rockshow, Gitarren- und Drumsolo, zurechtgestutzt haben: Der makellos aufspielende und auf seine Art schon sehr cool daherkommende Besser-Ace Tommy Thayer darf 2 Raketen abfeuern, dafür spielt die Band vor dem eigentlichen Alleingang die instrumentale Coda von "Let Me Know", ganz wie auf der "Alive!", was ich einigermaßen geil finde. Und Eric Singer begnügt sich bestens gelaunt mit einer Situation permanenter Unterforderung: Neben und während seiner Servicetätigkeit für die Bosse kratzt er sich mittels in die Luft geworfener und milimetergenau sich ins Rückendekoltee schraubender Sticks den Pelz, sieht fern und brät sich auf der Floortom ein Ei. Man könnte ihn wohl auch in einen Sack stecken, ohne daß es groß was ausmachen würde. Sein Drumming ist spielerisch, es sieht aus wie Jonglieren; kein steady 4-auf-die-Auslegeware-Gerumse, wie es einer Hardrock-Band würdig wäre, und schon gar nicht metal wie zu "Revenge"-Zeiten. Damit hat sich Eric Singer sein Pendant zu Peter Criss geschaffen, der ja auch immer wie der irrtümlich auf den Wagenheber-Hocker geratene Dschingderassabumboy trommelte. "Paul Stanley...got you under my thumb..." singt er beim wie immer perfekt abgelieferten "Black Diamond", und das Sternenkind lächelt. Immer ma gut stellen mit dem Chef. Singer, nebenbei bemerkt, nicht der einzige Schlagzeuger heute Abend, der mit Ozzy resp. Black Sabbath gearbeitet hat: Auch Tommy Clufetos, der für jeden Schlag armlängeweit ausholende Drummer der Vorband Dead Daisies klöppelte für den Madman. Aber dieses All-Star-Kollektiv um John Kohlrabi und ein paar Ex-Beta-Guns+Roses-Arschlöcher hat man längst vergessen, wenn Paul Stanley zum Geknatter von "Love Gun" eine rotierende Zweitbühne im Mittelgrund der o²-Wörld anfliegt, diesem Ausbund seelenloser Eventhallen-Vieh-Abfertigung. Im Vergleich zu P!nk, die sich in 4 in die Hallenecken montierte Stahlseile einspannen läßt und damit die Lufttauglichkeit von Superman nahezu erreicht, sieht Stanley eher aus wie eine Transall, aber was soll es: Wenn er da oben steht, vom Verfolgerspot aufs Korn genommen, in seinem figurbetonten Kostüm, die verspiegelte Ibanez um und das Intro von "Black Diamond" croont, dann bubbert mein kleines Elfjährigenherz, und ich finde diesen Typen aus tiefster Seele toll. Und wenn zu "Rock And Roll All Nite" tausende unbeschrifteter Glückskeks-Zettel in der Luft schweben und sich drehen wie Propeller, dann bin ich für einen Moment weg von dieser Welt. Welche Band kann einem sowas geben? Ich wüßte keine.

Die Zeitmaschine

The Musical Box

31.10.2014, SEBTP-Tour 2014, Glocke, Bremen

„Can You Tell Me Where My Country Lies?…

Plötzlich ist alles wieder da:

Die Diskussionen auf dem Schulhof über diesen oder jenen Riff, welcher Song auf welcher LP, Genesis oder Yes und „…hast Du schon auf der zweiten Seite den dritten Song…?“…

Ein paar Monate zuvor, beim Mittagstreff im Bistro, die hingeworfene Frage: habt ihr Lust? The Musical Box in Bremen, Genesis-Cover-Band, sind wirklich gut!

Na klar hatte ich Lust! Bei den ehemaligen Klassenkameraden überwog die Zustimmung ebenfalls, lediglich eine Minderheit grummelte etwas von Beamtenpop…

Der Irrtum konnte schnell aufgelöst werden. Es ging nicht um die Musik der Phil-Collins-Genesis, sondern um die einzig echte und wahre Genesis mit Peter Gabriel!

The Musical Box ist eine Band, die detailgetreu die Konzerte dieser Formation zwischen 1972 und 1976 rekonstruiert und live aufführt. Sie ist die weltweit die einzige Band, die dazu jemals eine offizielle Lizenz von Genesis und Peter Gabriel erhalten hat.

The Musical Box

In der nicht ganz ausverkauften Glocke in Bremen fanden wir unsere Plätze direkt hinter dem Mischpult… Gottseidank war der Saal nicht ganz ausverkauft. So setzten wir uns, nachdem das Licht erlosch, ein paar Reihen nach vorne. Das wäre sonst ein Grund zum Ärgern gewesen. Aber was soll’s!

Mit dem einsetzenden Mellotron („Watcher Of The Skies“) war das alles vergessen und mit dem sich steigernden Rythmus kamen die Erinnerungen (s.o.)!

Das war (oder besser ist!!!) eine Musik, wie sie vermutlich nie wieder in dieser Form geschrieben wird. In immer neuen Wendungen, Breaks und Stimmungswechseln entstehen Klangbilder, die sich in kein Stilkorsett zwängen lassen. Das alles wurde seinerzeit unter der Headline „Progressive-Rock“ vermarktet und mit dem aufkommenden Punk gegen Ende der 70er Jahre respektlos zu Grabe getragen.

„Selling England by the Pound“ gehört zu den einflussreichen Progressive-Rock-Alben aller Zeiten und als Genesis 1973 damit auf Tournee gingen, hatten sie fast den Gipfel dieser Phase erreicht… mit dem „Lamb-Lies-Down“-Album sollte noch ein letzter Höhepunkt (bezogen auf diese Phase der Band!) folgen.

Zurück zum Konzert: was viele Coverbands nicht erreichen oder auch nicht erreichen wollen, gelingt „The Musical Box“. Es ist die perfekte Illusion. Diese virtuosen kanadischen Musiker erzeugen eine Magie(?), in der man bereits nach wenigen Minuten glaubt, die „echten“ Genesis wären mit einer Zeitmaschine aus der Vergangenheit geholt worden. Hier stimmt fast alles: Licht, Sound, Kostüme, Gestik und sogar die Ansagen von „Peter Gabriel“ klingen authentisch. Die Setlist ist natürlich ebenfalls 1:1 der damaligen Original-Tournee abgeschaut:

Setlist:

  • Watcher of the Skies
  • Dancing With the Moonlit Knight
  • The Cinema Show
  • I Know What I Like (In Your Wardrobe)
  • Firth of Fifth
  • The Musical Box
  • Horizons
  • The Battle of Epping Forest
  • Supper’s Ready

Zugabe

  • The Knife

Mit dem letzten Akkord der Zugabe wurde diese Illusion auch durch die Band aufrechterhalten. Es folgte weder eine Vorstellung der wahren Musiken noch eine durchaus angebrachte Widmung den Originalen.

„Peter Gabriel“ (Gesang, Querflöte, Oboe), „Tony Banks“ (Keyboard, Gesang), „Phil Collins“ (Schlagzeug, Perkussion, Gesang), „Steve Hackett“ (Gitarre) und „Mike Rutherford“ (Gitarre, Bass, Sitar) entschwanden ohne ein Wort.

Vielleicht wartete die Zeitmaschine…

….said the unifaun to his true love’s eyes.“

Debütantinnen-Ball

Sweet
European-Tour 2014

03.04.2014, Markthalle Hamburg

Alle Jahre wieder…

Eine Silvesterfeier, irgendwann nach Mitternacht. Es werden mal wieder die alten Sachen aufgelegt und erneut beginnt die Diskussion nach der besten Band… Als ich dann erzähle, wir wären im letzten Jahr bei Sweet gewesen, ernte ich bei den Herren nur mitleidiges Lächeln (unter Led Zep geht ja gar nix…) und von den Damen erfahre ich, das sie „Co-Co“ (!?) schon immer gut fanden…

Ja, dann… müssen wir dieses Jahr nochmal hin!

Nicht zu nah dran…
und trotzdem laut!

Nach ein paar Gläschen Sekt war es abgemacht und ich wurde beauftragt, die Karten zu besorgen. So kam es, das mein Schatz und ich uns nach Jahresfrist erneut vor der Markthalle Hamburg in die Schlange einreihten, diesmal begleitet von zwei „Debütantinnen“. Die erwähnten Herren pflegten lieber ihre Vorurteile 🙂

Ein paar Stunden später saßen drei völlig begeisterte Mädels bei mir im Auto, von denen die ein oder andere lediglich von der ungewohnten Lautstärke irritiert war. Sweet ist halt doch eine Rockband!

Andy Scott = Sweet
Auch wenn man den anderen Bandmitgliedern vielleicht ungerecht wird… ohne Mr. Scott würde es die Band schon lange nicht mehr geben.
Das Konzert in Stichworten
Sweet Satisfaction
Guaranteed
Die „Limited Edition Live Tour CD“, 71 Minuten Hardrock mit absolutem Spaßfaktor!!

Keine Vorband, mit dem Intro ging es sofort los, es wurde fast das gleiche Programm wie in 2013 geboten, als Überraschungen wurden „Peppermint Twist“, „Into The Night“ und „Lady Starlight“ gespielt, im Fanshop gab es eine sehr geile Limited-Edition-Live-Tour-CD (leider ohne die drei erwähnten Songs), Andy Scott kann mit einer Cola-Dose und seiner E-Gitarre herrlichen Lärm machen und Pete Lincoln’s Stimme war dieses Mal absolut top.

 

 

Als das Licht nach fast zwei Stunden wieder anging, hatten alle ihren Spaß gehabt.

Und das ist ja wohl der Sinn eines Rock-Konzerts 😉

See you next year?

Der Womanizer

James Blunt

04.03.2014, Moonlanding 2014 World Tour, O2-World

Weil alle, aber auch wirklich alle (!), mir bekannten Mädels und Damen aus Nachbarschaft und Tennisverein für diesen Sänger schwärmen, ich bei seinen Liedern im Radio nicht den Sender wechsel („Bonfire Heart“ finde ich sogar richtig gut!) und weil weder meine Liebste noch ich diesen Wunderknaben bisher live gesehen hatten, war ich mir sicher, mit zwei Konzertkarten ein ideales Weihnachtsgeschenk gefunden zu haben. Damit lag ich goldrichtig!!

Es wurde wirklich ein besonderes Konzert. Die O2-World in voller Bestuhlung hatte ich mit einer Frontbühne auch noch nicht erlebt, die Stimmung vor dem Konzert erinnerte etwas an eine Fernsehshow. Die Fans harrten alle lieb und artig aus, keine Gesänge, keine Partystimmung. Die Frauenquote lag (geschätzt !) bei 80%, vielleicht die Ursache für das gesittete Benehmen? Okay, Scherz beiseite, kommen wir zur Vorgruppe.

Anna F.
Das war okay, vielleicht nur nicht das richige Publikum?

Anna F. ist eine österreichische Singer-Songwriterin, die mit ihrer Band einen wirklich ordentlichen Auftritt ablieferte. Für die meisten Zuschauer(innen) vielleicht nicht ohrwurmtauglich genug. Erst bei „Unbelievable“ kam so etwas wie Stimmung auf. Dann wieder Licht an, Umbau und es erschien…er.

James Blunt:
Man (bzw, frau) muß ihn einfach mögen 🙂

Nein, ich will nicht lästern oder ironisch werden. James Blunt lieferte ein wirklich gutes Konzert ab. Seine Band spielte druckvoll und gut, er selber besitzt live eine volle Stimme und beherrscht sowohl Keyboard/Klavier wie auch Gitarre.

Die Songs hatte man(n) alle irgendwie schon mal im Radio gehört, von daher war der Wiedererkennungsfaktor sehr hoch.

Das alles fand vor einer auf mehreren Licht- und Leinwänden projezierten Space-Show statt. Auch die Astronauten-Overalls der Musiker wiesen thematisch auf die Moonlanding-Tour hin.

Der Sinn hat sich mir in Bezug auf die Musik oder die einzelnen Songs nicht so ganz erschlossen, aber was soll’s?

Für diese Untermalung gab es von mir schon mal die volle Punktzahl, ebenso empfand ich sein Bad in der Menge als eine nette Geste.
Als er von der Bühne sprang und durch die Stuhlreihen bis zum anderen Ende der Halle und zurück zur Bühne lief, dabei mit zahllosen Zuschauern (bzw. Zuschauerinnen) ein „High-Five“ austauschte, war mein erster Gedanke „Wenn das man gut geht“. Das Publikum reagierte jedoch so, wie es zuvor schon den Beginn des Konzertes abgewartet hatte: lieb und gesittet. Ich hätte eher mit ekstatischen Umarmungsversuchen, Küssen und Klammern gerechnet. Mr. Blunt benötigte jedoch nicht einen Bodyguard um gesund und munter auf die Bühne zurückzukehren.

Fazit:
Ein netter und symphatischer Musiker mit einer netten und sympathischen Band spielte nette und symphatische Songs für ein nettes und symphatische Publikum… Stop! Das ist jetzt doch etwas übertrieben.

Einfacher gesagt: es war ein gutes und unterhaltsames Konzert und als wir am Schluß die Halle verliessen, taten mir die knapp 90,-€ überhaupt nicht leid. Man(n) muss ja nicht gleich alle James Blunt-CDs im Schrank stehen haben, Frauen könnten hier aber anderer Meinung sein 🙂

Pressestimmen

Warum James Blunt mit der Ukulele ins Bett geht

Hamburg ist so etwas wie ein Heimspiel für den britischen Sänger. In der O2 World in Hamburg verzückte er seine rund 12.000, zumeist weiblichen, Fans.

(Quelle: Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt)

Hamburg. Die junge Frau mit der Kurzhaarfrisur hält es nicht auf ihrem Sitz im Block U 18. Schon bei "I'll Take Everything", dem zweiten Song des Abends, steht sie auf und schmachtet den Sänger an. Der ist zwar etwa 100 Meter entfernt und sieht diese Liebesbekundung nicht, aber James Blunt spürt vorn auf der Bühne der 02 World mit Sicherheit, wie ihm die Herzen zufliegen. Von Beginn an ist die Stimmung in der fast ausverkauften Arena euphorisch, obwohl Blunt fast keine Rockkracher und schnelle Tanznummern im Repertoire hat. Die Songs des Engländers sind wie Amors Pfeile, jeder trifft mitten ins Herz – zumindest in das seiner vielen weiblichen Fans, die an diesem Abend in der Arena in der Mehrzahl sind. Es wird mitgesungen und vor allem mitgeklatscht, die Stimmung ist prächtig. Dass ihr Idol so manchen Ton im hochgestellten Falsett nicht trifft, tut der Begeisterung keinen Abbruch, man ist ja nicht in der Oper.

Auch in Schale geschmissen hat sich James Blunt für seine 12.000 Anhänger nicht. Er und seine Band tragen grüne Overalls, wie sie beim Militär oder in Kfz-Werkstätten üblich sind und vielleicht auch bei Astronauten unter ihren Raumanzügen. Auf den Ärmeln prangt der "Union Jack", obwohl die Briten sich nie in der Raumfahrt engagiert haben. Blunts aktuelles Album heißt "Moon Landing", und auch die in Deutschland startende Welttournee trägt diesen Titel. Videos von Raketenstars auf Cape Canaveral, von Neil Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond, und Aufnahmen aus dem All auf unseren blauen Planeten flimmern im Hintergrund der Bühne über die Leinwand und geben der Show einen visuellen Zusammenhalt. Die aktuellen Songs haben wenig mit dem Griff nach den Sternen zu tun: Als Armstrong über den Mond tapste, war Blunt noch nicht mal geboren. Der Titel rührt daher, dass Blunt sich wie in einer Raumkapsel gefühlt habe, als er die neuen Songs seines inzwischen vierten Studioalbums aufnahm.

Fast ein Drittel der Songs stammt an diesem Abend aus "Moon Landing" wie das für Whitney Houston geschriebene nachdenkliche "Miss America", das fröhliche "Postcards" oder das hymnische "Blue On Blue". Viele der Songs handeln von der Liebe, mit der Ballade "You're Beautiful" schaffte der Ex-Soldat 2004 den Durchbruch und wurde mit seinen gefühligen Liedern so etwas wie der Chris de Burgh der Gegenwart. Blunt ist freundlich und unprätentiös, Ecken und Kanten sind nicht auszumachen, er bietet die ideale Projektionsfläche für Sehnsucht und unerreichbare Liebe. Wenn er "You're Beautiful" singt, erreicht das jede Frau im Saal. "Goodbye, My Lover", nur mit Klavierbegleitung gesungen, beschreibt den Trennungsschmerz und eine Erfahrung, die auch schon fast jeder einmal gemacht hat. Viele seiner Songs haben eher düstere Texte, aber Blunt präsentiert sie auf eine fast sonnige Art. Vielleicht ist das ein weiteres Geheimnis seines Erfolgs: Er wirkt grundsätzlich positiv, und selbstironisch ist er auch. Als er bei einem Song eine Ukulele benutzt, sagt er grinsend: "Die nehme ich immer mit zu Bett, weil ich damit größer aussehe." Kurz vor dem Zugabenteil gibt es den 40-Jährigen auch noch zum Anfassen. Da steigt er von der Bühne, läuft durch den bestuhlten Innenraum und klatscht Dutzende von Händen ab.

Das Publikum ist nach 90 Minuten völlig aus dem Häuschen. Mit ohrenbetäubendem Trampeln werden Zugaben eingefordert, die obligatorisch zum Programm gehören. "Stay The Night", "Bonfire Heart", den aktuellen Hit, und "1973" gibt es als Draufgabe. Die Frau mit der Kurzhaarfrisur ist selig. Als das Saallicht aufflammt, geht sie mit verklärtem Blick Richtung Ausgang.

9000 Fans jubeln: James Blunt in der O2-World

Sportlich, sportlich, Mr. Blunt!

(Quelle: Katja Schwemmers, Hamburger Morgenpost)

Wie ein olympischer Fackelträger läuft der britische Sänger am Montag vom hinteren Ende der vollbestuhlten O2 World in Richtung Bühne. Und 9.000 Fans jubeln ihm dabei zu. Ein Griff zur Gitarre, und schon stimmt der 37-Jährige zum rockigen Eröffnungssong „So Far Gone“ an. „Entschuldigung, mein Deutsch ist nicht so gut“, sagt James Blunt in entzückendem Denglisch. Sonst machen andere die Witze über ihn, diesmal macht er sie selbst. „Ihr werdet die nächsten drei bis vier Stunden sehr traurige Musik hören. Ihr werdet die Sitze brauchen! Und um 2 Uhr morgens wandeln wir das Ganze dann in ein Rockkonzert um!“ Die Lacher hat der Songwriter mit dem Bubi-Haarschnitt auf seiner Seite. Auf den Schlag folgt die erste Ballade „Carry You Home“, die er zwischen den funkelnden Leuchtstäben und -Kästen der Kulisse performt. Und die ganze Halle singt zärtlich mit. Eine Frau will sich für ihn ausziehen. „Wenn ihr das alle macht, dann singe ich besser“, scherzt er. Zum ersten traurigen Höhepunkt kommt es mit „Goodbye My Lover“, für das sich Blunt allein am Klavier begleitet. Gänsehautatmosphäre! Ganz großes Kino! Richtig rockig wurde es danach nur bei „Turn Me On“. Aber wenn das die oft belächelte Hausfrauenmusik sein soll, die Blunt macht, stehen wir ab morgen gern in der Küche.

So war es bei James Blunt!

James Blunt - der Mann im Raumfahreranzug hat ein Händchen für Herzerwärmendes

(Quelle: Nadine Lischik auf www.ampya.com)

Wer denkt, dass James Blunts Kuschel-Balladen wie "You're Beautiful" dazu führen, dass die Konzerte des Engländers zu Softie-Shows mutieren, wurde gestern Abend in der Hamburger o2 World eines Besseren belehrt.

Wir fühlen uns wie in Cape Canaveral: "Fünf, vier, drei, zwei, eins", zählt eine Stimme aus dem Off an, bevor die Rakete sich in Bewegung setzt und Richtung Weltraum startet. Was dann folgt, ist jedoch keine echte Mondlandung, sondern James Blunts Auftritt in der Hamburger o2 World. "Moon Landing" heißt das neue Album des 40-jährigen Briten, und während er den Abend mit "Face The Sun" eröffnet, flimmern hinter seinem Rücken Mondbilder über die Leinwand. Passend zum Thema tragen Blunt und seine vierköpfige Band eine Art Pilotenoverall und stehen auf Podesten in der Optik eines Raketenfußes.

Apropos fliegen – der neuseeländische Radiosender The Rock hat sich für James Blunts Gastspiel in Auckland Ende Mai kürzlich eine Verlosung der etwas anderen Art ausgedacht: Die Gewinner werden am Tag von Blunts Konzerts aus dem Land geflogen und bekommen Tickets für ein Rockkonzert. Wäre das Team von The Rock an diesem Abend in Hamburg dabei gewesen, sie wären wohl überrascht und mit einem schlechten Gewissen nach Hause gegangen. Denn wenngleich Blunt das Image vom Schnulzensänger wohl nie wieder loswerden wird, sind seine Konzerte weit mehr als eine reine schnöde Kuschelrockveranstaltung.

James Blunt hat die o2 World im Griff

Schon beim zweiten Song "I’ll Take Everything" hält es im bestuhlten Innenraum dann auch niemanden mehr auf seinem Sitz. Für jede Schmusenummer hat Blunt mindestens einen halben Uptempo-Song im Programm. Die Ballade "Blue On Blue" von seinem neuen Album endet plötzlich mit lauten Gitarren, bei "Billy" rennt Blunt in seinem Overall am Bühnenrand auf und ab und in "So Long, Jimmy" gibt’s sogar ein Gitarrensolo. Zwischendurch fühlt man sich deshalb tatsächlich wie auf einem Rockkonzert. Die Stimmung könnte besser kaum sein. Je nachdem was sich anbietet, singen die Hamburger mal im Chor ("Goodbye My Lover") oder klatschen willig im Takt ("These Are The Words"). In der dritten Reihe schwenkt sogar jemand ein großes, rotes Papierherz. Kein Zweifel, James Blunt hat den Laden im Griff.

Dass er dabei so sympathisch rüber kommt, liegt nicht zuletzt daran, dass Blunt sich – trotz 17 Millionen verkauften Alben und einem nach ihm benannten Skilift in der Schweiz – selbst nicht zu ernst nimmt. Darauf deutet nicht nur sein Pilotenoverall hin, in dem Blunt ein bisschen aussieht wie ein kleiner Junge, sondern auch so manche Ansage. "Mit dem Ding sehe ich riesig aus", sagt er, als er sich für das Stück "Postcards" eine Ukulele umhängt. "Die nehme ich übrigens auch mit ins Schlafzimmer." Als Blunt den Abend nach gut eineinhalb Stunden schließlich mit "1973" beendet ist der eine oder andere mitgeschleppte Mann, der anfangs noch grimmig aus der Wäsche guckte, tatsächlich am Mitschunkeln.

James Blunt und die rhythmischen Analphabeten

Offen gesagt

(Eine Klatsche von Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt)

"Bitte klatscht in den nächsten drei Minuten und 40 Sekunden nicht", bittet James Blunt sein Publikum in der O2 World. Doch sein Wunsch verhallt. Taubheit seiner Fans? Ignoranz? Mangelnde Englischkenntnisse? Viermal muss er ansetzen, bis er endlich "I Really Want You" singen kann, ohne dass stumpfes Geklatsche von den Rängen die Zartheit dieses Liebesliedes zerstören würde. Das Konzert des britischen Singer/Songwriters ist eine einzige Klatschorgie – ein Trend, der bei Popkonzerten immer stärker zu werden scheint. Deutsches Publikum klatscht gern – und immer falsch. Jeder 5/8-Rhythmus wird gnadenlos zu einem 4/4 begradigt, jede Synkope wird konsequent ignoriert, wie vor ein paar Wochen bei einem Gregory-Porter-Konzert erlebt – was bleibt, ist rhythmisches Analphabetentum. Diese euphorisierten Fans merken gar nicht, dass sie den Vortrag des jeweiligen Künstlers zerstören. Wer die Nuancen eines Stücks in einem Konzert hören möchte und sich wirklich auf die Musik einlassen möchte, kann getrost zu Hause bleiben – die Stimmungsmacher in den Arenen machen jeden Hörgenuss schon im Ansatz zunichte.

In Kinos, Theatern und bei Klassik-Konzerten herrscht Handyverbot, um das Geschehen auf Leinwand oder Bühne nicht zu stören. Zu Recht. Für Popkonzerte sollte aus demselben Grund ein Mitklatschverbot verhängt werden. Jubeln können die Fans am Ende jedes Songs und sich die Hände blutig klatschen – aber bitte nur dann.

Fans haben immer Recht!

Status Quo

12.11.2013, Bula Quo Live!, O2-World, Hamburg

Übermaß von Kritik zeugt von Unverständnis
(Gustave Flaubert (1821 – 1880), französischer Erzähler)

Eine seltsame Überschrift? Ich glaube nicht. Es gibt in der Rockmusik meiner Meinung nach kaum zwei Bands, die von Beginn an immer wieder von der Fachpresse runtergeschrieben und von den „ernsthaften“ Kritikern so zerissen wurden, wie Status Quo und Uriah Heep.

Während sich im Falle von Uriah Heep eine Journalistin des Rolling Stone sogar umbringen wollte, wurden Status Quo immer wieder auf die vermeintlichen drei Akkorde reduziert.

Ganz offenbar war (und ist!) das den zig Millionen Fans in aller Welt völlig egal, denn mittlerweile sind beide Bands seit mehr als 44 Jahren erfolgreich.

Und nun gab es quasi ein Doppelkonzert dieser beiden Urgesteine der Rockmusik. Klar: Headliner war Status Quo, aber Uriah Heep sind sicherlich weit mehr als eine Vorgruppe!
Damit hatte ich endlich wieder Gelegenheit, Uriah Heep auf einer großen Bühne zu sehen. Die zahlreichen Auftritte in den kleineren Hallen waren zwar auch nicht schlecht. Aber nach meinem Geschmack gehört diese Band in die großen Hallen.

Uriah Heep 2013:
Mick Box, Russell Gilbrook, Bernie Shaw, Phil Lanzon, Davey Rimmer (v.l.n.r.)

Rechtzeitiges Erscheinen sicherte mir einen guten Platz vor der Bühne in der mit knapp 7000 Zuschauern gut besuchten O2-World und pünktlich um 20.00 Uhr betraten Heep die Bühne. Wenn ich da an die Tour 1972 denke: fast vier Stunden Verspätung in der Ernst-Merck-Halle! Aber das waren wirklich andere Zeiten 🙂

Und dann donnerten 60 Minuten Gitarrenkaskaden, Orgelwälle und Bassläufe auf uns nieder, das Schlagzeug ließ die Halle erbeben, immer wieder unterbrochen von leisen Passagen.

„Sunrise“, „Traveller In Time“, „July Morning“ aus den alten Zeit oder auch „I’m Ready“ von 2011 ließen keine Langeweile aufkommen und die Band hatte das Publikum schnell im Griff.

Mick Box jagte aus der Gitarre immer wieder neue einhändige Läufe, während er mit der rechten Hand Töne „aus der Luft pflückte“, tausend Mal gesehen und immer wieder schön! Bernie Shaw hatte zu Beginn kurz Probleme mit der Technik, die Stimme war etwas runtergeregelt, konnte dann aber überzeugen.

Mit „Gypsy“ und „Easy Livin“ war die Stunde dann fast vorbei und es fehlte noch die Zugabe. Ich will es kurz machen: mit „Lady In Black“ wurden die Stimmbänder der Fans zum ersten Mal an diesem Abend an ihre Grenzen gebracht und damit wäre dieser Auftritt schon fast alleine das Eintrittsgeld wert gewesen.

 

Now, let’s listen to the music…
and try to identify the chord
(2007 – In Search Of The Fourth Chord)

Eines vorweg: natürlich legt man sich Status Quo abends nicht in den Player, um bei einem gepflegten Glas Rotwein filigranen Klangsphären zu lauschen… Aber wer will das denn wirklich in einem Rockkonzert? Nach genau 30 Minuten Umbau gab es nur noch eines: „Let’s boogie“!

Status Quo 2013:
Rick Parfitt, Francis Rossi, Leon Cave, John ‚Rhino‘ Edwards, Andy Bown (v.l.n.r.)

Vom ersten Akkord (natürlich „Caroline“) bis zum gemeinsamen Bye-bye („Bye Bye Johnny“) ging es jetzt nur noch vorwärts, die Band schien vor Spiellaune zu sprühen und wenn Rick Parfitt mal etwas erschöpft „schauspielerte“, dann wurde er Sekunden später von den einsetzenden Akkorden wieder angetrieben.

Ich kann mich auch beim besten Willen kaum festlegen, welches denn die Höhepunkte der 115 Minuten waren. „Down Down“ ist sicherlich hängengeblieben. Oder auch „Big Fat Mama“, wo wir älteren Zuschauer dass Gitarrensolo mehr oder weniger fehlerfrei mitsangen, während die Kiddies uns völlig perplex anstarrten… genialer Moment!

https://youtu.be/cihlTdJZpMA

Aber dann war da ja auch noch „Whatever You Want“ oder „What You’re Proposing“, „Down The Dustpipe“ und „Railroad“ als Medley… und , und, und…

 

Knapp drei Stunden Spaß!
Das war doch eine echte Alternative zum geplanten Abend, oder ?

Auch wenn ich „Rockin‘ All Over The World“ kaum noch ertragen kann (unsere norddeutschen Radiosender haben es einfach totgenudelt!), live trifft es doch wieder den Kern der Sache. Damit ging es dann schon in die viel zu kurze Zugabe. Mit dem alten Bluesrock-Klassiker „Junior’s Wailing“, den sich Quo einst von Steamhammer ausgeborgt hatten, und „Rock’n’Roll Music“ wird am Ende Altmeister Chuck Berry gehuldigt. Und die ganze Halle singt „Bye Bye Johnny“.

Was für ein geiler Abend!

Pressestimmen

7000 begeisterte Fans

Status Quo und Uriah Heep rockten in der O2-World

(Wiebke Tomesche, www.mopo.de)

Es wäre zu sehr Klischee, zum Dienstagabend etwas wie „In dem Alter noch so wild!“ oder „Für alte Herren rocken die aber ganz schön!“ zu sagen. Denn es ist unfair, Uriah Heep und Status Quo nur nach ihrem Alter zu beurteilen. Fänden sicher auch die 7000 Fans, die beide Bands in der O2-World bejubelten – und die eine exzellente Rockshow geboten bekamen.

Eingeläutet wurde der Abend von Uriah Heep, die mit mitreißenden Gitarrensoli, Orgelkaskaden und erbarmungslosem Schlagzeug bewiesen, dass Instrumentalpassagen alles andere als langweilig sein können. Sänger Bernie Shaw trug bei Songs wie „Easy Livin’“ und natürlich – als letzter Song – „Lady In Black“ seine eindringliche Stimme dazu bei.

Um halb zehn war es dann soweit: Die britischen Rocker von Status Quo enterten die Bühne. Sänger Francis Rossi startete direkt mit dem Hit „Sweet Caroline“, brauchte aber ein paar Songs, um seine markante, raue Stimme aufzuwärmen.

Spätestens bei „You’re In The Army Now“ lief aber alles rund: die Band perfekt eingespielt, alles greift ineinander wie bei einem Uhrwerk.

Und dann all die Hits! „Whatever You Want“, „Down Down“ und natürlich „Rockin’ All Over The World“. Und: Laut waren die Herren! Wie sich das eben für eine Rockband gehört.

Status Quo reißt 7000 Hamburger von den Sitzen

Die britischen Boogie-Rock-Band Status Quo nahm ihre Fans in der O2 World mit auf eine 100 Minuten lange Zeitreise durch vier Jahrzehnte Rockgeschichte. Uriah Heep sorgte mit der "Lady in Black" fürs Warm-up.

(Stefan Reckziegel, Hamburger Abendblatt)

Hamburg. Egal wie viele Frauen und Männer zu einem Konzert von Status Quo kommen, eine ist immer dabei: die süße "Caroline". Der Song vom legendären "Hello"-Album aus dem Jahr 1973 eröffnete am Dienstagabend traditionsgemäß auch das Hamburger Konzert der britischen Boogie-Rocker. Und schon mit dem zweiten Stück, dem rasanten "Paper Plane" vom Album "Piledriver" (1972), hatten die fünf Männer um die Band-Gründungsmitglieder und Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi auch fast alle 7000 Besucher in der O2 World erreicht. Zum Doppelkonzert der Rockveteranen – Special Guest war Uriah Heep – kamen gut 2000 Besucher mehr als kürzlich in die Berliner Max-Schmeling-Halle.
100 Minuten lang bot Status Quo einen engagiert-routinierten Querschnitt mit 20 ihrer insgesamt fast 100 Hits, inklusive der Lieder "Looking Out 4 Caroline" und "Go Go Go" vom aktuellen Album "Bula Quo!". Hörbar besser beim Publikum kamen das Medley mit "What You're Proposing" und weitere Klassiker aus den 70ern an. Hier stellten sich Parfitt und Rossi, dessen Zopf endgültig ab ist, wieder mal zu ihren Gitarrenduetten, zupften, hüpften und sangen. Vor allem der 65-jährige Parfitt zeigte sich noch gut bei Stimme. Mit dem von ihm intonierten "Whatever You Want" und "Rockin All Over The World" bretterte Status Quo dem furiosen Finale entgegen, bei dem alle Zuschauer standen und das noch zwei Zugaben bot: die Bluesrock-Hymne "Junior's Wailing" und "Bye Bye Johnny", eine Reverenz an Rock-'n'-Roll-Altmeister Chuck Berry.

Zeitweilig überraschend hart war zuvor die Stunde mit Uriah Heep verlaufen: Die Landsleute von Status Quo und echten Hardrock-Veteranen nahmen sich mehr Auszeiten, griffen mit "Look At Yourself" und "Easy Livin'" aber zur Freude manch alter Fans beinhart in die ganz frühen 70er zurück. Mit Gitarrist Mick Box gehört nur noch ein Gründungsmitglied zur Band, und als Sänger Bernie Shaw mit der "Lady in Black" in die Umbaupause geleitete, schien sich so mancher Mitsänger im Publikum sogar auf den Zahnarztbesuch am Mittwoch zu freuen: "Aaahaahaa..."

Status Quo und Uriah Heep

Ewige Akkordarbeiter

(Autor: Jens Prüwer auf www.hamburg.de )

Seit einem halben Jahrhundert stehen Status Quo auf der Bühne und begeisterten auch am Montagabend ihr treues Publikum in der O2 World Hamburg mit solider Akkordarbeit und klassischen Soli. Anders als Uriah Heep.

„In the Search of the Fourth Chord“ nannten Status Quo eines ihrer 28 Studioalben in Anlehnung an den berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte. Der Titel fasst das Credo der Band, die seit nunmehr 51 Jahren existiert, in purer Selbstironie zusammen. Denn Status Quo, das ist die Quintessenz des Rock’n’Roll, der nicht mehr als drei Akkorde braucht, um die Massen bis heute anzuziehen. Massen, das sind in diesem Fall etwa 6.000 Fans in der O2 World, die sich das Doppel-Rockkonzert von Uriah Heep und Status Quo nicht entgehen lassen wollen.
Uriah Heep als Parodie der Achtziger

Pünktlich um acht Uhr erklären Uriah Heep den Wochenanfang zum Freitagabend, indem sie mit kernigen Riffs routiniert losrocken. Man merkt es nicht nur bei Sänger Brian Shaw, der bei jedem Instrumentalpart demonstrativ die Bühne verlässt, dass die Band heute nicht ihr Debüt gibt. Denn „Marshall meets Les Paul“ ist eine Kombination, die nie so altbacken klingt, wie die Zottelmähnen aussehen, die sie spielen. Zugeständnisse an die heutige Zeit machen Uriah Heep keine, weder musikalisch noch optisch. Mit ihren Hosen von damals, aber weiteren Hemden sind sie eine ungewollte Parodie der Achtziger. Ein vergleichbar kleiner Tribut, den die Band den letzten Jahren zollen muss, angesichts des wohlwollenden Jubels, der ihnen nach „Lady in Black“ entgegen gebracht wird.
Simple Songs, große Unterhaltung

Es folgt eine kleine Umbaupause mit großer Wirkung: Status Quo liefern zum einen mit ihrem adretten Kleidungsstil ein komplett anderes Bild ab als Uriah Heep. Zum anderen verschaffen sie sich trotz ihrer simplen Songstrukturen über knapp zwei Stunden Gehör. Zwar ähneln sich zahlreiche Stücke, da sie den vierten Akkord nur in Ausnahmefällen finden, aber „Rockin‘ All Over The World“ hat noch auf jedem guten Stadtfest für Unterhaltung gesorgt. „It’s only Rock’n’Roll, but I like it“ sangen die Stones: Status Quo haben verstanden, was Mick Jagger meint. Nach wenigen Takten wippt mindestens der kleine Zeh automatisch mit, weshalb die agilen Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi den Vergleich mit aktuellen Chartbreakern durch ihre jahrelange Bühnenerfahrung absolut nicht scheuen müssen.

Wortkarg, aber trotzdem gut

Status Quo und Uriah Heep live in der o2 World Hamburg

(Von Paul Holstein, veröffentlicht am Freitag, 15. November 2013, auf www.regioactive.de )

Der Schachzug des Veranstalters, Uriah Heep als Very Special Guest von Status Quo anzukündigen, hatte wahrlich Stil. Schließlich handelte es sich bei den beiden britischen Bands um Weggefährten und sicherlich auch veritable Konkurrenten - jedenfalls in den 70er Jahren.

Gerechterweise hätte der Abend auch unter dem Motto eines Doppelkonzertes stehen können, aber zumindest durfte Uriah Heep als Opener eine geschlagene Stunde spielen.

Das taten sie dann auch. Nach vier Stücken war der Mischer mit dem Sound zufrieden: Er zog den Lautstärkeregler hoch, sodass es endlich anfing, in den Ohren zu dröhnen. Die Jungs um Urgestein Mick Box an der Gitarre und Sänger Bernie Shaw konnten nun echten Rock spielen.

Vor allem Shaw, der immer noch fantastische Höhen erreicht, zeigte sein Können. Neben Hits wie Easy Livin', Look At Yourself oder July Morning brachten Uriah Heep auch Klassiker wie Traveler In Time oder Gypsy.

Der jugendliche Bassist Dave Rimmer ließ den Rest der Band so alt aussehen, wie sie sind. Mit seinem überlangen Bass wirkte er dennoch etwas deplatziert.

Nach einer guten halben Stunde sangen und tanzten einige Männer im Publikum mit, und beim unvermeidlichen Lady In Black hatte Uriah Heep den kompletten Saal auf seiner Seite.
Genug der Werbung, lasst uns Musik spielen

Eine knappe halbe Stunde und einen kurzen Ab- und Umbau später kam der Headliner Status Quo auf die Bühne. Eine spärlich bestückte Bühne, eine weiße Wand aus Marshallamps, unterbrochen nur vom Schlagzeug, musste reichen.

Ohne Ansage ging es los, wie gewohnt mit Caroline, gefolgt von Paper Plane, Hold You Back und Rain, bevor schließlich doch die erste Ansage von Frontmann Francis Rossi kam.

Der kommentierte gewohnt trocken, dass Status Quo, ja, eine neue Platte haben, und, ja, zwei Lieder spielen müssten, und, ja, sie hätten auch einen Film gedreht. Aber genug der Werbung, und weiter ging es.

Und zwar mit Klassikern aus den guten 70er-Zeiten, wie What You're Proposing, Down The Dustpipe, Roll Over Lay Down und dem zeitlos genialen Down Down. Zeitweise wechselte Andy Bown vom Keyboard an die dritte Gitarre, und dann wurde im Publikum gewippt und gemosht wie früher.

Der neue Schlagzeuger Leon Cave, seit Mai 2013 dabei, wusste nicht so recht zu überzeugen. Blues und Boogie begleitete er anständig, sein Drumsolo fiel allerdings unterdurchschnittlich aus; gar keins wäre vermutlich sogar besser gewesen. Das Publikum klatschte trotzdem anständig.

Nach all den Wechseln und Soli griff Status Quo in die Hitkiste und packte mit In The Army Now, Whatever You Want und Rockin' All Over The World nochmal alles aus, was früher in den Charts gelandet war. Der Boogie der Anfangsjahre wirkte dabei im direkten Vergleich sogar um einiges rotziger und schmissiger.

Die heiseren Kehlen der Zuschauer dankten der Band nach dieser Packung Hits, sodass schließlich noch eine kurze Zugabe gespielt wurde. Den Heimweg leitete Bye Bye Johnny ein.

Am Ende standen über 90 Minuten leidenschaftlicher, krachiger Bluesrock, und das schnörkellos gespielt. Das macht Status Quo lange keiner nach und so konnte das Hamburger Publikum boogieseelig nach Hause gleiten.

Belangloser Pop?

Passenger

04.11.2013, Tour 2013, Docks, Hamburg

Wenn sich eine Frauenclique aufgrund eines Radiohits spontan entschließt ins Konzert zu gehen… dann landen einige Männer bei Passenger (Ironie!!).

Plötzlich lagen also diese Eintrittskarten bei uns auf dem Tisch und ich musste erst mal schauen, wer denn diese Band ist. Mein erster Irrtum. Hinter Passenger verbirgt sich „nur“ ein Musiker, Mike Rosenberg, der Name ist das Überbleibsel eines Musikprojektes.

Bisher kannte ich ihn gar nicht und der Song „Let Her Go“ flatterte wie so viele Radiohits zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Belangloser Pop eben! Das war mein zweiter Irrtum.

Denn nachdem ich mir die CD „All The Little Lights“ besorgt und die Texte vorgenommen hatte wurde ich richtig neugierig.

Pünktlich angekommen im Docks, ergatterten wir einen guten Platz halblinks von der Bühne und ertrugen den Support-Act.

Stu Larsen
Das Motiv ist interessanter als der Auftritt 😉

Stu Larsen ist ein langjähriger Kumpel von Mike Rosenberg, sein Auftritt war jedoch überhaupt nicht mein Ding. Wie sagte mein Schatz: „Das gute bei Strassenmusikern ist doch eigentlich, das man weitergehen kann?“ Wir konnten nicht weitergehen und ertrugen geduldig diesen Auftritt.

An der Musik lag es aber vermutlich nicht, dass drei Mädchen währenddessen umkippten und von den Sanitätern rausgetragen wurden.

Nach diesem Vorspiel schwante mir schon Böses! Sollte das so weitergehen? Mein dritter Irrtum!

Passenger (Mike Rosenberg)
Eine Stimme und eine Gitarre, mehr braucht es manchmal nicht

Es gibt Künstler, die besitzen auf der Bühne das gewisse Etwas, sind  sofort mit dem Publikum in Kontakt und haben etwas zu sagen. Mike Rosenberg zählt ganz gewiss zu dieser Gruppe. Vom ersten Moment hatte er das Publikum im Griff, erzählte zu jedem Song ein paar kleine Anekdoten, kleine Geschichten, mal traurig, mal witzig und ironisch. Dadurch konnte eigentlich jeder mit normalem Schulenglisch das Konzert und die Inhalte der Songs verfolgen.

Mit seiner wandlungsfähigen Stimme und dem guten Gitarrenspiel wurde es ein wirklich unterhaltsamer Abend. Teilweise kam mir der Vergleich mit einem „jungen englischen“ Reinhard Mey in den Sinn. Passt sicherlich nicht ganz, denn gegen Ende des Konzert ließ Mike Rosenberg seine Mitreisenden („Passenger“), also das Publikum, laut und ausgiebig mitsingen und die Coverversion von „The Sound Of Silence“ (Simon & Garfunkel) war für mich einer der Höhepunkte des Abends!

Das war eine gute Idee!
An mir wäre dieses Konzert völlig vorbeigerauscht!

Mit dem Song „I Hate“ sprach er dann auch nicht nur mir aus vollem Herzen. Und als er mit „Let Her Go“ und „Holes“ seine mittlerweile zwei Radio-Hits darbot, war schon lange keine Rede mehr von „belanglosem Pop“ (s.o.).

Wer also mal Lust auf einen wirklich guten Musiker und knapp 100 Minuten tolle Unterhaltung hat, über normale Englischkenntnisse und knapp 25.-€ verfügt, der sollte sich Passenger vormerken.

Obwohl: die Kartenpreise werden mit dem Bekanntheitsgrad steigen, jede Wette!

 

Lärmbrei…

Iron Maiden

Maiden England 2013-Tour
19.06.2013, Hamburg, O2-World

Kaum eine andere Band hat das Genre „Heavy Metal“ so geprägt wie die „Eiserne Jungfrau“. Seit fast 40 Jahren, mit den üblichen Turbulenzen und Personalwechseln, rocken die Männer um Steve Harris die Hallen und Stadien der Welt.

Als im letzten Jahr die „Maiden England 2013“-Tour angekündigt wurde, da ereilte auch mich der Ruf. Diese Band wollte ich endlich einmal live erleben! Leider waren die Stehplätze bereits im November ausverkauft und ich musste mit Sitzplätzen gegenüber der Bühne vorlieb nehmen.

…ready and willing! An uns lag es nicht !!

Auch wenn ich viele Iron Maiden-Alben besitze und einige ihrer Songs zu meinen Lieblingsstücken zählen, so bin ich definitiv kein eingefleischter Fan der Band, ich kann also nicht beim ersten Akkord jeden Song erkennen und gleich einsteigen. Vielleicht hätte mir das an diesem Abend geholfen?

Der erste Eindruck, als ich mit meinen Jungs die Halle betrat: das wird ja voll heute abend! Und tatsächlich sollten es (lt.Presse) fast 12.000 Zuschauer werden. Das hat schon was!!

Nachdem wir uns zu völlig überteuerten Preisen einen matschigen Cheeseburger und lauwarmes Bier geholt hatten, begann pünktlich die Vorgruppe:

Voodoo Six:
Solider Support-Act, mehr aber auch nicht

Voodoo Six spielte bodenständigen Hardrock, ziemlich schnörkellos und irgendwo zwischen Iron Maiden und Black Sabbath. Als sie jedoch ihre Zeit herum hatten, gab es auch nicht viele Rufe nach Zugabe. Wie meinte Marcel? „Nicht schlecht, aber irgendetwas fehlt!“

Sah ich genauso und griff mir in der Umbaupause ein zweites Bier. Die tropischen Temperaturen forderten halt ihren Tribut!

Let the show begin…
Noch war alles gut!

Während die Roadies ackerten, wurden wir mit Deep Purple („Highway Star“ und „Fireball“) und Whitesnake („Still Of The Night“) bestens beschallt. „Hoffentlich kann Iron Maiden diesen Level halten?“ ging es mir dabei noch durch den Kopf.

Dann ging das Licht aus, aus den Lautsprechern dröhnte jetzt schon merklich lauter UFO mit „Doctor Doctor“. Wie ich später erfuhr, der übliche Einstieg bei Iron Maiden.

Und es ging los: klassische Musik, auf den Videowänden Bilder von kollabierenden Eisbergen, wieder Dunkelheit, blaues Lichtgewitter und dann…… Lärm!!!

An dieser Stelle ein Einschub, der für das gesamte Konzert gilt:
Es gibt da so eine Redensart: „Schlechte Musik wird nicht besser, wenn man sie lauter macht!“. Heute galt eher: „Gute Musik wird schlechter, wenn sie zu laut gespielt wird“. Auch wenn es nicht die eigentliche Lautstärke war. Wir saßen der Bühne gegenüber und der Sound war unterirdisch schlecht. Ein völlig undifferenzierter Lärmbrei, der hauptsächlich aus Bassfrequenzen, Stimme und Schlagzeug zu bestehen schien.

Ich hatte mich richtig auf die beiden berühmten Leadgitarren von Dave Murray und Adrian Smith gefreut… und hörte sie einfach nicht.

Teilweise hatten wir Mühe die einzelnen Songs rauszuhören. Das war echt nix und gemessen an dem Preis der Karten (74,60 € + VVK-Gebühr) eine Frechheit. Das es in dieser Halle anders geht, konnte ich z.B. bei Nightwish (noch mit Tarja Turunen) oder auch bei den Scorpions eindrucksvoll erleben. Von Rod Stewart oder Santana ganz zu schweigen, da diese Acts nicht in solche Dezibel-Bereiche vorstoßen. Aber Sound wie von CD ist mittlerweile in einem Konzert möglich!

Was blieb mir also übrig: sobald ich mir die Ohren zuhielt, wurden die Bassfrequenzen herausgefiltert und ich konnte zum ersten Mal die Gitarren hören….

Wer geht aber in ein Metal-Konzert und hält sich die Ohren zu… geht ja gar nicht!

Zurück zum Konzert:

Auf der Bühne zog die Band im wahrsten Sinne des Worte ein Feuerwerk ab. Sänger Bruce Dickinson rannte und kletterte auf und über die Bühne, als ob er nach Metern bezahlt würde. Die Gitarristen tobten und sprangen, als ob sie es allen noch beweisen müssten.

Dazu Laser, Pyrotechnik, Videos und Eddie in allen Inkarnationen. Besonders beeindruckend der mindestens drei Meter große Nordstaaten-Offizier-Zombie, der säbelschwingend zu „Run To The Hills“ über die Bühne stolzierte!

Die Show war wirklich spektakulär, jeden Cent des Eintrittsgeldes wert.

Und die Stimmung? Die eingefleischten Fans konnten auch in diesem Lärmbrei die Songs erkennen und gingen vom ersten bis zum letzten Akkord voll mit.

Headbangen bis zur Bewusstlosigkeit, immer wieder die rhythmisch in die Luft gestoßene „Pommes-Gabeln“ und nach den offen Mündern zu urteilen, wurde jeder Song laut und begeistert mitgesungen. Alleine… in diesem Lärm waren die Fans kaum zu hören.

So blieb mir am Ende ein zwiespältiges Gefühl: was hätte das für ein Konzert werden können?

Setlist
  • Moonchild
  •  Can I Play With Madness
  •  The Prisoner
  •  2 Minutes To Midnight
  •  Afraid To Shoot Strangers
  •  The Trooper
  •  The Number Of The Beast
  •  Phantom Of The Opera
  •  Run To The Hills
  •  Wasted Years
  •  Seventh Son Of A Seventh Son
  •  The Clairvoyant
  •  Fear Of The Dark
  •  Iron Maiden

Zugaben

  •  Aces High
  •  The Evil That Men Do
  •  Running Free

Nachdem ich jetzt im Netz die Berichte aus Frankfurt und Berlin gelesen haben, waren auch dort viele der Fans über den Sound entsetzt und fanden noch weit aus drastischere Worte.

Weshalb in den Presseberichten dieser Aspekt völlig fehlte…? Keine Ahnung.

Ob mich Iron Maiden noch einmal als Zuschauer erwarten können…? Wahrscheinlich nicht.

Für das Geld hole ich mir lieber „Flight 666“ als Blue Ray und eine Party-Pizza!

Pressestimmen

So rockten Iron Maiden die O2-World

(Quelle: Till Stoppenhagen, Hamburger Morgenpost vom 20.06.2013)

Dass Iron Maiden die Geschichte des Heavy Metal seit fast 40 Jahren maßgeblich mitbestimmt, merkte man den sechs Herren in den besten Jahren auch am Mittwochabend in Hamburg nur mit viel bösem Willen an.

Voller Spielfreude und mit einem bestens gelaunten, agilen Frontmann ließen die Londoner in der mit 12.000 Zuschauern knapp ausverkauften O2-World fast völlig vergessen, dass sie mittlerweile alle stramm auf die 60 zusteuern beziehungsweise diese Zahl schon überschritten haben. Und sie fuhren Song-Material auf, dass teilweise schon 31 Jahre alt ist.

Denn die „Maiden England World Tour“, mit der Maiden unterwegs sind, ist eine Neuauflage ihrer legendären „7th Tour Of A 7th Tour“, mit der sie Ende 80er auf ihrem kreativen Zenit in Riesenhallen und auf Festivals abräumten. Angereichert wurde das Programm mit einigen jüngeren Songs von Anfang der 90er.

Wer das seinerzeit auf VHS-Videocassette veröffentlichte Live-Video „Maiden England“ noch in Erinnerung hat, fühlt sich selig lächelnd ein Vierteljahrhundert in die Vergangenheit zurückgebeamt, als die Band zu den wuchtigen Akkorden von „Moonchild“ auf die Bühne kommt.

Die Bühnendeko mit der bizarren Eislandschaft, in der das zombiehafte Band-Maskottchen Eddie wütende Grimassen zieht, der rastlos umherspringende, immer noch athletische Sänger Bruce Dickinson – alles genau wie damals.

Spielerisch und gesanglich lassen die englischen Schwermetall-Malocher nichts anbrennen: Die „Eisernen Jungfrauen“ haben die Songs, die sie zum Teil seit Jahrzehnten nicht live gespielt haben, diszipliniert eingeübt – und ihr Publikum fest im Griff. Dickinson ist stimmlich immer noch eine Bank, auch wenn er bei seiner energischen Bühnenshow die eine oder andere Note verhaut. Dazu gibt’s einen Sack voll ewiger Publikums-Favoriten wie „Two Minutes To Midnight“, „The Prisoner“ und „The Trooper“ , Flammensäulen, das epische „Seventh Son Of A Seventh Son“ mit einem riesigen Plastik-Eddie, der hinter dem Schlagzeug aufragt: Genau das, was man will als Fan, der allmählich in die Jahre gekommen ist – ganz im Gegenteil zu dieser Band.

Ehrliche Haut, mächtig laut

Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden begeisterte 12.000 Fans in der seit Wochen ausverkauften O2 World mit einem Retro-Programm

(Quelle: Holger True, Hamburger Abendblatt vom 20.06.2013)

"Scream for me, Hamburg!" Wie viele Tausend Male Sänger Bruce Dickinson diesen Satz wohl schon gebrüllt hat. Mit jeweils anderem Ortsnamen natürlich, aber immer im gleichen Duktus: Ich bin hier, wo seid ihr, wir wollen die Sau rauslassen heute Nacht! Auch in der seit Monaten ausverkauften O2 World ist sofort Partystimmung angesagt, als Iron Maiden nach dem üblichen Intro (seit Jahr und Tag "Doctor Doctor" von UFO) auf die Bühne stürmt. Wobei: "Iron Maiden" sagt hier niemand. Dickinson, Bandchef Steve Harris und all die anderen sind schlicht "Maiden", keine abgehobenen Stars, sondern Kumpel irgendwie, die einen durch die Jugendzeit begleitet haben, die den Gegenentwurf zu Hip-Hop, Techno oder Grunge lieferten und denen man auch ein paar schwächere Platten nachgesehen hat.

Wie treu die Fanbasis ist, zeigt sich nicht nur an den Ticketverkäufen, sondern auch am Merchandise-Umsatz. Trotz hoher Preise (30 Euro für ein Tourshirt, 100 Euro für ein Hockeytrikot mit Bandaufdruck) sind die Stände umlagert. Der Gesamtwert der in der Arena zur Schau getragenen Shirts dürfte konservativ geschätzt bei einer Viertelmillion Euro liegen, denn wer sich hier nicht qua Outfit zu den Urvätern der New Wave Of British Heavy Metal bekennt, ist klar in der Minderheit. Und wer sich von dem, was er an diesem Abend geboten bekommt, nicht vollkommen begeistern lässt, auch. Nachdem Iron Maiden zuletzt ihr doch einigermaßen kontrovers diskutiertes Album "The Final Frontier" auf einer Tour vorstellte, ist jetzt Retro total angesagt. Heißt: keine neuen Stücke, sondern in Sachen Bühnenshow und Songauswahl eine leicht geliftete Version der längst legendären 88er-Setlist.

Heißt: Kracher wie "Moonchild" , "Can I Play With Madness", "The Trooper" oder "2 Minutes To Midnight" hintereinander weg. Heißt: Euphorie und Mitgrölmodus ab Minute eins. Lediglich bei "Afraid To Shoot Strangers", eine ruhige Nummer, die die Gedanken eines Golfkriegssoldaten beschreibt, dessen Kampfeinsatz unmittelbar bevorsteht, kehrt etwas Ruhe ein. Ansonsten wird gefeiert, als sei wieder 1988, als würde das T-Shirt noch nicht über dem Wohlstandsbauch spannen und als wäre "Running Free" nicht nur eine verführerische Fantasie, sondern tatsächlich eine Option.

Dazu knallen die Funkenfontänen, schiebt sich Band-Maskottchen Eddie auf die Bühne und fordert Bruce Dickinson einmal mehr, man solle für ihn – genau – schreien. Überraschend ist das alles nicht, ein großer Spaß aber schon.

Dem Ehrliche-Haut-Image werden die Mittfünfziger mit Working-Class-Background jedenfalls mal wieder gerecht. Auch wenn sie natürlich längst vielfache Millionäre sind und ihre Freizeit gern auf dem Golfplatz verbringen. Da lässt es sich wohl verschmerzen, den Sprung nach ganz ganz oben, dorthin wo sich etwa Metallica tummelt, nie geschafft zu haben. Aber für diesen Platz an der Kommerzsonne ist Iron Maiden schlicht zu schlicht. Harris und seine Männern sind Arbeiter, exzellente Handwerker, doch sie sind nicht cool. Ihre Tätowierungen sehen aus wie selbst gestochen, ihr Kleidungsstil ist so unspektakulär, dass maximal ein Jogginghosen-Produzent mit ihnen werben könnte und vor allem hatten sie – anders als Metallica mit "Nothing Else Matters" – nie einen Überhit, der auch in der letzten Dorfdisco noch zum Standardrepertoire gehört.

Überlegungen, die in der O2 World aber niemand anstellt. Als nach knapp zwei Stunden das Hallenlicht wieder angeknipst wird, herrscht rundum Zufriedenheit. Vom Band läuft Monty Pythons "Always Look On The Bright Side Of Life", auch das hat Tradition, und entlässt 12.000 Fans in die warme Sommernacht. "War wie immer" heißt in diesem Fall. "War super." Jetzt noch schnell ein Shirt abgreifen, dann nach Haus. Ende gut alles gut. Und im nächsten Jahr gerne wieder.