Nach der unglaublich tollen Stimmung im letzten Jahr war es überhaupt keine Frage, ob wir dieses Jahr erneut zum Ackerbrand gehen wollten.
Es wurde diesmal jedoch ein Familienausflug, der sehr spät endete.
Damit könnte man diesen Beitrag schon abschließen, es war ein nahezu identisch toller Tag.
Wir trafen viele nette Leute, kamen mit dem ein oder der anderen ins klönen, konnten kulinarische Highlights genießen und Bier (oder andere Getränke) gab es mehr als genug zu absolut fairen Preisen!
Und die Musik war (zumindest für Freunde der Rockmusik) über jede Kritik erhaben.
Biest
Auch wenn nicht alle Bands zu hundert Prozent jedermanns Geschmack waren, so gab es erneut keinen Totalausfall.
„Sturms Fährmann“ war für mich ebenso eine positive Überraschung wie „Biest“ oder „Igel vs Shark“ (hatte ich letztes Jahr verpasst.
Igel Vs. Shark
Und „Triddana“ hat mich zum zweiten Mal voll erwischt.
Triddana
Am Ende gab es natürlich noch die neue CD, komplett mit allen Autogrammen! Und erneut konnte ich es nicht glauben, dass sich für diese Band bisher keine Plattenfirma gefunden hat. Die CD gibt es nur direkt bei Triddana! Natürlich eine absolute Kaufempfehlung von mir! Hier mal zum reinhören:
Die komplette Bandübersicht vom Ackerbrand 2024 :
Damn Escape
Smash Atoms
Sturms Fährmann
Brazing Bull
Biest
Triddana
Igel Vs. Shark
Danko Jones
Und weshalb gibt’s keinen Kommentar und kein Foto zu „Danko Jones“? Immerhin der Headliner…
Ich habe nach einem langen Tag irgendwann geschwächelt… vielleicht hätte ich vorher trainieren sollen? 😆
Es ist schon ein paar „Tage“ her, da lag ich in Neversdorf auf der Massagebank meines Physiotherapeuten und war mit der Fangopackung im Rücken kurz vorm Einschlafen… wer kennt das nicht.
Plötzlich war da diese Musik, dieser Refrain, und ich war wieder wach. Was war das denn? Definitiv kein NDR2-Gedudel! Noch nie gehört! Eine Mischung aus Alternative Rock und Metal, mit sehr melodiösen Elementen, teilweise fast schon Pop-Musik. Aber letztlich härter und druckvoller. Auf Nachfrage bekam ich dann vom Physio die Auskunft „eigene Playlist, tAKiDa, eine Band aus Schweden“ und war genauso schlau wie vorher.
Zuhause wurde ich dann auf Amazon Music fündig und wurde mit keinem Song enttäuscht. Und dann las ich in den Tourankündigungen den Termin in Hamburg… die Karte war blitzschnell bestellt!
Also stand ich wieder in der Halle, in der ich bereits Frog Leap erleben durfte und harrte der Dinge. Dann kam auch noch eine Vorband auf die Bühne… „muss das sein“ war mein erster Gedanke und dann „H A M M E R ! !“.
Those Damn Crows
Ganz im Ernst, ich habe schon alle möglichen Supportbands erlebt, einige gefielen mir sogar, aber wenn eine unbekannte Band es schafft, nach fünf Songs eine ganze Halle nach „Zu-Ga-Be“ schreien zu lassen, dann hat sie alles richtig gemacht! In der Umbaupause stand ich dann auch am Merch-Stand und holte mir die aktuelle CD von „Those Damn Crows“! Sehr schöne Scheibe!
Mit vollem Einsatz die Halle zum Kochen gebracht…
Und dann kam der Tipp vom Physio auf die Bühne und die nächsten 90 Minuten wurden zur absoluten Party. Nur weil ich die Band nicht kannte, war die Band ganz offensichtlich nicht unbekannt! Der Saal sang gefühlt jeden Song mit, kannte jeden Refrain und die Leute tanzten und hüpften bei jedem neuen Song sofort los.
tAKiDa 2024
Und das alles in einer bemerkenswert fröhlichen Stimmung, ohne jedes Aggro-Gehabe… einfach nur fröhlich! Eine ganz tolle Atmosphäre!
Robert Petterson (im Hintergrund der unbekannte Bassmann!)
Was kann ich zur Band sagen? Der Sänger im Schottenrock, Robert Petterson, mit toller Stimme und beeindruckender Bühnenpräsenz ist schon eine richtige Rampensau. Die beiden Gitarristen Tomas Wallin und Mattias Larsson beherrschten ihren Job, hauten einen Riff nach dem anderen raus und verliefen sich auch bei den Soli nicht… also kein endloses Gegniedel.
Tomas Wallin und Mattias Larsson
Der Schlagzeuger Kristoffer Söderström präzise und druckvoll. Am auffälligsten war für mich jedoch Chris Rehn. Dieser Multinstrumentalist mit seinen langen, glatten schwarzen Haaren tobte über die Bühne wie der leibhaftige Metal-God… ganz große Show und tolle Musik, ob auf Gitarre oder Keyboard!
Chris Rehn
Und um ihn nicht zu vergessen: es gab auch einen Bassisten, der sich überwiegend im Hintergrund aufhielt. Auf den offiziellen Bandphotos ist er nicht vertreten und einen Namen habe ich auf die schnelle auch nicht gefunden… ein Gastmusiker?
Zu vielen Songs kann ich kaum etwas sagen, ich kenne die meisten Titel noch nicht. Ein paar Stücke vom aktuellen Album „The Agony Flame“ erkannte ich zwar wieder, aber bei bereits neun veröffentlichten Alben braucht man für das Durchhören schon etwas länger. 🙂
Bemerkenswert: es war nicht ein Durchhänger dabei, bei keinem Song ging die Stimmung runter. Wenn das Tempo einmal rausgenommen wurde, dann wurden Handys und/oder Arme geschwenkt.
Hin und wieder ein ruhiges Stück… zum Luftholen!
Die knapp 100 Minuten vergingen wie im Flug und ich habe ganz selten ein Metal-Konzert erlebt, dass so viel Spaß gemacht hat!
Hier die Eröffnung mit dem Opener des neuen Albums! Kein super-tolles Video, aber der User hat mich mit erwischt (0:07, mit Basecap)!
Die nachfolgende Setlist stammt nicht aus meinem Gedächtnis (s.o.) sondern wurde mit freundlicher Unterstützung von Tante Google erstellt.
Setlist
Third Strike
Don’t Wait Up
Goodbye
We Will Never Be
Flowerchild
Better
What About Me?
Willow & Dead
On the line
Master
Morning Sun
You Learn
Sickening
Skid Row
The Loneliest Hour
Edge
Your Blood Awaits You
Feel You Falling Away
Und als kleinen Bonbon noch ein Video der Band, sozusagen ein Tourtagebuch vom Hamburger Auftritt… ungefähr bei 3:25 bin ich auch hier mit drauf… aber nur wenn man es weiß 😎
Ja, kann man so sehen. Denn ziemlich genau vor einem Jahr waren wir ja in Kiel bei diesem Hamburger Rock-Urgestein.
Damals war es toll und diesmal war es wieder toll. Wenn auch anders!
In den letzten vierzig Jahren haben wir Achim mehrfach gesehen:
in den 80ern in Lübeck, in den 90ern in Bad Segeberg, später das Jubiläumskonzert in der Fischauktionshalle oder auch vor einem Jahr in Kiel… und alle Konzerte waren beeindruckend, voller Stimmung, mit hochklassigen Begleitmusikern und nie auch nur eine Sekunde langweilig.
Dieses Mal war jedoch die Location der Star, allerdings auch ein sehr anstrengender! Der Weg in den Großen Saal kann für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, sehr anstrengend werden. Ich habe die Treppenstufen nicht gezählt! Die (gefühlt) wenigen Fahrstühle waren von Menschen überfüllt, die auf Rollstühle angewiesen waren.
Der Saal selber bot von jedem Platz eine überwiegend gute Sicht auf die Bühne, für uns war lediglich die Sicht auf die Bläser durch Lautsprecher verdeckt.
Das Konzert selber bot nahezu das gleiche Programm wie vor einem Jahr in Kiel… lediglich Achims Moderation zu den einzelnen Stücken war etwas ausführlicher. Aber heute war es ja auch ein Heimspiel für ihn! Die Leistung der Band und die Auswahl der Songs können daher ohne große Abstriche hier übernommen werden oder in dem netten Artikel aus dem Hamburger Abendblatt nachgelesen werden!
Und jetz kommen wir zur Hauptsache! Obwohl es ein elektrisch verstärktes Rock-Konzert war und die Elphi ja eigentlich für klassische Musik optimiert ist: der Sound war der Hammer!! Auf den Fotos kann man ja unsere Sitzposition erkennen und auch dort (seitwärts der Bühne!) war der Klang wie im Wohnzimmer vor einer hochwertigen Anlage… sensationell! Es gab zwar einen Zwischenruf, weil angeblich ein Lautsprecher defekt sei, das war jedoch ein einmaliger Ausrutscher!
Und mit diesem Eindruck hätte der Abend doch richtig schön enden können. Aber nach dem Konzert ist vor der Heimfahrt… und der Weg ins Parkdeck schien nur über nicht funtionierende Aufzüge möglich zu sein, die herbeigerufenen Ordner waren der deutsche Sprache nicht mächtig und die Abfahrt aus den Parkdecks mündete auf eine einspurige Ausfahrt… dann stehst du im vierten Parkdeck, hast 26.-€ Parkgebühr bezahlt und nichts geht mehr…
So endete dieser eigentlich tolle Abend mit etwas gemischten Gefühlen… und schön war es doch!
Es ist mittlerweile vier Jahre her… zwischen meinem letzten Konzertbesuch der Rival Sons und diesem Abend gab es nicht so viel neue Bands zu sehen, dem großen „C“ sei es gedankt. Umso mehr freute ich mich noch eine Karte ergattert zu haben! Den Greta Van Fleet-Auftritt vor ein paar Wochen hatte ich verpennt und dann war er schnell ausverkauft. Ebenso ausverkauft war dann auch die Große Freiheit 36 und ich durfte mich in eine lange Schlange einreihen. Zeit genug, ein paar Erinnerungen vorbei ziehen zu lassen. Die dazugehörigen Läden in der Großen Freiheit scheint es aber schon länger nicht mehr zu geben. Vom Colibri ist nur noch der Name geblieben…
Also rein in den Ort, an dem einst die Beatles loslegten, der später zur „Großen Freiheit 36“ umgetauft wurde und der durch seinen letzten Betreiber während der Corona-Pandemie mit wirren „Wandzeitungen“ und Verschwörungstheorien in die Negativschlagzeilen gebracht wurde.
Damit soll aber unter den neuen Betreibern Schluss sein und der Club will wieder mit Konzerten und Partys in die Schlagzeilen kommen.
Um viertel vor Acht ging das Licht aus und die L.A. Edwards begannen ihr Set. Damit hatte sich für mich der Abend schon gelohnt. Was die fünf Kalifornier da auf die Bühne brachten, war allerbester Folk-Rock zum Mitwippen. Wer erinnert sich noch an Jackson Browne? Genau! Moderner Sound, aber grundsätzlich in diese Richtung.
L.A.Edwards
Ein warmer Sommerabend auf der Terasse, ein kühles Bier und über dem Feld den Sonnenuntergang beobachten… genauso fühlte sich die Musik an.
Über den Sound habe ich im Netz folgendes gefunden: „Harmonien wie bei den Eagles, verwobene Gitarren wie bei den Stones, die Melancholie von Jackson Browne und der Optimismus der Arbeiterklasse wie bei Tom Petty höchstselbst“.
Ein ganz anderer Sound sollte dann die kommenden knapp zwei Stunden (ja, richtig gelesen!) von der Bühne kommen! Pünktlich um 21:00 Uhr standen die Rival Sons auf der Bühne, die sie dann erst um 22:50 Uhr verließen.
Rival Sons
Während vor vier Jahren die Präsentation des damaligen neuen Album die Setlist beherrschte, schien es mir heute wie ein Best-Of-Programm zu sein. Natürlich waren auch Songs der beiden(!) in diesem Jahr erschienen Alben vertreten… aber der Mix aus bekannten und neuen Songs sorgte für allerbeste Stimmung bei den 1600 Zuschauern… und bei mir natürlich auch.
Es war alles vorhanden, wofür man die Band lieben muss: kreischende, wimmernde und aufpeitschende Gitarrensounds, fette Bassläufe, präzises und abwechlungsreiches Schlagzeug und tolle Keyboardsounds. Vorneweg die absolut prägnante Stimme von Jay Buchanan. Auch wenn die Stimme heute Abend leicht angegriffen klang… es ist einfach Wahnsinn, was dieser Typ aus seinen Lungen raushaut.
Jay Buchanan
Also ganz kurzes Fazit: ein richtiges Highlight-Konzert in dem ich nicht eine Minute gelangweilt war.
Der Beweis? Ich verließ meinen Platz nicht einmal, um mir an der 10 Meter entfernten Bar ein Bier zu holen… ich wollte nichts versäumen!
Wir wohnen jetzt über 30 Jahre in unserem kleinen und netten Dorf. In der Zeit hat sich nicht so viel verändert und nur selten geschahen aussergewöhnliche Dinge (vielleicht abgesehen von unserem Glasfaseranschluß!).
So sieht die richtige musikalische Früherziehung aus… 🙂
Rockmusik, Festival, Metalheads, Headbangin‘ oder gar Moshpit… alles Begriffe, die man bis vor wenigen Jahren garantiert nicht mit Seth in Verbindung brachte!
Rook Road
Bis aus einer Bierlaune heraus eine Idee entwickelt und umgesetzt wurde. Mit der üblichen Corona-Verzögerung fand dann letztes Jahr das erste Ackerbrand-Festival statt. Leider waren wir damals bereits anderweitig verplant.
Absolute Festivalstimmung… mehr ging nicht!
Als jedoch der Vorverkauf für die zweite Auflage dieses Events startete buchte ich umgehend die Karten!
Triddana
Ich sollte es nicht bereuen. Was wir auf einem Acker zwischen Seth und Sievershütten vorfanden, war ein in jeder Hinsicht perfekt organisiertes Festival, jede Menge gutgelaunter Metal-Fans, neugierige Anwohner, preiswerte Getränke und… richtig (richtig!!) starke Bands!
Nächstes Jahr sind wir wieder dabai!
Ich will jetzt nicht jeden Auftritt einzeln beschreiben… das wäre sehr viel Text. Meine Highlights waren Rook Road (schnörkelloser 70er Hard Rock aus der Uriah-Heep-Ecke), Triddana (Power-Folk-Metal) und natürlich die Headliner Ugly Kid Joe („Cats In The Craddle“, „Everything About You“ oder „Neighbor“ sollte wohl jeder Rock-Fan kennen?).
Ugly Kid Joe
Es war ein wirklich perfekter Nachmittag / Abend, der (wenn ich den Zeitungsberichten glauben darf) nächstes Jahr fortgesetzt wird.
Triddana
Bis dahin läuft die Triddana-CD „Rising from Within“ sicher noch ein paar mal in Dauerschleife… absolute Kaufempfehlung!
Vor einem Jahr habe ich meine Deep Purple-Karte verschenkt, durch die ganzen Corona-Verschiebungen fielen zwei Konzerte auf den gleichen Tag und ich entschied mich für Zucchero.
Gleichzeitig hatte ich damit abgeschlossen, Deep Purple noch einmal live zu sehen. Den neuen Gitarristen Simon McBride hatte ich nur als Lückenfüller für Steve Morse eingeschätzt… vielleicht zur Erfüllung von Verträgen?
So kann man sich täuschen. Als dann im Dezember der Vorverkauf für eine weitere Tour begann… ich glaube ich war einer der allerersten, der eine bzw. zwei Karten für den Stadtpark in Hamburg erwarb. Der Nutznießer meiner damaligen Entscheidung war so begeistert von dem letztjährigen Auftritt, das er die Band nocheinmmal sehen wollte.
Wir ertrugen dann gemeinsam die Vorband Mothers Cake aus Österreich. So richtig begeistern konnten die uns nicht.
Und dann pünktlich um 20:00 Uhr begann mit Prokofiev’s „Dance of the Knights (The Royal Ballet)“ der Spaß!
Deep Purple 2023
Nach dieser Konservenouvertüre ging es los mit „Highway Star“ und „Pictures Of Home“… beide Songs bereits über 50 Jahre alt und immer noch mitreißend.
Mit 77 Jahren…
Die weitere Setlist wies neben den bekannten Klassikern (natürlich fehlte auch „Smoke On The Water“ nicht!) eine paar neue und auch etwas seltenere Stücke wie zum Beispiel „Anya“ auf.
… immer noch gut bei Stimme!
Einer der Höhepunkte für mich war mal wieder „When A Blind Man Cries“… Gänsehaut pur und wieder der Beweis, was für ein toller Sänger Ian Gillan immer noch ist. Sofern er nicht aus voller Kehle singen muss…
Don AireyIan Paice, Roger Glover
Denn eines war heute noch deutlicher, als in den Jahren zuvor: die Pausen, die ihm durch seine Kollegen durch sehr lange Soli verschafft wurden, fielen deutlich länger aus als früher! Aber der Mann wird dieses Jahr 78… das verdient schon ganz großen Respekt!
Ian Gillan, Simon McBride
Die Soli von Don Airey und Roger Glover waren erneut sensationell und der neue (s.o.) Simon McBride tat wirklich alles, um Gillan zu entlasten… eine solche Geschwindigkeit und Ausdauer habe ich lange nicht mehr gesehen. Trotzdem vermisse ich Steve Morse… sein Spiel war für mich präziser und melodiöser.
Wer will noch einen…
Auch wenn ich nicht darauf wetten will… dieses könnte dann tatsächlich mein letzter Besuch bei Deep Purple gewesen sein. Obwohl es auch schon wieder Gerüchte um ein neues Album gibt. Warten wir es ab!
Schlussakkord!
(Es ist schon unglaublich, wie schnell einige YouTuber sind… leider ist der Sound nicht ganz optimal!)
Ich glaube, fast alle Menschen haben irgendwelche Gewohnheiten. Zu unseren Gewohnheiten gehört z.B. hin und wieder im linearen Fernsehen „DAS!“ im NDR zu schauen. Meistens plätschert es so dahin, hin und wieder ist es jedoch wirklich unterhaltsam! Im Januar war dann Joja Wendt in der Sendung zu Gast und erzählte, dass er auch in diesem Jahr ein Privatkonzert bei sich im Studio geben würde.
Weil mein Schatz ihn schon einmal solo in Bargteheide gesehen und wir ihn gemeinsam mit den „Söhnen Hamburgs“ erlebt hatten, saß ich Sekunden später am PC und versuchte Karten zu ergattern.
Gottseidank war es nicht nur „ein“ Konzert, sondern es gab mehrere Termine und ich konnte zwei Tickets ordern.
So fanden wir uns mit knapp 100 Gästen nachmittags in den Räumen der „nullviernull Tonproduktion“ in Hamburg-Bahrenfeld wieder und erlebten knapp 80 Minuten Joja Wendts flinkes Fingerballett, witzige Anekdoten und mitreißende Musik.
Spätestens als er die „Rachmaninow-Leiste“ vorstellte (eine Latte mit Holzstäben, die den Schlussakkord über sämtliche Oktaven des Klaviers ausdehnt) oder das „Universum“ mit abgedämmten Saiten musikalisch wiedergab, hatte er mit mir einen neuen Fan gewonnen!
Als krönenden Abschluss konnte ich dann tatsächlich noch eine LP (dass sind die schwarzen Dinger aus Vinyl) mit Widmung ergattern, mehr ging an diesem Nachmittag nicht…
Und ich kann es mir nicht verkneifen: wer Rick Wakeman oder Jon Lord hört, der kommt eigentlich an Joja Wendt nicht vorbei…
Eigentlich braucht man doch zu Achim Reichel nichts mehr schreiben, oder? Rock-, Pop- und Schlagerfans (ja, sorry, die auch!) in unserem Alter müssten mit diesem Urgestein der deutschen Rockmusik doch aufgewachsen und älter geworden sein. Von daher war ich an diesem Abend dann doch überrascht von der halbierten und abgehängten Kieler Ostseehalle bzw. aktuell Wunderino Arena!
Knapp 1000 Zuschauer fanden den Weg in die Halle und machten dies Konzert fast zu einem intimen Clubkonzert. Ich hätte vorher darauf wetten können, dass das Interesse an Achim doch weit aus größer wäre. Egal, wir hatten unseren Spaß!
Pünktlich um 20:00 Uhr landeten die fliegenden Pferde am Strand und wir erlebten einen absolut fitten Musiker auf der Bühne, dem man den kommenden 80.Geburtstag kaum ansah!
Okay, bei „Der Spieler“ vergaß er kurz den Text, machte dies aber mit Witz und jahrelanger Routine locker wett.
Die Songauswahl war dementsprechend auch ein Ritt durch fast alle seiner Alben seit 1977. Von „Sophie mein Henkersmädel“ spannte sich der Bogen bis zu „Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus“ aus dem Jahr 2015. Dabei konnte man an diesem Abend leicht abgeänderte Versionen dieser meist doch sehr bekannten Stücke hören.
Der Unterschied lag sicher auch an der Besetzung auf der Bühne. Seine kleine Band verzichtete zum Beispiel auf ein normales Schlagzeug, der Rhytmus wurde durch den Percussionisten Jogi Jokusch vorangetrieben… das klang teilweise sehr intim und bei weitem nicht so dominant wie ein klassisches Schlagzeug!
Auf der anderen Seite stand mit Andreas Böther, Steve Wiseman und Uwe Granitza ein fabelhaftes Bläsertrio auf der Bühne… das war wirklich großes Kino. Die Saiten wurden gezupft von Nils Tuxen (u.a. Banjo und Pedal-Steel) und Achim Rafain (Bass)… ohne Ausnahme großartige Musiker.
Und mit dieser Besatzung ging es mit Kapitän Achim über knapp zwei Stunden (!) auf große Seefahrt um die Welt… von Kiel über Rungholt und Singapur bis Aberdeen… und am schönsten war’s natürlich auf Sansibar.
Und fast zum Schluss gab es dann auch eines meiner absoluten Lieblingsstücke: „Leben Leben“. Vor 20 Jahren hörten wir die Premiere dieses damals brandneuen Songs… „Was bess’res wird’s nicht geben…“
Und bevor ich es vergesse,
hier die Setlist:
(aus meiner Erinnerung…)
Heute mal kein Bild von der Karte! Es gab mal eine Zeit, da waren die Konzerttickets kleine Kunstwerke. Geeignet für Bilderrahmen oder als Beilage zur Schallplatte. Seitdem die Veranstalter die Vorteile der Print-Out-Tickets entdeckt haben rennt man mit dem selbstausgedruckten DIN-A4-Zettel zur Einlasskontrolle… ich will mich nicht daran gewöhnen!
Frontm3n
Zum Konzert: wem der Name der Band nichts sagt, der sei getröstet. Frontm3n treten kaum im Fernsehen auf und werden auch nicht im Radio gespielt.
Frontm3n (sprich: Frontmen) ist ein britisches Musiktrio, die aus den Sängern und Gitarristen Peter Howarth, Pete Lincoln und Mick Wilson besteht. Peter Howarth ist gleichzeitig Frontmann der 1962 gegründeten Band The Hollies. Pete Lincoln war Sänger und Bassist der Bands Sailor und The Sweet und steht aktuell bei Smokie am Mikrophon. Mick Wilson war u. a. Sänger und Perkussionist bei 10cc.
Pete Lincoln
Wenn man das jetzt so liest, dann kann man eine der üblichen Oldie-Bands erwarten… jeder kennt die Songs und Überraschungen sind nahezu ausgeschlossen!
Ich will es gleich abkürzen: wir wurden mehr als positiv überrascht!!
Mit einem abwechlungsreichen Mix von Oldies und eigenen Songs gelang es der Band die (gefühlt) 800 Zuschauer in dem sehr gut besetzten Saal anzuheizen.
Das besondere an diesem Konzert: vielen der jedem bekannten Songs von Sweet, 10cc oder den Hollies drückten sie ihren eigenen Stempel auf. Fast ausschließlich mit akustischen Gitarren und tollem dreistimmigen Gesang lebten die Songs plötzlich wieder auf. Natürlich kennt fast jeder „Ballroom Blitz“, aber mit leichten Country-Elementen gespielt, hätte das auch ein Song der Eagles sein können. „Love Is Like Oxygen“ klang in dieser sparsamen und langsameren Version unglaublich toll. Unter den jeweiligen Solo-Auftritten stach für mich ganz besonders Peter Howarth mit dem akustischen „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ heraus. Wahnsinn!
Peter Howarth
Und die eigenen Songs wie „Angels And Demons“, „All At Sea“ und natürlich „Enjoy The Ride“ fügten sich nahtlos ein.
Die Musiker selber stellten sich als sympathische und unterhaltsame Profis vor. Die Sprüche und Witze, die (in „leichtem“ Englisch) über die Bühne flogen, wirkten spontan und nicht einstudiert. Und wenn Engländer sich schon scherzhaft selber als „Inselaffen“ bezeichnen, dann haben sie bei mir gewonnen!
Daher als Fazit:
Ein wirklich unterhaltsames, langes und preiswertes Konzert war gegen 23:00 Uhr beendet. Und wenn die Herren in der Zukunft durch Norddeutschland touren… das kann man gerne wiederholen!
Hier die Setlist
(wenn ich mich nicht vertan habe…):
Bus Stop
(The Hollies cover)
Coco – Papa Joe
(Sweet cover)
The Things We Do for Love
(10cc cover)
Open Up
Love Is Like Oxygen
(Sweet cover)
Walking down that line
If You Think You Know How to Love Me
(Smokie cover)
You Got It
(Roy Orbison cover)
All I see
Priceless
(The Hollies cover)
Rubber Bullets
(10cc cover)
Pause
Take that fall for you
Fox on the Run
(Sweet cover)
Good Morning Judge
(10cc cover)
Angels and Demons
Donna
(10cc cover)
He Ain’t Heavy, He’s My Brother
(The Hollies cover)
A Glass of Champagne
(Sailor cover)
Carrie
(Cliff Richard cover)
I’m Not in Love
(10cc cover)
The Ballroom Blitz
(Sweet cover)
The Air That I Breathe
(The Hollies cover)
Zugabe:
Enjoy the ride
Lucky Lips
(Ruth Brown cover)
Long Cool Woman in a Black Dress
(The Hollies cover)
Dreadlock Holiday
(10cc cover)
Und zum Abschluß der Titeltrack des aktuellen Albums:
14.10.2022, Barclay-Arena, Hamburg„Du hörst Reinhard Mey??“ oder „Lebt der noch??“
Das waren die ersten Reaktionen am Wochenende, nach dem ich Bekannten erzählt hatte, wo wir am Freitag waren. Es ist doch schon erstaunlich, wie man auf der einen Seite von den Mitmenschen wahrgenommen wird und wie wenig sich andere Menschen wirklich für Musik interessieren.
Wenn ich mich outen muss, okay: ich höre seit ziemlich genau 50 Jahren Reinhard Mey, damals bekam ich die DoLP „Reinhard Mey – Live“ in die Hände und erlebte zum ersten Mal, dass deutsche Musik auch mit richtigen Texten und Geschichten gemacht werden konnte. Auch wenn der Stil von Rock-Musik weit entfernt war.
Und wer sich für Musik interessiert, dem wird auch nicht entgangen sein, dass Reinhard Mey seit Jahren regelmäßig neue Alben herausgebracht hat. Die werden natürlich nicht auf NDR2 oder RSH gespielt.
Diese Tour sollte (wie so viele) früher stattfinden und wurde aufgrund der Pandemie verschoben. Der aktuelle Termin wurde deshalb auch kaum beworben oder in der Presse beachtet, in Hamburg fand ich keinen Artikel über das Konzert.
Vielleicht war das auch der Grund, dafür dass ich knapp 14 Tage noch zwei gute Karten ordern konnte.
Pünktlich um 19:00 Uhr standen wir dannn vor der Barclays-Arena in der gesitteten Schlange, die sich in einer ordentlichen Doppelreihe in einer Länge von ca. 400 Metern vor den Einlasskontrollen gebildet hatte. Habe ich so in dieser Form auch noch nicht erlebt.
Pünktlich um 20:00 Uhr kam Reinhard Mey dann auf die Bühne, wie immer nur er und seine Gitarre. Der Bitte, keine Handyaufnahmen während des Konzertes zu machen, kamen fast alle der 4300 Besucher nach. Dadurch wurde es ein sehr intimes und intensives Konzert. Es ist schon ein Unterschied, wenn man sich für zwei Stunden auf die Musik und den Musiker konzentrieren kann und nicht überall Handys in die Höhe gehalten werden.
Sein Programm war mit neuen und älteren Songs bestückt. Natürlich durften die absoluten All-Time-Klassiker wie „Ich wollte wie Orpheus singen“, „Über den Wolken“ und „Gute Nacht, Freunde“ nicht fehlen. Mit „Dieter Malinek, Ulla und ich“ gab es auch einen etwas unbekannteren Titel im Repertoire.
Daneben gingen die neuen Songs ebenso unter die Haut wie die alten. In „Gerhard und Frank“ geht es um eine echte Freundschaft und das sperrige Thema Sterbehilfe – ein Gänsehaut-Lied. Und die Hundefreunde werden „Häng dein Herz nicht an einen Hund“ lieben – vermute ich als Nicht-Hundehalter zumindest! 😉
Reinhard Mey (mehr war mit meiner Kamera heute nicht drin…)
Was mir auffiel: Reinhard Mey hielt sich mit politischen Aussagen zurück und konzentrierte sich in den Titeln auf zwischenmenschliche Themen. Einzige Ausnahme: im Zusammenhang mit seinem Lied „Glück ist, wenn du Freunde hast“ (und damit völlig politisch unkorrekt nicht „Glück ist, wenn du Freund*innen hast“ formuliert) liess er uns auf seine eher zurückhaltende und feinfühlige Weise teilhaben: „Ich gendere mich hier noch um Kopf und Kragen“…
Nach ziemlich genau zweieinhalb Stunden (inkl. einer Pause) war dieser beeindruckende Auftritt dann beendet. Selten habe ich ein intensiveres Konzert erlebt. Ich glaube nicht, dass es nur an den fehlenden Handys lag…
Und um auf die zweite Frage (s.o.) zu antworten:
Ja, er lebt noch! Und wie!!!
Hier die Setlist:
Set 1:
Ich wollte wie Orpheus singen
Spielmann
Das Haus an der Ampel
In Wien
Alter Freund
Glück ist, wenn du Freunde hast
Die erste Stunde
Dann mach’s gut
Wir haben jedem Kind ein Haus gegeben
Häng dein Herz nicht an einen Hund
Set 2:
Ich liebe es, unter Menschen zu sein
Dieter Malinek, Ulla und ich
Weißt du noch, Etienne?
Der Vater und das Kind
Ich liebe dich
Männer im Baumarkt
Zimmer mit Aussicht
Gerhard und Frank
Was will ich mehr
Zugabe:
Über den Wolken
Viertel vor Sieben
Gute Nacht, Freunde
Eine Spielwiese im Netz
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