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Fans haben immer Recht!

Status Quo

12.11.2013, Bula Quo Live!, O2-World, Hamburg

Übermaß von Kritik zeugt von Unverständnis
(Gustave Flaubert (1821 – 1880), französischer Erzähler)

Eine seltsame Überschrift? Ich glaube nicht. Es gibt in der Rockmusik meiner Meinung nach kaum zwei Bands, die von Beginn an immer wieder von der Fachpresse runtergeschrieben und von den „ernsthaften“ Kritikern so zerissen wurden, wie Status Quo und Uriah Heep.

Eine Melissa Mills schrieb im Rolling Stone: »Wenn diese Band berühmt wird, werde ich Selbstmord begehen müssen. Nach dem ersten Ton will man keinen weiteren hören.« Status Quo hingegen wurden  immer wieder auf die vermeintlichen drei Akkorde reduziert… und machten daraus 2008 einen passenden Albumtitel!

Ganz offenbar war (und ist!) das den zig Millionen Fans in aller Welt völlig egal, denn mittlerweile sind beide Bands seit mehr als 44 Jahren erfolgreich.

Und nun gab es quasi ein Doppelkonzert dieser beiden Urgesteine der Rockmusik. Klar: Headliner war Status Quo, aber Uriah Heep sind sicherlich weit mehr als eine Vorgruppe!
Damit hatte ich endlich wieder Gelegenheit, Uriah Heep auf einer großen Bühne zu sehen. Die zahlreichen Auftritte in den kleineren Hallen waren zwar auch nicht schlecht. Aber nach meinem Geschmack gehört diese Band in die großen Hallen.

Uriah Heep 2013:
Mick Box, Russell Gilbrook, Bernie Shaw, Phil Lanzon, Davey Rimmer (v.l.n.r.)

Rechtzeitiges Erscheinen sicherte mir einen guten Platz vor der Bühne in der mit knapp 7000 Zuschauern gut besuchten O2-World und pünktlich um 20.00 Uhr betraten Heep die Bühne. Wenn ich da an die Tour 1972 denke: fast vier Stunden Verspätung in der Ernst-Merck-Halle! Aber das waren wirklich andere Zeiten 🙂

Und dann donnerten 60 Minuten Gitarrenkaskaden, Orgelwälle und Bassläufe auf uns nieder, das Schlagzeug ließ die Halle erbeben, immer wieder unterbrochen von leisen Passagen.

„Sunrise“, „Traveller In Time“, „July Morning“ aus den alten Zeit oder auch „I’m Ready“ von 2011 ließen keine Langeweile aufkommen und die Band hatte das Publikum schnell im Griff.

Mick Box jagte aus der Gitarre immer wieder neue einhändige Läufe, während er mit der rechten Hand Töne „aus der Luft pflückte“, tausend Mal gesehen und immer wieder schön! Bernie Shaw hatte zu Beginn kurz Probleme mit der Technik, die Stimme war etwas runtergeregelt, konnte dann aber überzeugen.

Mit „Gypsy“ und „Easy Livin“ war die Stunde dann fast vorbei und es fehlte noch die Zugabe. Ich will es kurz machen: mit „Lady In Black“ wurden die Stimmbänder der Fans zum ersten Mal an diesem Abend an ihre Grenzen gebracht und damit wäre dieser Auftritt schon fast alleine das Eintrittsgeld wert gewesen.

 

Now, let’s listen to the music…
and try to identify the chord
(2007 – In Search Of The Fourth Chord)

Eines vorweg: natürlich legt man sich Status Quo abends nicht in den Player, um bei einem gepflegten Glas Rotwein filigranen Klangsphären zu lauschen… Aber wer will das denn wirklich in einem Rockkonzert? Nach genau 30 Minuten Umbau gab es nur noch eines: „Let’s boogie“!

Status Quo 2013:
Rick Parfitt, Francis Rossi, Leon Cave, John ‚Rhino‘ Edwards, Andy Bown (v.l.n.r.)

Vom ersten Akkord (natürlich „Caroline“) bis zum gemeinsamen Bye-bye („Bye Bye Johnny“) ging es jetzt nur noch vorwärts, die Band schien vor Spiellaune zu sprühen und wenn Rick Parfitt mal etwas erschöpft „schauspielerte“, dann wurde er Sekunden später von den einsetzenden Akkorden wieder angetrieben.

Ich kann mich auch beim besten Willen kaum festlegen, welches denn die Höhepunkte der 115 Minuten waren. „Down Down“ ist sicherlich hängengeblieben. Oder auch „Big Fat Mama“, wo wir älteren Zuschauer dass Gitarrensolo mehr oder weniger fehlerfrei mitsangen, während die Kiddies uns völlig perplex anstarrten… genialer Moment!

Aber dann war da ja auch noch „Whatever You Want“ oder „What You’re Proposing“, „Down The Dustpipe“ und „Railroad“ als Medley… und , und, und…

 

Knapp drei Stunden Spaß!
Das war doch eine echte Alternative zum geplanten Abend, oder ?

Auch wenn ich „Rockin‘ All Over The World“ kaum noch ertragen kann (unsere norddeutschen Radiosender haben es einfach totgenudelt!), live trifft es doch wieder den Kern der Sache. Damit ging es dann schon in die viel zu kurze Zugabe. Mit dem alten Bluesrock-Klassiker „Junior’s Wailing“, den sich Quo einst von Steamhammer ausgeborgt hatten, und „Rock’n’Roll Music“ wird am Ende Altmeister Chuck Berry gehuldigt. Und die ganze Halle singt „Bye Bye Johnny“.

Was für ein geiler Abend!

Pressestimmen

7000 begeisterte Fans

Status Quo und Uriah Heep rockten in der O2-World

(Wiebke Tomesche, www.mopo.de)

Es wäre zu sehr Klischee, zum Dienstagabend etwas wie „In dem Alter noch so wild!“ oder „Für alte Herren rocken die aber ganz schön!“ zu sagen. Denn es ist unfair, Uriah Heep und Status Quo nur nach ihrem Alter zu beurteilen. Fänden sicher auch die 7000 Fans, die beide Bands in der O2-World bejubelten – und die eine exzellente Rockshow geboten bekamen.

Eingeläutet wurde der Abend von Uriah Heep, die mit mitreißenden Gitarrensoli, Orgelkaskaden und erbarmungslosem Schlagzeug bewiesen, dass Instrumentalpassagen alles andere als langweilig sein können. Sänger Bernie Shaw trug bei Songs wie „Easy Livin’“ und natürlich – als letzter Song – „Lady In Black“ seine eindringliche Stimme dazu bei.

Um halb zehn war es dann soweit: Die britischen Rocker von Status Quo enterten die Bühne. Sänger Francis Rossi startete direkt mit dem Hit „Sweet Caroline“, brauchte aber ein paar Songs, um seine markante, raue Stimme aufzuwärmen.

Spätestens bei „You’re In The Army Now“ lief aber alles rund: die Band perfekt eingespielt, alles greift ineinander wie bei einem Uhrwerk.

Und dann all die Hits! „Whatever You Want“, „Down Down“ und natürlich „Rockin’ All Over The World“. Und: Laut waren die Herren! Wie sich das eben für eine Rockband gehört.

Status Quo reißt 7000 Hamburger von den Sitzen

Die britischen Boogie-Rock-Band Status Quo nahm ihre Fans in der O2 World mit auf eine 100 Minuten lange Zeitreise durch vier Jahrzehnte Rockgeschichte. Uriah Heep sorgte mit der "Lady in Black" fürs Warm-up.

(Stefan Reckziegel, Hamburger Abendblatt)

Hamburg. Egal wie viele Frauen und Männer zu einem Konzert von Status Quo kommen, eine ist immer dabei: die süße "Caroline". Der Song vom legendären "Hello"-Album aus dem Jahr 1973 eröffnete am Dienstagabend traditionsgemäß auch das Hamburger Konzert der britischen Boogie-Rocker. Und schon mit dem zweiten Stück, dem rasanten "Paper Plane" vom Album "Piledriver" (1972), hatten die fünf Männer um die Band-Gründungsmitglieder und Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi auch fast alle 7000 Besucher in der O2 World erreicht. Zum Doppelkonzert der Rockveteranen – Special Guest war Uriah Heep – kamen gut 2000 Besucher mehr als kürzlich in die Berliner Max-Schmeling-Halle.
100 Minuten lang bot Status Quo einen engagiert-routinierten Querschnitt mit 20 ihrer insgesamt fast 100 Hits, inklusive der Lieder "Looking Out 4 Caroline" und "Go Go Go" vom aktuellen Album "Bula Quo!". Hörbar besser beim Publikum kamen das Medley mit "What You're Proposing" und weitere Klassiker aus den 70ern an. Hier stellten sich Parfitt und Rossi, dessen Zopf endgültig ab ist, wieder mal zu ihren Gitarrenduetten, zupften, hüpften und sangen. Vor allem der 65-jährige Parfitt zeigte sich noch gut bei Stimme. Mit dem von ihm intonierten "Whatever You Want" und "Rockin All Over The World" bretterte Status Quo dem furiosen Finale entgegen, bei dem alle Zuschauer standen und das noch zwei Zugaben bot: die Bluesrock-Hymne "Junior's Wailing" und "Bye Bye Johnny", eine Reverenz an Rock-'n'-Roll-Altmeister Chuck Berry.

Zeitweilig überraschend hart war zuvor die Stunde mit Uriah Heep verlaufen: Die Landsleute von Status Quo und echten Hardrock-Veteranen nahmen sich mehr Auszeiten, griffen mit "Look At Yourself" und "Easy Livin'" aber zur Freude manch alter Fans beinhart in die ganz frühen 70er zurück. Mit Gitarrist Mick Box gehört nur noch ein Gründungsmitglied zur Band, und als Sänger Bernie Shaw mit der "Lady in Black" in die Umbaupause geleitete, schien sich so mancher Mitsänger im Publikum sogar auf den Zahnarztbesuch am Mittwoch zu freuen: "Aaahaahaa..."

Status Quo und Uriah Heep

Ewige Akkordarbeiter

(Autor: Jens Prüwer auf www.hamburg.de )

Seit einem halben Jahrhundert stehen Status Quo auf der Bühne und begeisterten auch am Montagabend ihr treues Publikum in der O2 World Hamburg mit solider Akkordarbeit und klassischen Soli. Anders als Uriah Heep.

„In the Search of the Fourth Chord“ nannten Status Quo eines ihrer 28 Studioalben in Anlehnung an den berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte. Der Titel fasst das Credo der Band, die seit nunmehr 51 Jahren existiert, in purer Selbstironie zusammen. Denn Status Quo, das ist die Quintessenz des Rock’n’Roll, der nicht mehr als drei Akkorde braucht, um die Massen bis heute anzuziehen. Massen, das sind in diesem Fall etwa 6.000 Fans in der O2 World, die sich das Doppel-Rockkonzert von Uriah Heep und Status Quo nicht entgehen lassen wollen.
Uriah Heep als Parodie der Achtziger

Pünktlich um acht Uhr erklären Uriah Heep den Wochenanfang zum Freitagabend, indem sie mit kernigen Riffs routiniert losrocken. Man merkt es nicht nur bei Sänger Brian Shaw, der bei jedem Instrumentalpart demonstrativ die Bühne verlässt, dass die Band heute nicht ihr Debüt gibt. Denn „Marshall meets Les Paul“ ist eine Kombination, die nie so altbacken klingt, wie die Zottelmähnen aussehen, die sie spielen. Zugeständnisse an die heutige Zeit machen Uriah Heep keine, weder musikalisch noch optisch. Mit ihren Hosen von damals, aber weiteren Hemden sind sie eine ungewollte Parodie der Achtziger. Ein vergleichbar kleiner Tribut, den die Band den letzten Jahren zollen muss, angesichts des wohlwollenden Jubels, der ihnen nach „Lady in Black“ entgegen gebracht wird.
Simple Songs, große Unterhaltung

Es folgt eine kleine Umbaupause mit großer Wirkung: Status Quo liefern zum einen mit ihrem adretten Kleidungsstil ein komplett anderes Bild ab als Uriah Heep. Zum anderen verschaffen sie sich trotz ihrer simplen Songstrukturen über knapp zwei Stunden Gehör. Zwar ähneln sich zahlreiche Stücke, da sie den vierten Akkord nur in Ausnahmefällen finden, aber „Rockin‘ All Over The World“ hat noch auf jedem guten Stadtfest für Unterhaltung gesorgt. „It’s only Rock’n’Roll, but I like it“ sangen die Stones: Status Quo haben verstanden, was Mick Jagger meint. Nach wenigen Takten wippt mindestens der kleine Zeh automatisch mit, weshalb die agilen Gitarristen Rick Parfitt und Francis Rossi den Vergleich mit aktuellen Chartbreakern durch ihre jahrelange Bühnenerfahrung absolut nicht scheuen müssen.

Wortkarg, aber trotzdem gut

Status Quo und Uriah Heep live in der o2 World Hamburg

(Von Paul Holstein, veröffentlicht am Freitag, 15. November 2013, auf www.regioactive.de )

Der Schachzug des Veranstalters, Uriah Heep als Very Special Guest von Status Quo anzukündigen, hatte wahrlich Stil. Schließlich handelte es sich bei den beiden britischen Bands um Weggefährten und sicherlich auch veritable Konkurrenten - jedenfalls in den 70er Jahren.

Gerechterweise hätte der Abend auch unter dem Motto eines Doppelkonzertes stehen können, aber zumindest durfte Uriah Heep als Opener eine geschlagene Stunde spielen.

Das taten sie dann auch. Nach vier Stücken war der Mischer mit dem Sound zufrieden: Er zog den Lautstärkeregler hoch, sodass es endlich anfing, in den Ohren zu dröhnen. Die Jungs um Urgestein Mick Box an der Gitarre und Sänger Bernie Shaw konnten nun echten Rock spielen.

Vor allem Shaw, der immer noch fantastische Höhen erreicht, zeigte sein Können. Neben Hits wie Easy Livin', Look At Yourself oder July Morning brachten Uriah Heep auch Klassiker wie Traveler In Time oder Gypsy.

Der jugendliche Bassist Dave Rimmer ließ den Rest der Band so alt aussehen, wie sie sind. Mit seinem überlangen Bass wirkte er dennoch etwas deplatziert.

Nach einer guten halben Stunde sangen und tanzten einige Männer im Publikum mit, und beim unvermeidlichen Lady In Black hatte Uriah Heep den kompletten Saal auf seiner Seite.
Genug der Werbung, lasst uns Musik spielen

Eine knappe halbe Stunde und einen kurzen Ab- und Umbau später kam der Headliner Status Quo auf die Bühne. Eine spärlich bestückte Bühne, eine weiße Wand aus Marshallamps, unterbrochen nur vom Schlagzeug, musste reichen.

Ohne Ansage ging es los, wie gewohnt mit Caroline, gefolgt von Paper Plane, Hold You Back und Rain, bevor schließlich doch die erste Ansage von Frontmann Francis Rossi kam.

Der kommentierte gewohnt trocken, dass Status Quo, ja, eine neue Platte haben, und, ja, zwei Lieder spielen müssten, und, ja, sie hätten auch einen Film gedreht. Aber genug der Werbung, und weiter ging es.

Und zwar mit Klassikern aus den guten 70er-Zeiten, wie What You're Proposing, Down The Dustpipe, Roll Over Lay Down und dem zeitlos genialen Down Down. Zeitweise wechselte Andy Bown vom Keyboard an die dritte Gitarre, und dann wurde im Publikum gewippt und gemosht wie früher.

Der neue Schlagzeuger Leon Cave, seit Mai 2013 dabei, wusste nicht so recht zu überzeugen. Blues und Boogie begleitete er anständig, sein Drumsolo fiel allerdings unterdurchschnittlich aus; gar keins wäre vermutlich sogar besser gewesen. Das Publikum klatschte trotzdem anständig.

Nach all den Wechseln und Soli griff Status Quo in die Hitkiste und packte mit In The Army Now, Whatever You Want und Rockin' All Over The World nochmal alles aus, was früher in den Charts gelandet war. Der Boogie der Anfangsjahre wirkte dabei im direkten Vergleich sogar um einiges rotziger und schmissiger.

Die heiseren Kehlen der Zuschauer dankten der Band nach dieser Packung Hits, sodass schließlich noch eine kurze Zugabe gespielt wurde. Den Heimweg leitete Bye Bye Johnny ein.

Am Ende standen über 90 Minuten leidenschaftlicher, krachiger Bluesrock, und das schnörkellos gespielt. Das macht Status Quo lange keiner nach und so konnte das Hamburger Publikum boogieseelig nach Hause gleiten.

Belangloser Pop?

Passenger

04.11.2013, Tour 2013, Docks, Hamburg

Wenn sich eine Frauenclique aufgrund eines Radiohits spontan entschließt ins Konzert zu gehen… dann landen einige Männer bei Passenger (Ironie!!).

Plötzlich lagen also diese Eintrittskarten bei uns auf dem Tisch und ich musste erst mal schauen, wer denn diese Band ist. Mein erster Irrtum. Hinter Passenger verbirgt sich „nur“ ein Musiker, Mike Rosenberg, der Name ist das Überbleibsel eines Musikprojektes.

Bisher kannte ich ihn gar nicht und der Song „Let Her Go“ flatterte wie so viele Radiohits zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Belangloser Pop eben! Das war mein zweiter Irrtum.

Denn nachdem ich mir die CD „All The Little Lights“ besorgt und die Texte vorgenommen hatte wurde ich richtig neugierig.

Pünktlich angekommen im Docks, ergatterten wir einen guten Platz halblinks von der Bühne und ertrugen den Support-Act.

Stu Larsen
Das Motiv ist interessanter als der Auftritt 😉

Stu Larsen ist ein langjähriger Kumpel von Mike Rosenberg, sein Auftritt war jedoch überhaupt nicht mein Ding. Wie sagte mein Schatz: „Das gute bei Strassenmusikern ist doch eigentlich, das man weitergehen kann?“ Wir konnten nicht weitergehen und ertrugen geduldig diesen Auftritt.

An der Musik lag es aber vermutlich nicht, dass drei Mädchen währenddessen umkippten und von den Sanitätern rausgetragen wurden.

Nach diesem Vorspiel schwante mir schon Böses! Sollte das so weitergehen? Mein dritter Irrtum!

Passenger (Mike Rosenberg)
Eine Stimme und eine Gitarre, mehr braucht es manchmal nicht

Es gibt Künstler, die besitzen auf der Bühne das gewisse Etwas, sind  sofort mit dem Publikum in Kontakt und haben etwas zu sagen. Mike Rosenberg zählt ganz gewiss zu dieser Gruppe. Vom ersten Moment hatte er das Publikum im Griff, erzählte zu jedem Song ein paar kleine Anekdoten, kleine Geschichten, mal traurig, mal witzig und ironisch. Dadurch konnte eigentlich jeder mit normalem Schulenglisch das Konzert und die Inhalte der Songs verfolgen.

Mit seiner wandlungsfähigen Stimme und dem guten Gitarrenspiel wurde es ein wirklich unterhaltsamer Abend. Teilweise kam mir der Vergleich mit einem „jungen englischen“ Reinhard Mey in den Sinn. Passt sicherlich nicht ganz, denn gegen Ende des Konzert ließ Mike Rosenberg seine Mitreisenden („Passenger“), also das Publikum, laut und ausgiebig mitsingen und die Coverversion von „The Sound Of Silence“ (Simon & Garfunkel) war für mich einer der Höhepunkte des Abends!

Das war eine gute Idee!
An mir wäre dieses Konzert völlig vorbeigerauscht!

Mit dem Song „I Hate“ sprach er dann auch nicht nur mir aus vollem Herzen. Und als er mit „Let Her Go“ und „Holes“ seine mittlerweile zwei Radio-Hits darbot, war schon lange keine Rede mehr von „belanglosem Pop“ (s.o.).

Wer also mal Lust auf einen wirklich guten Musiker und knapp 100 Minuten tolle Unterhaltung hat, über normale Englischkenntnisse und knapp 25.-€ verfügt, der sollte sich Passenger vormerken.

Obwohl: die Kartenpreise werden mit dem Bekanntheitsgrad steigen, jede Wette!

 

Lärmbrei…

Iron Maiden

Maiden England 2013-Tour
19.06.2013, Hamburg, O2-World

Kaum eine andere Band hat das Genre „Heavy Metal“ so geprägt wie die „Eiserne Jungfrau“. Seit fast 40 Jahren, mit den üblichen Turbulenzen und Personalwechseln, rocken die Männer um Steve Harris die Hallen und Stadien der Welt.

Als im letzten Jahr die „Maiden England 2013“-Tour angekündigt wurde, da ereilte auch mich der Ruf. Diese Band wollte ich endlich einmal live erleben! Leider waren die Stehplätze bereits im November ausverkauft und ich musste mit Sitzplätzen gegenüber der Bühne vorlieb nehmen.

…ready and willing! An uns lag es nicht !!

Auch wenn ich viele Iron Maiden-Alben besitze und einige ihrer Songs zu meinen Lieblingsstücken zählen, so bin ich definitiv kein eingefleischter Fan der Band, ich kann also nicht beim ersten Akkord jeden Song erkennen und gleich einsteigen. Vielleicht hätte mir das an diesem Abend geholfen?

Der erste Eindruck, als ich mit meinen Jungs die Halle betrat: das wird ja voll heute abend! Und tatsächlich sollten es (lt.Presse) fast 12.000 Zuschauer werden. Das hat schon was!!

Nachdem wir uns zu völlig überteuerten Preisen einen matschigen Cheeseburger und lauwarmes Bier geholt hatten, begann pünktlich die Vorgruppe:

Voodoo Six:
Solider Support-Act, mehr aber auch nicht

Voodoo Six spielte bodenständigen Hardrock, ziemlich schnörkellos und irgendwo zwischen Iron Maiden und Black Sabbath. Als sie jedoch ihre Zeit herum hatten, gab es auch nicht viele Rufe nach Zugabe. Wie meinte Marcel? „Nicht schlecht, aber irgendetwas fehlt!“

Sah ich genauso und griff mir in der Umbaupause ein zweites Bier. Die tropischen Temperaturen forderten halt ihren Tribut!

Let the show begin…
Noch war alles gut!

Während die Roadies ackerten, wurden wir mit Deep Purple („Highway Star“ und „Fireball“) und Whitesnake („Still Of The Night“) bestens beschallt. „Hoffentlich kann Iron Maiden diesen Level halten?“ ging es mir dabei noch durch den Kopf.

Dann ging das Licht aus, aus den Lautsprechern dröhnte jetzt schon merklich lauter UFO mit „Doctor Doctor“. Wie ich später erfuhr, der übliche Einstieg bei Iron Maiden.

Und es ging los: klassische Musik, auf den Videowänden Bilder von kollabierenden Eisbergen, wieder Dunkelheit, blaues Lichtgewitter und dann…… Lärm!!!

An dieser Stelle ein Einschub, der für das gesamte Konzert gilt:
Es gibt da so eine Redensart: „Schlechte Musik wird nicht besser, wenn man sie lauter macht!“. Heute galt eher: „Gute Musik wird schlechter, wenn sie zu laut gespielt wird“. Auch wenn es nicht die eigentliche Lautstärke war. Wir saßen der Bühne gegenüber und der Sound war unterirdisch schlecht. Ein völlig undifferenzierter Lärmbrei, der hauptsächlich aus Bassfrequenzen, Stimme und Schlagzeug zu bestehen schien.

Ich hatte mich richtig auf die beiden berühmten Leadgitarren von Dave Murray und Adrian Smith gefreut… und hörte sie einfach nicht.

Teilweise hatten wir Mühe die einzelnen Songs rauszuhören. Das war echt nix und gemessen an dem Preis der Karten (74,60 € + VVK-Gebühr) eine Frechheit. Das es in dieser Halle anders geht, konnte ich z.B. bei Nightwish (noch mit Tarja Turunen) oder auch bei den Scorpions eindrucksvoll erleben. Von Rod Stewart oder Santana ganz zu schweigen, da diese Acts nicht in solche Dezibel-Bereiche vorstoßen. Aber Sound wie von CD ist mittlerweile in einem Konzert möglich!

Was blieb mir also übrig: sobald ich mir die Ohren zuhielt, wurden die Bassfrequenzen herausgefiltert und ich konnte zum ersten Mal die Gitarren hören….

Wer geht aber in ein Metal-Konzert und hält sich die Ohren zu… geht ja gar nicht!

Zurück zum Konzert:

Auf der Bühne zog die Band im wahrsten Sinne des Worte ein Feuerwerk ab. Sänger Bruce Dickinson rannte und kletterte auf und über die Bühne, als ob er nach Metern bezahlt würde. Die Gitarristen tobten und sprangen, als ob sie es allen noch beweisen müssten.

Dazu Laser, Pyrotechnik, Videos und Eddie in allen Inkarnationen. Besonders beeindruckend der mindestens drei Meter große Nordstaaten-Offizier-Zombie, der säbelschwingend zu „Run To The Hills“ über die Bühne stolzierte!

Die Show war wirklich spektakulär, jeden Cent des Eintrittsgeldes wert.

Und die Stimmung? Die eingefleischten Fans konnten auch in diesem Lärmbrei die Songs erkennen und gingen vom ersten bis zum letzten Akkord voll mit.

Headbangen bis zur Bewusstlosigkeit, immer wieder die rhythmisch in die Luft gestoßene „Pommes-Gabeln“ und nach den offen Mündern zu urteilen, wurde jeder Song laut und begeistert mitgesungen. Alleine… in diesem Lärm waren die Fans kaum zu hören.

So blieb mir am Ende ein zwiespältiges Gefühl: was hätte das für ein Konzert werden können?

Setlist
  • Moonchild
  •  Can I Play With Madness
  •  The Prisoner
  •  2 Minutes To Midnight
  •  Afraid To Shoot Strangers
  •  The Trooper
  •  The Number Of The Beast
  •  Phantom Of The Opera
  •  Run To The Hills
  •  Wasted Years
  •  Seventh Son Of A Seventh Son
  •  The Clairvoyant
  •  Fear Of The Dark
  •  Iron Maiden

Zugaben

  •  Aces High
  •  The Evil That Men Do
  •  Running Free

Nachdem ich jetzt im Netz die Berichte aus Frankfurt und Berlin gelesen haben, waren auch dort viele der Fans über den Sound entsetzt und fanden noch weit aus drastischere Worte.

Weshalb in den Presseberichten dieser Aspekt völlig fehlte…? Keine Ahnung.

Ob mich Iron Maiden noch einmal als Zuschauer erwarten können…? Wahrscheinlich nicht.

Für das Geld hole ich mir lieber „Flight 666“ als Blue Ray und eine Party-Pizza!

Pressestimmen

So rockten Iron Maiden die O2-World

(Quelle: Till Stoppenhagen, Hamburger Morgenpost vom 20.06.2013)

Dass Iron Maiden die Geschichte des Heavy Metal seit fast 40 Jahren maßgeblich mitbestimmt, merkte man den sechs Herren in den besten Jahren auch am Mittwochabend in Hamburg nur mit viel bösem Willen an.

Voller Spielfreude und mit einem bestens gelaunten, agilen Frontmann ließen die Londoner in der mit 12.000 Zuschauern knapp ausverkauften O2-World fast völlig vergessen, dass sie mittlerweile alle stramm auf die 60 zusteuern beziehungsweise diese Zahl schon überschritten haben. Und sie fuhren Song-Material auf, dass teilweise schon 31 Jahre alt ist.

Denn die „Maiden England World Tour“, mit der Maiden unterwegs sind, ist eine Neuauflage ihrer legendären „7th Tour Of A 7th Tour“, mit der sie Ende 80er auf ihrem kreativen Zenit in Riesenhallen und auf Festivals abräumten. Angereichert wurde das Programm mit einigen jüngeren Songs von Anfang der 90er.

Wer das seinerzeit auf VHS-Videocassette veröffentlichte Live-Video „Maiden England“ noch in Erinnerung hat, fühlt sich selig lächelnd ein Vierteljahrhundert in die Vergangenheit zurückgebeamt, als die Band zu den wuchtigen Akkorden von „Moonchild“ auf die Bühne kommt.

Die Bühnendeko mit der bizarren Eislandschaft, in der das zombiehafte Band-Maskottchen Eddie wütende Grimassen zieht, der rastlos umherspringende, immer noch athletische Sänger Bruce Dickinson – alles genau wie damals.

Spielerisch und gesanglich lassen die englischen Schwermetall-Malocher nichts anbrennen: Die „Eisernen Jungfrauen“ haben die Songs, die sie zum Teil seit Jahrzehnten nicht live gespielt haben, diszipliniert eingeübt – und ihr Publikum fest im Griff. Dickinson ist stimmlich immer noch eine Bank, auch wenn er bei seiner energischen Bühnenshow die eine oder andere Note verhaut. Dazu gibt’s einen Sack voll ewiger Publikums-Favoriten wie „Two Minutes To Midnight“, „The Prisoner“ und „The Trooper“ , Flammensäulen, das epische „Seventh Son Of A Seventh Son“ mit einem riesigen Plastik-Eddie, der hinter dem Schlagzeug aufragt: Genau das, was man will als Fan, der allmählich in die Jahre gekommen ist – ganz im Gegenteil zu dieser Band.

Ehrliche Haut, mächtig laut

Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden begeisterte 12.000 Fans in der seit Wochen ausverkauften O2 World mit einem Retro-Programm

(Quelle: Holger True, Hamburger Abendblatt vom 20.06.2013)

"Scream for me, Hamburg!" Wie viele Tausend Male Sänger Bruce Dickinson diesen Satz wohl schon gebrüllt hat. Mit jeweils anderem Ortsnamen natürlich, aber immer im gleichen Duktus: Ich bin hier, wo seid ihr, wir wollen die Sau rauslassen heute Nacht! Auch in der seit Monaten ausverkauften O2 World ist sofort Partystimmung angesagt, als Iron Maiden nach dem üblichen Intro (seit Jahr und Tag "Doctor Doctor" von UFO) auf die Bühne stürmt. Wobei: "Iron Maiden" sagt hier niemand. Dickinson, Bandchef Steve Harris und all die anderen sind schlicht "Maiden", keine abgehobenen Stars, sondern Kumpel irgendwie, die einen durch die Jugendzeit begleitet haben, die den Gegenentwurf zu Hip-Hop, Techno oder Grunge lieferten und denen man auch ein paar schwächere Platten nachgesehen hat.

Wie treu die Fanbasis ist, zeigt sich nicht nur an den Ticketverkäufen, sondern auch am Merchandise-Umsatz. Trotz hoher Preise (30 Euro für ein Tourshirt, 100 Euro für ein Hockeytrikot mit Bandaufdruck) sind die Stände umlagert. Der Gesamtwert der in der Arena zur Schau getragenen Shirts dürfte konservativ geschätzt bei einer Viertelmillion Euro liegen, denn wer sich hier nicht qua Outfit zu den Urvätern der New Wave Of British Heavy Metal bekennt, ist klar in der Minderheit. Und wer sich von dem, was er an diesem Abend geboten bekommt, nicht vollkommen begeistern lässt, auch. Nachdem Iron Maiden zuletzt ihr doch einigermaßen kontrovers diskutiertes Album "The Final Frontier" auf einer Tour vorstellte, ist jetzt Retro total angesagt. Heißt: keine neuen Stücke, sondern in Sachen Bühnenshow und Songauswahl eine leicht geliftete Version der längst legendären 88er-Setlist.

Heißt: Kracher wie "Moonchild" , "Can I Play With Madness", "The Trooper" oder "2 Minutes To Midnight" hintereinander weg. Heißt: Euphorie und Mitgrölmodus ab Minute eins. Lediglich bei "Afraid To Shoot Strangers", eine ruhige Nummer, die die Gedanken eines Golfkriegssoldaten beschreibt, dessen Kampfeinsatz unmittelbar bevorsteht, kehrt etwas Ruhe ein. Ansonsten wird gefeiert, als sei wieder 1988, als würde das T-Shirt noch nicht über dem Wohlstandsbauch spannen und als wäre "Running Free" nicht nur eine verführerische Fantasie, sondern tatsächlich eine Option.

Dazu knallen die Funkenfontänen, schiebt sich Band-Maskottchen Eddie auf die Bühne und fordert Bruce Dickinson einmal mehr, man solle für ihn – genau – schreien. Überraschend ist das alles nicht, ein großer Spaß aber schon.

Dem Ehrliche-Haut-Image werden die Mittfünfziger mit Working-Class-Background jedenfalls mal wieder gerecht. Auch wenn sie natürlich längst vielfache Millionäre sind und ihre Freizeit gern auf dem Golfplatz verbringen. Da lässt es sich wohl verschmerzen, den Sprung nach ganz ganz oben, dorthin wo sich etwa Metallica tummelt, nie geschafft zu haben. Aber für diesen Platz an der Kommerzsonne ist Iron Maiden schlicht zu schlicht. Harris und seine Männern sind Arbeiter, exzellente Handwerker, doch sie sind nicht cool. Ihre Tätowierungen sehen aus wie selbst gestochen, ihr Kleidungsstil ist so unspektakulär, dass maximal ein Jogginghosen-Produzent mit ihnen werben könnte und vor allem hatten sie – anders als Metallica mit "Nothing Else Matters" – nie einen Überhit, der auch in der letzten Dorfdisco noch zum Standardrepertoire gehört.

Überlegungen, die in der O2 World aber niemand anstellt. Als nach knapp zwei Stunden das Hallenlicht wieder angeknipst wird, herrscht rundum Zufriedenheit. Vom Band läuft Monty Pythons "Always Look On The Bright Side Of Life", auch das hat Tradition, und entlässt 12.000 Fans in die warme Sommernacht. "War wie immer" heißt in diesem Fall. "War super." Jetzt noch schnell ein Shirt abgreifen, dann nach Haus. Ende gut alles gut. Und im nächsten Jahr gerne wieder.

 

 

 

 

Die Wiedergutmachung

Sweet

13.03.2013, NYC-World Tour, Markthalle-Hamburg

We Want Sweet !! We Want Sweet !! We Want Sweet !!

„Hast Du schon gehört? Sweet kommen nach Hamburg!“ So oder ähnlich kam die Nachricht bei mir im Büro an. Also waren die alten Säcke wieder „on the Road“?

Ein paar Klicks im Internet machten mich schnell schlauer und tatsächlich: die Band von Andy Scott war mit einer neuen CD im Gepäck auf großer „NYC World Tour 2013“ durch Polen, Österreich und Deutschland…World Tour? Oookaaaayy ??

Das neue Album „New York Connection“ war dann genauso schnell „heruntergeklickt“ und der Funke sprang sofort über. Das war zwar keine Innovation, keine intellektuell fordernden Klangkaskaden, keine sphärischen Filigranmelodien… das war einfach purer und gutgemachter 70er Jahre-Rock.

Diese CD in den Player, nicht „machmallauter“ sondern ganz einfach „Mach laut!!!“ und der Tag ist Dein Freund!

Trotz meiner maßlosen Enttäuschung von 2006 siegte schließlich die Neugier und der Weg in die Vorverkaufsstelle war damit vorgezeichnet.

Ein paar Wochen später schoben wir uns mit 800 – 900 Fans in die Hamburger Markthalle. Das war für mich dann schon eine Überraschung… ich hatte gar nicht mit so einem Andrang gerechnet. Über das Durchschnittsalter will ich nicht viele Worte verlieren. Vielleicht nur soviel: vor ziemlich genau 40 Jahren habe ich The Sweet das erste Mal live gesehen (Musikhalle Hamburg) und ich war heute nicht der älteste…. alles klar?

Nach dem ersten Alsterwasser (blöd, wenn man noch fahren muß…) kam unvermittelt ein langhaariger Typ in Lederhose und Weste auf die Bühne, setzte sich auf einen Hocker und fing auf einer akustischen Gitarre an zu klampfen…(„was die Roadies so draufhaben, Respekt!“). Dann kam der nächste „Roadie“, setzte sich auf einen Hocker neben ihn, begann zu singen … und der Saal war hin und weg!

Um es kurz zu machen: die beiden gehören zu „Heaven In Hell“, einer 80er-Hardrock-Cover-Band aus München und heizten heute mit Unplugged-Versionen der ganz großen Rocksongs (u.a. „Rebell Yell“, „Whole Lotta Love“, „Allright Now“) dem Publikum richtig gut ein. Ich habe wirklich schon einige Special Guests gesehen und bei vielen konnte man die Zeit besser am Bierstand totschlagen. Diese beiden sollte man sich nicht entgehen lassen! Noch besser: vielleicht tourt ja auch mal die komplette Band durch den Norden der Republik?

Heaven & Hell
Hoffentlich kommen die mal in den Norden!

Nach einer kurzen Umbaupause (Hocker wegtragen…..:-) gab ein Roadie dem Mixer am Mischpult mit einer Taschenlampe ein Zeichen, das Licht in der Halle ging aus und wir standen (akustisch) in den Straßen von New York: Sirenen, Strassengeräusche, Radiofragmente aus Werbung, Stimmen und Musik!

Sweet 2013
Live zeigen die alten Haudegen noch immer eine klasse Show

Mit „New York Groove“ und „Cold On The Ceiling“ startete die Band mutig mit Songs von der neuen CD und brachte mich um meinen Wetteinsatz. Aber weil weder „Action“ noch „Ballroom Blitz“ das Konzert eröffneten, ging die Wette ins Leere und wir mußten uns das Bier selber kaufen….

Die Fans aber hatten keine Zeit, von den neuen Songs irritiert zu werden. Mit „Hell Raiser“, „Turn It Down“ und „The Six Teens“ ging es mit Vollgas zurück in die Hit-Spur.

Vollgas war auch das beherrschende Thema. Wer hier heute eine Oldie-Nacht mit „Poppa Joe“ oder „CoCo“ erwartet hätte, der wäre enttäuscht worden. Die Band um das Ur-Sweet-Mitglied Andy Scott (Pete Lincoln (l-voc, bg), Tony O’Hara (g, kb, voc), Bruce Bisland (dr, voc)) rockte die Markthalle nach Kräften und wurde vom Publikum begeistert gefeiert.

Lediglich Pete Lincoln’s Stimme, durch eine Infektion etwas angegriffen, schwächelte etwas. Nach seiner Entschuldigung und der Bitte um Unterstützung ans Publikum, erntete er dafür von seinen Kollegen prompt ein paar anzügliche Ratschläge zur Behandlung seiner Stimmbänder.

Sweet 2013
It’s only Rock’n’Roll….

Dann ging es Schlag auf Schlag weiter: eine gelungene Mischung aus eigenen Hits, Highlights der verschiedenen Alben und Coverversionen im Sweet-Sound ließ die Zeit rasen, ließ sie wie einen ICE vorbeijagen, in dessen Fenstern Bilder aus vierzig Jahren aufblitzten:

1973 in der Musikhalle die tuntigen Glamrocker mit den eindeutig-zweideutigen Gesten, 1977 die Hardrock-Band in der Ernst-Merck-Halle, 1978 die Jubiläumstour mit „Love Is Like Oxygen“ im Gepäck, 1989 mit Mick Tucker in der Großen Freiheit, 1992 das geniale Abschlußkonzert der „A“-Tour im Wilhelmsburger Bürgerhaus und als persönlicher Tiefpunkt der peinliche Playback-Auftritt 2006 bei „Rock Op’n Dörp“…

Hier und heute war das aber Schnee von gestern. Wie sagte Andy Scott bei der Vorstellung der Band sinngemäß:

Sweet 2013, with new material and absolutely live!

„Dies sind  Sweet 2013, mit neuem Material und absolut live!“

Recht hat er!

Die Zugabe war dann ein weiterer Höhepunkt: ein Roadie enterte das Schlagzeug und Bruce Bisland gab mit goldenen Puscheln den Cheerleader: „Hey… Hoh…. Let’s Go“. So wurde die Punk-Hymne „Blitzkrieg Bop“ von The Ramones wohl noch nie gespielt.

Und zum Abschluß der legendäre Dialog: „Are you ready Steve?“ – „Aaahaa!“ – „Andy?“ – „Yeaaah!“ – „Hamburg?“ – und mit einem vielstimmigen „Oookaaay!!“ ging es schließlich ins Finale: „The Ballroom Blitz“!!!

…but i like it!

Hier die Setlist (wenn ich mich richtig erinnere…?)

  • New York Groove (Hello cover)
  • Gold on the Ceiling (The Black Keys cover)
  • Hell Raiser
  • Turn It Down
  • The Six Teens
  • New York Connection
  • Shapes of Things (The Yardbirds cover)
  • In To The Night (Gesang Andy Scott)
  • AC/DC (Gesang Tony O´ Hora)
  • Wig Wam Bam/Little Willy-Medley
  • Teenage Rampage
  • You Spin Me Round (Like a Record) (Dead or Alive cover)
  • Love Is Like Oxygen
  • Blockbuster
  • Fox on the Run

Zugabe:

  • Blitzkrieg Bop (Ramones cover) (Gesang Bruce Bisland)
  • Set Me Free
  • Ballroom Blitz

Fazit: das war das rundum gelungene Konzert einer lebendigen Rock-Band. Keine Spur von den „Oldie-Nacht-Playback-Marionetten“.

Ich drück die Daumen, dass die „alten Säcke“ diesen Weg fortsetzen… Dann sehen wir uns auch garantiert wieder!!

Das war doch okay!

 

Echte Prachtkerle im Margaretenhoff

Bidla Buh

„Prachtkerle…“

11.03.2011, Kisdorf, Margaretenhoff

 

Freitagabend auf dem Dorf, normalerweise nicht gerade da „wo die Action ist“. Was also tun? Zwei Dörfer weiter soll eine Comedy-Show im Magaretenhoff stattfinden, aha! Bidla Buh? Was ist das denn?

Lange Rede kurzer Sinn: die Neugier siegte und wurde mehr als belohnt!

Wir bekamen an diesem Abend eine Musik-Comedyshow der Extraklasse geboten. Und auch wenn viele Begriffe ausgelutscht sind (Kult, Superstar, Megastar… ihr wisst was ich meine?), dies war wirkliche Extraklasse!

Das aktuelle Live-Programm „Prachtkerle“ sollte man wirklich gesehen haben! Mit einem perfektem Timing jagte ein Gag den anderen, wurde ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt und uns Zuschauern blieb teilweise vor Lachen die Luft weg. Da wurden die Sehnsüchte der Fußballfans karikiert, Wasserleichen besungen und für junge Eltern gab es Tipps für Schlaflieder (Kleiner Hai – dam,dam).

Leider hatte ich keine Kamera dabei, besonders die verschiedenen Variationen des berühmten „Mein kleiner grüner Kaktus“ waren auch optische Leckerbissen (die Kifferversion – klasse!!!).

Fazit: eine perfekte und durchaus eigenständige Mischung aus Otto, Max Raabe, Georg Kreisler ließ für alle Zuschauer die Zeit verfliegen.

Und eins ist sicher: wir sehen uns wieder!!!

Alles beim Alten?

Deep Purple
40 Years Of Rock-Tour

27.November 2010, Hamburg, Sporthalle

 

Bob Dylan schrieb einmal „The Times They Are A-Changin'“.

Das mag stimmen, aber nach dem heutigen Abend bezweifle ich die Allgemeingültigkeit dieses Songs.

Marillion-Frontmann Steve Hogarth:
Theatralisch und ein sehr eigenständiger Gesangsstil!

Das begann schon mit der Vorgruppe (oder den „very special guests“) Marillion. Ich fand Marillion Mitte der 80er Jahre gut, mehr aber auch nicht. Irgendwie waren sie für mich immer „Genesis für Arme“. Als sie sich dann vom damaligen Sänger Fish trennten, verlor ich sie nahezu komplett aus den Ohren…

An diesem Abend ging das gar nicht. Mit einer Phonstärke, die alle filigranen Songs in einen Bassbrei zermalmte, erschlug die Band das wirklich freundlich geneigte Publikum.


Marillion (anno 2010): Lauter als manche Metal-Kombo!

Während ich schon andere Vorgruppen in einem Pfeifkonzert flüchten sah, konnte sich Marillion auf eine ansehnliche Schar eigener Fans verlassen.

Der Rest des Publikums ließ sich von deren Begeisterung und der Musik, die irgendwo zwischen Genesis, U2 und R.E.M pendelt,
anstecken und so gab es zum Schluß richtig positiven Applaus. Ich bin neugierig, wie sich Marillion gut ausgesteuert anhören mögen…

Aber der Gewinner des Abends waren dann eindeutig…

Deep Purple

Über die Musik zu reden…. Schwamm drüber. Für den klassischen 70er-Jahre-Hardrock sind Deep Purple nach wie vor der Maßstab. Spielfreude und „positive vibrations“ können definitiv in einem Atemzug mit dieser Band genannt werden, die in der jetzigen Besetzung (Airey, Gillan, Glover, Morse & Paice) nichts an Enthusiasmus eingebüßt zu haben scheint. Wenn ich da an einen Auftritt der Red Hot Chilli Peppers denke…

5500 Besucher in der altehrwürdigen Alsterdorfer Sporthalle erlebten dann auch 110 Minuten geballte Power, das 10-Minuten-Video (s.u.) gibt nur eine Ahnung von diesem tollen Konzert wieder!

Auf die Marke Deep Purple ist halt Verlaß!

Setlist:
  • Highway Star
  • Hard Lovin‘ Man
  • Maybe I’m a Leo
  • Strange Kind of Woman
  • Rapture of the Deep
  • Fireball
  • Silver Tongue
  • Contact Lost
  • Guitar Solo
  • When a Blind Man Cries
  • The Well Dressed Guitar
  • Almost Human
  • Lazy
  • No One Came
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Truckin‘
  • Smoke on the Water

Zugabe

  • Hush
  • Black Night
Blackmore is back (?)
J.R.Blackmore: Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen

Und dann, fast am Ende gab es noch eine Riesenüberraschung. Einige Zuschauer glaubten zunächst an eine Erscheinung… sollte es tatsächlich der „Man In Black“ sein? Blackmore und Morse auf einer Bühne?
Es war tatsächlich ein Blackmore, nämlich Jürgen Richard Blackmore, der Sohn des ehemaligen Deep Purple-Gitarristen. Und gemeinsam ging es nun in den bekannten Riff: „Dö, dö, dööö, dö dö dödö…“

Und der Rest war Paaaahdie.

Hamburger Abendblatt (29.11.2010): Leider kein Wort über J.R.Blackmore, wahrscheinlich blieb der Reporter nicht bis zum Ende. Schade eigentlich….
Pressestimmen

Eine Reise in die Rock-Vergangenheit

Die Kultband Deep Purple spielte auf dem zweistündigen Konzert in der Sporthalle nicht nur die Songs, auf die alle gewartet hatten.

(Quelle: Alexander Josefowicz, Hamburger Abendblat-online, 28. November 2010, 12:27 Uhr)

"Dö, dö, dööö, dö dö dödö...“ Auch auf dem Weg nach Hause begleitet viele der 5500 Fans dieses eine Lied. Dieses Lied, bei dem man sich fragt, ob Deep Purple es nicht langsam, aber sicher verfluchen: „Smoke On The Water“, die Geschichte des brennenden Casinos von Montreux, darf bei keinem Konzert der alten Herren fehlen. Genauso wenig wie „Highway Star“ oder „Black Night“. Und auf die gut gelaunte Rentnertruppe ist Verlass, natürlich spielen sie alle drei Songs. Und umgeben diese mit einem knapp zweistündigen Rockkonzert der alten Schule, das die Sporthalle für einen Abend in eine Zeit zurückversetzt, als Gebäude, Musiker und Fans noch jung waren: kaum Ansagen, dafür minutenlange Soli. Und eine nach modernen Maßstäben fast schon schlichte Lichtshow, deren wichtigstes Element die Spots sind, mit denen der jeweils vorn stehende Musiker illuminiert wird.

Das funktioniert bei Sänger Ian Gillan besonders gut, denn der gibt optisch nicht den Rocker, steht leger in Jeans, weißen Sneakers und ebensolchem Hemd auf der Bühne, strahlt ins Publikum und freut sich. Und mit ihm freut sich das Publikum, dem alle mehr oder weniger offensichtlichen Wünsche erfüllt werden. „Hard Lovin’ Man“, „Maybe I’m A Leo“, der wirklich hervorragende – und erst sieben Jahre alte – Midtempo-Rocker „Silver Tongue“ und „Perfect Strangers“, bei dem man auch noch nach 26 Jahren die Erleichterung über die Wiedervereinigung der Hard-Rock-Vorreiter spürt, auf und vor der Bühne.

Ob als Ausflug in die eigene Vergangenheit oder als Rockmusik-Geschichtsstunde: Viel falsch machen können Deep Purple nicht. So lange sie ihre drei größten Hits spielen, dürfen sie den Rest der Zeit mit allem füllen, was ihnen einfällt. Und bislang wirkt es nicht so, als ob die stille Übereinkunft zwischen Fans und Band von einer Seite aufgekündigt werden würde.

Heavy Metal bedeutet nicht Altmetall

Scorpions
Farewell-Tour

19.11.2010, O2-Arena, Hamburg

Da geht die Post ab!

Ja, ich weiß! Die Scorps sind definitv keine Heavy Metal-Band. Aber nach diesem Konzert drängte sich dieses, sicherlich flache, Wortspiel geradezu auf.

Aber der Reihe nach. Beinahe hätte ich dieses Abschiedskonzert (?) verpasst und nur durch Zufall kam ich an die Karte. Also drängte ich mich an einem typischen Hamburger Novemberabend (Schietwetter) mit 14.000 anderen Fans in die Hamburger O2-Arena.

Fans? Na gut, ein bunt gemischtes Völkchen inklusive 3-Generationen-Familien (Opa, Kinder, Enkel), Hamburger Schickeria und letztlich auch tatsächlich ein paar Lederjacken- und Kuttenträger. Die Erstgenannten zog es auf die Sitzplätze und ich fand mich mit den Anderen im Innenraum wieder.

Dort machte ich dann die Bekanntschaft mit EDGUY, der Vorband. Die waren nett und die Zeit wurde dadurch nicht zu lang. Sorry Jungs, mehr blieb bei mir nicht hängen. Obwohl, neben mir standen ein paar echte EDGUY-Fans und die waren mehr als begeistert. Geschmäcker sind halt verschieden, oder?

Rudolf Schenker: Der Prototyp des Axeman

Und dann begannen zwei Stunden Hard-Rock mit allem was dazugehört. „Sting In The Tail“ vom aktuellen Album, Pyrotechnik, Videowände, ein Drumkit auf Hydraulikpodest und eine Band, die offenbar noch nie etwas von der tickenden biologischen Uhr gehört hat.

Es war wie ein Zeitsprung in die Hochzeit der Hardrock- und Powermetalbands. Das dort oben eine Reihe von Mitsechzigern dem Publikum einheizte, das sah nur, wer ganz vorne am Gitter stand. Die Jahre haben halt doch ein paar Spuren in den Gesichtern hinterlassen.

Dumm nur, dass viele der Fans ihre biologische Uhr wohl doch gehört haben müssen. Auch wenn die Balladen (und da gibt’s ja ein paar….) kräftig mitgesungen wurden, beim Headbangin‘ verließen die meisten die Kräfte. Und so kochte die Stimmung nicht im gleichen Maße über, wie die „Jungs“ auf der Bühne Gas gaben.

Bleibt noch ein beeindruckendes Drum-Solo von James Kottak zu erwähnen. Während dieses Rock’n’Roll-Tier (ob das Tattoo auf dem Rücken echt ist?) seine Trommeln bearbeitete, lief auf den beiden Videowänden die Discografie der Band als Kurzfilm ab: immer wieder stolperte Kottak in Sitiuationen, die den legendären LP-Covern entsprachen. Das kam gut!

Schließlich ging es mit einem gewaltigen Prost und „Black Out“ in den Endspurt!

Setlist

  • Sting In The Tail
  • Make It Real
  • Bad Boys
  • The Zoo
  • Coast To Coast
  • Loving Your Sunday Morning
  • The Best Is Yet To Come
  • Send Me An Angel
  • Holiday
  • Wind Of Change
  • Raised On Rock
  • Tease Me Please Me
  • Dynamite
  • Kottak Attack (Drum Solo)
  • Black Out
  • Six String Sting
  • Big City
  • Still Loving You
  • Rock You Like A Hurricane
  • Smoke

Fazit:
Das Konzert war jeden Cent wert und am nächsten Tag wurden erst einmal die alten Platten wieder herausgekramt.

Pressestimmen

"Still Loving You" - Scorpions rocken zum Abschied

Auf ihrer Abschiedstour begeisterten die Hannoveraner Hardrocker in der proppenvollen O2 World ein letztes Mal ihre Fans in Hamburg.

(Quelle: Tino Lange, Hamburger Abendblatt, 19. November 2010, 23:38 Uhr)

Hamburg. Erstaunlich: Als die Scorpions in den 90er-Jahren mehrfach in der Sporthalle spielten, war die Alsterdorfer Turnbutze alles andere als ausverkauft. Damals waren die Hannoveraner Rocker in Deutschland ein wenig aus der Mode gekommen und begannen, sich auf das Ausland zu konzentrieren.

Aber 45 Jahre nach Gründung der Band wollten 12.000 Hamburger Fans dann doch dabei sein, um Klaus Meine, Rudolf Schenker, Matthias Jabs, Paweł Mąciwoda und James Kottak auf ihrer letzten Tournee in der restlos gefüllten O2 World Adieu zu sagen.

Und dieses Adieu war natürlich standesgemäß. Laut. Nach dem Auftakt „Sting In The Tail“ vom gleichnamigen aktuellen Album legten die jahrelang als „Deutschlands erfolgreichster Rockexport“ abgelegten Rock-Helden der 80er und Radiohelden der Wendezeit los wie von der Tarantel gestochen: „Make It Real“, „Bad Boys Running Wild“, „The Zoo“ und das auch nach 31 Jahren mitreissende Instrumental „Coast To Coast“ führten zurück in die Zeiten der späten wilden 70er und glamourösen 80er, als sich die Scorps anschickten, weltweit die Stadien zu erobern.

Da musste mancher mitgealterte Fan am Bierstand Luft holen, um nach dem langen Balladenteil mit „The Best Is Yet To Come“, „Send Me An Angel“ und „Holiday“ zu „Wind Of Change“ ein Pfeifchen zu riskieren. „Unsere Eltern kamen mit Panzern, wir kamen mit Gitarren“, blickte Klaus Meine zurück. Was soll’s, das von den Scorpions perfektionierte Prinzip der Powerballade oder langweilige Schlagzeug- und Gitarrensolos wird man nicht vermissen, Gitarrenattacken wie „Dynamite“, „Blackout“ oder „Big City Nights“ schon eher.

Eine letzte akrobatische Band-Pyramide, eine letzte Runde mit „Still Loving You“ und „Rock You Like A Hurricane“ und dann verzog sich nach zwei Stunden und „When The Smoke Is Going Down“ der Rauch zahlreich abgefeuerter Pyro-Effekte..

Mach es gut, Klaus! Um es mit den Klamauk-Rockern von J.B.O. zu sagen: Sie wissen schon, welchen Klaus ich Meine.

Zum Feste nur das Beste!

Lotto & Pape
100jähriges Jubiläum des TuS StuSie

24.09.2010, Sievershütten, Zeltfest

Das nenne ich eine Jubiläumsfeier!

Im Nachbardorf feiert der Sportverein sein 100jähriges Jubiläum und als besonderer Bonbon wurden für die Feier Lotto King Karl und Carsten Pape gebucht.

Da kann man natürlich nicht zuhause bleiben…sollte man meinen. Aber ich hatte die beiden bereits auf der Kieler Woche erlebt. Die beiden waren echt gut. Und trotzdem… zweimal in einem Jahr? Muss das sein?

Meine bessere Hälfte meinte „Ja“ und so standen wir um 20:30 Uhr im Zelt. Die Getränkepreise waren moderat, die Musik aus der Konserve zunächst auch noch gut und dann begann um 22:10 Uhr die Fußballhymne „Football’s Coming Home“. Der Saal stieg in den Refrain ein und von nun an wurde sage und schreibe 100 Minuten mitgesungen.

Und das lag definitiv nicht (nur?) am Alkoholkonsum der Besucher. Mit dem letzte Refrain der Konserve standen Lotto & Pape auf der Bühne, bewaffnet mit Gitarre, Schellenkranz und zwei Mikros.

Stimmung, Humor, Wortwitz und eine wirklich geile Mucke ergaben schließlich solch eine Bombenmischung, dass ich am Ende meine Stimme komplett weg war (hatte ich wirklich alles mitgesungen??).

Und meine bessere Hälfte hatte natürlich recht. Die beiden kann man sich häufiger antun!

Und jetzt noch ein paar Bilder:

Lotto King Karl
Pressestimmen
Lotto & Pape kommen zur Jubiläumsparty nach Sievershütten

(Quelle: Norderstedter Zeitung vom 03.08.2010)

Zwei Dörfer, ein Klub, ein runder Geburtstag: Der Turn- und Sportverein Stuvenborn-Sievershütten feiert vom 22. bis 26. September sein 100-jähriges Bestehen.

Sievershütten/Stuvenborn. Höhepunkt des umfangreichen Rahmenprogramms anlässlich des Jubiläums ist dabei das Konzert des Hamburger Rock-Duos Lotto & Pape am Freitag, 24. September, im Festzelt auf dem Sportgelände in Sievershütten.

Einlass für das Konzert mit den Barmbeker Jungs, die mit Sicherheit zu den besten Deutsch-Rockern der Gegenwart zählen, ist um 20 Uhr, ab 22 Uhr werden die beiden Kult-Musiker Lotto King Karl und Carsten Pape den Besuchern mit ihrer rasanten Bühnenshow einheizen.

Eintrittskarten im Vorverkauf zum Preis von 12 Euro gibt es von heute an immer dienstags und donnerstags in der Zeit von 17 bis 19 Uhr bei der Geschäftsstelle des TuS StuSie (Am Sportfeld) beziehungsweise sonnabends in der Zeit von 11 bis 13 Uhr beim Edeka-Markt Groth an der Kalten Weide.

Die 679 Mitglieder des TuS StuSie sind in acht Sparten (Turnen/Gymnastik, Fußball, Tennis, Tischtennis, Handball, Tanzen, Volleyball und Badminton) sportlich aktiv. Während der Festwoche werden sich alle Abteilungen dem Publikum mit Vorführungen präsentieren. ((fb))

 

Irren ist menschlich!

Uriah Heep
The 40th Anniversary Tour

13.Dezember 2009, Hamburg, Fabrik

Gut dass Frau Mills sich damal irrte: aus heutiger Sicht ist das Unverständnis mit dem Melissa Mills das Album „Salisbury“ im Rolling Stone verriss, kaum nachzuvollziehen. “Wenn diese Band es schafft, begehe ich Selbstmord.“ beginnt sie ihre Review. Ob Frau Mills noch unter den Lebenden weilt, ist mir nicht bekannt – ganz im Gegensatz zum Objekt ihres Missfallens.

Diese Band tourt seit jetzt vierzig Jahren durch die Welt und wenn die Hallen mittlerweile auch kleiner wurden, so sorgt noch immer eine treue Anhängerschaft für ausverkaufte Konzerte und Riesenstimmung.

Uriah Heep sind weit entfernt von gruseligen „Oldie-Nächten“ und spielen regelmäßig neue Alben ein. So begann das Konzert mit einem druckvollen Weckruf („Wake The Sleeper“) der völlig unnötig war. Hatte doch die Hamburger Vorgruppe Chalice bereits für ausreichend Stimmung gesorgt, allerdings waren sie angesichts des Hauptacts schnell vergessen.

Uriah Heep gingen dann in die Vollen: Altes und Neues, laut und leise, akustische Songs und Metal-Gewitter wurden in einem gut ausgesteuerten Sound auf das Publikum losgelassen.

Und selbst ein so schwacher Song wie „Free Me“ ist live ein richtiger Pusher!

Hier einmal die komplette Setlist
(wer nicht alle Songs kennt, der kennt auch nicht alle CDs….)

Als dann nach ziemlich genau 90 Minuten die Heep-Hymne als Zugabe erklang, da gab es nur eins:

Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh Ahh Ahh AHHH, Ahh Ahh Ahh Ahh … AHHH ahh ahh AHH ahh (Ende von „Lady In Black“, aus den Lyrics auf der Uriah Heep-Homepage)

Und jetzt noch ein paar Bilder, allerdings nur mit der Handykamera aufgenommen….

Dieses Klingeln in den Ohren…

Deep Purple
40th Jubilee-Tour

06.November 2008, Kiel, Sparkassen-Arena

Da stand ich also in Kiel in der ehemaligen Ostseehalle (an die verkauften Namen der Hallen und Stadien werde ich mich wohl auch nicht gewöhnen) und wartete auf….. ja auf was eigentlich?
Von der besten Band der Welt, gab es kein neues Album und ob es nun eine „40th Jubilee-Tour“ ist, mit der das Quintett seine 40-jährige Bühnenpräsenz feiert oder irgendeine andere Tour, das bleibt sich doch eigentlich gleich? Wir sind nur alle wieder ein paar Jahre älter geworden und es gibt so viele neue Musiker und Bands die am Thron unserer alten Helden sägen. Ob sie es heute noch einmal packen würden?

Diese Frage stellten sich sicherlich auch viele Fans, denn die Halle war zwar gut besucht, aber nicht bis zum Rand voll. Auch in meinem Bekanntenkreis erntete ich nur Achselzucken oder dumme Antworten („Gibt’s die überhaupt noch?“). Also denn!

Special Guest
Zunächst erklomm aber eine Band die Bühne, von der ich am Rande schon ein paar Titel gehört, die ich aber noch nie so richtig wahr genommen hatte. Gotthard aus der italienischen Schweiz waren als Special Guest angekündigt, und das waren sie auch. Besser als manch andere Vorgruppe spielten sie ein richtig geiles Set. Einziges Manko aus meiner Sicht: die Jungs neigen sehr zum posen. Aber das haben sie dann auch richtig drauf. Hat wirklich Spass gemacht!  Die nächste CD ist garantiert von Gotthard und wenn die Jungs als Hedliner kommen, dann schaue ich mir das noch einmal an!

Und los geht’s
Und dann ging es um 21:30 Uhr endlich richtig los!
Im aktuellen Line-Up mit Ian Paice (Drums), Ian Gillan (Vocals), Roger Glover (Bass), Steve Morse (Gitarre) sowie Don Airey (Keyboards) liessen Deep Purple von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, ob sie zu alt, aus der Mode oder ausgebrannt seien.
Mit „Pictures Of Home“ ging es gleich in die Vollen und dort wo ich diesmal stand (in dritter Reihe an der Bühne) gab es kein Halten mehr!

Mag Ian Gillan auch nicht mehr alle hohen Töne sicher beherrschen, so wirkte er doch vital, gut gelaunt und in bester Stimmung. Steve Morse und Roger Glover zeigten sich in toller Spiellaune, überhaupt wirkte die ganze Band sehr homogen. Die früher berüchtigten Streitigkeiten sind wirklich Geschichte.

Hier eine Setlist aus der Erinnerung (ich hatte besseres zu tun als mitzuschreiben….):

  •  Pictures of Home
  •  Things I Never Said
  •  Into The Fire
  •  Strange Kind of Woman
  •  Rapture of The Deep
  •  Contact Lost
  •  Well Dressed Guitar
  •  Sometimes I Feel Like Screaming
  •  Wring That Neck
  •  The Battle Rages On
  •  Don Airey solo
  •  Perfect Strangers
  •  Space Truckin’
  •  Highway Star
  •  Smoke On The Water

Zugabe:

  • Hush ~ Ian Paice Solo
  •  Black Night ~ Roger Glover Solo

Fazit
Als ich dann um 23:20 Uhr halbtaub (dieses Klingeln in den Ohren fühlt sich wirklich cool an, vor allem wenn es nachlässt 😉 in die Tiefgarage ging, hatten sich einige Dinge wieder bewahrheitet:

  1. Nach „Space Truckin“ kann man Pogo tanzen!
  2.  Pogo tanzen kann Spass machen (muss aber nicht)!
  3.  Wer ein Plektrum haben will, muss schnell und agressiv sein (und darf sich auch nicht davor scheuen, sich in einer Menschenmenge auf den Boden zu schmeissen)
  4.  Mit 60 jahren muss man noch nicht alt sein (siehe die Photos!)
  5.  Der Sound ganz vorne an der Bühne ist eher suboptimal (aber HiFi geniesse ich sowieso lieber zuhause!)
  6.  Ein Purple-Konzert ist wie ein Besuch bei guten Freunden, eigentlich weiß man doch was einen erwartet!
  7. Die Parkgebühren in Kiel sind mit 2.-€ für die Veranstaltungsdauer sehr kundenfreundlich!

Und zum Schluss noch ein Dank an Paicey (auch wenn er es vermutlich nicht lesen wird): der Drumstick steht bei den Platten… see you next time!!

Pressestimmen

Rentner in Rock

Kiel - „Kiel, are you ready to rock?“ krakeelt Sänger Steve Lee von der Vorgruppe Gotthard ins Mikro. Und die Landeshauptstadt war bereit. Denn Deep Purple war in die Sparkassen-Arena gekommen, um hier ihr 40-jähriges Jubiläum zu feiern.

(Quelle: Jens Raschke, Kieler Nachrichten, 07.11.2008)

Natürlich: Runde Geburtstage waren schon immer ein guter Grund für Bands, noch einmal die Instrumente zu schultern und sich von den Fans in aller Welt ordentlich abfeiern zu lassen. Deep Purple bilden da keine Ausnahme. Selbst wenn von den Gründungsmitgliedern nur noch eines übrig ist und der angeblich 40. Geburtstag streng genommen erst der 32. ist. Denn von 1976 bis 1984 gab es die Band gar nicht.

Egal, solange es die Knochen noch mitmachen, wird gerockt. Fast alle in der Band haben die 60 bereits überschritten und sich die Rente mit rund 30 Alben und unzähligen Konzerten ehrlich und hart erarbeitet. Vor allem hart, denn Deep Purple, die ursprünglich mal Roundabout hießen und ihre Gründung der Geschäftsidee zweier findiger Unternehmer verdanken, sind und bleiben die Väter des Hard Rock. Jenes musikalischen Universums, das wie kaum ein zweites glänzende Sterne, aber auch abgrundtief schwarze Löcher hervorgebracht hat.

Eher Letzterem lassen sich auch die Herren von Gotthard zurechnen, die in der nicht ausverkauften Sparkassen-Arena die Anheizer mimen. Seit 1990 beliefert die Schweizer Gruppe ihre Anhängerschaft mit hoffnungslos überholtem Klötenrock, der wie gemacht scheint für Leute, die noch immer meinen, sie sähen sexy aus in Spandexhosen. Gotthards ganzes Gebaren, ihre vorhersehbare Musik, ihr käsemaukiges Posing sind zutiefst im 21. Jahrhundert verwurzelt. Vor Christus, wohlgemerkt.
„Kiel, are you ready to rock?“ krakeelt Sänger Steve Lee ins Mikro, während Leo Leoni, Freddy Scherer (Gitarren) und Marc Lynn (Bass) sich immer wieder breitbeinig an die Bühnenkante stellen und versuchen, ihr Publikum zum Mitklatschen zu animieren, derweil Hena Habegger am Schlagzeug den Rhythmus bolzt. Das fruchtet stets nur kurz, aber die Kieler reagieren trotzdem freundlich; wenngleich längst nicht so „oscarreif“, wie Lee es ihnen in einer seiner Anmoderationen (natürlich: zum Song „Oscar“) unterstellt.

Ach, was soll's. Man hört sich das eine Stunde lang an und möchte keine Zugabe. Dann, na endlich, Deep Purple! Ian Gillan , Steve Morse, Don Airey, Roger Glover und besagtes Urmitglied Ian Paice präsentieren über 90 Minuten lang die größten Erfolge aus 40, bzw. 32 Jahren Bandgeschichte. Und die war bekanntlich wechselhaft, vor allem, was Besetzungen betrifft. Zweimal wurde Gillan auf Betreiben von Ex-Gitarrist Ritchie Blackmore rausgeschmissen, bevor es dann 1992 endlich zur dauerhaften Bindung kam, Blackmore dafür den Hut nahm und seitdem einen auf keltischen Zupfgeigenhansel macht.

Steve Morse ersetzt ihn ebenso adäquat wie Don Airey den 2002 ausgeschiedenen Jon Lord, von dessen fauchend-barockem Orgelspiel er sich allerhand abgeschaut hat: Ob „Into The Fire“, „Strange Kind Of Woman“ oder „Hush“, Airey weiß, welche Teufel aus seiner Hammond auszutreiben sind. Das dröhnt und wabert, dass einem die Backentaschen schlackern. Nicht anders bei Roger Glovers kraftvollem Bassspiel, und auch Ian Paice erinnert sich noch ganz genau, wo an seinem Linkshänderschlagzeug die schnellen, prägnanten Rhythmen gedeihen.

Steve Morse distanziert sich indes hörbar vom eher trockenen Stil seines Vorgängers und gerät darüber immer wieder ins Gniedeln. Tja, und Ian Gillan, der arme Mann, schlägt wacker eine brutale Schlacht gegen den mauen Sound und die hohen Töne, die er gegen Ende, bei „Highway Star“, leider verliert. Macht nichts, er darf auf die Kieler Liebe zählen, vor allem als Morse endlich das berühmteste Riff der Rockgeschichte anstimmt und die Menge tanzen lässt: G, B, C – G, B, Cis, C – G, B, C – B, G. Erkennen Sie die Melodie? Auf die nächsten 40!